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Milchmenge steigern: Geht das wirklich mit Lebensmitteln?

Mit diesen Lebensmitteln die Milchmenge steigern

Irgendwie denkt man als Mama-to-be, dass das mit dem Stillen schon klappen wird. Ist ja schließlich eines der natürlichsten Dinge der Welt. Alle Säugetiere tun es, dann kann das ja nicht so schwer sein. Und plötzlich sitzt man da im Wochenbett und irgendwie scheint die Milch nicht zu reichen. Viele Hebammen und Tipps aus dem Internet raten dazu die Milchmenge mit bestimmten Lebensmitteln zu steigern. Aber geht das wirklich? Wir haben mit der IBCLC-Still- und Laktationsberaterin Katrin Bautsch zum Thema Milchmenge mit Lebensmitteln steigern gesprochen.

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Wird das Baby an Mamas Brust (scheinbar) nicht satt, dann raten viele Hebammen, aber auch Freund*innen und Verwandte oftmals zum Konsum bestimmter Lebensmittel, um die Milchmenge zu steigern.

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Diese Lebensmittel sollen die Milchmenge steigern

  • Vollkornprodukte: Vollkornbrot, Vollkornreis, Gries und aus ganzem Korn gemahlene Haferflocken sind reich an Vitamin B, was angeblich die Milchmenge steigern soll.
  • Malzgetränke und alkoholfreies Bier: Sie gibt es unter anderem in der Apotheke, aber der gute alte Karokaffee und Malzbier sollen helfen. Übrigens: Auch wenn früher in Irland und Großbritannien den frischgebackenen Müttern zu Guinness-Bier geraten wurde – das lässt frau lieber sein.
  • Hefe: Im Reformhaus gibt es Hefeaufstriche oder Hefeflocken, denen eine Steigerung der Milchmenge nachgesagt wird. Auf jeden Fall enthalten sie wertvolle B-Vitamine.
  • Nüsse und Mandeln: Letztere enthalten Blausäure, deshalb sollte man auch nicht zu viel davon essen, 3-5 Mandeln sollten ausreichen. Nüsse können dagegen mit ein paar Trockenfrüchten und den bereits erwähnten Haferflocken zu einem leckeren Müsli verrührt werden – was für eine ausgewogene Ernährung sorgt. Steigert man damit auch seine Milchmenge?

Aber können diese Lebensmittel wirklich die Milchbildung steigern?

Wir haben dazu die IBCLC Still- und Laktationsberaterin Katrin Bautsch befragt und sie sagt: Nein! Bei den Tipps zur Milchmengensteigerung durch bestimmte Lebensmittel handelt es sich leider um ein (Heb-)Ammenmärchen. Wenn durch bestimmtes Essen plötzlich mehr Milch fließt, dann ist das nicht wirklich auf eine Wirkung der Lebensmittel zurückzuführen. Zum einen kann der Placeboeffekt bewirken, dass die Mutter nach dem Konsum von Malzbier und Co. plötzlich mehr Milch hat. Einfach weil sie an die Wirkung glaubt und sich dadurch entspannt. Stress kann nämlich die Milchbildung hemmen – wird dieser durch ein positives Gedankenset gesenkt, fließt bei manchen Mamas plötzlich mehr Milch.

Und wenn es um die allerersten Tage nach der Geburt geht: Hier hat vielleicht nicht die Kanne Stilltee die Milchmenge gesteigert, sondern einfach der natürliche Milcheinschuss, der bei manchen Mamas ein paar Tage auf sich warten lässt. Mit dem getrunkenen Tee hat die viele Milch, die dann auf einmal nach dem Milcheinschuss fließt, aber nichts zu tun.

Laut Stillexpertin gibt es für keines der oben genannten Lebensmittel einen wissenschaftlichen Beweis, dass sie in irgendeiner Form positiv auf die Milchmenge wirken – vom angesprochenen Placeboeffekt abgesehen.

