Kindspech oder Mekonium, wie der medizinische Fachbegriff lautet, ist die allererste Darmausscheidung, die dein Baby in seinem Leben hat. Du solltest ihr auch aus medizinischen Gründen besondere Aufmerksamkeit schenken.
In der Regel scheidet ein Neugeborenes innerhalb der ersten zwölf bis 48 Stunden nach der Geburt das Mekonium aus. Kommt es bereits im Mutterleib zur Absonderung oder bleibt das Exkrement aus, kann das Folgen für die Gesundheit deines Babys haben oder sogar auf eine ernstzunehmende Erkrankung hinweisen.
Was ist das Kindspech?
Genau genommen handelt es sich beim Kindspech noch gar nicht um Stuhl. Denn die eigentliche Verdauungstätigkeit nimmt der Darm eines Babys erst auf, sobald es Muttermilch oder andere Nahrung isst. Das Kindspech dagegen ist die reine Ansammlung von Ausscheidungsprodukten, die sich noch in der Gebärmutter ab der ca. 13. SSW bildet, wenn das Baby Fruchtwasser geschluckt hat. Es besteht aus Wasser, Schleim, abgestorbenen Haut- und Schleimhautzellen, Lanugohaaren und eingedicktem Sekret von Galle und Darm sowie Enzymen, Fettsäuren und Proteinen. Seinen Namen verdankt das Exkrement, das übrigens geruchlos und meistens noch keimfrei ist, seiner grünlich-schwarzen Farbe und der zähen, klebrigen Konsistenz.
Speicher von Schadstoffen und Toxinen
Das Mekonium speichert auch schädliche Substanzen und Gifte, die die Mutter während der Schwangerschaft aufgenommen hat. Sie können darin über einen längeren Zeitraum nachgewiesen werden. So kann über das Kindspech zum Beispiel ein Drogenmissbrauch der Mutter während der Schwangerschaft festgestellt werden. Eine Studie aus den USA dokumentiert die Belastung der Mutter und des Fötus durch direktes und indirektes Rauchen.
Alles normal oder ein gesundheitliches Problem?
99,8% der Neugeborenen scheiden das Mekonium innerhalb der ersten 48 Stunden ihres Lebens aus. Bei Frühgeburten liegt die Rate etwas darunter, bei ca. 94%. Bleibt das Kindspech aus, kann das ein Hinweis auf ein medizinisches Problem im Darm sein und sollte unbedingt abgeklärt werden.
Das Kindspech bleibt aus – das Mekoniumpropf-Syndrom
Scheidet dein Baby sein Mekomium nicht aus, hat es stattdessen einen geblähten Bauch und erbricht sich sogar, solltest du unbedingt einen Arzt konsultieren. Folgende Gründe kann es haben:
- Mekoniumpropf: Das Mekonium hat einen eingedickten, festen Propfen gebildet, der den Darm verschließt und eine Ausscheidung unmöglich macht. Therapiert wird der Verschluss vom Arzt mit Einläufen. Diese lösen das Kindspech von der Darmwand und spülen es heraus. Nur in seltenen Fällen muss operiert werden.
- Morbus Hirschsprung: Diese angeborene Erkrankung sollte immer ausgeschlossen werden, wenn das Mekonium nicht ausgeschieden wird. Hierbei fehlen in einem bestimmten Abschnitt des Dickdarms Nervenzellen, sodass sich die Muskulatur dort zusammenkrampft und den Darm verschließt. Der Darm oberhalb des Verschlusses sackt sich dagegen aus. Therapiert wird Morbus Hirschsprung durch eine Operation, bei der das unterentwickelte Darmstück entfernt wird.
- Mukoviszidose: Ein typisches frühes Merkmal dieser Stoffwechselerkrankung ist ein durch das Mekonium verursachter Darmverschluss (Mekoniumileus). Auch diese Erkrankung sollte in jedem Fall ausgeschlossen werden, wenn das Kindspech nicht ausgeschieden wird.
Kindspech im Fruchtwasser – Gefahr für das Kind
Wird das zähe Mekonium zu früh ins Fruchtwasser ausgeschieden – also noch in der Schwangerschaft oder während des Geburtsvorgangs - besteht Gefahr für das Baby. Es kann zur so genannten MAS, dem Mekoniumaspirationssyndrom, kommen, wenn das Baby das mit dem Kindspech kontaminierte Fruchtwasser in die Atemwege bekommt. Ursachen für ein verfrühtes Ausscheiden des Kindspech sind:
- Übertragen: Wird ein Kind übertragen, kann es bereits im Mutterleib zur Ausscheidung des Kindspechs kommen. Ab der 41. Schwangerschaftswoche besteht hierfür ein Risiko. Das normalerweise klare Fruchtwasser färbt sich durch das Mekonium dann grün. Die Geburt sollte dann schnellstmöglich eingeleitet werden. Eine länger dauernde Schwangerschaft sollte auch aus diesem Grund engmaschig kontrolliert werden.
- Stress im Geburtsvorgang: Ist der Geburtsvorgang langwierig und kompliziert, kann das Kind in dieser, durch Stress und Sauerstoffmangel bedingten, Situation ebenfalls das Mekonium vorzeitig in das Fruchtwasser abgeben. Es besteht dann das erhöhte Risiko, dass das Mekonium in die Lungen gelangt. Ist das Köpfchen in dieser Phase bereits im Geburtskanal, ist keine Gefahr in Verzug.
- Sauerstoffunterversorgung durch die Nabelschnur: Auch eine Sauerstoff-Mangelversorgung durch die Nabelschnur kann die vorzeitige Ausscheidung des Kindspechs ins Fruchtwasser bedingen.
- Schwäche der Gebärmutter durch Infektionen: Ist die Gebärmutter zum Beispiel durch eine Infektion beeinträchtigt, ist die optimale Versorgung des Fötus ebenfalls nicht mehr gewährleistet. Auch hierauf kann das Kind mit einer vorzeitigen Entladung des Kindspechs ins Fruchtwasser reagieren.
Die Mekoniumaspiration
Besteht die Gefahr, dass das Kind Fruchtwasser mit dem zähen Mekonium inhaliert hat, ist sofortiges Handeln erforderlich. Das Kind muss gründlich abgesaugt und seine Atmung weiterhin unterstützt werden. Die unmittelbaren Folgen könnten sonst Atemnot und Lungenentzündung, später dann die Neigung zu Atembeschwerden wie Asthma sein. Ein sofortiges Handeln im Kreißsaal und gute Therapien minimieren heutzutage jedoch die Folgen einer MAS.
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