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Erfahrungsbericht

Deshalb war Kitafrei für uns die richtige Entscheidung

Manche Kinder brauchen und wünschen keine Kita.
Manche Kinder brauchen und wünschen keine Kita. (© Pexels/Markus Winkler)

Spätestens mit drei Jahren gehen Kinder in die Kita. Aber wie sieht der Alltag für Familien aus, die kitafrei leben? Wir geben euch einen spannenden Einblick.

Unser Weg ohne Kita – so fing er an

Unsere Familie besteht aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern, die im Abstand von weniger als zwei Jahren das Licht der Welt erblickten. Dass wir einmal kitafrei leben würden, war bei der Geburt unseres ersten Kindes überhaupt nicht vorhersehbar. Im Gegenteil, die Anmeldung erfolgte im ersten Lebensjahr, um drei Jahre später sicher einen Platz in der Wunschkita zu bekommen. Das war der Weg, den wir von unserem Umfeld kannten. Während der Eingewöhnung stellten wir aber fest, dass das nicht unser Weg ist.

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Dann kam Corona und eröffnete uns die Möglichkeit, endlich Nägel mit Köpfen zu machen und auch nach den Zwangsschließungen weiterhin ohne Kita zu leben. Dieser Weg benötigte manches Mal Mut und starke Nerven. Aber nicht, weil es anstrengender war, zwei Kinder 24/7 zu betreuen, sondern weil es genug Fremde mit Vorurteilen gab, denen man sich stellen musste. Unser Weg, der kitafreie Weg, passte zu unserer Familie, das bedeutet aber nicht, dass es für jeden passen muss oder ich andere Betreuungsformen anzweifele. Persönlich wünsche ich mir weniger Vorurteile gegenüber Eltern, die andere Wege gehen als man selbst.

Was gefiel uns an kitafrei?

Als wir den Schritt wagten, hörten wir auf die Wünsche unserer Kinder und unser Bauchgefühl. Rückblickend wären wir den Weg gerne von Anfang an gegangen und hätten unserem ersten Kind viele Tränen während einer unschönen Eingewöhnung erspart. Trotz fehlender Bring- und Abholzeiten besaß unser Alltag Routinen und einen stabilen Rhythmus. Aber benötigten die Kids nach einer unruhigen Nacht beim Frühstück mehr Zeit, war das auch nicht weiter schlimm. Wir planten den Tag in ihrem Tempo, nach ihren Interessen und Entwicklungsschritten. Der Alltag steckte voller Überraschungen, getrieben von der Neugier unserer Kinder.

Da die Kids bis heute zu den Entdeckern und Forschern zählen, verbrachten wir einen Großteil des Tages an der frischen Luft. Beim Waldspaziergang, bei Radtouren oder Spielplatzbesuchen entdeckten wir nicht nur die Natur, sondern lernten auch immer wieder nette Menschen kennen. Die Kinder malten und gestalteten nach ihren Wünschen und genossen die freien Spielzeiten als Geschwister oder mit ihren Cousinen und Freunden. Gemeinsame Zeit in der Küche zum Kochen und Backen gehörte genauso dazu, wie das Aufräumen am Ende des Tages. Auch wenn das jetzt im Schulalter leider nicht mehr zu ihren Lieblingsaufgaben gehört. Also ein ganz normaler Familienalltag und dennoch gesellschaftlich noch nicht akzeptiert.

Warum benötigten wir starke Nerven?

Wie bei vielen anderen Erziehungsfragen mischen sich Fremde immer wieder gerne ein. Egal ob beim Thema SüßigkeitenGeschenke, Schlafenszeiten, Schnuller oder Betreuungsformen. Kaum treffen wir auf Leute, die es anders kennen, begegnet uns nicht zuerst die Neugierde, sondern Vorurteile. Auch wir wurden immer wieder damit konfrontiert. Zu den zwei häufigsten möchte ich euch verraten, wie es bei uns ablief.