Welche Mittel oder Lebensmittel laut Expertin tatsächlich die Milchmenge steigern können

Es gibt jedoch drei Dinge, die stillende Mütter mit zu wenig Milch einnehmen können, um ihre Milchmenge zu steigern:

  1. Bockshornklee
    Es gibt zumindest wissenschaftliche Studien, z. B. Ghasemi (Iran) und Turkyilmaz (Türkei) und in diesem Abstract werden weitere Studien genannt, die eine positive Wirkung von Bockshornklee auf die Milchmengensteigerung nachweisen konnten. Allerdings wurden die meisten Studien jeweils nur mit wenigen Probandinnen durchgeführt. Zu einem gegenteiligen Ergebnis kam die Studie von Reeder, USA. Hier konnte keine Wirkung nachgewiesen werden.
  2. Mariendistel
    Schon der englische Name "Milk Thistle" lässt darauf schließen, dass die Menschen der Pflanze eine milchsteigernde Wirkung nachsagen. Und diese konnte in mehreren Studien, zumindest in Teilen, bestätigt werden.
  3. Galaktogoga
    Was wie eine geheime Pirateninsel aus Fluch der Karibik klingt, sind keine Lebensmittel zur Steigerung der Milchmenge, sondern Medikamente bzw. Wirkstoffe, die eben dies bewirken. Und das schaffen sie tatsächlich – wissenschaftlich nachgewiesen. Diese Medikamente, deren Milchsteigernde Wirkung übrigens eine Nebenwirkung ist und nicht ihre eigentliche Aufgabe, können wenn nötig von Mediziner*innen verschrieben werden. Diese tun das in der Regel aber nur, wenn die Einnahme und Lakatationsanregung unter Begleitung einer IBCLC-Stillberaterin erfolgt.
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Medikamente zur Milchmengensteigerung funktionieren eigentlich immer – auch bei Adoptivmüttern oder wenn die Partner-Mama auch stillen möchte. Vor einer medikamentösen Steigerung der Milchproduktion gibt es aber noch viele andere Hebel, die eine Stillmama zusammen mit einer erfahrenen Stillberaterin ziehen kann, um mehr Milch in die Brust zu kriegen.
Katrin Bautsch, IBCLC-Still- und Laktationsberaterin

Diese Lebensmittel wirken dagegen hemmend

Und dann gibt es noch die Annahme, das es neben den Lebensmitteln, die die Milchmenge steigern, auch welche gibt, die die Milchbildung hemmen. Laut Katrin Bautsch, müssen sich Mütter, bei denen das Stillen ohne Probleme klappt, über stillhemmende Lebensmittel keine Sorgen machen. Wer oft und regelmäßig stillt, kann in moderaten Mengen essen und trinken was er möchte, ohne dass dies Einfluss auf die Milchmenge hat. Das gilt auch für Salbei und Pfefferminze.

Welche Lebensmittel als milchhemmend angesehen werden, ist auch stark Kultur abhängig. So gilt bei uns Pfeffermine als stillhemmend, während die Mütter z. B. in Marokko täglich Pfefferminztee trinken und dennoch öfter und länger stillen als die meisten Europäerinnen.
Stillexpertin Katrin Bautsch

Was kann ich sonst noch tun, um die Milchmenge zu steigern?

Ganz viel, vor allem ganz viel anlegen (auch oder gerade dein schläfriges Neugeborenes). Tatsächlich ist der Konsum von bestimmten Lebensmitteln zur Steigerung der Milchmenge nur ein nettes Add-on. Das, was wirklich zählt, um mehr Muttermilch für dein Kind zu produzieren, hat nichts mit Essen zu tun. In unserem Artikel Milchproduktion anregen findest du alle wichtigen Tipps, damit dein Baby hoffentlich bald selig und satt an deiner Brust einschlummern kann. In jedem Falle raten wir dazu, dir eine erfahrene Stillberaterin, am besten eine IBCLC-Lakatationsexpertin, zur Seite zu holen. Sonst landest du schnell in der Zufütterungsfalle.

Und wer zu viel Milch hat oder gerne Vorräte anlegt, dem verrate wir, wie ihr Muttermilch am besten aufbewahrt. Falls ihr vom vielen Stillen wunde Brustwarzen bekommen habt, weiß unsere IBCLC-Beraterin rat (Spoiler: Viel Stillen macht keine wunden Brustwarzen). Aber vielleicht kommen die Schmerzen auch von einem Milchbläschen, Milchstau oder Brustsoor? Stillen ist zwar eine der natürlichsten Sachen der Welt, aber niemand hat gesagt, dass natürliche Sachen einen nicht genauso zum Straucheln bringen können. Vielleicht hilft euch auch ein Blick auf unsere 20 Still No-Gos!

Weitere wertvolle Tipps zum Thema Milchmenge steigern und andere Stillthematiken bekommt ihr auch im tollen Podcast "Stillleben - der Podcast mit einem Schuss Muttermilch" von IBCLC Still- und Laktationsberaterin Katrin Bautsch und Journalistin Mila Weidelhofer.

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Bildquelle: Getty Images/ puhimec

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