Sollte man den Brei lieber selber zubereiten, oder kann man ohne schlechtes Gewissen auch die Gläschen aus dem Supermarkt nehmen? Wir beleuchten die Vor- und Nachteile auf beiden Seiten. Außerdem: Tipps zum Zubereiten und Aufbewahren.
Wir wollen nicht lange um den heißen Brei herumreden, Tatsache ist: Bei manchen Fragen scheiden sich die Geister. Die Frage des Babybreis ist eine solche. Es gibt zumeist zwei Lager, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Da treffen "Rabenmütter" auf "Übermuttis", und es fallen Begriffe wie "Industriefraß" und "Gehirnwäsche". Dabei ist da jede Diskussion völlig unnötig, denn sicher wollen doch alle das Gleiche, nämlich das Beste für ihr Kind. Außerdem sind sich Ärzte und Wissenschaftler einig: Keine der beiden Möglichkeiten stellt per se die bessere oder schlechtere Wahl dar. Ob selbstgekocht oder gekauft - beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Verfechter der eigenen Babybrei-Zubereitung führen die folgenden Argumente an.
Babybrei selber kochen – die Vorteile
- Alle Zutaten sind frisch.
- Du weißt genau, was in deinem Brei drin ist.
- Du weißt auch, dass keine Zusätze wie Zucker, Salz, Gewürze oder Aromen enthalten sind.
- Du kannst neue Zutaten behutsam einführen.
- Beim selbst gekochten Brei erkennst du eventuelle Unverträglichkeiten schon frühzeitig.
- Du kannst auf einmal gleich einen Vorrat für die nächsten Tage kochen.
- Selbstgekochtes schmeckt jedes Mal ein bisschen anders. Dein Kind gewöhnt sich dadurch gleich an wechselnde Geschmacksrichtungen.
Ursache dafür ist das Gemüse selbst, das je nach Herkunft und Jahreszeit mal mehr und mal weniger intensiv schmeckt. Auch minimale Schwankungen in der Menge der Zutaten oder in der Kochdauer bringen Abwechslung in den Babybrei. Das trainiert den Geschmackssinn deines Kindes und fördert seine Akzeptanz gegenüber neuen Geschmäckern. Außerdem ist Breikochen wahrlich kein Hexenwerk, vor allem nicht in den ersten Beikost-Wochen. Ein bisschen Gemüse - und vielleicht etwas Fleisch dazu - dünsten, dann pürieren und mit einem Teelöffel Öl verrühren: Schon ist der Babybrei fertig. Unbestreitbar ist der Aufwand bei selber gekochtem Brei größer – und das ist denn auch zugleich der größte Nachteil.
Babybrei selber kochen – die Nachteile
- Es ist mehr Arbeit: Du musst einkaufen, schälen, schnippeln und pürieren.
- Gekocht werden muss der Brei auch noch.
- Dazu kommt der Abwasch des benutzten Kochgeschirrs.
- Selber kochen bedeutet Zeitaufwand, was dem Kind zum Kuscheln und Spielen abgeht – wenn es nicht gerade schläft.
- Im selbstgekochten Brei wird häufig wird die empfohlene Jodzufuhrmenge nicht erreicht.
Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt daher, beim Milch-Getreide-Brei hin und wieder zu einer industriell hergestellten und mit Jod angereicherten Variante zu greifen. Außerdem wird dort noch einmal betont: “Selbst zubereitete Nahrungen für Säuglinge aus Kuhmilch, anderen Tiermilchen (Ziegen-, Stuten-, Schafsmilch) oder anderen Rohstoffen (z. B. Mandeln) bergen erhebliche Risiken für die Energie- und Nährstoffversorgung sowie Hygienerisiken und sollten nicht verwendet werden. “
Egal aber, ob ihr den Brei für euer Baby immer kochen wollt oder nur manchmal:
Beim Selberkochen gibt es manches zu beachten:
- Bio-Produkte sind die bessere Wahl, aber auch herkömmliche Lebensmittel eignen sich für Babys.
- Achtet bei der Auswahl des Gemüses auf einen niedrigen Nitratgehalt.
- Bereite den Brei möglichst frisch zu.
- Wenn du auf Vorrat kochst, kannst du den Brei portionsweise einfrieren.
- Haltbarkeit: Für Säuglinge unter sechs Monaten max. 24 Stunden im Kühlschrank.
- Für Babys älter als sechs Monate zwei bis drei Tage im Kühlschrank.
- Im Gefrierfach hält selbstgekochter Brei zwei bis drei Monate.
- Schon einmal erwärmten Brei darfst du nicht noch einmal erwärmen, da sonst Vitamine verloren gehen und Keime sich vermehren.
Gekaufte Babynahrung – was spricht dafür, was dagegen?
