HPV-Impfung: Ja oder nein? Diese Frage stellt sich allen Eltern von Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren. Denn in diesem Alter empfiehlt das RKI die Impfung gegen Humane Papillomviren, um das Risiko von Gebärmutterhalskrebs und anderen Tumoren im Intimbereich zu verringern. Je früher geimpft wird, desto besser: HPV wird nämlich durch Schleimhautkontakt beim Sex übertragen. Wir beantworten häufige Fragen zur HPV-Impfung.
Warum wird die HPV-Impfung im Kindesalter empfohlen?
Die meisten Menschen, die Sex haben, infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. Oft schon früh. Viele merken nichts davon. Manchmal löst eine Infektion jedoch nach Jahren oder sogar Jahrzehnten Krebs aus. In Deutschland erkranken laut Robert Koch Institut jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an Karzinomen, die durch HPV-Infektionen bedingt sind – 4.600 Frauen davon an Gebärmutterhalskrebs (der vierthäufigsten Krebserkrankung bei Frauen). Bei Männern sind eher der Mund und Rachen betroffen sowie der Anus und Penis.
Weil HP-Viren vermehrt durch Sexualkontakt übertragen werden, setzen Expert*innen darauf, Kinder noch vor ihrem ersten Geschlechtsverkehr oder Petting impfen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt haben sie sich ziemlich sicher noch nicht mit den HPV angesteckt und der Wirkstoff kann seine Wirkung optimal entfalten. Jugendlichen unter 18 Jahren, die das Impfalter verpasst haben und schon Geschlechtsverkehr hatten, rät die STIKO ebenfalls zur Impfung, da diese vor verschiedenen HPV schützen kann.
Den Zusammenhang von bestimmten Humanen Papillomviren und Krebs erkannte Harald von Hausen – er bekam dafür 2008 den Nobelpreis für Medizin.
Durch eine Infektion mit HPV können sich im Gewebe Zellen verändern, die wiederum zu Krebs führen können. In der Medizin unterscheidet man bei diesen bestimmten HPV zwischen Hochrisiko-Typen wie Typ 16 und Typ 18, die als krebsauslösend gelten und Niedrig-Risiko-Typen, welche Genitalwarzen verursachen können. Gegen diese HP-Viren können Eltern ihre Kinder impfen lassen. Hier haben sich zwei Impfstoffe durchgesetzt: Gardasil und Cervarvix.
Umgangssprachlich ist die HPV-Impfung auch als Gebärmutterhalskrebs-Impfung bekannt. Dieser Begriff ist aber nicht ganz richtig. Genau genommen soll die HPV-Impfung das Risiko senken, dass sich die Zellen zu einer Vorstufe von Krebs entwickeln und damit erst gar kein Tumor entstehen kann.
Wer kann sich gegen HPV impfen lassen?
Zuerst waren nur Mädchen die Zielgruppe für die HPV-Impfung, da aber Jungen im späteren Alter von den möglichen Krebserkrankungen ebenfalls betroffen sind und zudem HPV übertragen können, empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) mittlerweile eine HPV-Impfung für Jungen und Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren.
Die Impfungen gibt der Arzt oder die Ärztin in den Oberarmmuskel. Darin enthalten sind Eiweißstoffe, die der Virushülle entsprechen, keine vermehrungsfähige Viren. Der Impfstoff löst also keine Erkrankung aus, sondern provoziert allein die Bildung von Antikörpern. Kommt der Körper dann mit diesen HPV in Kontakt, kann er sich direkt dagegen wehren. Gespritzt wird der HPV-Impfstoff im Abstand von 5 Monaten. Eine Auffrischung der Impfung ist Stand heute nicht nötig.
Wer die Impfung im empfohlenen Zeitraum versäumt hat, kann sie bis zum Alter von 17 Jahren nachholen. Nach dem 15. Lebensjahr, oder wenn der Abstand zwischen den beiden Impfungen bei jüngeren Kindern zu kurz war, wird mitunter eine dritte HPV-Impfung empfohlen.
Wer bezahlt die HPV-Impfung?
