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Plötzlich skeptisch

Fremdeln beim Baby: Ist das ein gutes Zeichen?

Selbst den Papa kann es in der Fremdel-Phase treffen
Fremdeln ist ein vollkommen normales Verhalten: Sind wir Eltern in dieser Phase der sichere Hafen unseres Babys, kann es sich Unbekanntes neugierig, aber mit gesunder Skepsis vertraut machen. (© RyanJLane / Getty Images)

Zwischen dem 6. und 8. Monat unserer Babys können wir damit rechnen, dass sie zu fremdeln beginnen. Und Ja, die Fremdel-Phase ist für uns Eltern manchmal nicht leicht, geht aber auch wieder vorbei und ist wichtig für die emotionale Entwicklung unserer Kinder. Warum das Fremdeln beim Baby ein völlig normales Verhalten ist, wann das Fremdeln seinen Höhepunkt erreicht und wie du entspannt und im Sinne deines Kindes reagierst, wenn ihm plötzlich manche Personen nicht mehr so ganz geheuer sind oder es sich nicht mehr so viel traut. 

Vor kurzem noch lächelte dein Baby Oma und Opa, den Postboten und die Nachbarin im Hausflur freundlich an, doch plötzlich reagiert es ungewohnt skeptisch, scheu oder sogar verängstigt auf fremde Personen, ja selbst auf den Papa (oder die Mama)? Es versteckt sich hinter dir, will auf den Arm oder weint sogar bitterlich?

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Herzlichen Glückwunsch, dein Baby fremdelt!

Was es da zu gratulieren gibt? Mit dem Eintritt in die Fremdel-Phase hat dein Baby einen wichtigen Schritt in seiner Entwicklung gemacht: Es kann nun zwischen eng vertrauten und (eher) unbekannten Personen unterscheiden. Und es hat dich zu seiner engsten Bezugsperson auserkoren. Das kannst du getrost als großes Kompliment auffassen.

Ab wann fremdeln Babys?

In der Regel beginnt das Fremdeln beim Baby im achten Monat. Daher wird in der Fachliteratur auch oft von der "Achtmonatsangst" gesprochen. Es kann aber auch sein, dass dein Baby schon mit 6 oder 7 Monaten beginnt zu fremdeln – und manche Eltern finden Anzeichen dafür bereits im 4. oder 5. Monat. Den Höhepunkt erreicht das Fremdeln meist im zweiten Lebensjahr und ab dem dritten nimmt es allmählich wieder ab.

Jedes Kind macht eine Phase des Fremdelns durch. Unterschiedlich ist nur die Art und Weise sowie die Intensität, mit der es fremdelt. Einige Babys bzw. Kinder überwinden die Angst vor fremden Personen und neuen Situation schnell, andere sind über Jahre hinweg vorsichtig bei allem, was neu ist. Dass frühes Fremdeln ein Zeichen für eine hohe Intelligenz ist, wie es manchmal heißt, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Wie lange fremdeln Babys? Allgemein gesagt: Ab ca. 6 bis 8 Monaten bis hinein ins dritte Lebensjahr. Wann, wie lange und wie stark das Fremdeln beim eigenen Kind ausfällt, kann aber keiner vorhersagen.

Typisches Fremdel-Verhalten

Jedes Kind fremdelt unterschiedlich stark – und oft auch phasenweise mehr oder weniger ausgeprägt. Daran erkennst du, dass dein Kind in der Fremdel-Phase ist:

  • Nicht geheuer?! Es starrt Personen, die es eher selten sieht ängstlich an oder versteift sich in ihrer Nähe.
  • Klammern. Dein Baby sucht Körperkontakt zur engsten Bezugsperson und klebt quasi an seiner Mutter bzw. seinem Vater, um sich rückzuversichern, dass sie da sind (und bleiben).
  • Unsicher. Es verhält sich abweisend gegenüber "unbekannten" Personen, verweigert den Kontakt bei Menschen, die nicht häufig um es herum sind.
  • Große Gefühle. Mitunter weint oder schreit es, wenn seine engste Bezugsperson weggeht. Oder es bekommt schlechte Laune und zeigt sich unsicher, sobald andere Personen anwesend sind.
  • Aber: Auch ein positives Interesse und eine Neugier auf die vermeintlich fremden Personen sind typisch für das Fremdeln.
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Sobald sich dein Kind auf deinem Arm sicher fühlt, wird es die unbekannte Person genauer betrachten und sich nach einer Weile auf sie einlassen können. Letztlich bleiben Kinder kleine Entdecker – nur eben jetzt mit mehr Vorsicht. Ihnen ist nicht mehr alles gleich geheuer. Und das ist vollkommen in Ordnung.

Gehe ruhig gelassen damit um und fordere von angefremdelten Freunden und Verwandten ein, dass sie das völlig normale Verhalten deines Babys akzeptieren. Es gehört mit zur emotionalen Entwicklung. 
Gut zu wissen

Kinder fremdeln unterschiedlich

Oft hängt die Aufgeschlossenheit des Kindes auch mit seiner aktuellen Befindlichkeit und seinen Erfahrungen zusammen. Abhängig ist das Fremdeln zum Beispiel davon, wie sich die fremden Personen dem Kind nähern (zu laut, zu schnell, zu aufdringlich?) und wie du als Bindungsperson mit diesen Menschen umgehst. Kinder von kontaktfreudigen Müttern fremdeln daher oft weniger als Kinder, deren Mütter selbst eher zurückhaltend sind. Aber das muss auch nicht sein.

Fremdeln ist kein Ergebnis falscher Erziehung

Fremdeln entsteht nicht durch Kindererziehungsfehler, sondern ist Ausdruck eines wichtigen neuen Entwicklungsschrittes. Die Sinneswahrnehmung des Babys differenziert sich: Das Kind kann nun zwischen Vertrautem und Fremdem zu unterscheiden. Es vertraut nicht mehr blind allem und jedem, sondern entwickelt eine gesunde Skepsis Neuem gegenüber. 

Dieses Misstrauen ist eine prima Kindersicherung der Natur. Denn die neu erwachten Ängste sorgen dafür, dass das Baby stets in der Nähe von vertrauten Menschen bleibt. Seine wichtigste Bezugsperson fungiert dabei als sicherer Hafen. Das ist in der Regel die Person, an die es am sichersten gebunden ist, weil sie feinfühlig und verlässlich auf seine Bedürfnisse reagiert und viel Zeit mit ihm verbringt.

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Babys Rettungsinsel darf anfangs nie ganz außer Sichtweite sein. Das kann dich als Mama oder Papa ganz schön fordern, schützt dein gerade mobil gewordenes Baby aber vor Situationen, denen es allein nicht gewachsen ist.

Umgekehrt ist es auch nicht ganz easy, die Nummer 2 zu sein. Denn das kann wehtun, egal ob es sich um Mama oder Papa handelt. Das Kind meint es nicht böse. Erfahrungsgemäß wird es auch schnell wieder besser, wenn "abgelehnte" Bezugspersonen sich zwar nicht aufdrängen, aber immer wieder da sind und sich um das Kind bemühen. So stärkt ihr die Bindung – und das Fremdeln ist irgendwann kein Thema mehr.

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Wie sollten Eltern aufs Fremdeln ihres Babys reagieren?

Dass die Übergangsphase vom fröhlichen Wonneproppen zum verschreckten Angsthäschen nicht immer leicht ist, kennen wir nur zu gut. Oft ist uns Eltern das neue abweisende oder klammernde Verhalten des Kindes gegenüber den "fremden" Personen unangenehm – auch, weil diese ja gar nicht immer so fremd, nur eben nicht der aktuelle Lieblings-Mensch sind.

#1 Die erste Regel: kein Zwang!

