Welche Funktion der Ductus Botalli hat, ein kaum bekanntes, doch sehr wichtiges Blutgefäß bei Embryos und Neugeborenen, und was er bewirken kann, konnten Mediziner der MedUni Wien nachweisen.
Dass der Blutkreislauf des Embryos vor der Geburt ein anderer ist als der des Neugeborenen, war Medizinern schon länger bekannt. Wie sinn- und planvoll die Natur es jedoch eingerichtet hat, dem Säugling die Umstellung vom Heranwachsen im Mutterleib auf das Leben außerhalb zu erleichtern, und welche Rolle dabei der Ductus Botalli spielt, war Forschungsgegenstand einer Gruppe von Medizinern der MedUni Wien.
Ductus Botalli – was ist das?
Der Ductus Botalli, auch als Ductus arteriosus botalli bezeichnet, ist eine Gefäßverbindung zwischen der Hauptschlagader und der Lungenarterie im Blutkreislauf des Fötus. Entdeckt und beschrieben wurde diese fetale Gefäßverbindung bereits im Altertum von Galenos von Pergamon. Galen, wie er auch genannt wird, gilt als einer der bedeutendsten Ärzte der damaligen Zeit. Die Bedeutung des Ductus Botalli wurde jedoch erst Anfang des 17. Jahrhunderts erkannt – und erst jetzt konnte die Wiener Forschergruppe die besondere Wirkungsweise nachweisen.
Wozu ist der Ductus Botalli da?
So lange das Kind noch im Mutterleib ist, atmet es nicht über seine Lungen, sondern wird von der Mutter über die Plazenta mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Die rechte Herzkammer pumpt dabei nur einen kleinen Teil des sauerstoffarmen Blutes in die Lungengefäße, und der Ductus Botalli sorgt dafür, dass das Blut weitgehend am Lungenkreislauf vorbei geleitet wird. Nach der Geburt beginnt die eigenständige Atmung des Neugeborenen, die Lungen entfalten sich. Nun pumpt die rechte Herzkammer das Blut zur Anreicherung mit Sauerstoff in die Lungengefäße. Im Ductus Botalli dreht sich daraufhin der Blutfluss um - und kommt nun von der Aorta aus in die Lungengefäße. Wenn das Blutgefäß seine Funktion erfüllt hat, schrumpft es und verschließt sich im Laufe der ersten Lebenstage. Jedoch nicht immer und in jedem Fall. Warum der Ductus Botalli nach der Geburt bei manchen Neugeborenen länger offen bleibt, konnte jetzt geklärt werden.
Ductus Botalli- wichtige Unterstützung beim Start ins Leben
Dass das Blutgefäß sich in manchen Fällen erst verzögert wieder verschließt, konnte eine Gruppe von Forschern der MedUni Wien erklären und nachweisen. Die Medizinische Universität Wien ist die größte medizinische Lehranstalt in Österreich und zählt zu den bedeutendsten Forschungsinstitutionen Europas. Anhand der Daten von Frühgeburten gelang es zu belegen, warum der Ductus Botalli sich nicht immer gleich schnell schließt und welch wichtige Bedeutung der verzögerte Verschluss hat. Da die Lungen von Frühgeborenen noch nicht vollständig ausgereift sind, geschieht der automatische Prozess des Verschließens erst sehr verzögert und das wichtige Blutgefäß bleibt länger offen. Was die Wissenschaftler dabei nachweisen konnten ist, dass der Ductus Botalli durch sein Offenbleiben die linke Herzkammer des Babys regelrecht "trainiert" und dadurch die Durchblutung der Lunge nach der Geburt unterstützt. Die Startbedingungen für Frühchen werden dadurch erheblich verbessert.
Quellen:
MedUni Wien
Kinderärzte im Netz
Bildquelle: Getty Images