Alters-Krankheit? Nicht ganz! Diese 5 Osteoporose-Risiken im Kindesalter sollten wir Eltern kennen.
Zwar ist das Risiko für die Brüchige-Knochen-Krankheit Ü60 besonders hoch. Aber auch Kinder und Jugendliche können darunter leiden – und es gibt Risiken, die der Ausbildung starker Knochen entgegenstehen. Kennen wir die Warnzeichen und Gefahren, können wir Eltern schon bei unseren Kleinsten gegensteuern und so ein Fundament für (bestenfalls lebenslang) starke Knochen legen.
- 1.Wie stark die Knochen eines Kindes sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab
- 2.Osteoporose-Risiko 1: Vitamin-D-Mangel
- 3.Osteoporose-Risiko 2: Untergewicht
- 4.Osteoporose-Risiko 3: Zu viel Fastfood & zu wenig grünes Gemüse
- 5.Osteoporose-Risiko 4: die Kids sind Stubenhocker statt Sport-Fans
- 6.Osteoporose-Risiko 5: Euer Kind nimmt Medikamente wie Kortison und Antiepileptika
Wie stark die Knochen eines Kindes sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab
Die ersten 20 Lebensjahre sind besonders wichtig für den Aufbau starker Knochen: Zwar ist es genetisch festgelegt, wieviel Knochenmasse wir bis ins Erwachsenenalter aufbauen können. Ob unsere Kinder das beste Ergebnis herausholen, ist aber auch eine Frage ihrer Ernährung bzw. Nährstoffversorgung, und hängt davon ab, ob sie sich genug bewegen und Sport treiben. Medikamente und bestimmte Krankheiten können die Knochendichte in jungen Jahren ebenfalls beeinflussen.
Wissen wir Eltern, welche Risiken unseren Kindern das erschwert, können wir gegensteuern – und ihnen wortwörtlich den Rücken (und ihre Knochen) stärken.
Osteoporose-Risiko 1: Vitamin-D-Mangel
Ohne Vitamin D haben unsere Knochen ein Problem. Denn es nimmt eine wichtige Rolle bei der Knochenmineralisierung ein. Es reguliert den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und fördert den Aufbau der beiden Stoffe in den Knochen. So wird die weiche Knochengrundsubstanz hart und stabil.
Dank der Sonne und ihrer UV-B-Strahlung bildet unser Körper in der Haut 80 % bis 90 % des Vitamins selbst. Zumindest, wenn sich unsere Kids (und wir) in den Sommermonaten in unseren Breiten von März bis Oktober viel draussen aufhalten (und nicht durchgehend mit LSF 50 eingeschmiert sind). Rund 30 Minuten im T-Shirt reichen für die Vitamin-D-Bildung aus. Spätestens dann sollte der Hautschutz wieder Priorität haben.
Neben Senior*innen haben Säuglinge ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel, weil sie nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden sollen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (DGKJ) empfiehlt daher bei gestillten und nichtgestillten Säuglingen ab der ersten Lebenswoche bis zum ersten Geburtstag die tägliche Gabe von 10-12,5 µg (400-500 IE [Internationale Einheiten]) Vitamin D. Falls euer Kind im Winter ein Jahr alt wird, ist es ratsam, ihm bis zum Sommer weiter Vitamin D-Tabletten zu geben.
Aber auch älteren Kindern fehlt es immer wieder an Vitamin D, schreibt der Berufsverbands der Kinder und Jugendärzt*innen:
"Die Vitamin D-Versorgung in Deutschland ist nicht optimal. Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (KiGGS-Studie) zur Kindergesundheit hat gezeigt, dass die Vitamin D-Spiegel im Blut bei 62 % der Jungen und 64 % der Mädchen im Alter von 3 bis 17 Jahren erniedrigt sind (< 50 nmol/l)."
Kleinere Mengen davon enthalten fetter Fisch (z.B. Hering oder Makrele), Avocados und Eigelb. Durch eine ausgeklügelte Ernährung lässt sich ein Vitamin-D-Mangel bei Kindern jedoch nicht wirklich ausgleichen. Wer einen beim Kinderarzt oder der Kinderärztin nachgewiesenen Mangel hat, sollte deshalb ein Vitamin-D-Präparat einnehmen. Dafür bekommt ihr dann auch ein Rezept.
Ob euer Kind einen Vitamin-D-Mangel hat, kann euer Kinder- und Jugendarzt durch die Untersuchung seines Blutes feststellen. Dafür wird der Anteil des 25-Hydroxyvitamin-D im Blut gemessen.
Osteoporose-Risiko 2: Untergewicht
Das betrifft vor allem unsere Teenager, die möglichst dünn sein wollen (oder es aus anderen Gründen sind) und einen BMI unter 20 haben: Untergewicht ist nämlich ein Risikofaktor für Osteoporose. Fehlen dem Körper Energie und Nährstoffe, leiden das Wachstum und die Stärke der Knochen. Insbesondere Mädchen und Jungen, die an einer Anorexie (Magersucht) erkranken, laufen Gefahr, ihrem Skelett dauerhaft zu schaden.
