Auch wenn er lecker schmeckt, sich super als Süßungsmittel eignet und gerne zu medizinischen Zwecken angewendet wird: Honig ist für Babys absolut nicht geeignet. Denn für Kinder unter einem Jahr kann er richtig gefährlich werden, warnen Ärzte und Ärztinnen.
Warum Babys keinen Honig essen sollten
Viele Eltern meinen es mit Sicherheit nur gut, wenn sie ihrem Baby etwas Honig geben. Immerhin enthält er weniger Kalorien als der Haushaltszucker und soll eine antibakterielle Wirkung haben. Warum sollte Honig also einem Baby schaden? Der Grund ist ein fieses, kleines Bakterium namens Clostridium botulinum. Dabei handelt es sich um ein anaerobes, Sporen bildendes Stäbchenbakterium. Es ist der wichtigste Erreger des Botulismus, einer Lebensmittelvergiftung, die meist durch selbst eingemachte Speisen verursacht wird.
Säuglingsbotulismus ist lebensgefährlich
Säuglingsbotulismus ist eine Infektion, bei der das Bakterium Clostridium botulinum den Darm besiedelt und Toxine bildet. Das freigesetzte Toxin verhindert, dass die Ausschüttung von Acetylcholin und damit die Übertragung der Nervenerregung auf den Muskel stattfinden kann. Diese Erkrankung tritt nur innerhalb des ersten Jahres auf, da der Darm von älteren Kindern und Erwachsenen mit genügend gesunden Bakterien besiedelt ist, die für die Verdauung und den Schutz zuständig sind.
Für Säuglingsbotulismus ist vor allem Honig eine bekannte Quelle. Deshalb sollte man sein Baby – auch nicht in Ausnahmesituationen – damit füttern! Lebensmittelvergiftungen mit Clostridium botulinum sind hierzulande zwar eher selten, aber aufgrund der Sterblichkeitsrate gefährlich. Gleiches gilt übrigens für den Ahornsirup. Weil es mitunter vorkommt: Auch die Brustwarze einer stillenden Mutter, der Schnuller oder der Trinkflaschen-Sauger eines Babys sollten nicht mit Honig bestrichen werden.
„Im Magen-Darm-Trakt gesunder Kinder und Erwachsener leben rund 100 Billionen Bakterien. Diese sogenannte Darmflora bildet das größte Immunsystem im Organismus, das als Zentralorgan der Gesundheit über unser Wohl wacht. Die Darmflora eines Babys und auch die Immunabwehr sind jedoch in den ersten Lebensmonaten noch nicht vollständig entwickelt. Säuglinge und Kinder im ersten Lebensjahr sollten ebenso wie auch erwachsene Personen mit einem geschwächtem Immunsystem auf den Verzehr von naturreinem Honig verzichten“. (Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselspezialist der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit)
Warnzeichen: Welche Symptome treten bei Säuglingsbotulismus auf?
- Schlechte Kopfkontrolle: Die betroffenen Babys können den Kopf kaum halten.
- Saugschwäche/Trinkschwäche
- Verstopfung
- Muskelschwäche
- Muskellähmung
- Schwierigkeiten beim Atmen (Schnarchgeräusche, Röcheln) bis hin zur Atemlähmung
Die Symptome können auch noch 30 Tage nach dem Verzehr auftreten. Das Robert-Koch-Institut spricht jedoch von einer Inkubationszeit, die bei ungefähr zehn Tagen liegt.
Da die Gefahr einer Atemlähmung droht, müssen Kinder und Erwachsene mit einer Botulinumvergiftung rasch intensiv-medizinisch behandelt und überwacht werden. In schweren Fällen ist eine künstliche Beatmung notwendig.
Honig in Fertigprodukten
Aufgepasst: Die Rede ist hier von Bienenhonig in seiner reinen Form und nicht von Säuglingsnahrung mit Honig, die es im Supermarkt zu kaufen gibt! Bei der Fertigstellung der Säuglingsnahrung muss der Honig so stark erhitzt werden, dass die Abtötung des Bakteriums garantiert ist. Es besteht also kein Grund zur Panik.
Lieber verzichten, als bereuen
Honig ist ein großartiges Naturprodukt, aber nicht für Babys! Aufgrund der Gefahr zu erkranken, sollte hier auch niemals eine Ausnahme gemacht werden. Diese Warnung gilt für das erste Jahr, da in dieser Zeit noch nicht genügend Bakterien im Darm vorhanden sind, die das Baby schützen. Gott sei Dank gibt es aber genügend andere Leckereien, die dein Schatz bereits ohne Probleme genießen darf.
Quellen: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; Stiftung Kindergesundheit; Statements von Professor Dr. Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselspezialist der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit