In früheren Zeiten wurden Kinder einfach ins Bettchen gelegt, das Licht ausgemacht und die Tür geschlossen. Alleine einzuschlafen war selbstverständlich. Heutzutage ist das für die meisten Eltern unvorstellbar. Warum Kinder unsere liebevolle Begleitung beim Einschlafen brauchen, wie ihr diese Zeit gestalten könnt und wie und wann sich die Einschlafbegleitung sanft wieder abgewöhnen lässt.
- 1.Brauchen alle Kinder Einschlafbegleitung?
- 2.Wie geht Einschlafbegleitung beim Baby?
- 3.Wie lange macht man Einschlafbegleitung?
- 4.Brauchen Kleinkinder auch noch Einschlafbegleitung?
- 5.Was können wir tun, wenn die Einschlafbegleitung ewig dauert?
- 6.Wie kann unsere Einschlafbegleitung ohne stillen aussehen?
- 7.5 Tipps, wenn die Einschlafbegleitung nervt
- 8.So könnt ihr die Einschlafbegleitung wieder abgewöhnen
Brauchen alle Kinder Einschlafbegleitung?
Nicht alle Kinder haben Probleme damit, alleine einzuschlafen. Manche Babys akzeptieren es durchaus, wenn sie einfach in ihr Bettchen gelegt und vielleicht noch kurz die Spieluhr aufgezogen wird.
Bei den meisten Kindern aber ist es damit nicht getan – sie möchten zum Schlafen nicht alleine sein und benötigen die liebevolle Einschlafbegleitung durch ihre Eltern. Das heißt, ihr bleibt so lange bei eurem Kind bis es eingeschlafen ist. Die Kleinen einfach in ihr Bettchen zu legen und ggf. schreien zu lassen bis sie eingeschlafen sind, ist für die meisten von uns (glücklicherweise) keine Option.
Dass Babys nicht alleine schlafen möchten, ist in der Evolution begründet. In Zeiten, in denen Kinder noch kein sicheres Kinderzimmer in einer schönen, warmen Wohnung hatten, sondern noch in Höhlen schliefen, wäre alleine sein ein Todesurteil gewesen: keiner, der einen vor dem Säbelzahntiger beschützt. Durch die Einschlafbegleitung stärken wir das Urvertrauen unserer Babys.
Ihr als Familie entscheidet selbst nach den Bedürfnissen eures Kindes, ob und wie ihr euer Baby beim Einschlafen begleitet. Findet euren eigenen Weg, der für euch funktioniert. Und passt ihn immer wieder an. Denn Kinder entwickeln sich und damit wechselt auch ihr Bedürfnis nach Einschlafbegleitung.
Wie geht Einschlafbegleitung beim Baby?
Es gibt kein Patentrezept, wie Einschlafbegleitung auszusehen hat. Jedes Kind ist anders, seine Einflüsse sind ganz verschieden und je nach Entwicklungsphase haben die Kleinen ganz unterschiedliche Anforderungen. Wichtig ist, dass ihr versucht, eine Einschlafbegleitung zu finden, die das Baby zur Ruhe kommen lässt und auch euch nicht zu sehr stresst.
Es kann durchaus passieren, dass Kinder sich an die Einschlafbegleitung durch ihre Eltern gewöhnen – das ist sogar recht wahrscheinlich. Deswegen macht es Sinn, sich zu überlegen, wie ihr euer Kind in den Schlaf begleitet. Herumtragen oder in der Wohnung mit dem Kinderwagen herumfahren bedeuten nämlich z. B. dass ihr in Bewegung sein müsst. Ihr könnt euch also in der Zeit selbst nicht erholen, was auf die Dauer ganz schön kräftezehrend sein kann. Andererseits ändern sich die Bedürfnisse von Kindern auch immer wieder, so dass die heute funktionierende Einschlafbegleitung morgen schon wieder passé sein kann. Vielleicht ist das Tragen also zumindest phasenweise eine gute Möglichkeit.
Euer Baby schläft beim Tragen ein, wacht aber nach dem Ablegen gleich wieder auf? Japanische Wissenschaftler*innen haben 2022 in einer Studie eine Methode herausgefunden, wie das vermieden werden kann: Mama oder Papa tragen das Kind 5 Minuten lang gehend durch den Raum. Während der Studie schliefen in dieser Zeit 46% der Babys ein, weitere 18% in der ersten Minute nach dem Tragen. Nun bleiben Mama oder Papa noch 8 Minuten lang mit dem Baby auf dem Arm sitzen und legen es dann ins Babybett ab. Das Baby schläft weiter. Wurden die Kinder in der Studie schon vorher abgelegt, wachten 33% von ihnen schon nach 5 Minuten wieder auf. Es scheint also wichtig zu sein, den Körperkontakt noch zu halten, bis das Baby tiefer schläft. Voraussetzung für diese Methode ist natürlich, dass alle anderen Bedürfnisse gestillt sind, das Baby also satt und sauber ist und keine Schmerzen hat. Ihr könnt es ja mal ausprobieren.
