In den "klassischen" Stillpositionen nimmt das Baby zum Trinken eine liegende Position ein. Anders beim bergauf stillen. Was man unter dieser Anlegetechnik versteht, wie sie funktioniert und in welchen Situationen sie absolut wertvoll ist.
- 1.Was ist bergauf stillen?
- 2.Anleitung: So geht bergauf stillen
- 3.In welchen Situationen ist bergauf stillen besonders sinnvoll?
- 3.1.1. Bergauf stillen gegen Blähungen
- 3.2.2. Bergauf stillen bei starkem Milchspendereflex
- 3.3.3. Bergauf stillen bei verstopfter Nase
- 3.4.4. Bergauf stillen bei verkürztem Zungenbändchen
- 3.5.5. Bergauf stillen bei Ohrinfektionen
- 3.6.6. Bergauf stillen bei Milchstau
- 3.7.7. Bergauf stillen wenn das Kind nicht möchte, dass sein Kopf berührt wird
- 3.8.8. Bergauf stillen bei müden Kindern
- 3.9.9. Bergauf stillen bei größeren Kindern
Was ist bergauf stillen?
Bergauf stillst du, wenn das Baby beim Trinken eine aufrechte Position einnimmt, sein Köpfchen sich also weiter oben befindet als sein Körper. Die Milch muss so entgegen der Schwerkraft und deswegen langsamer fließen als in Still-Haltungen, in denen das Baby eine waagerechte Position einnimmt (z. B. Wiegehaltung oder Rückengriff).
Anleitung: So geht bergauf stillen
Es gibt verschiedene Positionen, in denen du dein Baby bergauf stillen kannst. So funktionieren sie:
- Back-Lying/Rückenlage: Du liegst dabei mit leicht aufgerichtetem Oberkörper auf dem Rücken, dein Baby ruht aufrecht auf deinem Bauch, das Köpfchen in Höhe der Brust. Das Kind bewegt sich nun instinktiv alleine Richtung Brustwarze (Breast Crawl) und dockt selbst an. Du kannst dabei deinen Arm schützend um dein Kleines legen. Diese Position wird auch als "intuitives Stillen" oder "Ur-Stillen" bezeichnet und ist oft die allererste Still-Haltung nach der Entbindung, funktioniert aber auch später noch.
- Hoppe-Reiter-Sitz: In dieser Position sitzt dein Baby aufrecht auf deinem Schoß. Ihr seid Bauch an Bauch, der Mund ist auf Höhe der Brustwarzen. Bitte bei Neugeborenen den Rücken des Kindes gut abstützen. Auch hier dockt das Baby selbst an.
- Dancer-Griff: Mit diesem Griff unterstützt du dein neugeborenes Baby in aufrechter Position beim Stillen. Du hältst sein Köpfchen, indem du mit Daumen und Zeigefinger ein "U" formst, das du um den Unterkiefer legst. Zusätzlich kannst du mit dem Handballen deine Brust stützen.
- Stillen im Tragetuch: Wenn dein Kleines in der Trage trinkt, befindet es sich in aufrechter Position.
Aufrecht im Tragetuch kannst du besonders diskret in der Öffentlichkeit stillen. Noch mehr Tipps dazu gibt es in unserem Video:
In welchen Situationen ist bergauf stillen besonders sinnvoll?
1. Bergauf stillen gegen Blähungen
Wenn dein Kleines an Blähungen oder Reflux leidet, eignet sich bergauf stillen super. In der aufrechten Position schluckt es beim Trinken nicht so viel Luft und muss weniger aufstoßen.
2. Bergauf stillen bei starkem Milchspendereflex
Ist der Milchspendereflex bei dir sehr stark, kann bergauf stillen eine geeignete Position darstellen. Die Milch muss gegen die Schwerkraft fließen, wodurch sie nicht mehr so schnell ist und nicht so sehr spritzt.
3. Bergauf stillen bei verstopfter Nase
Wenn Babys Schnupfen haben, kann es zu Problemen beim Stillen kommen, weil sie nicht gut Luft kriegen. Dann kann bergauf stillen eine gute Lösung sein. Die Kleinen können in aufrechter Position besser atmen.
4. Bergauf stillen bei verkürztem Zungenbändchen
Wenn dein Baby ein verkürztes Zungenbändchen hat, kann es sein, dass es in waagerechten Stillpositionen oft die Brust verliert und das Stillen dadurch für euch beide anstrengend ist. Mit Stillen in Rückenlage kommen diese Kinder oft viel besser klar.
5. Bergauf stillen bei Ohrinfektionen
Leiden die Kleinen an Ohrenschmerzen, z. B. durch eine Mittelohrentzündung, tut es ihnen oft weh, wenn sie auf dem Öhrchen liegen müssen. Für sie ist die aufrechte Position beim Stillen manchmal angenehmer.
6. Bergauf stillen bei Milchstau
Wenn du im unteren Bereich der Brust einen Milchstau hast, kann bergauf stillen helfen, diesen zu lösen. Dabei wird der untere Brustbereich besonders gut entleert, also der Teil, an dem das Kinn des Babys liegt.
7. Bergauf stillen wenn das Kind nicht möchte, dass sein Kopf berührt wird
Für manche Babys sind Berührungen am Kopf zunächst unangenehm, etwa nach Geburten mit Zange oder Saugglocke. Dann kann Stillen in Rückenlage helfen.
8. Bergauf stillen bei müden Kindern
Dein Kleines ist müde, du möchtest aber nicht, dass es an der Brust einschläft? In aufrechter Position dämmert es nicht so leicht weg wie in einer liegenden, sondern bleibt aktiver.
9. Bergauf stillen bei größeren Kindern
Wenn dein Kind schon etwas größer ist, mag es beim Stillen vielleicht mehr von seiner Umwelt mitbekommen. In aufrechter Haltung kann es gut beobachten, was um es herum passiert.
Auch wenn keine dieser Situationen zutrifft, kannst du selbstverständlich immer bergauf stillen, wenn das für dich und dein Baby angenehm ist. Ein bisschen aufpassen solltest du bei aufrechten Positionen allerdings direkt nach einem Kaiserschnitt. Stütze die Füßchen deines Babys in der Rückenlage etwas, so kannst du verhindern, dass es gegen die frische Narbe tritt.
Quellen: Netzwerk gesund ins Leben, Europäisches Institut für Stillen & Laktation