Neuschwanstein gilt als Inbegriff der romantischen Ritterburg. Doch tatsächlich wurde dieses märchenhafte Schloss nie fertiggebaut und kaum bewohnt.
Burgen und Schlösser sind historische Denkmäler, die noch heute mit ihrer wechselvollen Geschichte begeistern. Ganz egal, ob es sich um die größte oder längste Burg handelt, oder um die erste Burg, die eigentlich als Schloss gilt. Sie alle haben eine packende Vergangenheit und Merkmale, die sie besonders machen. So auch Schloss Neuschwanstein, errichtet hoch auf einem Felsen. Neuschwanstein gilt als die Vorzeige-Ritterburg aus dem Mittelalter, aber es ist viel jünger. Das Schloss wurde erst ab 1869 gebaut. Die Baumeister waren Eduard Riedel und Georg von Dollmann, die sich an die Entwürfe von Christian Jank hielten. Der Auftraggeber des Schlosses, König Ludwig II. von Bayern, sollte nur für kurze Zeit etwas von seinem prunkvollen Burgschloss haben. Er verbrachte nur wenige Monate in den Räumen und Höfen des Schlosses und verstarb, noch bevor es fertig erbaut war.
Schloss Neuschwanstein bleibt unvollendet
Es sollte unvollendet bleiben – jedenfalls in dem Sinne, dass es nie so aussah, wie sein Erbauer Ludwig II. sich das vorgestellt hatte. Teile wurden abgeändert und anders gebaut, als der bayerische König sie geplant hat. Manche Partien des Schlosses wurden zur Gänze weggelassen. Als Ludwig 1886 durch einen Unglücksfall ums Leben kam, ist der Viereckturm noch eingerüstet. Die Kemenate war zu dem Zeitpunkt noch nicht mal begonnen, sie wurde erst 1892 fertiggestellt. In Ludwigs Vorstellungen und Plänen sollten die Kemenate und auch das Ritterhaus aufwändig ausgestattet werden. Doch nach seinem Tod wurden diese Schlossteile schlicht gehalten.
Welche Schlossteile blieben unvollendet?
Ursprünglich sollte das Ritterhaus naturalistisch eingerichtet werden. Die Säulen sollten aus echten Baumstämmen bestehen und die Kapitelle der Säulen sollten als Baumkronen verziert werden. Weibliche Heiligenfiguren sollten eigentlich die Kemenate schmücken. Außerdem wurde das Kernstück der Schlossanlage nicht fertiggestellt: Im oberen Hof hätte ein 90 Meter hoher runder Bergfried entstehen sollen, mit einer dreischiffigen Schlosskapelle im Unterbau. Zum Zeitpunkt von König Ludwigs Tod waren aber nur die Fundamente gelegt – und dabei blieb es. Auch ein südlicher Verbindungsflügel, der Torhaus und Kemenate verbinden sollte, wurde nicht mehr errichtet. Genauso wie der von Ludwig anvisierte Burggarten samt Terrassen und Springbrunnen.
So sieht es im Inneren des Schlosses aus
Die königlichen Wohnräume wurden größtenteils fertiggestellt. Aber der vom König vorhergesehene Maurische Saal, der sich unterhalb des Thronsaals hätte befinden sollen, wurde nicht gebaut. Ebenso ein Brautgemacht, das in der Kemenate hätte untergebracht werden sollen, mehrere Gästezimmer und der große Bankettsaal. Tatsächlich gab es aber auch zu Lebzeiten des Königs keine konkrete Pläne für zahlreiche Räumlichkeiten, die zu den privaten Gemächern gehörten. Die Räume wurden zwar mit geplant, aber nicht ihr Nutzungszweck. So kam es, dass das Schloss, dass als Inbegriff der romantischen Ritterburg gilt, gar nicht vollendet ist.