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Ich will schlafen! Studie zeigt, wie wenig Schlaf wir Eltern wirklich kriegen

Schlafentzug eltern
© Getty Images/ tatyana_tomsickova

Viele Dinge treffen Neueltern nach der Geburt ihre Kindes unerwartet. Schlafmangel gehört in der Regel nicht dazu, denn wenn man eines immer und überall hört, ist es, dass Neugeborene und Babys echte Schlafräuber sind. Neu dürfte aber vielen sein, was Wissenschaftler herausgefunden haben: Nämlich, dass es ab der Geburt sechs Jahre dauert, bis Eltern wieder gut und normal schlafen können.

Unsere Realität mit Kindern

6 Jahre??? Da geht das Kind ja schon in die Schule. Jap, so ist es. Eltern von Babys werden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und verzweifelt rufen "Niemals. So lange halte ich das niemals durch!" Wir können euch sagen: "Doch, das werdet ihr. Wir haben keine Ahnung wie, aber es geht. Irgendwie. Weil ... ähm ... muss ja!"

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Die wissenschaftlichen Fakten

Das Ergebnis hat die Forschergruppe um die Co-Autorin der Studie, Sakari Lemola, Psychologie-Professorin an der Universität Warwick, selbst überrascht.

Vorangegangene Studien hatten bereits belegt, dass Eltern im ersten Lebensjahr ihres Kindes mindestens 44 Tage an Schlaf verpassen – komplett!!! Natürlich sind die Mütter mit deutlich mehr Schlafentzug betroffen als die Väter. Deren Schlafdeprivation verstärkt sich meist erst nach der Säuglingsphase, wenn sich die Väter mehr in die Kinderbetreuung involvieren.

Charoline Bauer

Die Forscher waren überrascht ...

So oder so, die Forschenden um Lemola waren also überrascht, wie müde Eltern kleiner Kinder sind und vor allem wie lange! Also mich und einige meiner Kolleginnen hat das mitnichten überrascht – beginnen wir unseren Arbeitstag doch häufig mit dem gegenseitigen Aufmuntern, Anfeuern und Mitfühlen nach einer schlaflosen Nacht mit unseren Kindern – von denen viele das Baby-, Kleinkind und gar Kindergartenalter schon hinter sich gelassen haben. Aber uns hat ja bisher kein Wissenschaftler und keine Wissenschaftlerin gefragt.

Charoline Bauer

Die Forschungsgruppe der Universität Warwick ermittelte mit Fragebögen über sechs Jahre lang, wie die Nächte von 2.541 Müttern und 2.188 Vätern nach der Geburt ihres ersten, zweiten und dritten Kindes war. Die Frauen erlitten dabei den schlimmsten Schlafentzug im ersten Lebensjahr des Kindes, der sich mit jedem weiteren Kind verstärkte. Im Durchschnitt waren es 40 Minuten weniger Schlaf pro Nacht in den 365 Tagen nach der Geburt. Bei den Männern waren es nur 13 Minuten pro Nacht.

Charoline Bauer

Nur 40 Minuten?

Mir persönlich scheinen 40 Minuten pro Nacht im ersten Jahr sehr wenig. Über nur 40 Minuten Schlafentzug hätte ich mich gefreut. Mein Stillkind hat mich pro Nacht sicherlich mindesten 2 Stunden gekostet. Und auch jetzt im dritten Lebensjahr erleichtert mich das Kind nächtlich um ca. 1 Stunde Schlafenszeit und wirft mich dazu morgens früh um 6h aus dem Bett, weil "Mama, aufstehen!" Ich komme pro Nacht maximal auf 6 Stunden Schlaf! Ich gebe zu, dass das auch ein bisschen daran liegt, dass ich erst gegen 23 Uhr ins Bett gehe und nicht schon um 19 oder 20 Uhr mit meinem Kind. Aber hey, irgendwann muss ich doch auch noch leben und Dinge für mich und zu meinem Vergnügen tun. Wer von euch kennt das auch, dass sie lieber noch drei Stunden auf dem Sofa rumhängt und liest oder netflixt, statt sich vernünftigerweise früh schlafen zu legen? Am nächsten Morgen bereut man das bitter und tut es am Abend trotzdem direkt wieder. Mütter, unverbesserlich!

