Einfach in den Laden gehen, das schönste Modell aussuchen und rausspazieren? So einfach ist der Kinderwagenkauf meist leider nicht. Um in dem riesigen Angebot durchzublicken und ein gutes, für euch passendes Modell zu finden, gibt es eine Reihe von Kriterien. Worauf ihr beim Kinderwagen achten solltet, welche Kosten auf euch zukommen und wann der richtige Zeitpunkt für den Kinderwagenkauf ist.
- 1.Darauf solltet ihr bei einem Kinderwagen achten
- 1.1.Neugeborenenwagen oder Kombi-Kinderwagen?
- 1.1.1.Neugeborenenwagen
- 1.1.2.Kombi-Kinderwagen
- 1.2.Das Gewicht
- 1.3.Die Maße
- 1.4.Die Räder
- 1.5.Sicherheit
- 1.6.Verstellbarkeit/Flexible Einsetzbarkeit
- 1.7.Stauraum
- 1.8.Die Federung
- 1.9.Der Bezug
- 2.Wie viel muss man für einen guten Kinderwagen ausgeben?
- 3.Wann kauft man am besten den Kinderwagen?
Darauf solltet ihr bei einem Kinderwagen achten
Um den für eure Bedürfnisse passenden Kinderwagen zu finden, ist es sinnvoll, euch zu fragen, wo ihr mit eurem Baby wohl hauptsächlich unterwegs sein werdet, wo und wie ihr den Kinderwagen abstellen könnt und wie ihr vorhabt, ihn zu transportieren.
- Wohnt ihr in einem Mehrfamilienhaus mit wenig Abstellfläche?
- Habt ihr einen kleinen oder einen großen Kofferraum im Familienauto?
- Seid ihr regelmäßig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs?
- Werdet ihr viel in der Natur spazieren gehen oder eher in der Stadt?
Je nachdem, wie eure Situation ist, gibt es mehr oder weniger geeignete Kinderwagenmodelle. Wir stellen euch die Kriterien vor, auf die ihr bei einem Kinderwagen achten könnt.
Neugeborenenwagen oder Kombi-Kinderwagen?
Neugeborenenwagen
Wenn euer Baby noch klein ist, ist es ganz wichtig, dass der Kinderwagen eine waagrechte, gut gepolsterte Liegemöglichkeit bietet. Dazu braucht der Kinderwagen eine Babywanne – entweder als feste Wanne, z. B. aus Hartplastik, oder als Tragetasche. Es gibt Kinderwagen, die ausschließlich über diesen Aufsatz verfügen: klassische Kinderwagen, auch Neugeborenenkinderwagen genannt. Diese Modelle haben meist eine recht hoch angebrachte Liegefläche sowie große Reifen und eine gute Federung gegen starkes Ruckeln. Oft kommen sie im Retro-Look daher.
Klassische Kinderwagen eignen sich von der Geburt bis zu einem Alter von 6-9 Monaten. Länger passen die Kinder meist nicht hinein und außerdem wollen die Minis, wenn sie selbst sitzen können, gerne mehr sehen von ihrer Umwelt. Sie möchten dann lieber aufrecht gefahren werden, so dass ein Sportwagen bzw. Buggy gefragt ist. Angesichts dieser kurzen Nutzungszeit lohnt sich die Anschaffung eines Neugeborenenkinderwagens finanziell meist nicht. Es sei denn, ihr könnt einen guten Sportwagen sehr günstig oder geschenkt etwa von Freund*innen übernehmen, wenn euer Kleines aus dem klassischen Kinderwagen rausgewachsen ist.
Kombi-Kinderwagen
Eine gute Alternative, die heutzutage von den allermeisten Eltern genutzt wird, sind Kombi-Kinderwagen. Sie kombinieren verschiedene Aufsätze, die man je nach Alter des Kindes auf dem Gestell wechseln kann. Im Lieferumfang von Kombi-Kinderwagen sind in der Regel eine Babywanne und ein Sportaufsatz enthalten, manchmal ist sogar auch noch die Babyschale fürs Auto dabei. Bei einzelnen Modellen ist die Liegeschale auch für den Einbau ins Auto zugelassen. Bitte darauf achten, dass für euer Travelsystem die zum Auto passenden Adapter erhältlich sind.
Darauf solltet ihr die Babywanne checken:
- Größe: Habt auch bei Kombi-Kinderwagen ein Auge darauf, dass die Babywanne nicht zu klein ist. Sonst kann es passieren, dass euer Kind schon keinen Platz mehr hat, obwohl es noch nicht sitzen und daher noch nicht in den Sportsitz wechseln kann. Das Baby muss auch mit dicker Winterkleidung in die Wanne passen, im Sommer ist es wichtig, dass die Luft gut zirkulieren kann. Zu enge Wannen sind also ein No-Go. Das hängt aber auch von der Größe eures Babys ab.
