Früh übt sich, wer gesunde Zähne haben will. Um Karies sowie Plaque von Anfang an zu vermeiden, steht die richtige Pflege der Zähnchen schon bei den Kleinsten auf euer täglichen To-do-Liste. Zahnärztin Dr. med. Carola Regenbogen beantwortet die wichtigsten Fragen und gibt Tipps rund ums Zähneputzen beim Baby.
Ab wann müssen wir unserem Baby die Zähne putzen?
"Der Zeitpunkt ist klar: Mit dem Durchbruch des ersten Zahnes beginnt die Zahnpflege-Routine", sagt Zahnärztin Dr. med. Carola Regenbogen. Es ist ein Irrtum, zu glauben, bei Babys sei es nicht so wichtig, auf gesunde Zähne zu achten, weil die Milchzähne nach einigen Jahren ja durch die bleibenden Zähne ersetzt werden. Denn Karies verursacht nicht nur an den Milchzähnen Schäden, vielmehr kann sie nach dem Zahnwechsel auch auf die neuen, bleibenden Zähne übergreifen und diese schädigen.
Wie oft müssen wir unserem Baby die Zähne putzen?
Die zahnärztliche Empfehlung lautet: Zweimal am Tag, am besten morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafengehen. Baut die Zahnpflege in eure Morgenroutine und das abendliche Zubettgeh-Ritual ein. Dann wird es für euer Kleines schnell zur Selbstverständlichkeit.
Welche Zahnpasta eignet sich für Babys – mit oder ohne Fluorid?
Für Kinder gibt es spezielle Zahncremes, sowohl mit als auch ohne Fluorid. Bei der Frage, welche denn nun die richtige ist, scheiden sich die Geister. Denn da Babys die Zahnpasta noch nicht richtig ausspucken können und statt dessen herunterschlucken, gelangt viel Fluorid in den Körper.
Fluoride sind ein wichtiger Baustein, um Karies vorzubeugen. Sie sind deshalb wichtig für die Zähne, weil sie den Zahnschmelz – die äußere Schicht des Zahnes – widerstandsfähiger gegen die Säuren der Kariesbakterien machen. Je besser der Schmelz mit Fluorid versorgt ist, desto wirksamer ist der Schutz gegen Kariesangriffe – auch schon bei Babys.
Deswegen empfiehlt das bundesweite Netzwerk „Gesund ins Leben" die Gabe von Fluorid bereits ab der Geburt. Es wird, kombiniert mit Vitamin D, in Tablettenform verabreicht. Kommen nun die ersten Zähnchen, stellt sich die Frage, ob die Zahnpasta auch noch Fluorid enthalten sollte oder nicht.
Wählt eine dieser beiden Möglichkeiten, dann seid auf der sicheren Seite:
- Die Fluorid-Vitamin-D-Tablette wird weiterhin gegeben: Dann bitte mit einer Zahnpasta ohne Fluorid putzen. Wird die täglich benötigte Menge an Fluorid nämlich überdosiert, kann es zu einer sogenannten Fluorose kommen, die sich später durch weiße Flecken auf den bleibenden Zähnen zeigen kann.
- Die Fluorid-Vitamin-D-Tablette wird nicht mehr gegeben: Die Zähne werden dann mit einer geringen Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid bis zu zweimal täglich geputzt.
"Ich rate immer zu einer Zahnpasta mit Fluorid. Nur bitte eben darauf achten, spezielle Kinderzahnpasta zu verwenden, keine für Erwachsene."
Welche Zahnbürste ist gut fürs Zähneputzen beim Baby?
Das allererste Zähnchen könnt ihr mit einem Zahnpflege-Fingerling oder einer Fingerzahnbürste mit weichen Silikonborsten reinigen. "Allerdings ist die Putzleistung dieser Utensilien begrenzt, so dass ihr recht bald auf eine spezielle Baby-Zahnbürste umsteigen solltet. Ihr rate sogar von Anfang an schon dazu", sagt Dr. Regenbogen.
