Stillen ist die natürlichste, praktischste und günstigste Art, ein Baby zu ernähren. Was Muttermilch alles Wunderbares kann, warum Ersatzmilch aber auch keineswegs schädlich fürs Kind ist.
Eines vorweg: Du stillst dein Baby und ernährst es ausschließlich mit Muttermilch? Finden wir super! Du gibst deinem Kleinen die Brust und fütterst Pre-Milch zu? Toll! Du stillst nicht und fütterst dein Kind mit dem Fläschchen? Auch prima! Du bist nicht nur eine gute Mutter, wenn du stillst/stillen kannst. Das wollen wir hier nochmal in aller Deutlichkeit und voller Überzeugung sagen. Punkt!
Auch ob du das Stillen als innigen Moment mit deinem Liebling empfindest oder du es als reine Nahrungsaufnahme, die manchmal auch nervt, siehst, ist Typsache und sagt nichts über die Liebe zu deinem Baby aus.
Darum ist Muttermilch so praktisch
Fakt ist aber: Das Stillen die natürlichste Art, dein Kind zu ernähren. Und Muttermilch ist das Gesündeste, was du deinem Kind an Nahrung anbieten kannst. Mal abgesehen von den praktischen Vorteilen des Stillens gegenüber dem Füttern mit industriell hergestellter Ersatzmilch, wie
- ständige Verfügbarkeit
- Keimfreiheit
- richtige Temperatur zum Füttern
- Zeit- und Geldersparnis
enthält Muttermilch über 200 Bestandteile, die alle perfekt auf die Bedürfnisse des Babys zugeschnitten sind.
Auf diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht auch die Empfehlung der Nationalen Stillkommission, das Baby die ersten vier bis sechs Monate voll zu stillen, bevor mit dem Zufüttern von Beikost in Form von Breikost oder Baby-Led Weaning begonnen wird. Auf jeden Fall sollten vor dem Beikoststart alle Beikostreifezeichen erfüllt sein.
Untersuchungen zeigen außerdem, dass gestillte Kinder gegenüber Kindern, die mit industriell hergestellter Säuglingsnahrung gefüttert werden, weniger an Mittelohrentzündungen und Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen erkranken sowie später seltener an Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 leiden. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Zusammensetzung der Muttermilch: Was ist eigentlich drin?
Das Besondere an der Muttermilch sind ihre Bestandteile, die sich dem Ernährungsbedürfnis des wachsenden Säuglings anpassen. Sie enthält Wasser, Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Spurenelemente und Mineralien. Dazu kommen Immunstoffe für den Infektionsschutz, Enyzme für eine leichtere Verdauung und Hormone, die das Wachstum fördern.
Die Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile variiert täglich, von Mahlzeit zu Mahlzeit und sogar während einer Stillmahlzeit. Ganz schön beeindruckend, was unser Körper hier leistet!
Das sind die drei Phasen der Muttermilch
Phase 1: Kolostrum
Das ist die erste Muttermilch, die schon während der Schwangerschaft gebildet wird und dem Baby die ersten zwei bis drei Tage nach der Geburt zur Verfügung steht. Kolostrum ist leicht gelblich und dickflüssig und enthält jede Menge Abwehrstoffe, die das Baby vor Infektionen schützen und sein Immunsystem anregen.
Außerdem stecken in dieser ersten Muttermilch viel Eiweiß, Vitamine und Spurenelemente. Dafür enthält sie weniger Fett und Kohlenhydrate als die spätere Muttermilch. Das macht sie besonders leicht verdaulich. Zudem wirkt die Milch abführend und unterstützt Babys ersten Stuhlgang, das sogenannte Kindspech.
Phase 2: Übergangsmilch
Ungefähr drei Tage nach der Geburt verändert sich die Muttermilch vom Kolostrum zur Übergangsmilch. Die Milch wird dünnflüssiger und die Milchmenge nimmt zu. Das ist auch der Grund, warum die Brüste der Mama jetzt häufig anschwellen und der Milcheinschuss von manchen Frauen als unangenehm empfunden wird.
