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Von Noro bis RSV

Kaum in der Kita oder Schule: Schon ist das Kind wieder krank. Ab zum Arzt oder zu Hause auskurieren?

Kind krank: Wann zum Arzt?
© Getty Images / AleksandarNakic

Fiese Magen-Darm- und Atemwegs-Infektionen treiben uns Familien gerade mal wieder ganz schön um – und so manche haben gefühlt ein Dauer-Abo beim Arzt. Muss das sein? Jein! Wann Eltern mit ihrem kranken Kind zum Arzt oder in die Klinik gehen oder sogar die 112 wählen sollten – und wann es erst mal reicht, den Nachwuchs mit Zwiebelsäckchen und Co. gesundzupflegen.

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Kind krank: Wann zum Arzt?

Gerade sind wieder unzählige Kinder (und Erwachsene) krank und vor allem die im Winter typischen Atemwegsinfekte wie RSV, Influenza oder Bronchitis sowie Magen-Darm-Infektionen verbreiten sich rasant. Da stellt sich für viele Eltern mit schniefendem, hustendem oder sich ständig erbrechenden Nachwuchs die Frage: Wann sollten wir sicherheitshalber zum Kinderarzt gehen – auch an den Wochenenden und Feiertagen?

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Einerseits wollen wir aus Rücksicht auf schwer(er) kranke Kinder nicht unnötig in unsere Kinderarztpraxis oder eine Kinder-Ambulanz gehen – und auf diverse Keime aus dem Wartezimmer verzichten wir auch lieber. Andererseits leiden wir extrem mit, wenn es unseren Minis schlecht geht. Und dann ist da nicht selten noch diese Angst davor, später vielleicht doch etwas Ernstes nicht ernst genug genommen zu haben.

Atemwegsinfekte: Wann ihr besser zum Arzt geht

Mediziner*innen raten in der Regel: Wenn Mütter oder Väter ein wirklich ungutes Gefühl haben oder ihr Kind abwesend und sehr anders als sonst wirkt, ohne dass sie eine Erklärung dafür finden, sollten sie sich immer an Expert*innen wenden, um die Symptome ihres Babys oder Kindes abklären zu lassen.

Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. Dennoch brauchen sich die meisten Eltern mit Kindern, die sich aktuell einen Atemwegsinfekt eingefangen haben, nicht allzu sehr zu sorgen.

Die meisten aktuellen Infekte der oberen Atemwege sind harmlos, auch RS-Virusinfektionen sind nicht per se gefährlich. Zum Arzt sollte man gehen, wenn Fieber länger als drei Tage besteht, Zeichen von Atemnot zu erkennen sind, das Kind schwer krank wird ohne Erholungsphasen oder insbesondere mit kranken jungen Säuglingen, wenn man unsicher ist.
— Priv.-Doz. Dr. med. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)

Atemnot? Hört gut hin! Ob euer Kind unter Atemnot leidet, erkennt ihr an:

  • Aufgeblähten Nasenflügeln,
  • angestrengtem, schnellem Luft holen und giemenden, eher pfeifenden, zischenden oder knisternden Atemgeräuschen.
  • Manchmal haben betroffene Kinder aufgrund des Sauerstoff-Defizits blau verfärbten Lippen.
  • Zieht sich die Haut oberhalb des Brust- oder Schlüsselbeins oder zwischen den Rippen ein, deutet das bei Babys und Kindern ebenfalls auf Atemnot hin.

Checkliste: Die 112 wählen sollten Baby-Eltern, wenn  

  • … der Säugling panisch schreit und sich nicht beruhigen lässt,
  • … das Baby nicht trinkt und seine Fontanelle eingesunken aussieht,
  • … es apathisch wirkt und hohes Fieber hat,
  • … das Baby sichtbar angestrengt und mit hörbaren Geräuschen atmet (s.o. Stichwort Atemnot).
  • Außerdem ist der Notarzt die richtige Wahl, wenn euer Baby irgendwo heruntergestürzt ist, bewusstlos war und sich danach erbricht oder es etwas Giftiges verschluckt hat.
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Wann zum Arzt? Die Warnzeichen-Checkliste für (Klein-)Kinder

Je älter unsere Kinder werden, desto besser können wir Eltern sie einschätzen – und damit auch, wann wir lieber sofort in der Kinderarztpraxis anrufen oder zur Akut-Sprechstunde gehen und wann sich seine Symptome mit Ruhe, Abwarten und ganz viel Liebe und Pflege zu Hause lindern lassen. Auch, weil der Arzt oder die Ärztin ohnehin nichts anderes raten oder verschreiben würde und das Kind im Bett besser aufgehoben ist, als im Wartezimmer mit anderen kranken Kids. Aber manchmal muss ein Arztbesuch sein.