Achtet dabei bitte darauf, dass die Zahnbürste einen kleinen Kopf und sehr weiche Borsten hat. Der Griff dagegen sollte recht groß und rutschfest sein, damit ihr die Bürste beim Putzen gut halten könnt. Und: Bitte die Bürste spätestens alle zwei Monate oder wenn die Borsten ausgefranst sind, auswechseln.
Tipp: Legt euch gerne gleich zwei Baby-Zahnbürsten zu. Eine, die das Baby erstmal ausführlich untersuchen, auf der es kauen und mit der es spielen darf. Und eine für die Eltern zum Putzen.
Wie putzen wir unserem Baby richtig die Zähne?
Optimalerweise reinigt ihr die Zähne eures Babys nach der sog. KAI-Methode: zuerst die Kauflächen, dann die Außenflächen und zum Schluss die Innenflächen. Erst oben, dann unten.
Soweit die Empfehlung. "Man muss aber zugeben, dass Zähneputzen bei Babys oft nicht besonders gut klappt", sagt Dr. Regenbogen. "Meist wird mehr auf der Bürste rumgekaut oder der Mund nicht gut aufgemacht. Das ist aber nicht schlimm. Es geht wirklich darum, dass die Kinder sich an das Zähneputzen gewöhnen. Darum ist es wichtig, die Routine immer weiter zu behalten."
Viele Babys schieben die Zahnbürste mit ihrer Zunge aus dem Mund, was das Reinigen vor allem der Innenflächen erschwert. Dann empfiehlt sich das Putzen im Liegen, am besten auf dem Wickeltisch. So könnt ihr die Zunge mit einem Finger ein bisschen lenken und ihr bekommt "freie Bahn" zum Putzen. Klappt zumindest bei recht kleinen Babys noch ganz gut.
Zähneputzen beim Baby: Wie ist das mit dem Ausspucken und Ausspülen?
"Babys können Zahnpasta noch nicht ausspucken", sagt Dr. Regenbogen. Erst mit 2-3 Jahren bekommen sie das hin. "Wenn euer Baby die Zahnpasta verschluckt, ist das kein Problem. Im Gegenteil, das Fluorid wird ja benötigt. Macht euch da also keinen Stress." Nehmt anfangs aber bitte nur eine reiskorngroße Menge Zahnpasta und zeigt eurem Kind trotzdem, dass Zahnpasta ausgespuckt wird. So bekommt es ein Gefühl dafür, dass Zahncreme ein Reinigungsprodukt und kein Lebensmittel ist.
Die Bundeszahnärztekammer rät vom Ausspülen sowohl Kindern als auch Erwachsenen ab. So könne das Fluorid auf den Zähnen besser wirken. "Das ist aber besonders beim Remineralisieren wichtig, also bei Verwendung von Elmex Gelee. Das kommt für Babys ohnehin noch nicht infrage. Wer den Geschmack von Zahnpasta im Mund nicht mag, kann trotzdem kurz ausspülen – das ist nicht dramatisch", beschwichtigt Dr. Regenbogen.
Zähneputzen beim Baby: Was ist dann mit der Nachtflasche?
Hat euer Kind bereits das erste Zähnchen, solltet ihr darauf achten, nach dem Zähneputzen abends kein Milchfläschchen mehr anzubieten, sondern nur noch Wasser. Ansonsten kann es durch den enthaltenen Zucker und das Umspülen der Zähne mit der Milch zu Karies kommen. Vor allem ein Dauernuckeln am Fläschchen zur Beruhigung oder Ablenkung solltet ihr vermeiden.
"Macht euch trotzdem keinen übermäßigen Stress", beruhigt Dr. Regenbogen. "Wenn es nachts noch gar nicht ohne Fläschchen geht, achtet darauf, dass zwischen den Mahlzeiten möglichst viel Abstand ist, damit der Speichel die Zähne remineralisieren und damit einen gewissen Kariesschutz aufbauen kann. Und morgens und abends umso gründlicher putzen." Idealerweise bringt ihr eurem Schatz schon mit Beginn der Beikost bei, aus einem Becher zu trinken.
Zähneputzen beim Baby: Was ist, wenn wir nachts noch stillen?
