Ritter waren reitende Krieger. In schwerer Rüstung zogen sie in den Kampf. Aber hatten sie noch andere Aufgaben? So verlief ein typischer Tag in ihrem Leben
Wie sah ein Tag eines Ritters im Mittelalter aus?
Ritter gab es zwischen dem 8. und 15. Jahrhundert nach Christus. Es war ein Beruf. Anfangs wurden zunächst adelige Grundherren als Ritter benannt, im Laufe der Zeit durften sich auch Hofbeamte dem Rittertum anschließen. Ganz entgegen unseren Vorstellungen zogen die Ritter nicht täglich in blitzender Rüstung hoch zu Ross in die Schlacht, sondern hatten viele weitere Aufgaben. Viele alltägliche Arbeiten fielen in ihr Aufgabengebiet, so galt es beispielsweise, die Bauern bei ihren Arbeiten (Ernten, Säen, Düngen, Weinlese) zu überwachen. Ebenso waren die Ritter leidenschaftliche Jäger. Dies diente nicht nur der Nahrungsbeschaffung, sondern zählte zugleich zu ihren statusgemäßen Freizeitbeschäftigungen. Beim Erlegen des Wildes konnten sie ihren Mut und ihre Tapferkeit zur Schau stellen. Vor allem zeigten sie auf der Jagd ihr Geschick im Umgang mit der Waffe, welchen die Rittern bereits als kleine Kämpfer erlernten.
Insbesondere junge Ritter stellten ihr Talent bei Turnieren auf den Prüfstand. In Rüstung zu Pferd und ausgestattet mit Waffen traten die Jungritter in drei verschiedenen Kampfspielen namens „Buhurt“, „Tjost“ oder „Turnei“ gegeneinander an, um ihre Kriegstechniken zu demonstrieren. In den Wintermonaten klangen diese Turniere häufig mit rauschenden Festen aus, in denen sie sich an einem reichhaltigen Mahl mit zahlreichen Gästen vergnügten. Bei Musik und Tanz genossen die Ritter diese Feierlichkeiten. Ansonsten verbrachten sie die Winterabende mit der Familie, in denen Spiele wie Blinde Kuh, Schach oder Hasch mich gespielt wurden. Sobald der Frühling einzog, hieß es für die Ritter wieder, sich in Kampfstellung zu bringen.
Wie lebten Ritter?
Einen Ritter stellen wir uns zumeist in einer großen und beeindruckenden Burg vor, doch das ist ein Trugschluss. Die meisten Ritter besaßen lediglich ein einfaches Steinhaus. Die Ritter, die tatsächlich auf einer Burg lebten, waren in den meisten Fällen lediglich Angestellte und Mitarbeiter eines Burgherren. Eine Burg war außerdem alles andere als luxuriös, sie diente vornehmlich als Schutz vor Angreifern. Sie war nur dürftig möbliert und bestand aus vielen engen Kammern, die hauptsächlich dazu dienten, Kriegsgeräte zu behausen. In einer Burg war es auch nicht besonders gemütlich und eher klamm und kühl. Es wurde lediglich mit Holz in offenen Kaminen geheißt, welches keine wohlige Wärme in den großen Gemäuern schaffen konnte. Dies führte unweigerlich zu Ungeziefer wie Ratten und Mäusen. Läuse, die die Köpfe der Burgbewohner besiedelten, quälten die Ritter, ihre Familienmitglieder und die Dienstboten. Zur damaligen Zeit waren die hygienische Umstände nicht vergleichbar mit heute. Nur wenige Burgen verfügten über Badestuben, die mit Badebottichen ausgestattet waren. Das warme Wasser musste zuvor ebenfalls über dem Feuer erhitzt werden.
Wovon ernährten sich Ritter?
Üppige Mahlzeiten an großen Tafeln, wie es uns bildlich suggeriert wird, waren selten. Das wichtigste Nahrungsmittel des Rittertums bestand aus Getreide wie Weizen, Dinkel oder Hirse, das als Brei aufgetischt wurde. Brot wurde zumeist sogar als Teller für die Fleischmahlzeiten benutzt. Ritter verzehrten relativ viel Fleisch, jedenfalls im Vergleich zu ärmeren Menschen in der Zeit des Mittelalters. Ihre Wahl fiel zumeist auf Rind, Schwein oder Wildfleisch. Es gab auch Süßigkeiten in Form von Konfekt und Dörrobst, oder die Speisen wurden mit Honig gesüßt, was sich allerdings nur die Wohlhabenden leisten konnten. Ebenso beliebt waren Gewürze. Diese dienten auch dazu, den Geschmack und Geruch von bereits verdorbenen Fleisch- oder Fischmahlzeiten zu überdecken. Orientalische Gewürze wie Ingwer, Zimt oder Safran konnten sich jedoch nur Höherrangige erlauben zu genießen.
Wie sah die Kleidung der Ritter aus?
Während die Ritterfrauen durchwegs lange Kleidung trugen, wechselte die Kleiderlänge der Männer häufig im Laufe der Geschichte. Während die Ritter im 10. Jahrhundert ein knielanges Kleid trugen, reichten ihre Kleider im 11. Jahrhundert bis zum Boden. Im 14. Jahrhundert verkürzte sich ihre Garderobe erneut bis zum Knie und legte ihre Beine nahezu im Mini frei, um ihre schön geformten und gestählten Beine zu demonstrieren. Ihre Kleidung setzte sich im Vergleich zu den arbeitenden Bauern farblich ab. Während die Bauern einfache Kleidung in dezenten und gedeckten Farben trugen, zeigten sich die Ritter stets sehr farbenfroh. Teure Stoffe, grelle Farben und sogar verschieden farbige Beinlinge waren keine Seltenheit. Eine Mischung aus gestreift und gemustert komplementierte ihre Kleiderwahl.
Wie du nun erfahren konntest, hatten Ritter weit mehr Aufgaben, als in blitzender Rüstung in den Kampf zu ziehen. Häufig dienten sie als Angestellte hochrangiger Burgbesitzer und übernahmen dort die Überwachung der Bauern. Ebenso waren sie als Jäger aktiv, was in erster Linie der Nahrungsbeschaffung galt. In ihrer Freizeit nahmen sie an Turnieren teil, um ihre kämpferischen Talente zu messen, feierten rauschende Feste bei Musik und Tanz oder widmeten sich an dunklen Winterabenden der Familie. Der Unterhalt der Dächer, Mauern und Tore der Burg nahm viel Zeit in Anspruch.
Gar nicht so einfach: Wie gut verstehst du die Sprache des Mittelalters?