Funktioniert bei euch trotzdem nicht? Vielleicht kann es zu eurer einfühlsamen Einschlafbegleitung statt dessen gehören, eurem Baby vorzusingen, ihm weißes Rauschen vorzuspielen oder es sanft zu streicheln, bis es sich beruhigt hat und eingeschlafen ist. Viele Mamas stillen auch zum Einschlafen. Probiert einfach ganz in Ruhe aus, was für euch funktioniert. Auch ob ihr neben dem Bettchen sitzt oder euch mit dem Kind ins Familienbett legt, entscheidet ihr. Oft helfen gewisse Rituale den Kindern, abends langsam runterzukommen und dann besser einzuschlafen.
Wie lange macht man Einschlafbegleitung?
Viele Kinder brauchen noch bis weit in die Schulzeit hinein Einschlafbegleitung. Natürlich sieht die mit 6, 7 Jahren anders aus als zur Babyzeit. Und es kann auch passieren, dass Kinder, die schon alleine eingeschlafen sind, phasenweise wieder Einschlafbegleitung brauchen. Zum Beispiel weil sie gerade viel beschäftigt oder sie kränkeln. Manche Kinder sagen auch mit 3-4 Jahren von sich aus, dass sie jetzt alleine einschlafen können. Andere brauchen dagegen viel viel länger...
Es wird besser!
Unsere Tochter ist 4 Jahre alt und wir – meistens ich – begleiten sie noch immer in den Schlaf. Meistens wünscht sie sich eine oder mehrere Gute-Nacht-Geschichten, dann kuschelt sie sich an und schläft ein. Ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass sie noch nicht alleine einschlafen kann. Meistens dauert das ins Bett bringen auch nicht besonders lang.
Ich erinnere mich aber auch noch gut an die Einschlafbegleitung als sie ca. 18 Monate alt war. Da waren mindestens eineinhalb Stunden stillen, vorlesen, beruhigen, Händchen halten, herumtragen etc. an der Tagesordnung. Danach nochmal aufzustehen hat sich nicht mehr gelohnt, der Abend war vorbei und ich frustiert. Ich muss zugeben: Damals hat's schon manchmal echt genervt...
Brauchen Kleinkinder auch noch Einschlafbegleitung?
Zwar haben Kleinkinder mittlerweile gelernt, dass ihnen nichts passiert, wenn sie schlafen und Mama oder Papa immer schnell da sind, wenn sie sie brauchen. Trotzdem haben viele Kids im Kleinkindalter Angst, alleine einzuschlafen. Die Angst vor Dunkelheit oder vor Monstern, auch "magische Phase" genannt, kann dann wieder Einschlafbegleitung nötig machen. Das ist ganz normal und ihr könnt eurem Kind in dieser Zeit liebevoll zur Seite stehen.
Was können wir tun, wenn die Einschlafbegleitung ewig dauert?
Wie lange die Einschlafbegleitung dauert ist von Kind zu Kind und auch von Abend zu Abend unterschiedlich. Manche Kids brauchen 10 Minuten, andere 90 Minuten oder noch länger bis sie eingeschlafen sind.
Ihr bringt das Kind ins Bett aber es will und will nicht schlafen? Manchmal liegt das nicht daran, dass es nicht zur Ruhe kommt, sondern tatsächlich daran, dass es noch nicht müde genug zum Einschlafen ist. Vielleicht weil es tagsüber zu viel geschlafen hat, bzw. der Mittagsschlaf noch nicht lange genug her ist oder es einfach noch zu früh ist. Dann ist es manchmal sinnvoll, die Einschlafbegleitung abzubrechen und gemeinsam nochmal aufzustehen. Vielleicht geht's in einer halben Stunde ganz einfach.
Super Orientierungswerte zum Thema Schlafbedürfnis bei Kindern bietet unser Artikel:
Wenn die Einschlafbegleitung ewig dauert, könnt ihr auch versuchen, alles zu vermeiden, was das Kind wacher macht. Zum Beispiel:
- Zu helles Licht: Am Besten schläft es sich bei Dunkelheit ein, bzw. im schwachen Schein eines Nachtlichts oder bei stark gedimmter Beleuchtung.