Bei diesen Warnsignalen sollten Eltern nie zögern, einen (Not-)Arzt zu rufen:

  • Das Kind bekommt kein Luft, leidet unter einer schweren Atemnot,
  • es ist teilnahmslos, wirkt verwirrt oder ist nicht ansprechbar,
  • ein wichtiges Warnsignal für eine schwere Erkrankung wie eine Hirnhautentzündung ist auch die Nackensteifigkeit oder Nackensteife – das bedeutet, dass der Kopf des Kindes nicht nach vorne gebeugt werden kann,
  • Sollte ein Kind krampfen oder grundlos stürzen, solltet ihr ebenfalls rasch ärztliche Hilfe holen,
  • ebenso bei ernsthaften Verletzungen, insbesondere, wenn sich das Kind den Kopf heftig angeschlagen hat.

Und was ist mit Magen-Darm?

In der Regel ist eine Magen-Darm-Grippe aka Brechdurchfall extrem unangenehm, aber relativ harmlos und nach 24 h ist das Schlimmste vorbei. Auf die leichte Schulter sollten wir Infektionen mit Rota- oder Noroviren trotzdem nicht nehmen. Geht es eurem Kind richtig schlecht und nimmt es kaum Flüssigkeit zu sich, bzw. bleibt diese aufgrund des Erbrechens und Durchfalls nur kurz im Körper, sind der Kinderarzt oder die Kinderärztin gefragt.

Kinder reagieren auf den Flüssigkeitsverlust empfindlich und laufen Gefahr, zu dehydrieren, also auszutrocknen. Bei einer schweren Infektion kann es bei Säuglingen und Kleinkindern sein, dass sie ins Krankenhaus müssen, um dort mit Infusionen versorgt zu werden.

Das kranke Kind fiebert: wann zum Arzt?

Fiebert, ein kleines, krankes Würmchen, wird so einigen Eltern schnell ganz anders. Expert*innen können aber erstmal beruhigen, weil die erhöhte Temperatur per se nichts Schlimmes ist, sondern eine gesunde Reaktion des Körpers. Fieber ist ein Zeichen dafür, dass der Körper gerade fleißig dabei ist, Viren und Co. zu bekämpfen.

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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Iquig) rät dazu, den Kinderarzt oder die Kinderärztin anzurufen und Rat einzuholen, wenn:

  • das Fieber hoch ist, es also bei einem Kind über 39 °C steigt oder bei Babys unter drei Monaten über 38 °C;
  • das Fieber bei Babys bis zu zwei Jahren länger als einen Tag anhält oder bei Kindern ab zwei Jahren länger als drei Tage
  • und wenn das Fieber nicht sinkt, obwohl ihr eurem Kind fiebersenkende Mittel verabreicht habt;
  • das Fieber schubweise oder wiederholt auftritt oder es zu einem Fieber­krampf kommt.

"Fieber über 38,5 °C muss beobachtet, aber noch nicht unbedingt behandelt werden", erklärt Dr. med. Burkhard Rodeck. Ab 39 °C und insbesondere bei einem krank wirkenden Kind seien fiebersenkende Maßnahmen sinnvoll. Eltern können es hier bei aber gern erst einmal mit lauwarmen Wadenwickeln versuchen, solange die Füße des kranken Kindes warm sind, bevor sie ein Medikament geben.

Wadenwickel: Ja? Nein? Und, wie macht man die eigentlich? Abonniere uns
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Was bei Atemwegs-Infekten mit "Das heilt in Ruhe zu Hause“-Symptomen hilft

Im Kleinkindalter sind aus Expert*innensicht bis zu zwölf Infekte normal. Das wäre grob gesagt jeden Monat einer. Oft reicht es da, unsere schniefenden, hustenden Kinder mit ganz viel Liebe und Tee zu Hause gesundzupflegen, statt mit ihnen in die Kinderarztpraxis zu gehen.

Husten, Schnupfen & Co: Wichtig ist, die akuten Symptome zu lindern

Aber sollten wir nicht besser erst mal testen, was da für ein Virus den Körper des Kindes gerade angreift? Auf diese Frage antworten Ärzt*innen in der Regel erst mal mit Nein, wenn es dem Kind nicht allzu schlecht geht und es nicht gerade um Covid-19 geht, für das wir ja inzwischen Selbsttests haben.

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Denn welches Virus hinter leichteren – wenn auch unangenehmen – Symptomen eines Infekts wie Husten oder Schnupfen steckt, ist für die Behandlung erst mal nebensächlich, erklärt Dr. med. Burkhard Rodeck: "Es gibt bei Virusinfekten nur die Möglichkeit einer symptomatischen Therapie. Diese ist unabhängig vom Erreger, sodass eine Erregerdiagnostik für den Patienten unerheblich und damit verzichtbar ist."

