Die meisten Erwachsenen konsumieren täglich Milch oder Milchprodukte: Im Kaffee, Müsli, als Joghurt, Käse oder in der Soße. Klar, dass viele Eltern verunsichert sind, wenn sie von ihrer Hebamme hören, dass ihr Baby erst einmal keine Kuhmilch trinken darf. Ab wann dürfen Babys denn Milch trinken und wie viel, fragen sie sich dann. Wir haben zusammen mit Ernährungsexpertin Lia Carlucci* alle Antworten rund ums Thema Kuhmilch fürs Babys für euch gesammelt.
Ab wann dürfen Babys Kuhmilch trinken?
In den ersten sechs Monaten sollen Babys nichts anderes als Muttermilch oder Premilch bekommen. Jede Muttermilch ist optimal auf den eigenen Nachwuchs abgestimmt. Heißt: Unsere Muttermilch ist perfekt für unser Baby. Kuhmilch ist perfekt für Kälbchen. Ziegenmilch perfekt für kleine Zicklein…
Kann oder will eine Menschenmama nicht stillen, kann sie heutzutage glücklicherweise auf Premilch zurückgreifen. Diese ist der Muttermilch möglichst ähnlich, sodass euer Baby auch damit bestens versorgt ist. Eine Tiermilch oder eine pflanzliche Alternative sind im ersten Lebensjahr absolut kein Ersatz für Muttermilch oder Premilch.
Ab dem sechsten Monat dürfen Babys kleine Mengen an Kuhmilch in ihren Breimahlzeiten zu sich nehmen. Es sollte aber weiterhin keine zusätzliche Kuhmilch zu trinken geben. Im ersten Jahr, ab Beikostreife, sollten Babys neben Muttermilch oder Premilch höchstens ein paar Schlucke Wasser trinken.
Oft empfehlen Kinderärzte und Kinderärztinnen schon ab dem 4. Monat mit der Beikost zu beginnen. Neue Empfehlungen (die bei vielen Ärzten und Ärztinnen noch nicht angekommen sind) raten aber bis zur Vollendung des 6. Monats (bzw. 180 Tage ab ET) zu warten, bevor das Kind etwas anderes als Muttermilch oder Premilch bekommt. Wichtig ist auch, dass euer Kind alle Beikostreifezeichen erfüllt, bevor ihr es mit Brei oder BWL (Baby-Led Weaning) in die Beikost einführt.
"Warum genau 6 Monate bzw. 180 Tage? Solange dauert es etwa, bis der Darm eines Babys voll ausgereift ist und es andere Nahrung als Mutter- oder Premilch richtig verarbeiten kann. Ein zu früher Beikoststart kann im späteren Leben zu Darmproblemen führen." (Ernährungsexpertin Lia Carlucci)
Kuhmilch fürs Baby: Gesund oder schädlich?
Wenn euer Baby beikostreif ist, schadet ihm eine kleine Menge Milch im Getreidebrei nicht. Dennoch sollte Milch im ersten Lebensjahr sehr vorsichtig dosiert werden. Kuhmilch enthält viel mehr, nämlich etwa dreimal so viel, Eiweiß als Muttermilch und Pre. Ein Baby kann noch nicht so viel Eiweiß verarbeiten und überschüssiges Eiweiß muss über die Nieren abgebaut werden. Die kleinen Nieren schaffen es aber noch nicht, eine größere Menge an Eiweiß zu verarbeiten, weshalb Babys nicht zu viel Milch und andere eiweißhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Ei und Käse essen sollten.
Folgende Probleme kann Kuhmilch fürs Babys unter sechs Monaten bzw. einem Jahr mit sich bringen:
- Zu viel Eiweiß belastet die Nieren
- Es kann Kuhmilchallergin begünstigen
- Sie enthält nicht die richtige Nährstoffzusammensetzung für Babys
Wie viel Kuhmilch fürs Baby im ersten Lebensjahr?