Klar: Je stärker die Knochen eures Nachwuchses sind, bevor sie mit 30 bis 35 Jahren mehr ab- als aufgebaut werden, desto kleiner ist das Risiko für eine spätere Osteoporose – und umgekehrt.
Selten tritt die Osteoporose bei Essstörungen schon im Kindes- oder Teenageralter auf. Wichtig: Spätestens bei einem Knochenbruch, solltet ihr euch mit eurem Kind an einen Arzt wenden, um ihn abklären zu lassen. Neben Essstörungen und Mangelernährung können zudem chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder eine Niereninsuffizienz das Osteoporose-Risiko erhöhen.
Auch wichtig: Sport treiben. Feste Knochen sind das Fundament für ein stabiles Muskel-Skelett-System. Bewegen sich Kinder und Teenager viel, solange sich ihre Knochen im Wachstum befinden, tun sie damit ganz nebenbei etwas dafür, dass ihr Skelett möglichst lange stabil bleibt. Es sei denn, Jugendliche treiben extrem viel Sport und halten gleichzeitig Diät oder essen sehr einseitig (Stichwort Mangelernährung).
Osteoporose-Risiko 3: Zu viel Fastfood & zu wenig grünes Gemüse
Wir wissen alle, wie wichtig eine gesunde Ernährung für unsere Gesundheit ist. Und das soll hier jetzt auch kein erhobener Zeigefinger sein, falls ihr mit euren Kids gern mal Burger und Pommes esst oder semi-gesunde Fertiggerichte auf dem Familientisch stehen, weil es schnell gehen muss. Trotzdem ist es ein unumstösslicher Fakt, dass zu viel Fastfood schadet. Vor allem im Wachstum.
Reden wir über starke Knochen und Osteoporose-Risiken, ist zu viel Phosphat ein Problem. Das entzieht dem Körper Kalzium, welches er für den Aufbau starker Knochen dringend braucht. Noch ein guter Grund, öfter auf (ungesundes) Fertigessen, Softdrinks, Schmelzkäse und Wurst zu verzichten. Denn da steckt meist viel davon drin.
Eine ordentliche Portion Kalzium nehmen unsere Kids und wir zu uns, wenn wir zu Milchprodukten und grünem Gemüse greifen. Außerdem gibt es Mineralwässer mit einem extra hohen Kalziumgehalt, falls ein Kind so gar kein Fan von grünem Gemüse ist.
Osteoporose-Risiko 4: die Kids sind Stubenhocker statt Sport-Fans
Streng genommen kommen hier zwei Risiken zusammen: Bewegungsmangel und zu wenig Sonne auf der Haut (wie wichtig Vitamin D für starke Knochen ist, hatten wir ja oben schon). Was Wenige wissen: Unsere Knochen sind auf Bewegung angewiesen. Im Alter (denn unsere Knochen sind eine Dauerbaustelle und werden lebenslang umgebaut), aber auch schon in Kindertagen, wenn sie wachsen und sich festigen müssen.
Den Reiz, damit der Knochen wächst, geben die Muskeln, die bei jeder Bewegung am Knochen ziehen. Wird der Knochen belastet, baut er sich auf – und umgekehrt. Optimal sind daher Sportarten, die die meisten Kinder sowieso lieben: Seil hüpfen, Trampolin springen, aber auch Ballsportarten und Rennspiele sorgen für feste Knochen und eine gute Stützmuskulatur.
Schon wieder ein Gips?
Bricht sich ein Kind (oder auch einer Erwachsener) auffallend häufig oder ohne ersichtlichen Grund seine Knochen, kann das ein Hinweis auf Osteoporose sein. Muss es aber nicht. Manche Kids sind einfach wild oder tollpatschig.
Ich hatte als Teenie innerhalb von zwei Jahren vier Brüche. Das ließ die behandelnden Ärzte aufhorchen, weil bei Kindern und Jugendlichen die Knochenbildung mitunter nicht mit deren Längenwachstum mithalten kann. Bei mir war nach dieser Unglücks-Serie zum Glück alles wieder alles okay.
Trotzdem: Vorsorge ist immer besser als Reue. Und bei unserem Mini achten wir jetzt natürlich auch gut darauf, dass sich seine Knochen bestmöglich entwickeln können.
Osteoporose-Risiko 5: Euer Kind nimmt Medikamente wie Kortison und Antiepileptika
Muss ein Kind über längere Zeit Kortison (Glukokortikoide) einnehmen, z.B. bei Entzündungen und rheumatologischen Erkrankungen, achten Mediziner*innen in der Regel gut auf seine Knochengesundheit (und falls ihr euch unsicher seid, fragt auf jeden Fall danach). Nehmen unsere Kids Medikamente, die sich ungünstig auf den Knochenstoffwechsel auswirken können, ist es umso wichtiger, dass wir Eltern sicherstellen, dass sie ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt sind.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Robert Koch Institut: KiGGS – Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland; Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde: Auch Kinder können von Osteoporose bzw. brüchigen Knochen betroffen sein; Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten; Marcy B. Bolster, Harvard Medical School: Osteoporose/ MSD Manual; Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D; Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen: Vitamin-D-Mangel