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Moro Reflex: Warum dein Baby plötzlich zuckt

Der Moro Reflex
Der Moro Reflex (© Getty Images/ Andrey Zhuravlev)

Huch, was macht unser Baby da? Ist das ein Krampfanfall? Vielleicht habt ihr euch auch erschrocken, als ihr den Moro Reflex zum ersten Mal bei eurem Baby beobachtet habt. Das steckt hinter dieser spontanen und heftigen Anspannung, die Neu-Eltern ganz schön Angst einjagen kann.

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Wie zeigt sich der Moro Reflex?

Die Reaktion dauert nur wenige Sekunden: Scheinbar aus heiterem Himmel und blitzschnell spannt sich der ganze Körper deines Babys an. Es reißt den Mund auf und atmet heftig ein, während es seine Arme mit Wucht nach vorne streckt und alle Finger starr abspreizt, bevor es im nächsten Moment ausatmet und den Mund wieder schließt, die Arme beugt und die Hände gleichzeitig zu Fäusten ballt, als würde es etwas umklammern wollen. Nur, um die Arme dann in der wieder einkehrenden Entspannung vor die Brust zu legen, als wäre nichts gewesen.

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Was ist der Moro Reflex?

Dieses, einem schreckhaften Zucken ähnliche, Verhalten ist ein Reflex, der ausgelöst wird, wenn das Neugeborene unerwartet rücklings nach hinten fällt oder geneigt wird. Wenn sich dein Baby erschreckt, aber auch spontan im Schlaf, kann sich diese Reaktion ebenfalls zeigen. Manchmal beugen sich auch zusätzlich Hüfte und Beine und die Atem- und die Herzfrequenz beschleunigen sich.

Welche Funktion hat der Moro Refelx?

Der Moro-Reflex ist ein sogenannter Primitiv- und damit ein frühkindlicher Reflex. Das sind angeborene, in der Regel temporäre Reizreaktionen, die als lebensnotwendig von Mutter Natur eingerichtet wurden. Der Moro-Reflex dient entwicklungsgeschichtlich dazu, das Kind zu schützen und sein Überleben zu sichern, indem es sich bei Gefahrensituationen spontan an der Mutter festklammert. Gleichzeitig sichert er das Einatmen, wenn das Kind zu ersticken droht. Entwickelt wird die Reizreaktion ab der 9. Schwangerschaftswoche und verschwindet zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat, wenn auch das Nervensystem heranwächst. Ursprünglicher Sinn und Zweck dieses Klammerreflexes ist es, zu verhindern, dass das Kind aus dem Arm der Mutter herunterfällt und sich verletzt.

Auch andere Säugetiere, wie zum Beispiel Affen, zeigen diese Reaktion. Auslöser können laute Geräusche, Licht oder plötzliche Bewegungen sein, auf die der Säugling mit der plötzlichen Streck- und anschließend mit einer umklammernden Beugebewegung von Armen und Beinen reagiert. Benannt wurde der Reflex nach dem Kinderarzt Ernst Moro, der dieses Verhalten 1918 zum ersten Mal dokumentierte.

Was tun gegen den Moro Reflex im Schlaf?

Bei Kindern, mit einer besonderen Veranlagung, kann man diese Reaktion häufig im Schlaf beobachten. Meist wachen die Babys davon auf und kommen nicht richtig zur Ruhe. Um das zu verhindern, wird Eltern nicht selten zum Pucken geraten. Beim Pucken wird das Kind so in eine Decke oder ein Tuch gewickelt, dass die Extremitäten eng am Körper liegen. Diese Technik soll beruhigend auf das Baby wirken und einen längeren, erholsamen Schlaf fördern. Doch das Pucken ist nicht unumstritten. Einige Kinderärzte warnen vor möglichen Gefahren wie Überhitzung, Abklemmen von Nerven oder dem erhöhten Risiko einer Hüftdysplasie oder schlicht der Frustration des Säuglings.

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Warum ist der Test auf den Moro Reflex wichtig?

Jedes Kind sollte den Moro-Reflex am Anfang seines Lebens zeigen. Der Kinderarzt macht sich den Test auf ihn zunutze, um bei den ersten Vorsorgeuntersuchungen die regelrechte Entwicklung deines Kindes zu prüfen. Meistens kippt der Arzt dein Baby zum Testen sorgsam aus dem Sitzen in die Rückenlage – das genügt schon, um den Reflex normalerweise auszulösen.

Was tun, wenn der Moro Reflex bleibt?

Der Moro Reflex wird zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat durch das Heranreifen des Nervensystems vom erwachsenen Schreckreflex abgelöst. Doch in einigen Fällen passiert das nicht und das Verhalten bleibt dauerhaft. Man spricht dann vom persistierenden Moro Reflex. In seltenen Fällen kann der Moro-Reflex sogar noch bei Erwachsenen nachgewiesen werden. Der dauerhafte Reflex kann ein Hinweis für eine folgenreiche Entwicklungsstörung oder auf eine vererbte Erkrankung sein.

  • West Syndrom: Als West Syndrom wird eine Serie von Krampfanfällen des Babys bezeichnet, die gekennzeichnet sind durch blitzartiges und wiederholtes Nicken des Kopfes, des Rumpfes, der Extremitäten sowie Strecken und Beugen der Arme (BNS-Krampf). Das West Syndrom kann vom Ausdruck her mit dem Moro Reflex verwechselt werden, auch wenn die Ausprägungen weitaus heftiger sind. Ursache dieser Krampfanfälle ist jedoch meistens die vererbte, schwere Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie.
  • ADS, ADHS und KIDD Syndrom: Bei einer Blockade des Kopfgelenkes (KISS Syndrom) kann die neuronale Entwicklung gestört sein. ADS, ADHS und das KIDD Syndrom werden hierfür von Fachleuten als mögliche Folgen genannt. Aber auch der Moro Reflex kann sich durch die Blockade nicht herauswachsen und bleibt bestehen. Die Folgen können Wahrnehmungsprobleme mit gesteigerter Ängstlichkeit, Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsprobleme, Lichtempfindlichkeit, schnelle Ermüdung der Augen, Geräuschüberempfindlichkeit, aber auch sich wiederholende Infekte im Hals-Nasen-Ohren Bereich sein, die bis ins Erwachsenenalter dauern können.
Der normale Moro-Reflex ist also nichts, was euch Angst einjagen sollte, aber wenn das Kind nach dem vierten Monat immer noch diesen Reflex zeigt, solltet ihr doch mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin darüber reden.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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