1. bis 6. Monat:
- Euer Baby sollte ausschließlich Muttermilch oder Premilch bekommen
Ab dem 7. Monat:
- Maximal 50 bis 100 ml Milch (dazu zählen auch andere Milchprodukte wie Joghurt) als Bestandteil einer Breimahlzeit (Getreidebrei)
Ab dem 9./10. Monat:
- Maximal 100 ml Milch oder Joghurt am Tag
Ab einem Jahr (ab dem 13. Monat):
- Maximal 200 bis 300 ml Milch, Joghurt, Käse und Quark am Tag
Hinweis: Käse und Quark sollten erst nach dem ersten Geburtstag gefüttert werden.
Ab wann darf Kuhmilch dem Baby als Getränk angeboten werden?
Expert*innen empfehlen, die Kuhmilch erst ab Ende des ersten Lebensjahres zum Trinken im Becher anzubieten. Ihr könnt ein kleines Glas zum Essen servieren, sodass euer Nachwuchs die Milch genießt, die Sättigung aber anderweitig erhält. Denn Kuhmilch sollte nicht als Getränk gesehen werden, sondern als Nahrungsmittel. Wenn ihr vom ersten bis zum dritten Lebensjahr die 300 Milliliter-Marke nicht überschreitet, seid ihr auf der sicheren Seite. Und falls die Kuhmilch den Kleinen nicht schmeckt, bleibt entspannt. Es gibt alternative Lebensmittel, um die in der Milch enthaltenen Nährstoffe, wie das wichtige Kalzium, aufzunehmen. Hierzu zählen beispielsweise:
- Frischkäse
- Joghurt
- Hülsenfrüchte
- Tofu
Welche Kuhmilch kann ich meinem Baby geben?
Generell ist es ratsam, Babys und Kleinkindern nur pasteurisierte beziehungsweise hoch erhitzte Milch zu geben. Durch Rohmilch kann eine Bakterieninfektion ausgelöst werden, die besonders bei Kindern und Schwangeren zu vermeiden ist. Frische Vollmilch mit 3,5% bzw. 3,8% ist die erste Wahl. Ihr könnte aber auch mal H-Milch mit vollem Fettgehalt verwenden. Wenn ihr doch Rohmilch nehmen wollt, müsst ihr diese vor der dem Konsum abkochen.
Löst Kuhmilch bei Babys Allergien aus?
Kuhmilch kann Allergien wie Milcheiweißallergie und Neurodermitis auslösen, muss aber nicht zwingend. Tatsächlich gehört Kuhmilch zu einer der häufigsten Allergien bei Babys und Kleinkindern. Dennoch ist nur eines von 350 Kindern betroffen. Bei einer Kuhmilchallergie reagiert das Immunsystem des Babys auf die Eiweiße der Milch. Das kann übrigens auch schon passieren, bevor das Baby selbst noch gar keine Kuhmilch bekommt. Hat euer Säugling von Anfang an eine Milcheiweißallergie, kann es auch Symptome entwickeln, wenn es gestillt wird und die Mutter Milch konsumiert. Zwar wird Muttermilch nicht aus dem Mageninhalt der Mutter, sondern aus dem Blut gebildet, aber eben jene Allergenestoffe der Milch gehen auch ins Blut und damit auch in die Muttermilch über.
Übrigens verschwindet eine Milcheiweißallergie bei den meisten Kindern wieder von ganz alleine. Mit Schuleintritt ist bei den meisten Kindern nichts mehr von der Milchallergie zu bemerken.
"Eine Milcheiweißallergie ist etwas anderes als eine Laktoseunverträglichkeit. Bei Erstem reagiert das Immunsystem auf die Eiweiße in der Milch. Bei einer Unverträglichkeit von Laktose (Milchzucker) fehlen dem Körper bestimmte Enzyme zum Aufspalten des Milchzuckers. Eine Laktoseintoleranz trifft häufig erst bei älteren Kindern oder Erwachsenen auf. Babys und Kleinkinder sind hiervon seltener betroffen.” (Ernährungsexpertin Lia Carlucci)
Wie erkenne ich eine Milcheiweißallergie bei meinem Baby?