Die industrielle Herstellung von Babynahrung unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben, die in der sogenannten Diätverordnung geregelt sind. Demnach dürfen Nahrungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder keine Rückstände von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln oder anderen potenziellen Schadstoffen enthalten. Lebensmittel, die mit bestimmten Stoffen dieser Art in Berührung gekommen sind, dürfen für die Herstellung häufig gar nicht erst verwendet werden. Zudem gelten hohe Hygienestandards für die Herstellung von Babynahrung, und deren Einhaltung wird streng kontrolliert.
Stiftung Warentest: Nur drei industrielle Babybreie sind gut
Trotz strenger Vorschriften, Grenzwerte und Kontrollen: Industrielle Babybreie sind alles andere als einwandfrei. Im September 2019 hat Stiftung Warentest Fertigbreie für Babys unter die Lupe genommen. Trauriges Ergebnis: nur zwei Pulver zum Anrühren und ein Brei im Glas schneiden im Test gut ab. Getestet wurden 19 Milch-Getreide-Breie zum Preis von 31 Cent bis 1,26 Euro pro 100 Gramm. Nur drei davon sind gut, die meisten befriedigend, vier Babybreie sind nur ausreichend. Und einige Produkte enthielten reichlich Zucker oder sogar Schadstoffe. Von den 19 getesteten Produkten waren sieben Fertigbreie im Gläschen und zwölf ein Pulver zum Anrühren. 14 tragen ein Biosiegel. Unter den Testbreien waren Produkte der großen Herstellermarken Hipp, Alete und Milupa sowie Drogeriemarken von dm, Müller und Rossmann. Hier erfährst du mehr über die Testergebnisse im Einzelnen. Unabhängig vom Testergebnis gibt es aber einige Punkte, die für fertige Babybreie sprechen.
Babybrei kaufen – die Vorteile
- Gekaufte Babybreie sparen Zeit und Arbeit, die Gläschen sind schneller und bequemer zuzubereiten.
- Babybrei im Glas ist äußerst praktisch für unterwegs und auf Reisen.
- Du kannst die Gläschen auf Vorrat kaufen und musst so nicht alle paar Tage los, um frische Zutaten einzukaufen.
Babybrei kaufen – die Nachteile
- andustrielle Babybreie sind nicht alle einwandfrei, wie Stiftung Warentest zeigt.
- Babykost aus dem Gläschen ist teurer als das Selberkochen. Das geht ganz schön ins Geld.
- Es gibt kein grundlegendes gesetzliches Verbot für Zusatzstoffe in Babykost, sondern nur Einschränkungen und Begrenzungen.
- Ernährungsexperten kritisieren die zum Teil unsinnigen Altersempfehlungen der Hersteller industrieller Beikost auf den Etiketten.
Auch beim Kauf von Babybreien gibt es einiges zu beachten:
- Vermeidet Produkte mit Zusätzen wie Zucker, Salz und Aromen, einschließlich natürlicher Aromen.
- Nehmt Produkte mit einer möglichst geringen Zutatenliste.
- Lasst euch nicht allein von den aufgedruckten Altersempfehlungen leiten, sondern informiert euch vor dem Kauf über altersgerechte Lebensmittel.
- Auch hier gilt: Bereits einmal erwärmter Brei sollte nicht wieder erwärmt werden. Ist die Menge eines Gläschens für euer Baby zu viel, entnehmt vor dem Erwärmen die benötigte Menge mit einem sauberen Löffel.
- Angebrochene und nicht erwärmte Gläschen halten sich im Kühlschrank maximal drei Tage.
- Auch gekaufte Babybreie enthalten oft zu wenig Fett. Daher sollte pro Breimahlzeit 1 TL Beikostöl beigemischt werden.
Kochen oder Kaufen – das Fazit?
Die Entscheidung bleibt euch überlassen. Es ist ja euer Kind. Aber eigentlich müsst ihr euch auch gar nicht entscheiden, man kann ja auch "das eine tun und das andere nicht lassen", wie es so schön heißt. In vielen Familien gibt es sowieso beides: selbstgekochten Brei, wenn es die Zeit und die Situation zulassen, und gekaufte Gläschen, wenn es mal schnell gehen muss. Eine Empfehlung zum Kochen haben wir dabei noch: Wenn ihr es noch nie versucht habt, dann probiert das Selberkochen doch zumindest einmal aus; dann werdet ihr sehen, wie unkompliziert es ist. Und auch noch einen Tipp zum Kaufen wollen wir anfügen: Schaut auf die Testergebnisse und nehmt auf jeden Fall nur die Produkte, deren Inhaltsstoffe ihr beim Selberkochen auch verwenden würdet.
Quellen:
Stiftung Warentest
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