Aus den USA nach Europa herübergeschwappt, wird der Begriff „Paced Bottle Feeding" (deutsch etwa „dosierte Flaschenfütterung") auch in Deutschland immer populärer. Doch was genau ist damit eigentlich gemeint?
Die Entwicklung dieses Trends ist eng verknüpft mit einer seit Jahren starken Stillförderungsbewegung in den USA. Stillberaterinnen und Hebammen versuchen, das natürliche Trinkverhalten beim Stillen an der Brust auf das Füttern mit dem Fläschchen zu übertragen.
Wenn ihr Eltern geworden seid und euch mit dem Thema Fläschchengeben auseinandersetzt, werdet ihr nicht nur sehr schnell auf ein riesengroßes Angebot an Flaschen und Milchpulver stoßen, sondern auch auf zahlreiche Tipps, wie ihr euer Kind am besten mit der Flasche füttert.
Unterschiede zwischen „klassischem“ Füttern und Paced Bottle Feeding
Beim klassischen Füttern mit dem Fläschchen werdet ihr in den meisten Fällen wohl von Kinderärzt*innen und Hebammen erklärt bekommen, das Baby solle leicht erhöht mit dem Köpfchen in eurer Armbeuge positioniert werden – und der Flaschensauger müsse immer mit Milch gefüllt sein beim Trinken, damit nicht unnötig viel Luft geschluckt werde. Getrunken werden darf von der Pre- oder Muttermilch so viel, wie das Kind möchte, Reste sollen nicht aufgezwungen, sondern entsorgt werden.
Paced Bottle Feeding
Beim Paced Bottle Feeding werden Trinkposition und das Füttern nach Bedarf im Prinzip identisch gehandhabt. Der große Unterschied liegt in der Art, wie mit der Milchgabe umgegangen wird. Im Gegensatz zum „klassischen" Fläschchengeben soll hier nämlich der Sauger nicht jederzeit komplett mit Milch gefüllt sein, sondern in waagerechter Flaschenposition nur ungefähr zur Hälfte.
Dahinter steckt der Gedanke, dass das Baby sich so ähnlich verhält, wie an der Brust: Es muss zunächst eine Zeit lang saugen, bis der Milchfluss einsetzt. Und es soll so verhindert werden, dass das Kind überfüttert wird – was bei stets gefüllten Saugern mit evt. noch etwas größerem Loch passieren könnte.
Beim Paced Bottle Feeding – auch achtsame Flaschenfütterung genannt – achten Eltern zudem darauf, dass das Baby jederzeit eine Trinkpause machen kann und geben ihm Zeit, entweder weiter zu trinken, satt zu sein oder einzuschlafen. Achtsamkeit bzw. ein achtsamer Umgang mit den individuellen Bedürfnissen des Kindes stehen hier also klar im Zentrum.
Die Idee hinter dieser Methode: Wie beim Stillen regulieren Babys selbst das Saugtempo und die Pausenzeiten. Das natürliche Trinkverhalten soll also auch beim Fläschchenfüttern nachgeahmt und es soll verhindert werden, dass das Baby überfüttert wird.
Eine kleine Anleitung für das Paced Bottle Feeding
1. Sucht euch einen gemütlichen Platz, an dem ihr zwei eure Ruhe habt.
2. Setzt das Baby möglichst aufrecht hin mit dem Köpfchen in eure Armbeuge.
3. Bietet die Flasche an, indem ihr mit dem Sauger leicht über die Lippen eures Babys streicht. Der Sauger sollte nicht einfach in den Mund gesteckt werden. Wartet, bis das Kind den Mund öffnet und den Sauger „einsaugt".
Diese Haltung führt dazu, dass die Nahrung deutlich langsamer aus dem Sauger läuft, sodass euer Kind Zeit hat in Ruhe zu trinken und auch ein Gespür für die Sättigung zu entwickeln. Es kann so auch den Fluss selbst besser regulieren („pacen“) und wird animiert wirklich selbst aktiv zu saugen.
4. Haltet die Flasche waagerecht und lasst den Sauger nicht komplett mit Milch volllaufen. So läuft die Milch deutlich langsamer aus der Flasche und das Kind hat mehr Zeit zu trinken und ein Gefühl für Sättigung zu entwickeln. Der Milchfluss kann besser reguliert werden („paced") und das Baby muss selbst aktiv werden. Euer Baby wird zunächst – wie an der Brust – eher schnell saugen, bevor es zu einem gleichmäßigen Saug- und Schluckrhythmus übergeht.
5. Wenn das Baby aufhört zu saugen, möchte es vielleicht eine Trinkpause machen. Nehmt dann die Flasche aus dem Mund und wartet, bis das Baby weiter trinken möchte.
6. Lasst euch Zeit! Paced Bottle Feeding kann mitunter etwas länger dauern (rund 15 bis 20 Minuten) als das klassische Fäschchengeben – so ist es beim Stillen aber auch und genau daran orientiert sich das achtsame Flaschenfüttern eben auch.
Quelle: La Leche League International