Folgende Symptome können auf eine Allergie auf Milcheiweiß bei eurem Baby hindeuten:
- Hautausschlag
- Ekzeme
- Juckreiz
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Erbrechen
- Durchfall
- Veränderter Stuhl (schleimig oder blutig)
- Neurodermitis
- Eventuell sogar Atemnot und Schwellungen
Manchmal sind die Symptome schwer zu deuten, da viele Babys gerade in den ersten Monaten mit Blähungen und Bauchschmerzen zu tun haben, weil sich der Darm noch einarbeiten muss. Habt ihr jedoch den Verdacht, dass hinter der Unruhe eures Babys, insbesondere wenn noch weitere Symptome dazu kommen, eine Milchallergie steckt, dann sprecht eure*n Kindermediziner*in an.
Macht Kuhmilch bei Babys Blähungen?
Wenn dein Baby keine Unverträglichkeit hat, kommen die Blähungen deines Babys nicht von der Kuhmilch. Meist leiden Babys besonders in den ersten Monaten unter Blähungen und Bauchschmerzen, den sogenannten Drei-Monats-Koliken. Auch zu viel geschluckte Milch beim Stillen oder Fläschchen trinken kann zu Blähungen führen.
Brauchen Babys Kuhmilch?
Bis zum 6. Monat brauchen Babys auf keinen Fall Kuhmilch. Im Gegenteil, Kuhmilch ist bis zum Beikoststart nichts fürs Babys. Um das Baby dann mit allen wichtigen Nährstoffen wie z. B. Kalzium zu versorgen – in der Regel wird mit steigender Beikostmenge die Muttermilch- bzw. Premenge reduziert – wird eine geringe Menge Kuhmilch pro Tag empfohlen. Die Betonung liegt hier auf “eine geringe Menge”. Genaue Angaben dazu findet ihr oben im Text.
Wer sein Kind vegan ernähren will, kann dies selbstverständlich tun. Dafür sollte man sich aber wirklich gut mit Ernährung auskennen und wissen, mit welchen pflanzlichen Lebensmitteln sich die fehlenden Nährstoffe ersetzen lassen. Hier können Bücher und eine gute vegane Ernährungsberatung, am besten speziell für Kinder, helfen.
Kann ich meinem Baby statt Kuhmilch auch Milchalternativen geben?
Pflanzliche Milchalternativen wie Hafermilch, Sojamilch, Mandelmilch, Erbsenmilch etc. sind kein Ersatz für Kuhmilch, da sie eine andere Zusammensetzung der Nährstoffe haben. Wer seinem Kind keine Kuhmilch geben möchte, sollte diese daher nicht einfach mit einer Pflanzenmilch ersetzen. In diesem Fall wäre es wichtig, sich die genauen Mengen der Nährstoffe in der Kuhmilch für das Alter deines Nachwuchses anzusehen und diese dann durch eine Kombination von Pflanzenmilch mit weiteren Lebensmitteln auszugleichen.
Das liest sich kompliziert und ist auch in der Praxis nicht ganz einfach. Es ist aber nicht unmöglich und auch nicht schädlich, sein Kind von Anfang an vegan zu ernähren, aber ihr müsst genau wissen, was ihr da tut. Einfach so alle tierischen Produkte wie Milch, Eier und Fisch wegzulassen, kann zu einer Mangelernährung eures Kindes und zu gesundheitlichen Folgeschäden führen.
“Milchalternativen sind kein 1:1 Ersatz. Aber sie haben gegenüber Kuhmilch den Vorteil keine Wachstumshormone zu enthalten. Wichtig ist, dass die Pflanzenmilch mit Calcium angereichert ist. Es gibt inzwischen auch Alternativen, z.b. aus Reis + Erbsen, die fast identische Nährstoffprofile haben wie Kuhmilch.” (Ernährungsspezialistin Lia Carlucci)
*Lia Marlen Carlucci ist studierte Ernährungswissenschaftlerin. Sie hat außerdem u.a. Nutrition Hub, das größte europäische Netzwerk für Ernährungsexpert*innen gegründet und war Ernährungsexpertin für das Micky-Maus-Heft.
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