- Aktivierende Medien: Kinderbücher mit Klappen zum Öffnen, Wimmelbildern zum Suchen oder tiptoi-Bücher fordern die Aufmerksamkeit eures Kindes und animieren es zum Mitmachen, statt zum Ausruhen. Diese Medien lieber für den Tag aufsparen und statt dessen Gute-Nacht-Geschichten vorlesen oder beruhigende Schlaflieder hören.
- Kitzeln und raufen: Kuscheln supergerne, toben lieber früher am Abend. Unser Tipp: Wenn euer Kind im Bett Quatsch machen will, geht lieber nicht drauf ein. Herumtollen macht in diesem Fall nämlich leider eher nicht müde, sondern aufgekratzt.
- Zu laut sprechen: Bei der Einschlafbegleitung ist leises Sprechen oder Flüstern die bessere Wahl, auch beim Vorlesen. Das Kind merkt so schon an der Lautstärke, dass jetzt Zeit zum Schlummern ist.
- Selber am Smartphone hängen: Sich einfach neben das Kind legen und ein bisschen daddeln bis es eingeschlafen ist? Schwierig. Die meisten Kids sind nämlich eher neugierig, was die Eltern denn da machen und ihr seid auch nicht "bei der Sache". Das merken die Kleinen und es stört sie dabei, zur Ruhe zu kommen. Außerdem hemmt das blaue Licht die Melatonin-Ausschüttung.
Einschlafen mit dem Schnuller
Unsere Tochter war es von Baby an gewohnt, immer mit dem Schnuller oder "Nunu", wie sie es nannte, einzuschlafen und brauchte eine lange Einschlafbegleitung. Mit dem 3. Geburtstag war es dann Zeit, den Schnuller endlich mal abzugewöhnen, wie die Zahnärztin uns auch mitteilte, weil das sonst viele Nachteile hat. Das war eine Aufgabe. Wir erklärten ihr wirklich von heute auf morgen, warum es jetzt keinen Schnuller mehr gibt. Eine andere Methode war aber auch nicht hilfreich. Es gab viel Tränen und Widerstand, wir mussten wieder sehr lange am Bett sitzen und eine intensive Einschlafbegleitung machen. Wir lasen vor, kuschelten, streichelten, sangen Schlaflieder und hielten Händchen bis sie nach einer Stunde bis anderthalb eingeschlafen war. Es dauerte noch ein halbes Jahr, dass sie immer wieder aus dem Bett kam und wir sie erneut hinlegen mussten. Aber wenn sie einmal eingeschlafen war, schlief sie bis morgens durch. Heute hat sie einen super Nachtschlaf. Also Kopf hoch, es ist manchmal phasenweise hart, aber das Kind ist dankbar für unsere liebevolle Betreuung und merkt sich das auch, dass wir immer für es da sind.
Wie kann unsere Einschlafbegleitung ohne stillen aussehen?
Viele Mamas stillen ihre Babys zum Einschlafen. Eine Methode, die oft hervorragend funktioniert. Zumindest so lange, bis der nicht stillende Elternteil die Einschlafbegleitung übernehmen soll oder ihr abstillen möchtet.
Das Kleine beim Einschlafen von der Brust zu entwöhnen, dauert oft eine Weile. So könnt ihr es versuchen:
- Mit dem Kind sprechen: Wenn euer Kind schon etwas älter ist, könnt ihr versuchen, ihm zu erklären, dass es jetzt keine Brust mehr zum Einschlafen braucht. Statt dessen gibt es vielleicht ein neues Einschlafritual, z. B. ein Schlaflied oder den Umzug in ein eigenes supertolles Kinderbett.
- Ganz viel kuscheln: Nur weil die Brust weg ist, heißt das nicht, dass euer Kleines jetzt ohne Körperkontakt einschlafen muss. Kuschelt ganz ganz viel und seid für euer Kind da. (Das macht es auch für Mama einfacher!)
- In den Schlaf wiegen: Ob durchs Tragen oder sanfte Schaukeln im Sitzen – viele Kinder schlafen so gut ein und vermissen durch den engen Kontakt die Brust auch nicht so sehr.
- Für genug Flüssigkeit sorgen: Wenn ihr zum Einschlafen gestillt habt, ist es das Kind gewöhnt, nochmal Flüssigkeit aufzunehmen. Wenn euer Baby noch jünger ist als 1 Jahr, könnt ihr ein Fläschchen mit Pre-Nahrung machen oder für ältere Kinder einfach etwas Wasser auf dem Nachttisch stehen haben.