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# Vorurteil 1: Kitafrei bedeutet keine Freunde

Familien, die ihre Kinder selbst betreuen, müssen sich oft rechtfertigen. Dabei glaube ich, dass wir neuen Wegen gegenüber aufgeschlossen sein sollten. Außerdem ist für jede Familie der richtige Weg, der, der sie glücklich macht. Und dieser Weg sieht bei uns allen anders aus. Manch einer, der von unserem Weg hörte, fragte sich, wo unsere Kinder denn Freunde treffen. Dabei bedeutet kitafrei zu leben nicht, dass man keine sozialen Kontakte hat. Auf Ausflügen, bei Spaziergängen, auf dem Spielplatz oder bei Treffen im Freundes- und Familienkreis. In all diesen Situationen haben unsere Kinder gute Freunde und Freundinnen gefunden. Unzählige Alltagssituationen bieten Gelegenheiten, neue Leute kennenzulernen und soziale Kontakte zu pflegen.

Im Laufe der letzten Jahre entstanden sogar organisierte Treffen unter kitafreien Familien, die es zur damaligen Zeit in dieser Form noch nicht gab. Am Ende zählt aber nicht die Anzahl der sozialen Kontakte, sondern auch der Wunsch der Kinder, wie viel sie davon benötigen. Dabei spielt auch der Charakter eine entscheidende Rolle. Jedes Kind ist einzigartig in seiner Art, eine Verbindung zu anderen aufzubauen. Unsere Kids gehen komplett unterschiedlich auf Menschen zu und haben trotzdem beide ihre besten Freunde ohne Kindergartenzeit gefunden.

# Vorurteil 2: Kitafrei und Schule – passt das zusammen?

Kinder, die mit drei Jahren noch nicht in die Kita gehen, lösten bei manchen Menschen schon Schnappatmung aus. Ganz schlimm war es aber, als die Kinder das Vorschulalter erreichten. Wie oft beim Thema Erziehung waren es vor allem Fremde, die glaubten, uns ihre ungefragte Meinung mitzuteilen. Und ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass gerade diese Vorurteile einfach an mir vorbeigegangen sind. Denn wir alle wollen, dass unsere Kinder gut und sicher den Wechsel zwischen Kita und Schule hinbekommen. Oder in unserem Fall den Wechsel von zu Hause in die Schule. Dazu gehörte natürlich auch, dass wir die Vorschulzeit zu Hause genutzt haben, um die Neugierde auf Zahlen und Buchstaben in einem gewissen Rahmen zu befriedigen und die Kinder auf die Schulzeit vorzubereiten.

Nun blicken wir zurück und können euch versichern: Der Schulstart unserer Kinder unterschied sich in keiner Weise von dem der anderen. Auch hier glaube ich, dass eben nicht nur die Betreuungsform ausschlaggebend ist, wie gut der Start in die Schule gelingt und wie schnell sich unsere Kids in ihren neuen Alltag hineinfinden. Aktuell blicken wir auf mehrere Jahre Schulzeit zurück und können ruhigen Gewissens sagen, dass es keinen Unterschied zu den anderen Kids gibt. Alle Eltern von Erstklässlern machen sich viele Gedanken über die Gruppendynamik. Vielleicht habt ihr auch Angst, dass euer Kind keinen Anschluss findet. Eigentlich reicht es aber, den Kindern und Lehrer*innen Vertrauen zu schenken. In unseren Klassen kamen Kinder aus unterschiedlichen Kitas zusammen. Es waren also nicht nur für unsere Kinder viele Gesichter neu, sondern auch für andere Kids. Aus dieser Dynamik entstanden wunderbare Freundschaften. 

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Für uns war es der richtige Weg und wir würden uns immer wieder dafür entscheiden. Beide Kinder sind sicher und gut in die Schule gestartet und gehen dort seit Jahren ihren Weg. Einen negativen Unterschied zu Kindern, die eine Kita besucht haben, gab es generell zu keiner Zeit. Ob mit oder ohne Kita, Kinder entwickeln sich ohnehin individuell und brauchen Zeit und Verständnis, um ihr Potenzial zu entfalten. Im Vergleich zu damals sind wir bei der Akzeptanz unterschiedlicher Erziehungsmodelle schon um einiges weiter. Das wünsche ich mir auch für den Bereich kitafrei. Denn ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Wichtig ist aber, dass es zu euch als Familie passt. Das gilt übrigens auch fürs Thema Babybett oder den Kinderwagen

Egal ob ihr den Alltag mit oder ohne Kita rockt, mit spannenden Büchern taucht ihr gemeinsam mit euren Kids in fantastische Welten ab. Wir stellen euch unsere acht liebsten Bücher im Video vor.

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