Jedes Jahr kommen in Deutschland rund 60.000 Kinder zu früh zur Welt – und besonders Frühchen sind häufig auf Muttermilch von Spender-Mamas angewiesen. Deshalb gibt es deutschlandweit Perinatalzentren und Frauenmilchbanken, die sich sehr über gespendete Muttermilch freuen, denn der Bedarf ist eindeutig höher als die verfügbare Menge. So kannst du Mamas und Babys helfen und leicht deine Muttermilch spenden.
Gespendete Muttermilch ist ein echtes Geschenk, auf das viele Frühgeborene und kranke Babys angewiesen sind. Denn oft ist es so, dass Mamas aus Krankheitsgründen nicht selbst stillen können oder ihre Milchproduktion nach einer zu frühen, manchmal traumatischen Geburt noch nicht begonnen hat. Auch Stress und Sorgen ums Kind können den Milcheinschuss erschweren und bestimmte Medikamente und Therapien verhindern, dass Mamas ihre Babys stillen können.
In solchen Fällen ist gespendete Muttermilch pures Gold wert, denn sie ist besonders für sehr kleine und schwache Babys eine bessere Alternative zu Milchpulver. Die sogenannte Frauenmilch kommt von Müttern, die selbst zu viel Milch produzieren und sich aktiv zur Spende anmelden. Oft sind sie selbst auf der Wochenbettstation in der Klinik, aber du kannst auch von zu Hause deine Muttermilch spenden. Die Frauenmilch kann direkt im Perinatalzentrum oder in der Milchbank abgegeben bzw. von Mitarbeitenden abgeholt werden.
Warum sind Muttermilchspenden so wichtig?
Derzeit gibt es 50 Frauenmilchbanken in Deutschland (Stand Jan. 2024) und Mamas spenden bereits tausende Liter ihrer Muttermilch, aber der Bedarf für alle Frühchen kann dadurch bisher nicht abgedeckt werden. So sind die über 200 Perinatalzentren häufig darauf angwiesen, auf künstliche Säuglingsnahrung zurückzugreifen.
Muttermilch ist besonders für Frühgeborene und kranke Babys so wichtig, weil sie gesundheitliche Risiken minimieren und ihre Entwicklung besser unterstützen kann als Milchpulver. So schützt sie z. B. vor nekrotisierender Enterokolitis, einem gefährlichnen Infekt der Darmzellen, von dem Frühchen betroffen sein können. Damit die gespendete Muttermilch die Babys direkt versorgen kann, müssen in den Zentren selbst aber technische, bürokratische und logistische Hürden überwunden werden.
Muttermilch oder Frauenmilch?
Genau gesehen beschreibt Muttermilch nur die Milch, die unser eigenes Kind trinkt. Muttermilch, die wir spenden, wird also korrekterweise als Frauenmilch bezeichnet und die jeweiligen Banken heißen somit Frauenmilchbanken.
Warum gibt es so wenige Frauenmilchbanken, wo man Muttermilch spenden kann?
Muttermilchbanken sind oft auf finanzielle Unterstützung angewiesen, denn neben der eigentlichen Lagerung, Aufbereitung, Koordinierung und Verteilung der Milch befassen sie sich mit aufwändigen Tests, der Aufklärung und Datenerfassung und der Abholung der Milch von der Spenderin.
Nach einem Bluttest der Spenderin auf Krankheiten und Schadstoffe wird die gespendete Muttermilch mikrobiologisch auf bestimmte Keime und Viren getestet, die sich auf das Kind übertragen könnten. Erst dann wird die Milch pasteurisiert und an die Babys weitergegeben.
Für eine regelmäßige Spende kommen derzeit meistens nur Frauen infrage, die in der Nähe der jeweiligen Klinik wohnen, denn die Milch wird direkt von den Mitarbeitenden abgeholt, um einen sicheren Transport zu garantieren.
Wo kann ich Muttermilch spenden?
Auf der Seite der Frauenmilchbank Initiative FMBI findest du alle aktuellen Adressen, Telefonnummern und Ansprechpartner*innen der deutschen Muttermilchbanken.
Möchtest du im europäischen Ausland spenden, findest du bei der European Milk Bank Association (EMBA) alle wichtigen Anlaufstellen und aktuellen Daten.
Hier findest du auch alle Infos über das jeweilige Vorgehen, denn das ist bei jeder Klinik etwas verschieden. Dazu findest du Infos, wie du Muttermilch kaufen kannst.
Wie kann ich Muttermilch spenden?
Möchtest du andere Mütter und ihre Babys mit deiner Muttermilch unterstützen, kannst du dich direkt bei einem Perinatalzentrum oder einer Frauenmilchbank in deiner Nähe melden.
Der genaue Ablauf kann sich unter den Milchbanken unterscheiden, allerdings wird in der Regel ein Bluttest gemacht, der dich auf Krankheiten (immer noch oft ein Problem, warum Spenden in letzter Minute ausscheiden: Corona) untersucht. Um Muttermilch zu spenden, solltest du als Mama gesund sein und (in den meisten Fällen) innerhalb der letzten 4-6 Monate entbunden haben, denn für Frühchen eignet sich vor allem die Milch der ersten vier Monate nach der Geburt. Allerdings lohnt es sich immer bei einer Spendenstelle anzufragen, ob deine Frauenmilch in Frage kommt.
Wichtig ist, während der Spendenzeit (sowie in deiner Stillzeit allgemein)
- nicht zu rauchen
- keinen Alkohol zu trinken
- keine anderen Suchtmittel zu nehmen
- dich nicht tätowieren oder piercen zu lassen
Jede Bank handhabt die Spenden etwas anders, bei der Berliner Charité bekommst du zum Beispiel Pumpe und Fläschchen in der Klinik, die gefüllten, tiefgefrorenen Flaschen werden dann bei dir daheim wieder abgeholt.
Muttermilch spenden: Was ist mit privaten Tauschbörsen?
Aufgrund des starken Missverhältnisses von Angebot und Nachfrage werden auch Tauschbörsen auf Social Media wie Human Milk for Human Babies (HM4HB) und private Hilferufe in Eltern-Gruppen immer beliebter.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen warnt allerdings, dass vor privat gehandelter Muttermilch keine Gesundheitschecks und Qualitätskontrollen stattfinden. Vor allem bei Muttermilch, die online gekauft wird, fehlen dazu der fachgerechte Transport und entsprechende Kontrollen, die die Sicherheit der Qualität der Milch garantieren.
Familien brauchen mehr
Um die Versorgung unserer Frühchen und die Unterstützung von Babys und Eltern zu gewährleisten, sind Muttermilchbanken selbst auf mehr Unterstützung, Aufklärung und eine bessere Infrastruktur zur Beziehung und Verteilung der Muttermilch angewiesen. Dazu brauchen sie neben wichtigen Spenden vor allem dringend Hilfe von Politik, Krankenkassen und Kliniken.
Als Spende ist sie unersetzbar, aber auch wenn deine Muttermilch nicht zum Spenden infrage kommt, ist sie zum Wegschütten viel zu Schade! Im Video haben wir 7 coole Dinge, die Muttermilch kann:
Quellen: FMBI, Ärzteblatt, BVKJ