Der Anteil an Abwehrstoffen und Eiweiß in der Übergangsmilch sinkt, dafür enthält sie immer mehr Fett und Zucker. Die Phase der Übergangsmilch dauert ungefähr 14 Tage.
Phase 3: Reife Frauenmilch
Zwischen der zweiten und der dritten Lebenswoche entwickelt sich aus der Übergangsmilch die Reife Frauenmilch. Sie enthält weiterhin alle Nährstoffe, die der Säugling für eine gesunde Entwicklung braucht: Fett, Eiweiß, Zucker, Vitamine und Mineralstoffe. Da sie überwiegend Wasser enthält, ist sie nun aber dünnflüssiger.
Die Reife Frauenmilch verändert sich während einer Stillmahlzeit: Zuerst fließt die Vormilch, die sehr viel Wasser enthält und vorrangig den Durst des Säuglings stillt. Nach den ersten Zügen an der Brust wird die Milch ein wenig dickflüssiger, ihr Fettgehalt nimmt zu und der Zuckergehalt nimmt ab. Diese Nachmilch sättigt das Baby. Daher ist es wichtig, das Baby mindestens zehn Minuten an einer Brust trinken zu lassen, damit es nicht nur die Vor- sondern auch die Nachmilch bekommt.
So hilft Muttermilch bei Krankheiten des Babys
Muttermilch kann aufgrund ihrer antiinfektiösen und entzündungshemmenden Wirkung auch bei Krankheiten des Babys helfen. Hebammen empfehlen zum Beispiel die wunden Stellen bei einer Windeldermatitis mit Muttermilch zu betupfen. Auch bei Schnupfen und einer Bindehautentzündung können einige Tropfen Muttermilch in Nase bzw. Auge des Babys die Schleimhäute beruhigen und die Heilung unterstützen.
Darum sollte Ersatzmilch nicht mit Muttermilch verglichen werden
Die Nationale Stillkommission spricht sich für ein Verbot „irreführender“ Werbung aussprechen: Die Begriffe
- "nach dem Vorbild der Muttermilch" und
- "nach dem Vorbild der Natur" sowie
- "muttermilchnah"
würden Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen und wären sachlich falsch. Aus Sicht der Nationalen Stillkommission am BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung, Anm. d. Red.) sind Produkte, die mit diesen Begriffen gekennzeichnet sind, nicht "verkehrsfähig". (1)
Ersatzmilch schadet keinem Baby
Muttermilch ist in ihrer Einzigartigkeit zwar nicht kopierbar. Für Mütter, die nicht stillen können oder nicht stillen möchten, ist industriell hergestellte Säuglingsanfangs- und Folgenahrung aber die richtige Alternative. Wie diese Produkte zusammengestellt sind und welche Anforderungen sie erfüllen müssen, ist in der Diätenverordnung gesetzlich festgelegt.
Ganz wichtig: Das Füttern mit Ersatzmilch schadet also definitiv keinem Baby! Gestillte Kinder scheinen Untersuchungen zufolge nur einen kleinen gesundheitlichen Vorteil zu haben.
Muttermilch abpumpen: Was zu beachten ist
Um Milchstau vorzubeugen und um einen Vorrat parat zu haben, kannst du Muttermilch abpumpen und lagern. Zum Abpumpen der Muttermilch kannst du elektrische Milchpumpen nutzen, zum Beispiel diese hier von Medela, die wir in der Redaktion schon getestet und für gut befunden haben*. Oder du greifst auf einfache Hand-Milchpumpen zurück. Wichtig beim Abpumpen ist der richtige Zeitpunkt und eine möglichst hohe Keimfreiheit.
Genug gepumpt und gestillt? Dann erfahrt mehr über das Abstillen nach Gordon ...
Quelle: (1) Stellungnahme der Nationalen Stillkommission
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