Diese Hausmittel haben Symptom-Erleichterung-Potenzial

Vitor Gatinho, auf Instagram besser bekannt als Kids.Doc, empfiehlt in seinem Buch "Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt" lauwarme Wadenwickel bei höherem Fieber, solange die Füße des kranken Kindes warm sind.

Ob Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekt: viel trinken!

Bei Halsschmerzen tut Gurgeln mit lauwarmem Kamillen- oder Salbeitee oft gut. Apropos Tee: Kleine Patienten und Patientinnen sollten ausreichend trinken (oder stillen), bietet daher immer wieder etwas Flüssigkeit an.

Das Wichtigste für angeschlagene Kids: Viel Ruhe, viel kuscheln und darauf achten, dass sie genug trinken. Sonst droht eine Dehydrierung.

Zwiebelwickel haben sich bewährt, um akute Ohren-Schmerzen zu lindern

Das Zwiebelwickel-Rezept: Ihr braucht dafür nur eine halbe Zwiebel in Stückchen schneiden und diese kalt oder zuvor im Wasserbad erwärmt, in einen Kinder-Socken geben oder in ein Tuch einschlagen. Das hältst du deinem Kind ans Ohr – oder du ziehst eine Mütze oder ein Stirnband darüber, damit es von alleine hält. Es ist allerdings Typ-Sache, ob Kinder das als angenehm oder eher als Tortur sehen. Wehrt sich dein Kind, zwinge es nicht. Das Einzige, was bei kranken Mäusen wirklich klappen muss, ist ausreichend zu trinken.

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Bei Ohrenschmerzen mit Schnupfen hilft ein kindgerechtes, abschwellendes Nasenspray gegen den Druckschmerz. Falls euer Kind gern inhaliert (oder zumindest nichts dagegen hat), kann auch das seine Schnupfen- und Husten-Beschwerden lindern. Ist das hustende Kind älter als ein Jahr, empfiehlt sich ein selbst gemachter Zwiebelsirup.

Zwiebelsirup-Rezept: Schält dafür eine Zwiebel, schneidet sie klein und gebt sie in eine Tasse. Nun kommen zwei Esslöffel flüssiger Honig dazu – alternativ funktioniert es auch mit Zucker. Den Mix für mehrere Stunden (z.B. über Nacht) ziehen lassen. Die abgesetzte Flüssigkeit nutzt ihr dann als Hustensirup. Ihr könnt eurem Kind mehrmals täglich einen Löffel davon geben.

Und was, wenn der Infekt übers Wochenende oder Feiertage schlimmer wird?

Am Wochenende oder außerhalb der Praxisöffnungszeiten könnt ihr euch 24/7 an den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst (Tel: 116117; ohne Vorwahl, kostenfrei von Mobiltelefonen und Festnetz) wenden. Die Expert*innen können euch nach Schilderung der Symptome eures Kinde einen ärztlichen Bereitschaftsdienst in einer Klinik oder eine Notarztpraxis in der Nähe nennen, wo ihr gut aufgehoben seid. Manche Krankenkassen bieten zudem ein mit Ärzten und Ärztinnen besetztes Notfall-Telefon an, die eine erste Einschätzung geben können.

Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die 112 wichtig, bei üblichen Erkrankungen sollte man die 116117 wählen, um entscheiden zu können, welche Form von Versorgung gewählt werden muss.
___Priv.-Doz. Dr. med. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)___
Maike Mauer

Eltern dürfen auf ihren Bauch hören

Wir müssen nicht wegen jedem kleinen Huster oder Magen-Darm-Infekt zum Kinderarzt. Geht es dem eigenen Kind aber schlecht und der Eltern-Bauch hat ein ungutes Gefühl, würden wir das immer abklären lassen. Oft reicht schon ein Anruf, oder, falls ihr nicht durchkommt, eine E-Mail für eine erste Einschätzung.

Wer sich wirklich unwohl fühlt, geht direkt zur Praxis. Die meisten Kinderärzte und Kinderärztinnen haben Akut-Sprechstunden. Und am Wochenende oder an Feiertagen ist die 116117 für euch erreichbar. Vor allem bei kranken Säuglingen und Kindern unter einem Jahr gilt: lieber einmal zu viel, als zu wenig zum Arzt.

Maike Mauer

Wichtig zu wissen:
Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure ÄrztInnen, Hebammen oder ApothekerInnen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen u.a.: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG); Online-Informationen des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte: Redaktionsnetzwerk Deutschland; Statements von PD Dr. med. Burkhard Rodeck, Kinderarzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.; Vitor Gatinho: "Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt"

Selbsttest: Wie gut kennst du die Serien der 80er und 90er?

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