Hund und Baby oder Kind in einer Familie: Meistens funktioniert das wunderbar! Vorausgesetzt du weißt, wie du deinen Hund auf den Familienzuwachs vorbereiten und welche Regeln dein Kind im Umgang mit dem vierbeinigen Mitbewohner lernen muss.
Den Hund aufs Baby vorbereiten
Ihr habt schon einen Mitbewohner mit vier Pfoten – und erwartet jetzt ein Baby? Herzlichen Glückwunsch! Wenn sich Familienzuwachs ankündigt, ist das für die ganze Familie aufregend. Erst recht für den vierbeinigen Mitbewohner, der schon seinen festen Platz in seiner kleinen Familie hat.
Bekommen Frauchen und Herrchen ein Baby, ist das für den Hund erstmal eines: ganz schön ungewohnt. Plötzlich ist da ein neues Familienmitglied, das jede Menge Aufmerksamkeit, Essen, Kuscheleinheiten und Zeit bekommt. Aber keine Sorge! Die allermeisten Hunde entwickeln sich innerhalb kürzester Zeit zu einem liebevollen Gefährten und Beschützer, der sich ganz rührend dem Baby gegenüber verhält.
Wenn ihr ein paar Tipps beherzigt, werden Hund und Baby bald beste Freunde werden! Wichtig ist, dass ihr euren Hund auf den Familienzuwachs vorbereitet:
- Erklärt das Babyzimmer und das elterliche Schlafzimmer schon früh (so etwa ab dem fünften Monat) zur Tabuzone. So lernt der Hund, dass er dort nichts verloren hat – und bringt diese Einschränkung dann nach der Geburt nicht mit dem Baby in Verbindung.
- Werdende Mütter können ihrem besonders anhänglichen Vierbeiner frühzeitig klarmachen, dass auf ihrem Schoß bald kein Platz mehr sein wird, beispielsweise indem sie sich Bücher auf die Knie legen, sobald das Tier dort Platz nehmen möchte.
- Hunde, die bisher kaum Kontakt mit Kindern hatten, lassen sich durch Besuche bei befreundeten Familien an das Verhalten von Kindern gewöhnen.
- Ist das Kind dann auf der Welt, kann der Vater aus dem Krankenhaus einen getragenen Strampler mitbringen, damit sich der Hund an den neuen Geruch gewöhnen kann und das Baby über seine Nase schon mal erschnuppern und kennenlernen kann.
Unser Video zeigt, wie wunderbar das Zusammenleben mit Hund und Kindern funktionieren kann
Tiere und Kinder nie unbeaufsichtigt lassen
Beim ersten Treffen sollte man seinen Vierbeinern Zeit lassen und den Kontakt nicht aufdrängen. Ansonsten ist es förderlich, wenn man Tiere in den neuen Alltag mit einbezieht und bei den Aktivitäten mit Baby dabei sein lässt. Aber: Selbst mit dem bravsten Tier darf ein Baby nie unbeaufsichtigt alleine sein!
Auch wenn man glaubt, sein Tier hundertprozentig zu kennen, sicher kann man sich nie sein
„Auch wenn man glaubt, sein Tier hundertprozentig zu kennen, sicher kann man sich nie sein“, sagt der Kemptener Kinderarzt Dr. Rudolf Kappes, der immer wieder Babys und Kleinkinder mit Hundebissen behandeln muss. Ein Baby kann durch plötzliches Geschrei, heftige Bewegungen oder Ziehen an Schwanz und Ohren selbst beim treuesten Tier heftige Reaktionen provozieren: Knurren, Bellen oder im schlimmsten Fall Beißen.
Sobald das Kind beginnt, sich selbstständig fortzubewegen, müssen Eltern deshalb extra aufmerksam sein. Korb und Futternapf sind für Kinder tabu. Ebenso sollten Kinder auf keinen Fall mit dem Spielzeug der Tiere spielen und umgekehrt. Zum einen, damit es nicht zu kritischen Situationen kommt, zum anderen aus hygienischen Gründen. Damit es nicht zu Eifersucht kommt, solltest du darauf achten, dass der Hund genügend Zuwendung und Streicheleinheiten bekommt.
Auch Babys müssen den Umgang mit dem Hund lernen
Das Kind muss Schritt für Schritt lernen, den Hund richtig zu behandeln. Anfangs fehlt ihm dazu noch die nötige Feinmotorik. Da wird gerne mal herzhaft zugefasst und das Fell gegen den Strich geschrubbt.