- Matratze: Checkt bei der Babywanne auch, ob die Matratze schön weich aber nicht so weich ist, dass euer Kleines darin einsinkt.
- Waagrechte Liegefläche: Die Liegefläche muss für Neugeborene unbedingt eben sein.
Darauf solltet ihr beim Sportaufsatz achten:
- Größe: Bis zu welcher Größe bzw. bis zu welchem Gewicht lässt sich der Sportsitz nutzen? Je nachdem können Kombi-Kinderwagen nämlich sogar bis zu einem Alter von drei bis vier Jahren verwendet werden, was die Anschaffung eines zusätzlichen Buggys dann oft überflüssig macht. Die Rückenlehne des Sportsitzes sollte hierfür mindestens 50 cm lang sein. Verstellbare Fußstützen sind empfehlenswert, damit das Kind auch mit wachsender Größe noch bequem sitzt, ohne zu rutschen.
- Verstellbare Rückenlehne: Die Rückenlehne des Sportaufsatzes sollte sich in verschiedene Positionen oder stufenlos einstellen lassen, optimalerweise auch nahezu waagrecht. Dann kann euer Kind ergonomisch optimal schlafen.
- Vorwärts und rückwärts aufsteckbar: Ebenfalls sehr wichtig finden wir, dass ihr den Sportaufsatz sowohl so anbringen könnt, dass das Kind euch anschaut (Reboarder) als auch so, dass es nach vorne schauen kann. Vor allem für die ganz Kleinen ist der Blick nach vorn und so die dauernd einprasselnden neuen Eindrücke noch zu viel. Der Blick in Richtung Mama und Papa ist für sie angenehmer, trotzdem sehen sie so immer noch viel von der Welt um sie herum.
- Anschnallfunktion: Im Sportwagen muss es möglich sein, das Kind anzuschnallen. Dazu sollten die Gurte verstellbar sein.
Das Gewicht
Damit Kinderwagen sicher sind, müssen sie eine gewisse Stabilität aufweisen. Das ist natürlich auch mit Gewicht verbinden. Je nach Material und Aufbau wiegt ein Kombi-Kinderwagen ungefähr zwischen 12 und 20 kg. Einiges an Kilos also, die wir in den Kofferraum oder in den Bus hieven müssen.
Vor allem, wenn ihr viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs seid oder in eurem Treppenhaus regelmäßig Stufen überwinden müsst, ist das Gewicht ein wichtiges Kriterium und ihr solltet darauf achten, einen eher leichten Kinderwagen zu kaufen.
Die Maße
Ihr wohnt in der Stadt und seid mit dem Kinderwagen viel in Geschäften, Bus und Bahn unterwegs? Dann empfiehlt es sich, nach einem Modell mit kompakter Größe Ausschau zu halten, damit ihr mit dem Kinderwagen auch gut durch die Kassen und Türen kommt. Auch ein kleiner Wendekreis ist dann wichtig. Die Wendigkeit am Besten im Geschäft austesten!
Auch wenn ihr wenig Abstellfläche zur Verfügung habt, z. B. in einem Mietshaus mit mehreren Kindern wohnt, solltet ihr euch nach einem platzsparenden Modell umsehen, damit alle noch gut an eurem Kinderwagen vorbeikommen und es keinen Ärger mit den Mitbewohner*innen gibt.
Und: Nicht nur das Maß im aufgebauten Zustand stellt ein wichtiges Kriterium dar, sondern unter Umständen auch, wie groß der Kinderwagen zusammengeklappt ist. Vor allem, wenn ihr ihn im Kofferraum eures Autos transportieren möchtet, ist das Klappmaß also eine wichtige Angabe. Nicht, dass das Modell gar nicht ins Auto passt...
Tipp: Lasst euch im Geschäft unbedingt auch zeigen, wie ihr den Kinderwagen zusammenklappt und achtet darauf, dass ihr das recht einfach hinkriegt. Mit einem ungeduldigen, schreienden Mini auf dem Arm kann hakliges Zusammen- und Aufklappen sonst echt zur Belastungsprobe werden.
Einen Überblick über wichtige Kriterien beim Kinderwagenkauf zeigt auch unser Video:
Die Räder
Bei Kinderwagen habt ihr die Wahl zwischen robusten Hartgummi- und federnden Luftreifen. Um die richtigen Räder für eure Bedürfnisse zu wählen, solltet ihr euch fragen, wo ihr mit eurem Kinderwagen voraussichtlich viel unterwegs sein werdet. Eher in der Natur – auf Waldwegen bzw. unebenem Kopfsteinpflaster – oder eher auf geteerten Wegen in der City? Und habt ihr vor, mit dem Kinderwagen auch mal joggen zu gehen?
- Mehr in der Natur: Für Naturfreund*innen bzw. Bewohner*innen von Altstädten mit Kopfsteinpflaster sind große Räder mit federnden Luftreifen ideal. Wenn die Vorderräder feststellbar sind, schafft ihr es auch gut über sehr holprige Wege.
- Mehr in der Stadt: Ihr seid überwiegend in der engen City auf Asphalt unterwegs? Dann sind flexible Schwenkräder und robuste Hartgummireifen passend für euch.
- Auch mal sportlich: Wenn ihr vorhabt, mit dem Kinderwagen zu joggen, solltet ihr euch Modelle mit drei Rädern anschauen. Das vordere ist bei diesen sportlichen Kinderwagen fixierbar. Allerdings: Die Jogger brauchen sowohl aufgebaut als auch zusammengeklappt recht viel Platz und können daher in der Stadt bzw. bei beengten Abstellmöglichkeiten unpraktisch sein. Und bitte beachten: Die allermeisten Modelle sind nur mit dem Sportaufsatz fürs Joggen zugelassen.
Sicherheit
Um euer Kleines sicher transportieren zu können, solltet ihr beim Kinderwagen auf Folgendes achten:
- Gute Bremsen: Jeder Kinderwagen braucht eine Feststellbremse, die ihn gegen Wegrollen sichert. Diese muss unmittelbar an mindestens zwei Rädern wirken und mit dem Fuß einfach festzustellen und wieder zu lösen sein. Wenn ihr regelmäßig starkes Gefälle überwinden musst, z. B. an einem Hang wohnt, oder sportlich unterwegs seid, sind zusätzlich eine Handbremse sowie eine Sicherheitsschlaufe am Griff empfehlenswert. Achtung Linkshänder*innen: Bitte checkt, ob ihr damit klarkommt – oft sind die Handbremsen nämlich rechts angebracht.
- Stabiles Gestell: Nehmt das Gestell des Kinderwagens unter die Lupe. Es sollte nicht wackeln und sauber verarbeitet sein. Außerdem wichtig: eine Sicherung, die den Kinderwagen vor versehentlichem Zusammenklappen schützt.
- Ausreichender Radabstand: Zwischen den Rädern muss genug Abstand sein, um ein Kippen des Kinderwagens zu verhindern.
- Sichtbarkeit: Für eine bessere Sichtbarkeit, vor allem in der Dämmerung, werden Kinderwagen mit hellen Bezugsstoffen empfohlen. Auch angebrachte Reflektoren sorgen dafür, dass ihr bei schlechten Sichtverhältnissen nicht übersehen werdet.
- Nicht zu niedrig: Die Liegefläche sollte sich mindestens 60 cm über dem Boden befinden. Ansonsten kann es sein, dass das Kind unverhältnismäßig viel Autoabgase abbekommt.
- Solide Verarbeitung: Es dürfen sich keine ablösbaren Kleinteile wie Knöpfe etc. in Reichweite des Babys befinden. Diese können von eurem Kleinen verschluckt werden. Außerdem darf der Kinderwagen keine scharfen Kanten oder Metallteile aufweisen, an denen sich das Kind verletzen kann.
Verstellbarkeit/Flexible Einsetzbarkeit
- In der Schiebehöhe: Prüft beim Probefahren, ob der Kinderwagen zu eurer Körpergröße passt. Könnt ihr ihn bequem schieben, ohne euch nach unten beugen bzw. unangemessen hoch greifen zu müssen? Vor allem, wenn der Kinderwagen regelmäßig von verschieden großen Personen geschoben wird, sollte die Schiebehöhe verstellbar sein. Und achtet auf darauf, ob euch das Modell genug Beinfreiheit lässt und ihr euch nicht beim Gehen das Bein am Gestell anschlagt.
- Für Geschwister: Falls Geschwister geplant sind, kann es wichtig werden, dass euer Kinderwagen die Möglichkeit bietet, ein Trittbrett anzubringen. Es gibt sogar spezielle Geschwisterwagen-Modelle.
Stauraum
Zum Einkaufen mit dem Kinderwagen, zum Spielplatz mit der Sandspielzeugtasche, zum Familienausflug mit Proviant und Wechselkleidung... Mit Kindern transportiert man eine ganze Menge durch die Gegend. Genug Stauraum im Kinderwagen zu haben, ist da natürlich superpraktisch.
Checkt, ob euer Modell unten ausreichend Platz bietet. Wir finden es optimal, in der unteren Wanne Einkäufe & Co. verstauen zu können. Bitte aber beachten: Für die maximale Zuladung gibt es auch Grenzwerte. Unbegrenzt mit schweren Wasserflaschen vollladen, kann man die Dinger leider nicht.
