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Umstritten

Plazenta essen: Ist das Verspeisen des Mutterkuchens gesund oder gefährlich?

Plazenta essen: Kapsel mit Plazentagewebe

Die Plazenta essen nach der Geburt: Seit Jahren wird davon gesprochen. Während manche auf den gesundheitsfördernden Effekt schwören, warnen andere vor Gefahren für Mutter und Stillkind. Doch was stimmt nun wirklich?

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Kurze Zusammenfassung: So funktioniert das Wunderorgan Plazenta

Eines vorweg: Grundsätzlich ist die Plazenta ein wahres Wunderorgan: Während der Schwangerschaft sorgt sie dafür, dass das ungeborene Baby mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird, die sein Überleben sichern und seine Entwicklung möglich machen.

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Dazu gehören:

Außerdem werden wichtige Antikörper über die Plazenta von der Mutter zum Baby weitergegeben. Diese sichern nach der Geburt den Nestschutz.

Warum kann das Plazenta essen schädlich sein?

Die rund 15 bis 20 cm große und 500 g schwere Plazenta schützt das Ungeborene auch vor Schadstoffen und fungiert sozusagen als Filter. So kann es sein, dass in einem Mutterkuchen Bakterien, Blei- oder Quecksilber-Rückstände oder toxische Schadstoffe aus Feinstaub gefunden werden. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft zum Beispiel an B-Streptokokken erkrankt, können die Keimen eventuell auch noch nach der Geburt in der Plazenta sein.

Und das ist auch der Grund, warum der Trend "Plazenta essen" höchst umstritten ist: Isst man den Mutterkuchen nimmt man diese Schadstoffe wieder in seinen Körper auf. Und überträgt sie im Zweifelsfall über die Muttermilch doch noch an sein Kind.

Woher kommt der Trend Plazenta essen?

Mit nach Hause nehmen und ein Bäumchen darauf pflanzen: Diesen Brauch habt ihr bestimmt schon oft gehört. Die Plazenta in irgendeiner Art und Weise zu nutzen, diesen Brauch gibt es schon sehr lange. Zum Beispiel wurden noch bis in die 1980er-Jahre Plazenta-Präparate als Hautcremes verkauft. Erst als AIDS sich weltweit immer mehr ausbreitete, wurden sie vom Markt genommen.

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Doch auch das Plazenta essen wurde schon lange und immer wieder propagiert. Es gibt sogar einen Fachbegriff dafür: Plazentophagie. Zuletzt hatten Prominente wie Kim Kardashian 2015 einen wahren Trend ausgelöst, als sie verkündete, den eigenen Mutterkuchen zu verspeisen.

Übrigens: Was für uns reichlich abstrus und auch ein bisschen eklig klingt, ist bei manchen Tierarten, zum Beispiel Kühen und Ziegen, ein ganz normaler Vorgang. Man geht davon aus, dass sie es tun, um die Nährstoffe, die sich in der Plazenta befinden, aufzunehmen. Aber auch, um Verwesungsgeruch zu verhindern, der (für das Junge) gefährliche Raubtiere anlocken könnte.

In welcher Form kann man die Plazenta essen?

Die Plazenta kann man in vielen Formen zu sich nehmen: einfach roh, gekocht – im Internet gibt es zahlreiche Plazenta-Rezepte – oder in einen Smoothie gemixt. Es gibt aber auch Firmen, die den Mutterkuchen so verarbeiten, dass er in Kapselform geschluckt werden kann. Beliebt sind auch homöopathisch aufbereitete Plazenta-Nosoden in Kügelchen-Form.

Viele Online-Apotheken bieten diesen Service an. Dafür nimmt man ein Röhrchen mit zur Entbindung, in das ein kleines Stück Plazenta gelegt wird. Dieses schickt man dann ein und bekommt wenig später die Globuli aus seinem Mutterkuchen, die von Mama und Kind eingenommen werden können.

Linktipp: Wer ganz neugierig ist, der kann bei Spiegel-Online in einer Bildergalerie nachschauen, wie aus dem blutigen Mutterkuchen Kapseln mit Plazentagewebe hergestellt werden.

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Wie schmeckt die Plazenta?

Sie schmeckt nach Eisen, nach sehr blutigem Steak – das konnten wir zumindest in verschiedenen Plazentophagie-Foren nachlesen.

Welche gesundheitlichen Vorteile soll das Plazenta essen bringen?

Glaubt man den Befürwortern des Plazentaessens, gibt es eine ganze Reihe von positiven, gesundheitlichen Effekten. Zum Beispiel:

  • Verhinderung von Wochenbettdepression
  • Förderung der Milchproduktion
  • Linderung von Schmerzen
  • Stärkung des Immunsystems
  • Förderung einer schönen, gesunden Haut
  • Hilfe bei Migräne
  • Linderung von Neurodermitis
  • Unterstützung vom Abnehmen nach der Schwangerschaft

Ist der Nutzen davon, die Plazenta zu essen, wissenschaftlich belegt?

Nein. Unter anderem hat es sich Psychiaterin Crystal Clark von der Northwestern University in Chicago zur Aufgabe gemacht, das Thema aus wissenschaftlicher Sicht anzugehen. Sie wühlte sich durch medizinische Datenbanken und trug alle Studien, die es zu dem Thema gibt zusammen. Ihr Fazit, dass sie im Fachblatt Archives of Women's Mental Health veröffentlichte: „Es gibt keine Studien, die den Nutzen für den Menschen belegen."

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Wie gefährlich ist das Plazenta essen wirklich?

Aber schaden kann es auch nicht, oder!? Schließlich berichten viele Mütter so positiv darüber – auch Promi-Mamas wie Schauspielerin Gaby Hoffmann, Model Monica Ivanca und Moderatorin Charlotte Würdig. Doch Clark und ihre Kolleg*innen warnen davor. Die möglichen Risiken, seien ebenso wenig erforscht wie der Nutzen der Plazentophagie. Und führt man sich nochmal vor Augen, dass die Plazenta während der Schwangerschaft eben auch Schadstoff-Filter für das Ungeborene ist (siehe oben), macht das durchaus Sinn. Clark fügt hinzu: „Es gibt keine Vorschriften, wie die Plazenta gelagert, zubereitet und dosiert wird. Die Frauen wissen nicht, was sie zu sich nehmen." So kann es leicht zu Verunreinigungen wie im anfangs genannten Fall kommen, die sowohl Mutter als auch Kind schaden können.

Ein Beispiel, in dem das Plazenta essen ein Baby in Lebensgefahr brachte, kursierte vor ein paar Jahren in den Medien: Laut einer Meldung der US-Gesundheitsbehörde ließ sich eine Mutter aus dem US-Bundesstaat Oregon nach der Geburt ihre Plazenta aushändigen und zu Pillen verarbeiten. Pillen, die ihrem frischgeborenen Baby fast das Leben kosteten. Denn dieses erkrankte an einer bakteriellen Blutvergiftung mit B-Streptokokken und musste mit Antibiotika behandelt werden.

Und das gleich zweimal, denn erst beim zweiten Krankenhausaufenthalt kamen die Ärzte der Ursache der Erkrankung auf die Spur: Die Plazenta-Pillen, die die Mutter dreimal täglich genommen hatte, waren mit Streptokokken verunreinigt. Beim Stillen hatte sich das Neugeborene dann über die Haut der Mutter mit den Erregern angesteckt und ist so in Lebensgefahr geraten.

Sicher, dieser Vorfall ist ein Einzelfall. Doch theoretisch kann er sich jederzeit wiederholen. Letztendlich müsst ihr selbst entscheiden, ob ihr eure Plazenta essen wollt – oder lieber darauf verzichtet.

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Quellen: Baby-und-familie.de, T-online.de, Stern.de

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Bildquelle: The Washington Post via Gettyimages

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