Die Grundregel lautet: Behandle das Haustier, wie du selbst behandelt werden willst. Das lässt sich einfach vermitteln, sagt Psychologe Michael Thiel: „Führen Sie am Anfang die Hand des Kindes beim Streicheln. Wenn es zu sehr am Fell zieht, ziehen Sie Ihrem Kind ganz leicht an den Haaren und sagen Sie: So fühlt sich das beim Tier auch an! Und loben Sie Ihr Kind, wenn es sich feinfühlig dem Tier gegenüber verhält.“
Doch auch ganz normales Kinderverhalten kann für das Haustier ein Stressfaktor sein: Auf Hunde zurennen oder plötzliches Herüberbeugen kommen als Bedrohung an. Wenn dein Kind dem Hund in die Augen starrt, wird das als Aufforderung zum Rangfolge-Kampf verstanden: Na, wer von uns ist der Stärkere? Der Umgang mit diesen tierspezifischen Reaktionen muss trainiert werden; und das geht mit einem entspannten Haustier allemal besser als mit einem gestressten. Deshalb brauchen Hunde und Katzen Regenerationsmöglichkeiten und Ruhezonen.
Das Kind muss wissen: Das Haustier darf nicht gestört werden, wenn es trinkt oder frisst und wenn es in seiner Ecke liegt. Umgekehrt sollte das Kinderzimmer für Tiere untersagt bleiben, außer wenn man sie ausdrücklich hereinlässt. Und selbst dann gehören sie niemals ins Bett! Abgesehen von hygienischen Einwänden, deutet ein Hund dies als Aufstieg in der Rangfolge: „Der Platz des Hundes ist auf dem Boden“, erklärt die Hamburger Tierpsychologin Dr. Ute Baumeister. Sollte es zu Problemen kommen, scheue dich nicht, Rat bei einem Hundetrainer einzuholen.
- Nicht beim Fressen und Trinken stören.
- NIE vor einem Hund weg laufen.
- Beim Spielen mit dem Hund immer Abstand zu seinem Maul halten.
- Den Hund nie am Schwanz ziehen.
- Dem Hund nicht in die Augen starren.
Was für einen Hund in der Familie spricht
In Sachen Vorsicht und Hygiene müssen alle Familienmitglieder ihren Teil lernen – aber davon abgesehen können Tiere in der Familie für alle beglückend und wohltuend sein. In einer Pilotstudie fanden Wissenschaftler zum Beispiel heraus, dass Hunde Kinder in Stresssituationen nachhaltig unterstützen können. „Werden die Kinder in einer verunsichernden Situation von einem Hund begleitet, steigt der Stresspegel deutlich weniger an und sinkt viel schneller als bei Kindern, die keinen Vierbeiner an ihrer Seite haben“, so Prof. Henri Julius von der Uni Rostock.
- Der Hund kann die Entwicklung von Toleranz und das Selbstbewusstsein des Kindes fördern.
- Kinder, die mit einem Hund aufwachsen, haben weniger Probleme mit Allergien und sind insgesamt weniger krank.
- Der Hund gibt als Gefährte zusätzlichen psychischen Halt.
- Ein Hund in der Familie schult das Verantwortungsgefühl und Einfühlungsvermögen.
Zuerst das Baby, dann der Hund?
Wenn sich alle Familienmitglieder – kleine wie große – einig sind, dass sie sich einen Hund als neues Familienmitglied vorstellen können, stellen sich zwei wichtige Fragen. Erstens: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Und zweitens: Welcher Hund passt am besten zu unserer Familie?
Experten raten, sich erst dann einen Hund anzuschaffen, wenn das jüngste Kind im Kindergartenalter ist und die Eltern genug Zeit haben, sich um die Erziehung des Vierbeiners zu kümmern. Wer sich überlegt, zum Baby einen Hundewelpen zu holen, sollte sich im Klaren sein, dass er für einige Zeit „ein weiteres Kind“ und entsprechend viel Zeit für die Pflege und Erziehung benötigt.
In jedem Fall solltet ihr den Hund aus einer zuverlässigen Quelle beziehen. Ute Baumeister erklärt den Vorteil, Hunde beim Züchter zu erwerben: „Ein Züchter hat einen Blick auf die Welpen und kann einschätzen: Das ist ein Draufgänger, der ist ein bisschen ruhiger – und so kann man das Tier aussuchen, das besonders geeignet fürs Kind erscheint.“
„Familienzuwachs“ aus dem Tierheim ist dabei durchaus eine Alternative. Wichtig ist jedoch, die Vorgeschichte des Tieres zu kennen. „Sie müssen sichergehen können, dass da nichts Negatives vorgefallen ist“, sagt Ute Baumeister. Doch woher auch immer das Haustier stammt: Es muss seinen Platz im „Familienrudel“ finden, und den musst du ihm gleich zu Beginn unmissverständlich zuweisen. Denn Befehle akzeptieren Hunde nur vom „Rudelführer“. Das Kind wird, allein schon, weil es einfach kleiner ist als die erwachsenen „Leittiere“, vom Hund immer als gleichwertig oder niedriger in der Rangfolge gesehen. Das ist so lange kein Problem, wie die Eltern für Ordnung im „Rudel“ sorgen und für das Haustier klare Regeln aufstellen.