Wer ein Frühchen bekommt, hat leider mit so mancher Komplikation zu kämpfen. Da will man sich nicht noch Sorgen ums Geld machen müssen. Deshalb gibt es inzwischen etwas mehr Elterngeld bei Frühchen. Das sind die Voraussetzungen.
Es ist der Albtraum aller (werdenden) Eltern: Das Baby kommt (viel) zu früh auf die Welt, muss ums Überleben kämpfen und eventuell wochenlang oder monatelang auf der Neonatologie versorgt werden. Doch nicht nur in dieser ersten Lebensphase benötigen Frühchen ganz viel Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit. Auch nach der Neugeborenenzeit kann so einiges auf die Eltern zukommen.
Aus diesem Grund erhalten Mamas und/oder Papas von wesentlich zu früh geborenen Babys seit der Elterngeldreform, die am 1. September 2021 in Kraft trat, mehr Elterngeld. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) begründet das so: "Damit fokussiert das Elterngeld stärker als zuvor den individuellen zeitlichen Bedarf und unterstützt mehr Eltern, sich um ihr Kind in dieser besonderen Lebenssituation zu kümmern." Das verlängerte Elterngeld bei Frühchen soll auch mehr Zeit geben, "um mögliche Entwicklungsverzögerungen ihres Kindes besser auffangen zu können".
Elterngeld bei Frühchen: Auf so viel mehr könnt ihr zählen
Grundvoraussetzung fürs Extra-Elterngeld bei Frühchen: Euer Baby muss sechs Wochen oder mehr vor dem errechneten Geburtstermin (ET) zur Welt gekommen sein. Insgesamt sind bis zu vier zusätzliche Monate Basiselterngeld möglich.
Zeitpunkt der Frühgeburt | Extra-Elterngeld |
Geburt mindestens sechs Wochen vor ET | ein zusätzlicher Monat Basiselterngeld |
Geburt mindestens acht Wochen vor ET | zwei zusätzliche Monate Basiselterngeld |
Geburt mindestens zwölf Wochen vor ET | drei zusätzliche Monate Basiselterngeld |
Geburt mindestens 16 Wochen vor ET | vier zusätzliche Monate Basiselterngeld |
Diese zusätzlichen Basiselterngeld-Monate könnt ihr auch in Elterngeld Plus umwandeln. Sie werden dann jeweils doppelt so lange ausbezahlt. Wie viel Elterngeld ihr genau bekommt, könnt ihre bereits vor der Beantragung über diesen Elterngeldrechner des Familienministeriums ausrechen lassen.
Was ist noch neu in Sachen Elterngeld?
Seit September 2021 gibt es weitere Neuerungen in Sachen Elterngeld, nicht nur bei Frühchen. Wir fassen euch die wichtigsten hier nochmal zusammen:
1. Mehr Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit
Die während des Elterngeldbezugs und der Elternzeit zulässige Arbeitszeit wurde von 30 auf 32 Wochenstunden aufgestockt. Das entspricht vier vollen Arbeitstagen.
2. Lockerungen beim Partnerschaftsbonus
Der Partnerschaftsbonus, der die gleichzeitige Teilzeit beider Elternteile unterstützt, wird nun bei 24 bis 32 Wochenstunden bezogen werden – davor waren es 25 bis 30 Wochenstunden. Auch an weiteren Stellen wurde dieser vereinfacht und flexibler gemacht. Mit dieser Lockerung des Partnerschaftsbonus sollen Eltern dazu angeregt werden, die Betreuung ihrer Kinder besser auf beide Partner zu verteilen.
3. Elterngeld nur bis Haushaltseinkommen von 300.000 €
Um die Verbesserungen beim Elterngeld bei Frühchen und Förderung von mehr Partnerschaftlichkeit zu finanzieren, bekommen künftig nur noch die Eltern Elterngeld, die gemeinsam 300.000 Euro oder weniger im Jahr verdienen (vor der Elterngeldreform: 500.000 €). Die neue Regelung betrifft die Spitzenverdiener*innen unter den Bezieher*innen von Elterngeld, die laut BMFSFJ 0,4 Prozent oder 7000 Elternpaare ausmachen. Für Alleinerziehende liegt die Grenze weiterhin bei 250.000 €.
Was war das Ziel der Elterngeldreform 2021?
Die damalige Familienministerin Franzikska Giffey von der SPD wollte mit der neuen Elterngeldreform die Gleichberechtigung von Müttern und Vätern stärken und das Elterngeld mehr auf Partnerschaftlichkeit ausrichten.
Mehr Elterngeld bei Frühchen ist eine tolle Sache und nur gerecht. Viele haben den längeren Betreuungsbedarf eines Frühchens gar nicht auf dem Schirm – das macht sich leider erst bemerkbar, wenn man selbst in dieser Situation ist.
Und auch sonst finde ich die Elterngeldreform 2021 gut, besonders die starke Ausrichtung auf die gemeinsame Betreuung des Kindes. Da viele Arbeitgeber sich heute noch unwillig zeigen, auch Vätern mehr Zeit mit ihren Kindern zu gewähren, braucht es einfach Anreize und Unterstützung aus der Politik. Natürlich liegt es am Ende an den Eltern selbst, wie sie ihre Elternzeit und damit das Elterngeld aufteilen wollen und können.
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