Das Baby macht sein "Geschäft" nicht in die Windel, sondern in ein Töpfchen, eine Schüssel oder den nächsten Busch? Was für manche sicher erstmal befremdlich und umständlich klingt, ist eigentlich ganz natürlich und hat viele Vorteile. Wie Baby abhalten funktioniert, welche Signale verraten, dass ein Baby Pipi oder Kacka machen muss und worauf ihr bei (Teilzeit-) Windelfrei achten solltet.
- 1.Baby abhalten: Was ist das?
- 2.Was bringt Abhalten bei Babys?
- 3.Wie funktioniert Baby abhalten?
- 4.Kann man beim Abhalten etwas falsch machen?
- 5.Welche Signale verraten, dass das Baby Pipi oder Stuhlgang muss?
- 6.Windelfrei und unterwegs? So klappt's
- 7.Was ist Teilzeit-Windelfrei?
- 8.Mit welchem Griff sollte man das Baby abhalten?
- 8.1.Klassische Abhalteposition
- 8.2.Liegende Abhalteposition
- 8.3.Sitzendes Abhalten auf dem Töpfchen
Baby abhalten: Was ist das?
Im Prinzip bedeutet Abhalten nicht viel mehr als das, was in vielen Teilen der Welt auch heute noch als völlig normal angesehen wird: Das Baby macht nicht in die Windel, sondern wird – wenn es mal muss – übers Töpfchen, eine Schüssel, die Badewanne, Toilette oder den nächsten Busch gehalten. Je nachdem, was gerade in der Nähe ist.
Hierzulande aber ist der erste Akt nach der Geburt: Das Neugeborene bekommt eine Windel an. Die begleitet es allermeist bis zum Alter von drei, vier Jahren. Und die meisten Eltern hierzulande sind sich einig: Windeln sind doch so praktisch!
Eltern, die mit ihrem Baby windelfrei leben, sind sich allerdings auch einig: Auch Babys haben das Bedürfnis, sauber und trocken zu sein. Von Geburt an haben Säuglinge ein Empfinden für ihre volle Blase oder den drückenden Darm, sie müssen dieses Gefühl nicht erst lernen.
Der Ansatz des Anhaltens hat also nichts mit einer verfrühten oder erzwungenen Sauberkeitserziehung zu tun, sondern basiert auf den natürlichen Instinkten, die Babys von Geburt an haben. Schon ganz kleine Babys können ihre Ausscheidungen spüren, äußern und kontrollieren. Wenn Eltern diese Signale ignorieren, gehen sie verloren. Jahre später muss dann das Trocken werden wieder mühsam trainiert werden.
Was bringt Abhalten bei Babys?
- Das Baby lernt auf natürliche Weise, seine Ausscheidungen zu bemerken und irgendwann auch zu kontrollieren.
- In der Regel brauchen Babys, die abgehalten werden, früher gar keine Windel mehr.
- Es stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind, weil Mama oder Papa durch das Kind abhalten sehr darauf bedacht sind, ihr Baby "lesen" zu lernen und auf seine Bedürfnisse achten.
- Man spart sich eine Menge Windeln, was nicht nur super für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel ist.
- Ein wunder Po oder Windeldermatitis ist sehr viel seltener.
Wie funktioniert Baby abhalten?
"Elimination Communication" wird das Baby abhalten im Englischen genannt, also "Ausscheidungskommunikation". Und das trifft es ziemlich gut: Wenn Eltern durch körperliche Signale ihres Babys erkennen, dass es mal muss, halten sie es über der Toilette, dem Töpfchen oder einem Waschbecken ab, statt es das Geschäft in die Windel machen zu lassen und es anschließend zu wickeln.
Jedes Mal, wenn das Pipi fließt, machen die Eltern dazu einen bestimmten Laut, z. B. "schhhhhh" oder "pffffff". Nach und nach lernen die Babys, auf diesen Laut zu reagieren: Wenn der ertönt, dann ist es Zeit fürs kleine oder große Geschäft. Irgendwann wird das Baby diesen wahrscheinlich selbst benutzen, um mitzuteilen, dass es jetzt so weit ist. Auch eine einfache Zeichensprache, also zum Beispiel das Zeigen auf die Windel, macht Sinn. Sobald eure Kinder erste Wörter sprechen können, wird es logischerweise noch einfacher.
Anschließend das Baby mit einem feuchten Tuch abwischen oder nach einem großen Geschäft den Popo mit warmem Wasser unter dem laufenden Wasserhahn säubern. Danach trocken tupfen.
Kann man beim Abhalten etwas falsch machen?
Wichtig ist, dass das Baby abhalten ohne Stress und Druck praktiziert wird. Es ist kein klassisches Training, sondern soll lediglich dazu dienen, dass das Kind ein natürliches Verhältnis zu seinem Körper und dessen Ausscheidungen aufbaut. Wenn das Baby nach 1-2 Minuten noch kein Pipi oder Kacka gemacht hat, das Abhalten beenden und später nochmal versuchen.
Bei Jungs bitte außerdem darauf achten, dass der Penis nach unten zeigt. Ansonsten kann es passieren, dass der Pipi nicht da landet, wo er soll. Gegen Spritzer kannst du ein kleines Tuch bereithalten.
Es kann vorkommen, dass Kinder in einen sog. "Abhaltestreik" kommen oder sich während des Abhaltens einfach nicht entspannen können. Wenn sie partout kein Geschäft machen wollen, wenn sie abgehalten werden, solltest du das unbedingt respektieren und während dieser Phase lieber auf Windeln ausweichen.