Besonders gut finden eure Kids bestimmt mit diesen Gute-Nacht-Geschichten in den Schlaf:
5 Tipps, wenn die Einschlafbegleitung nervt
Es ist ganz normal, dass Eltern ab und zu genervt sind, wenn das Kind nicht einschläft. Wir haben anstrengende Tage und Nächte und sehnen uns selbst nach Schlaf, Erholung oder ein paar abendlichen Stunden für uns.
Manche Eltern ziehen deswegen Schlaftrainings in Erwägung, die versprechen, dass die Kinder damit alleine einschlafen können. Unser Video gibt einen Überblick über die gängigen Methoden:
Ihr haltet nichts von Schlaftrainings, sondern möchtet die Einschlafbegleitung entspannter angehen? Dann haben wir 5 Tipps für euch:
- Nehmt den (Zeit-)Druck raus: Gerade kleine Babys sind oft total unberechenbar, was die Dauer angeht bis sie eingeschlafen sind. Nehmt euch deswegen in den ersten Monaten für den Abend am Besten einfach nichts vor. Wenn ihr mit eurem Kind im Schlafzimmer seid und wisst, da draußen wartet noch die Steuererklärung, der Berg Wäsche oder auch der Kumpel mit dem Feierabendbier, seid ihr angespannt und übertragt dies unbewusst auch aufs Kind. Das macht das Einschlafen dann noch schwieriger.
- Delegiert die anderen Aufgaben: Statt dessen hilft es, sich mit dem Elternteil, das heute nicht für die Einschlafbegleitung zuständig ist, über die anderen Aufgaben abzusprechen. Wenn Mama die Kinder ins Bett bringt, erledigt Papa den Abwasch, legt die Wäsche zusammen und umgekehrt. Schlafen die Kids dann, muss nichts mehr erledigt werden, sondern es ist wirklich Entspannung angesagt.
- Wechselt euch ab: Wenn man nur jeden zweiten Abend mit der Einschlafbegleitung dran ist, ist man gleich viel entspannter.
- Seht's mal anders: Ihr wartet und wartet bis das Kind endlich eingeschlafen ist und ihr euch entspannen könnt? Ändert doch mal die Herangehensweise und seht die abendliche Zeit mit eurem Kind als wertvolle Quality Time für euch und eure Bindung. Sie werden tatsächlich so schnell groß...
- Die Zeit für euch selbst nutzen: Ihr habt schon alles versucht, aber das Kleine turnt immer noch im Bett rum und spielt mit den Kuscheltieren? Dann könnt ihr euch jetzt vielleicht Kopfhörer in die Ohren machen und einen Podcast oder ein Hörbuch anhören, ein Buch lesen oder eine Zeitschrift durchblättern. Oder doch mal das Handy in die Hand nehmen... So seid ihr für das Kind da bis es müde genug ist zum Einschlafen, habt die Zeit aber trotzdem für euch genutzt.
So könnt ihr die Einschlafbegleitung wieder abgewöhnen
Zum Abgewöhnen der Einschlafbegleitung könnt ihr ganz verschiedene Methoden ausprobieren, z. B.:
- Stuhlmethode: Habt ihr euer Kind sonst immer mit Körperkontakt beim Einschlafen unterstützt, könnt ihr nun den Abstand nach und nach größer machen. Wenn ihr anfangs gemeinsam im Bett lagt, könnt ihr euch zunächst auf die Bettkante sitzen, dann mit einem Stuhl neben dem Bett sitzen und irgendwann den Stuhl so weit weg rutschen, dass ihr keinen Körperkontakt mehr habt. Nach und nach "wandert" der Stuhl immer weiter Richtung Tür bis er schließlich vor der Tür angekommen ist.
- Kurz rausgehen und wieder kommen: Ihr habt mit eurem (Klein-)Kind sein Einschlafritual gemacht, also z. B. ein Buch vorgelesen oder ein Hörspiel gehört? Dann könnt ihr nun das Kinderzimmer verlassen und sagen, dass ihr z. B. kurz die Spülmaschine ausräumt und dann wiederkommt. Wenn euer Kind weiß, dass es sich auf euer Wiederkommen verlassen kann, schläft es in der Zwischenzeit vielleicht alleine ein.
- In der Nähe bleiben: Wenn euer Kind versucht, alleine einzuschlafen, ist es wichtig, dass es Vertrauen haben kann, dass die Eltern auch wirklich kommen, wenn es sie braucht. Bleibt also in der Umstellungsphase in der Nähe, damit ihr euer Kind hört, wenn es euch ruft.
- Das Kind bestärken: Wenn ihr eurem Kind vermittelt, dass es jetzt groß genug sei, um alleine zu schlafen, kann es sein, dass es das ohne viel Diskussionen annimmt. Einen Versuch ist es wert.
Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Still-Lexikon