Besteht der Verdacht auf einen Leistenbruch beim Baby, ist das für Eltern oft ein großer Schreck. Tatsächlich hat aber keiner etwas falsch gemacht: So eine Leistenhernie hat nichts mit einem Knochenbruch zu tun, sondern ist meist angeboren. Wie ihr feststellt, ob euer Kind betroffen ist, wann ein Leistenbruch harmlos ist, wann lebensgefährlich, warum immer eine Kinderärztin gefragt ist und was für Eltern zur Leistenbruch-OP beim Baby wichtig zu wissen ist.
Schwellung in der Leiste: harmlos oder gefährlich?
Plötzlich zeigt sich bei eurem Kind eine Schwellung oder ein Knubbel an der Leiste? Oh no! Etwa 5 von 100 Neugeborenen haben einen Leistenbruch. Jungs sind fünfmal häufiger betroffen als Mädchen. Eltern bemerken den Leistenbruch meist beim Wickeln oder Baden in Form einer Schwellung oder eines kleinen Knubbels an der Leiste. Keine Sorge, er ist erst mal harmlos, aber immer ein Fall für euren Kinderarzt oder eure Kinderärztin. Und im zweiten Schritt für einen Kinderchirurgen oder eine Kinderchirurgin: Denn ein Leistenbruch beim Baby lässt sich mit einer minimalinvasiven OP gut behandeln. Das ist wichtig, um schwerwiegenden Komplikationen vorzubeugen. Aber der Reihe nach …
Wie bekommt ein Baby einen Leistenbruch?
Die betroffenen Babys kommen schon mit einem Leistenbruch auf die Welt. Anders als bei Erwachsenen handelt es sich also nicht um einen Durchbruch, sondern um ein angeborenes Problem. Bei ihnen hat sich das Bauchfell im Leistenkanal während der Embryonalentwicklung nicht richtig geschlossen. Daher ist die Leistenhernie häufig bei Frühchen zu sehen – fast jedes vierte wird mit einem Loch im Bauchfell geboren.
Anzeichen: Wie erkennt man einen Leistenbruch bei Kindern?
Bemerkt ihr erste Symptome, lasst sie direkt von eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin abklären. So erkennst du einen Leistenbruch:
- Dein Kind hat plötzlich eine Schwellung am Hodensack oder im Schambereich. Solange sich die weiche Schwellung in der Leistengegend wieder zurückdrücken lässt, besteht noch keine akute Gefahr.
- Strengt sich das Baby an, zum Beispiel beim Schreien oder Pressen, kann die Wölbung weiter hervortreten und ist deutlich tastbar. Auch das ist erstmal fürs Kind in der Regel nicht gefährlich oder schmerzhaft.
- Zum Arzt solltet ihr aber in beiden Fällen trotzdem gehen, um die Symptome abklären zu lassen und Komplikationen vorzubeugen.
Ein guter Tipp von Kinderärzt*innen: Macht vorher ein Foto von der Wölbung, damit ihr sie zeigen könnt, falls sich die Stelle bis zum Arzttermin wieder verändern sollte.
VORSICHT, NOTFALL!
Der eigentlich harmlose Leistenbruch kann unbehandelt leider gefährlich werden. Es besteht immer das Risiko, dass sich Teile des Darms im Bruch verklemmen und nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden können.
Woran ihr das erkennt? Euer Kind wird starke Schmerzen haben, schrill schreien, auch Übelkeit und Erbrechen können Symptome sein.
Fahrt dann umgehend ins Krankenhaus oder wählt den Notruf 112. Die eingeklemmten Organe müssen sofort wieder in die Bauchhöhle geschoben und der Bruch verschlossen werden. Verliert keine Zeit, da es sein kann, dass die abgeklemmten Teile des Darms absterben.
Wann ist eine Leistenbruch-OP beim Baby notwendig?
Bei Babys bzw. Kindern werden Leistenbrüche immer operiert, um eine Einklemmung zu verhindern. Eine Leistenbruch-OP sollte also nicht erst im Notfall ein Thema sein, sondern der kleine Patient oder die kleine Patientin wird zeitnah behandelt, nachdem die Hernie diagnostiziert wurde. Je nach Befund und Alter des Kindes sehr schnell oder einige Tage bis wenige Wochen später.
Mein Kind hat einen Leistenbruch: Wie verläuft die OP?
Keine Sorge: Operiert wird ein Leistenbruch zwar unter Narkose, aber die OP ist minimalinvasiv und ein Routineeingriff für Kinderchirurg*innen. Es sind keine großen Schnitte notwendig. Nach 20 bis 30 Minuten ist in der Regel alles überstanden.
Was passiert bei der OP? "Der Darm wird in die Bauchhöhle zurückgeschoben und es folgt der Verschluss des offenen Leistenkanals mithilfe eines kleinen Schnitts in der Leiste oder minimalinvasiv (Bauchspiegelung)."
Meist dürft ihr euer Kind noch am selben Tag wieder mit nach Hause nehmen. Nur Babys unter einem halben Jahr werden in der Regel stationär beobachtet, um sicherzugehen, dass die Kleinen auch wirklich alles gut überstanden haben. Eine Vorsichtsmaßnahme, weil jede OP mit einem gewissen Risiko verbunden ist, z. B. dass sich die Wunde entzündet.
Aber keine Sorge: Wird der Leistenbruch routinemäßig operiert, ist das Komplikationsrisiko gering. Nach der Operation achtet ihr dann darauf, dass sich euer Kind ausruht und es ist wichtig, die Wunde ca. eine Woche lang trocken zu halten. Zur Vorbereitung und Nachbetreuung geben die behandelnden Ärzt*innen je nach Befund aber natürlich immer individuelle Empfehlungen.
Leistenbrüche entdecken Eltern oft beim Wickeln. Kennt ihr eigentlich schon die Rollmethode? Im Video zeigt unsere Kollegin Anna euch, wie die sanfte Wickel-Technik funktioniert und warum sich viele Babys damit wohler fühlen:
Auch Mamas und Papas können übrigens einen Leistenbruch bekommen, wenn sie eine Schwachstelle in der Bauchwand haben. Die Anzeichen: Auch hier erkennt ihr ihn an der Schwellung in der Leistengegend, die sich nach innen wegdrücken lässt. Ist der Genitalbereich betroffen, äußerst sich der Leistenbruch wie beim Baby durch eine Schwellung am Hodensack bzw. an den Schamlippen. Die Symptome zeigen sich meist auf der rechten Seite.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Berufsverband der Kinder- und Jugenärzt*innen, Die Kinderchirurgen; S1-Leitlinie Leistenhernie, Hydrozele; Kinderchirgie-Info der Helios Kliniken