Welche Signale verraten, dass das Baby Pipi oder Stuhlgang muss?
Die allermeisten Babys signalisieren, wenn sie mal müssen. Die Zeichen dafür sind ganz individuell. Häufig sind:
- Unruhe
- Grimassen
- Zittern
- Weinen
- Angespannter Gesichtsausdruck
- Strampeln
- Zappeln
- Intensives Atmen
- "Meckern"
- Plötzliches Innehalten
Eltern lernen oft sehr schnell, wie diese individuellen Signale bei ihrem Kind aussehen. Wenn ihr euer Baby im Alltag beobachten, werdet ihr die Zeichen bald zu deuten wissen. Am besten lernt ihr den Rhythmus eures Babys kennen, wenn ihr seine Pipi- und Kacka-Zeiten notiert.
Windelfrei und unterwegs? So klappt's
Die Antwort darauf hängt ein bisschen davon ab, wie pragmatisch ihr veranlagt seid. Die einen praktizieren das Abhalten nur daheim und wenn sie unter sich sind. Andere nehmen das Ausscheidungsbedürfnis ihres Kindes wie es ist und halten es im Zweifel über einem nahe liegenden Gebüsch ab.
Vor Autofahrten oder Fahrten mit Bus und Bahn einfach das Baby vor dem Losfahren nochmals Pipi machen lassen. Damit ist das Problem meist schon gelöst.
Abhalten in der Öffentlichkeit ist also vielleicht eher für "Fortgeschrittene". Unterwegs stillen geht hingegen super einfach – wie, zeigt unser Video:
Was ist Teilzeit-Windelfrei?
Das Baby abhalten wird auch oft als Windelfrei-Methode bezeichnet – ein Begriff, der ein bisschen irreführend ist: Es geht nicht darum, beim Baby möglichst schnell komplett aufs Wickeln verzichten zu können, sondern um eine Mischform aus Zeiten ohne Windeln und welchen mit.
"Teilzeit-Windelfrei" wäre deshalb eigentlich der passendere Begriff, denn in bestimmten Situationen, wie zum Beispiel nachts oder beim konzentrierten Spielen, tragen auch Babys, die abgehalten werden, eine Windel. Manche Eltern praktizieren das Baby abhalten auch so, dass das Kind immer eine Windel um hat, die nur zum Abhalten abgenommen wird.
Die Windelfrei-Methode folgt keinen Regeln – das heißt, ihr könnt eurem Kind natürlich, wann immer es für euch praktisch ist, Windeln anlegen. Zum Beispiel bei Ausflügen, im Kinderwagen oder Autositz.
Auch in der Krippe oder im Kindergarten haben Windelfrei-Kinder häufig Windeln an, weil es im Kindergartenalltag schwer ist, auf die Signale der Kinder zu achten.
Super Sache!
Wir hatten das bei unserem Sohn kurz auf dem Schirm, da er bis heute sehr eindeutige Signale sendet, aber wie es dann so ist: Wir haben es nicht durchgezogen. Ich finde es super, wenn Familien windelfrei leben. Nicht nur weniger Müll, sondern auch früher trockene Kinder – was will man mehr?
Mit welchem Griff sollte man das Baby abhalten?
Klassische Abhalteposition
Viele Eltern greifen die Oberschenkel des Babys direkt über den Kniekehlen und winkeln seine Beinchen so sanft an. Um es sicher zu halten, lehnen sie den Rücken des Kindes an ihren an Oberkörper und halten es so über Toilette. Probiert es einfach aus!
Dauert es mal länger, kann man sich als Mama oder Papa mit auf den Toilettensitz setzen. Einfach sich selbst ganz hinten platzieren und das Kleine über das Loch halten bzw. wenn es schon älter ist, vor sich setzen.
Ganz komfortabel geht Abhalten mit einem speziellen Abhalte-Töpfchen. Auch schon kleine Babys sitzen bequem darauf, wenn die Eltern es z. B. auf die Knie nehmen. Es ist leicht mit einer Hand zu halten und lässt sich gut reinigen.
Liegende Abhalteposition
Neugeborene sollten waagerecht liegend abgehalten werden. Dazu das Köpfchen des Babys in die Armbeuge legen und es von der einen Seite mit deinem Arm, von der anderen Seite mit deinem Körper stützen. Nun mit der anderen Hand die Beine umfassen. So kannst du das Baby bequem über ein Töpfchen halten.
Sitzendes Abhalten auf dem Töpfchen
Wenn euer Baby etwa 6 Monate alt ist, könnt ihr anfangen, es ans Töpfchen zu gewöhnen. Dazu anfangs bitte das Kind aber immer noch halten, indem ihr hinter ihm hockt und es mit euren Beinen und eurem Oberkörper stützt.
FAQ zum Baby abhalten
Wann kann man mit dem Baby abhalten beginnen?
Wie oft muss ein Baby abgehalten werden?
Wie funktioniert "windelfrei" in der Nacht?
Wie kann Abhalten dem Baby bei Verstopfung helfen?
Welche Kleidung eignet sich fürs Abhalten?
Wann sind Abhaltebabys trocken?
Quellen: Geraldine J. Jordan: Elimination communication as colic therapy, Thi Hoa Duong, Ulla-Britt Jansson, Anna-Lena Hellström: Vietnamese mothers' experiences with potty training procedure for children from birth to 2 years of age