Hast du dir schon mal die Lesebrille deiner Oma aufgesetzt, und auf einmal sah die Welt ganz anders aus? Hier erfährst du, seit wann Menschen Brillen nutzen.
Schon im Mittelalter gab es erste Sehhilfen
Wenn du an eine Brille denkst, stellst du dir vielleicht ein Gestell mit Gläsern vor, das Menschen hilft, besser zu sehen. Aber die Vorgänger der Brillen sahen ganz anders aus. Brillen haben eine lange Geschichte – ihre Ursprünge gehen bis ins Mittelalter zurück. Damals hatten die Menschen noch keine Brillengläser wie heute, sondern nutzten Lesesteine. Das waren Linsen aus Glas oder Bergkristall, die wie eine Lupe funktionierten und Schriften vergrößerten. Und daher stammt auch der Name: Brille leitet sich von Beryll ab, das ist ein durchsichtiger Halbedelstein.
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Wofür brauchten die Menschen damals Lesesteine?
Weil damals Bücher noch von Hand geschrieben wurden und sehr selten und sehr wertvoll waren, gab es nur wenige Menschen, die überhaupt lesen konnten. Außerdem hatten sie kaum Zeit, um gemütlich ein Buch zu lesen. Deshalb brauchten sie auch keine Lesehilfe. Aber die Menschen gingen gern in Kirchen, die waren prächtig ausgestattet mit vielen bunten Bildern und Statuen. Manche reisten sogar weit, um in einer bestimmten Kirche eine besondere Reliquie zu betrachten. Reliquien sind Gegenstände, die einem Heiligen gehört haben sollen. Manchmal waren diese Reliquien winzig klein, zum Beispiel ein Holzsplitter, der von Jesus' Kreuz stammen sollte. Damit die Gläubigen diese Reliquie genau anschauen konnten, waren sie oft hinter einem Kristall, der so geschliffen war, dass er den Gegenstand vergrößerte. Die Lesesteine hatten also damals die Funktion einer Lupe.
Die allerersten Brillen
Die ersten Brillen, die man auf die Nase setzen konnte, wurden etwa um das Jahr 1280 in Italien erfunden. Sie sahen fast so aus, wie unsere Brillen heute, es fehlten nur die Bügel: Es waren zwei Gläser, die durch einen Rahmen aus Holz, Tierknochen oder Horn zusammengehalten wurden. Diese Brillen nannte man Nietbrillen, weil in der Mitte der Brille ein Scharnier mit Nieten, also kleinen Nägeln, befestigt war. Damit konnte man die Brille anpassen. Allerdings musste man sie beim Lesen festhalten oder an der Nase festklemmen.
Warum wurden Brillen auf einmal so beliebt?
Auf das Mittelalter folgte die Renaissance und in dieser Zeit ist auf einmal ganz viel passiert. Der Buchdruck wurde erfunden und von da an mussten Bücher nicht mehr von Hand geschrieben werden. Es war plötzlich viel einfacher, viele Exemplare eines Buches herzustellen. Und die Menschen wollten alles wissen, was ihnen vorher nicht zugänglich war. Ihnen wurde bewusst, dass Lesen und Schreiben sehr wichtig war und sie schickten ihre Kinder in die Schule. In dieser Zeit bekam die Brille Bügel und wurde zu einem weit verbreiteten Gegenstand. Irgendjemand drehte die Brillengläser für Weitsichtige um und stellte fest, dass man damit in der Ferne auch gut sehen konnte. Die Brille für Kurzsichtige war erfunden.
Brillen für verschiedene Zwecke
Über die Jahrhunderte wurden Brillen immer vielseitiger und präziser. Heute gibt es viele verschiedene Arten von Brillen: Es gibt Korrekturbrillen, aber auch Brillen mit ganz anderen Funktionen. Sonnenbrillen schützen vor dem schädlichen UV-Licht der Sonne, und Schutzbrillen bewahren die Augen in gefährlichen Berufen, etwa bei Bauarbeiten, vor Staub oder Funken. Bestimmt nutzt du gern eine Taucherbrille, um unter Wasser richtig gut zu sehen.