Macht euch zum Anwalt eures Babys. Verteidigt seine Ängste vorbehaltlos. Zwingt es also zu nichts, schon gar nicht dazu, Oma einen Kuss zu geben. Gib dein Kind auch nicht in die Arme einer anderen Person, wenn es das nicht möchte. Denn:

Im schlimmsten Fall verliert dein Kind bei solchen Aktionen das Vertrauen in dich als sicheren Hafen. Es versteht sich von selbst, dass du die Angst deines Kindes aus demselben Grund auch nicht ins Lächerliche ziehst, herunterspielst oder bestrafst. Nimm es in seiner Angst ernst.

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Lasse deinem Kind einfach Zeit, von sich aus Kontakt zur Person aufzunehmen. In "brenzligen" Situationen, das heißt, wenn sich dein Kind beispielsweise versteift und augenscheinlich nicht weiß, wie es reagieren soll, dann "rette" es, indem du es auf den Arm oder an die Hand nimmst. Natürlich kann auch ein behutsames Erklären, wer die neue Person ist, nicht schaden.

Und wenn dein Kind beobachten kann, dass du mit der Person vertraut bist, ihr euch nett unterhaltet und lacht, merkt es schnell: Mama oder Papi finden den oder die ja ganz gut, dann kann ich mich auch mal langsam rantrauen …

#2 Kläre über das Fremdeln auf

Damit sich die "abgewiesene" Person nicht vor den Kopf gestoßen fühlt, kläre sie ruhig über die völlig normale Reaktion deines Kindes auf. Diese hat weder etwas mit Antipathie noch mit einem unsozialen oder gar bösartigen Wesen zu tun. Wenn dein Gegenüber selbst Kinder hat, wird er/sie das auf jeden Fall verstehen und das Verhalten aus eigener Erfahrung kennen.

Bitte fremde oder plötzlich angefremdelte Personen um Geduld und ruhig auch darum, eine gewisse Distanz zu deinem Kind zu wahren. Bei vorsichtigem, freundlichem Annähern ohne Druck und Zwang fallen die Abwehrreaktionen oft geringer aus.

Schuldgefühle? Nicht nötig. Zieht euch diesen Schuh nicht an. Nehmt die Enttäuschung von abgemeldeten Großeltern oder Vätern hin – auch die Gefühle der Erwachsenen sind nachvollziehbar. Aber: Im Unterschied zum Kind können sie die Situation einordnen. Vertröste alle, die sich kurzfristig vom Fremdelkind zurückgewiesen fühlen: Es kommen bald wieder andere Zeiten.

#3 Hab Geduld und sitze die Fremdel-Phase aus

Gegen das Fremdeln kann man nicht viel machen. Früher oder später geht die Phase von allein vorüber, da muss man als Eltern(teil) eben durch. Übrigens, die Angst vieler Eltern, das Baby würde durch zu viel Schutz unselbstständig werden, ist unbegründet.

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Wir können Babys nicht verwöhnen. Unbegrenzte Liebe und Sicherheit, die es durch seine engsten Bezugspersonen erfährt, lassen das Kind später umso selbstbewusster und eigenständiger werden. Und wünschen wir uns dieses Gefühl nicht selbst auch als Erwachsene? 

Gut zu wissen: Wenn sich das Fremdeln auch im älteren Kleinkindalter nicht bessert, sondern sogar immer schlimmer wird, dann sprecht doch mal mit eurer Kinderärztin. Vielleicht hat sich bei eurem Kind auch eine Verlustangst entwickelt – und es wäre gut, sich darum frühzeitig zu kümmern.

"Wurzeln geben und Flügel verleihen" – dieses Motto nehmen sich viele Eltern zu Herzen. Geht es euch genauso, findet ihr vielleicht wertvolle Inspiration in der Montessori-Pädagogik. Worum es da geht, seht ihr in unsrem Video:

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Test: Ist mein Kind hochsensibel?

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