Die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren gehört zu den Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Auch verpasste Impfungen werden bis zum 18. Lebensjahr bezahlt. Die privaten Krankenkassen halten sich bei Impfungen in der Regel an die Standardleistungen der gesetzlichen Kassen. Bist du privat versichert, frag ruhig bei deiner Krankenkasse nach, ob sie die HPV-Impfung bezahlt.
Die Kosten für die HPV-Impfung bei Kindern übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
Wie wirksam ist die HPV-Impfung?
Die Cochrane Collaboration brachte 2018 eine Analyse von 26 Studien heraus, die besagte, dass Frauen, die sich zwischen dem 15. und 26. Lebensjahr haben impfen lassen, ein geringeres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Die Studie, die von den Herstellern der Impfstoffe in Auftrag gegeben wurde, erfasste 73.400 Frauen, ein Teil wurde geimpft, der andere bekam ein Placebo. Für die Frauen im Alter zwischen 15 bis 26 Jahren verringerte sich das Krebsvorstufen-Risiko um die Hälfte. Auch eine neuere Studie aus Großbritannien belegt Erfolge der HPV-Impfung:
Ersetzt die HPV-Impfung den PAP-Test?
Expert*innen sagen da ganz klar: Nein! Die HPV-Impfung hat keine 100-prozentige Wirkung, deshalb sollten auch geimpfte Mädchen den jährlichen PAP-Test zur Vorsorge wahrnehmen. Bei diesem Test nimmt der Gynäkologe oder die Gynäkologin am Gebärmutterhals einen Abstrich, um dort eventuelle Zellveränderungen festzustellen. Der PAP-Test ist also ein wichtiges Vorsorge-Instrument für den Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs, der bleiben wird.
Die HPV-Impfung ist eine zusätzliche Vorsorgemaßnahme, die den PAP-Test aber nicht ersetzt.
HPV-Impfung: Risiken und Nebenwirkungen
Wie bei jeder Impfung können auch bei der HPV-Impfung Nebenwirkungen auftreten. Es wird von Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber, Hautrötungen, (starken) Kopfschmerzen oder Schwindel bzw. Ohnmacht berichtet. Vor allem Letzteres sollten die Ärzte im Auge haben. Die Empfehlung lautet, dass jedes Kind noch mindestens 15 Minuten nach der Impfung in der Praxis bleiben sollte.
Für Verunsicherungen haben Berichte gesorgt, dass die Impfungen bei einigen Mädchen schwerwiegende Autoimmunerkrankungen hervorgerufen habe bzw. Unfruchtbarkeit oder sogar den Tod von Kindern. Wissenschaftliche Studien und Untersuchungen der gemeldeten Todes-Fälle konnten einen Zusammenhang mit der Impfung nicht bestätigen. Trotzdem ist weitere Forschung nötig und sinnvoll, um Langzeitwirkungen und evtl. -folgen der HPV-Impfung zu evaluieren.
Das staatliche Robert-Koch-Institut brachte im März 2019 ein Merkblatt zur HPV-Impfung heraus. Dort heißt es zum Thema Risiken:
"Dabei wurden keine schweren Nebenwirkungen, d.h. Nebenwirkungen, die die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen, im ursächlichen Zusammenhang mit der HPV-Impfung festgestellt. In den Untersuchungen bestand insbesondere kein Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen oder neurologischen Komplikationen. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Abgeschlagenheit sind häufig und können auch in einer schweren Form auftreten. Diese sind jedoch zeitlich begrenzt und vollständig reversibel."
RKI-Statement
Für die offiziellen Stellen ist das erklärte Ziel, Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen zu verringern. Bei einer Impfrate von um die 45 Prozent schätzt das Robert-Koch-Institut, dass die Krebsrate in den nächsten hundert Jahren halbiert werden könnte.
Wichtig zu wissen: Wir recherchieren mit großer Sorgfalt. Die Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, damit sie euch individuell beraten können.
Quellen: Robert Koch Institut: Online-Infos zu HPV; Merkblatt des RKI; Infos des Paul-Ehrlich-Instituts; Informationen des Krebsinformationsdientes zu HPV und der HPV-Impfung; S3-Leitlinie Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien; detaillierte Infos zu den Impfstoffen findet ihr auf der Seite der Europäischen Arzneimittelagentur / European Medicines Agency (EMA)