Charoline Bauer

6 Jahre Schlafentzug

Schlafentzug ist nicht umsonst eine Foltermethode, wie viele Eltern unter euch täglich erfahren müssen. Und trotzdem kämpfen wir uns da alle durch. Egal, ob uns das Stillen, eine der vielen Schlafregressionen, Entwicklungssprünge, kindliche Albträume, Kinderkrankheiten, nächtlicher Hunger oder Durst oder einfach nur das immer wieder plötzlich aufflammende nächtliche Kuschelbedürfnis der lieben Kleinen weckt und wach hält, nicht schlafen zu können wie man möchte und bräuchte, ist einfach kacke. Aber es ist doch beruhigend zu lesen, dass es anderen genauso geht und wir gemeinsam munter durch die Nacht wandeln.

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Übrigens macht es laut der Forschenden keinen Unterschied, ob man alleinerziehend ist, wie hoch das Einkommen ist, ob beide Partner*innen arbeiten gehen oder nur eine*r ... alle schlafen gleich schlecht ... und das für die ersten sechs Lebensjahre des Kindes. Glücklich, wer sich eine Nightnanny leisten kann, wie sie mancher Hollywoodstar hat.

Jennifer Kober

Zeit ist nicht alles ...

40 Minuten klingt jetzt nicht sooo krass, aber auch bei uns waren es in den ersten Jahren deutlich mehr! Und es kommt ja auch die Schlafqualität selbst dazu. Mit der Zeit spielen sich die meisten Eltern ganz gut ein und schlafen beim Stillen oder nach dem Schunkeln & Co. direkt wieder ein, sodass wir objektiv vielleicht "nur" ein paar Minuten verlieren. Aber während wir nachts wach sind, leisten wir ja auch körperlich, geistig und emotional so einiges.

Und die Unterbrechungen wirken sich auch auf unsere REM- und Tiefschlafphasen aus, die dann oft viel kürzer als nötig ausfallen (die Auswertung meines Trackers wollt ihr nicht sehen! Ich hab ihn nachts längst wieder abgemacht ...).

Dazu wissen wir ja alle: 6 Stunden mit selbst nur einer kurzen Unterbrechung fühlen sich am nächsten Tag ganz anders an, als 6 Stunden durchzuschlafen. Besonders dann, wenn es nicht nur einmal, sondern über viele Jahre geschieht.

So sehr ich gerne durchschlafen möchte, weiß ich ganz genau, dass ich die vielen Kuscheleinheiten und Momente mit den Kids vermissen werde, wenn sie größer sind. Daher darf es für mich solange dauern, wie es eben dauert.

Jennifer Kober

Warum Schlafmangel schlecht für uns ist

Dass zu wenig Schlaf nicht cool ist, spüren die meisten Eltern von uns jeden Tag. Aber dass der andauernde Schlafmangel auch richtig schlecht für uns ist, machen wir uns nur selten bewusst – sonst würden wir uns vermutlich noch mieser fühlen. Denn Schlafmangel wird mit so schönen Dingen wie vermehrten Autounfällen, Konzentrationsproblemen, schlechter Performance bei der Arbeit, Krankheitsanfälligkeit, Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Nicht schön.

Darauf mache ich zur Sicherheit direkt mal ein Mittagsschläfchen ... ach nee, muss ja arbeiten und danach die Kinder aus Kita und Schule abholen. Na, dann gehe heute Abend aber auf jeden Fall rechtzeitig ins Bett, spätestens um 20 Uhr. Ganz sicher. Fest vorgenommen. Definitiv.

Andrea Zschocher

Wann kommt das Durchschlafen zurück?

Die Forschenden haben ja herausgefunden, dass es sechs Jahre dauert, bis Mütter (ich würde gern Eltern schreiben, aber machen wir uns nichts vor, ich bin mir sicher, dass fast ausschließlich Mütter von diesem Schlafdefizit betroffen sind) wieder durchschlafen können.

Da meine drei Kinder jetzt neun, sechs und vier Jahre alt sind, muss ich also noch ungefähr zwei Jahre durchhalten, bis sich alles wieder normalisiert hat. Ist natürlich keine Wissenschaft, sondern Statistik, aber für mich stimmt der Teil mit dem nicht durchschlafen können auch nach all den Jahren leider noch.

Ich schlafe tatsächlich, obwohl meine Kinder im Vergleich zu Babys ja verhältnismäßig groß sind, noch immer nicht durch. Ich würde gern sagen, dass mich das nicht stört oder ich damit inzwischen ganz gut zurecht komme, aber die Wahrheit ist: Ich sehne mich nach Durch- und Ausschlafen. Noch immer.

Andrea Zschocher
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