Ebenfalls praktisch sind Wickeltaschen oder Kinderwagen-Organizer zum Anklipsen. Viele Kinderwagen-Modelle haben das farblich passende Zubehör gleich mit dabei, so dass ihr es nicht noch separat anschaffen müsst. Wenn ihr dagegen eher auf einen individuellen Wickelrucksack setzt, könnt ihr diesen Punkt natürlich eher vernachlässigen.
Die Federung
Checkt beim Probefahren auch die Federung des Kinderwagens. Vor allem, wenn ihr viel in der Natur, auf unebenen Wegen, unterwegs seid, ist die wichtig. Sonst werden die Kinder schon arg durchgeschüttelt, was vor allem mit kleinen Babys echt unangenehm ist. Auch bei Joggern ist eine gute Federung unverzichtbar. Ihr seid nahezu ausschließlich in der City unterwegs? Dann ist dieser Punkt nicht so relevant für euch.
Der Bezug
Klar, die Optik des Kinderwagens sollte euch schon gefallen. Schließlich seid ihr mit einem Kombi-Kinderwagen einige Jahre unterwegs. In puncto Farbauswahl und Design habt ihr die Qual der Wahl, da gibt es wirklich superschöne Modelle.
Wichtiger als das Aussehen ist aber eigentlich, dass der Bezug pflegeleicht ist. Mit Babys gibt's schon mal Flecken, auch Dreckspritzer lassen sich kaum Vermeiden.
Und: Schnuppert auch mal am Bezug. Euch kommt ein unangenehm chemischer Geruch entgegen? Das ist ein Ausschlusskriterium, schließlich ist euer Baby den Ausdünstungen ausgesetzt. Schadstofffreiheit ist also unbedingt zu beachten und bei Stiftung Warentest ein Prüfkriterium. Welche Kinderwagen laut dieser Tests empfehlenswert sind, findet ihr hier:
Beim Bezug ist es außerdem wichtig, dass er einen hohen UV-Schutz gewährleistet, um euer Baby vor schädlicher Sonneneinstrahlung zu schützen. LSF 50+ macht auf jeden Fall Sinn.
Tipp: Eigentlich ist es ja wirklich egal, aber denkt evtl. auch mal drüber nach, ob sich die von euch gewählte Kinderwagenfarbe ggf. für mehrere Kids eignet. Wenn ihr im Kinderwagen mit zartrosa Bezug auch den kleinen Bruder herumschieben würdet, ist das absolut fein. Doch eher nicht? Dann solltet ihr vielleicht doch über eine neutralere Farbe nachdenken.
Wie viel muss man für einen guten Kinderwagen ausgeben?
Für einen Kinderwagen kann man ein Vermögen ausgeben. Modelle für weit über 1.000 € sind keine Seltenheit. Es sind sogar elektrische Kinderwagen auf dem Markt erhältlich, bei denen der Preis um 2.000 € liegt. Prüft daher eure Auswahl aufs Preis-Leistungsverhältnis. Zahlt man hauptsächlich fürs Design? Oder wird tatsächlich viel geboten? Ist wichtiges Zubehör wie Sonnen- und Regenschutz schon dabei? Oder muss man alles nochmal extra kaufen?
Es gibt durchaus auch günstige Kinderwagen-Modelle, die mit einer sehr vernünftigen Leistung und Qualität daherkommen. Ein teurer Kinderwagen ist nicht unbedingt auch ein guter Kinderwagen. Ganz grob kann man sagen, dass ihr zwischen 300 und 600 € für einen guten Kinderwagen aber meist schon rechnen müsst.
Immer wieder sind auch tolle Schnäppchen zu haben. Unsere 10 Lieblingsmodelle besonders günstiger, dennoch aber guter Kombi-Kinderwagen für unter 320 € findet ihr hier:
Und: Kinderwagen müssen nicht unbedingt nagelneu sein. Gebrauchte Wagen stellen eine sinnvolle, kostengünstige Alternative dar. Besonders wenn die Vorbesitzer pfleglich mit dem Kinderwagen umgegangen sind oder ihn vielleicht gar nicht oft gebraucht haben, könnt ihr mit Gebrauchten ein Schnäppchen machen. Und nachhaltiger ist die Second-Hand-Nutzung ohnehin.
Wann kauft man am besten den Kinderwagen?
Manche Hersteller haben Lieferzeiten von bis zu 12 Wochen. Damit ihr euren Wunsch-Kinderwagen sicher habt, wenn euer Kleines kommt, empfiehlt sich der Kauf daher schon im 6. oder 7. Schwangerschaftsmonat. Wenn ihr bei der Auswahl eher flexibel seid, könnt ihr natürlich auch erst etwas später im Fachhandel vorbeischauen.
Quellen: Kinder- und Jugendärzte im Netz, Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V.