Auch häufiges nächtliches Stillen nach dem Durchbruch der ersten Zähnchen erhöht das Kariesrisiko, da Muttermilch Milchzucker enthält. Das Netzwerk "Gesund ins Leben" zitiert aber Studien, deren Ergebnisse darauf hindeuten, "dass Stillen im ersten Lebensjahr nicht mit einem erhöhten Kariesrisiko assoziiert ist, sondern das Kariesrisiko unter Umständen sogar verringern kann." Nach Studien der WHO tritt ein erhöhtes Kariesrisiko sogar erst mit 24 Monaten ein, bis dahin gilt nächtliches Stillen bei abends gut geputzten Zähnchen als unbedenklich. Dauernuckeln und damit eine ständige Umspülung der Zähne mit Muttermilch solltet ihr aber vermeiden.
Was können wir tun, wenn das Baby Zähneputzen verweigert?
Natürlich ist das Zähneputzen mit Kindern nicht immer leicht und kann echt Nerven kosten. Vielleicht helfen euch die Apps aus dem Video ein bisschen weiter:
Diese Tipps könnt ihr außerdem ausprobieren, wenn euer Baby keine Lust zum Zähneputzen hat:
- Zuerst selbst putzen lassen: Gut möglich, dass euer Mini sich mal "trotzig" verhält und alles lieber selber machen möchte. Gebt diesem Wunsch beim Zähneputzen ruhig nach, am besten mit der separaten Zahnbürste, auf der das Baby auch mal rumkauen kann. Danach aber bitte nochmal nachputzen.
- Kuscheltier muss auch Zähneputzen: Babys lassen sich spielerisch gut ans Zähneputzen heranführen. Wenn das Lieblingskuscheltier oder Schmusetuch auch Zähneputzen muss, geht's oft leichter.
- Schöne Zahnbürste: Glücklicherweise gibt es schon für die Kleinsten Zahnbürsten mit echt süßen Motiven. Da macht das Zähneputzen gleich ein bisschen mehr Spaß.
- Nachahmungstrieb nutzen: Lasst euer Baby so oft wie möglich zuschauen, wenn ihr euch selber die Zähne putzt. Früher oder später wird es sich das richtige Zähneputzen und Ausspucken abgucken – und selber machen wollen.
- Andere Zahnpasta ausprobieren: Manchmal können Babys den Geschmack einer gewissen Zahnpasta partout nicht leiden. Dann einfach mal eine andere austesten.
- Zahnputzplatz einrichten: Räumt den Zahnputzutensilien eures Babys einen kindgerechten schönen Platz im Badezimmer ein – mit Bürste, Zahnpasta und unzerbrechlichem Zahnputzbecher.
- Mama oder Papa die Zähne putzen: Wetten, euer Baby lässt sich lieber die Zähne putzen, wenn es parallel bei euch putzen darf?
Buch & Lied für die Beißerchen
Unsere Kleine war im Babyalter kein großer Fan vom Zähneputzen. Eher bereit war sie, wenn sie dem Löwen im Buch vorher die Zähne putzen durfte oder wenn wir ihr Lieblings-Zahnputzlied "Alle putzen Zähne" auf YouTube laufenließen. Musik wirkt übrigens (fast) immer und geht mit unseren Zahnputzliedern zum selber Singen auch völlig ohne Medien.
Zugegeben, es kann echt anstrengend sein, wenn das Baby das Zähneputzen regelmäßig verweigert. Bleibt bitte trotzdem möglichst entspannt. Die Welt geht nicht unter, wenn ihr bei eurem völlig übermüdeten Baby mal aufs Zähneputzen verzichtet.
Das sollte aber die Ausnahme sein: Eine regelmäßige Zahnputzroutine zu etablieren, gehört definitiv zu unseren Aufgaben als Eltern. Wichtig: Bitte nie die Zahnbürste mit Gewalt in den Mund einführen! Das birgt nicht nur Verletzungspotenzial, z. B. für das Lippenbändchen, sondern führt auch dazu, dass euer Kind das Zähneputzen womöglich lebenslang mit negativen Erfahrungen assoziiert.
Quellen: Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Bayerische Landeszahnärztekammer, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Informationsstelle für Kariesprophylaxe des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde, Still-Lexikon, Techniker Krankenkasse