Mit etwa vier Monaten geht es los: Unsere Babys fangen an, nach allem zu greifen und Dinge genauer zu untersuchen. Erst mit der ganzen Hand, dann immer gezielter mit den Fingern – bis sie den sogenannten Pinzettengriff meistern. Wann du damit rechnen kannst und warum er so ein Meilenstein in der frühkindlichen Entwicklung ist.
- 1.Was ist der Pinzettengriff genau?
- 2.Ab wann können Babys den Pinzettengriff?
- 3.Wie entwickelt sich der Pinzettengriff?
- 3.1.Greifreflex (0 bis 3 Monate)
- 3.2.Gezieltes Greifen (4 bis 5 Monate)
- 3.3.Affengriff (6 Monate)
- 3.4.Scherengriff (7 bis 8 Monate)
- 3.5.Pinzettengriff (ab 9 bis 11 Monate)
- 4.Übungen, die den Pinzettengriff fördern
- 4.1.#1 Essen aufpicken
- 4.2.#2 Sortier- und Steckspiele
- 4.3.#3 Motorikspielzeug
- 5.Pinzettengriff bei Kindern
- 6.Hilfe, mein Baby kann den Pinzettengriff noch nicht!
Was ist der Pinzettengriff genau?
Als Pinzettengriff bezeichnet man die Technik, Gegenstände mit den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger zu greifen (deshalb heißt er auch Zangengriff oder Daumen-Zeigefingergriff). Diese Fähigkeit ist ein großer Meilenstein im Leben eines Kindes, denn er ist die erste große Entwicklung von der Grobmotorik zur Feinmotorik.
Das bewusste Greifen und Fühlen von Gegenständen durch den Pinzettengriff bleibt viele Jahre zentral für die weitere geistige und motorische Entwicklung eines Kindes. Und schenkt ihm auch erste Unabhängigkeit.
Ab wann können Babys den Pinzettengriff?
In der Regel meistern Babys den Pinzettengriff zwischen dem 9. und 11. Monat. Viele brauchen aber auch länger, denn die kindliche Motorik durchläuft bestimmte Stufen, die bei jedem Kind unterschiedlich lang ablaufen.
Dazu ist der Pinzettengriff an weitere Entwicklungsschritte gebunden: Um den Pinzettengriff üben zu können, müssen unsere Babys erst das aufrechte Sitzen meistern, was bei manchen Kindern ab dem 5. Monat, bei vielen aber auch weit nach dem 7. Monat passiert.
Wie entwickelt sich der Pinzettengriff?
Greifreflex (0 bis 3 Monate)
In den ersten Lebensmonaten kann dein Baby noch nicht aktiv greifen, es hat aber einen angeborenen Greifreflex. Es schließt die Hand, sobald jemand oder etwas seine Handflächen berührt. Das können Mamas oder Papas Finger sein, aber auch schon mal ein kleines Stofftier oder ein Greifring. Bewusst halten können kleine Babys aber noch nicht, weshalb sie Dinge schnell wieder fallen lassen.
Gezieltes Greifen (4 bis 5 Monate)
Um den vierten oder fünften Lebensmonat herum bildet sich der Greifreflex langsam zurück. Das Baby beginnt nun, bewusst nach Dingen zu greifen und kann sie auch kurz mit beiden Händen festhalten (oder in den Mund stecken ...).
Affengriff (6 Monate)
Mit etwa einem halben Jahr können Babys gezielt nach Spielzeug oder anderem greifen, es mit der ganzen Hand festhalten, drehen und von einer Hand in die andere geben. Den Griff mit der Faust nennt man übrigens Affengriff.
Scherengriff (7 bis 8 Monate)
In den nächsten Monaten, um den siebten oder achten Monat herum, lernen Babys den Scherengriff. Das heißt, dass ein Kind jetzt noch nicht mit den Fingerspitzen, aber mit den Fingern greift und auch kleinere Dinge halten kann. Der Scherengriff ist die letzte Vorstufe zum Pinzettengriff. Übrigens klappt auch das bewusste Loslassen erst ab etwa 9 Monaten, vorher lassen unsere Kids die Gegenstände einfach fallen oder "werfen" sie von sich, weil es nicht anders klappt.
Pinzettengriff (ab 9 bis 11 Monate)
Mit etwa neun bis elf Monaten lernt dein Baby den Pinzettengriff. Nun kann es selbst kleinste Gegenstände mit den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger gezielt greifen. Das klappt lange Zeit noch mehr oder weniger gut.
Übungen, die den Pinzettengriff fördern
Falls du dein Baby unterstützen möchtest, können diese spielerischen Übungen für die Feinmotorik helfen. Sie ermutigen dein Kind, seine Fingerchen zu benutzen und seine Feinmotorik zu schulen.
#1 Essen aufpicken
Sofern dein Baby schon bereit für Beikost ist, kannst du ihm Beeren, in Würfel geschnittenes, weich gekochtes Gemüse oder Käsewürfel anbieten. Wenn es schon Interesse an Essen gefunden hat, wird es diese mit Begeisterung vom Teller sammeln. Schafft dein Baby es, sich die Stückchen in den Mund zu stecken, ist die Belohnung gleich inklusive. Kinder sollten dabei aber nicht unbeaufsichtigt sein. Bleib immer in seiner Nähe, falls sich dein Baby mal verschluckt.
#2 Sortier- und Steckspiele
Viele Babys lieben es, Dinge von einem Behälter in einen anderen zu schaufeln. Lass es dein Baby doch mal nur mit den Händen versuchen. Dazu eignen sich Kastanien, Nudeln, alles in unterschiedlichen Größen und Formen. Die letzten Stücke kann es dann mit den Fingern einsammeln. Auch hier gilt – immer in der Nähe bleiben und aufpassen, dass nichts im Mund landet! Hat dein Baby gerade eine ausgeprägte orale Phase, ist dieses Spiel vielleicht weniger geeignet.
Unser Tipp: Bei unseren fix selbstgebastelten Montessori-Spielsachen sind auch tolle Ideen für Babys dabei.
#3 Motorikspielzeug
Natürlich gibt es zahlreiche Spielsachen zur gezielten Förderung der Feinmotorik. In unserer Erfahrung eignen sich Montessori-Spielsachen wie die Sets von Lovevery richtig gut (zum Nachlesen: Hier haben wir sie in der Redaktion getestet). Aber auch Lern-Greifspielsachen aus Holz, Plüsch oder Plastik sind tolle Möglichkeiten.
Pinzettengriff bei Kindern
Der Pinzettengriff ist keine Fähigkeit, die wir einmal lernen und dann beherrschen. Vielmehr ist er ein wichtiger Bestandteil der geistigen und motorischen Entwicklung und will im Alltag gefördert werden.
Kids ab zwei Jahren können mit Motorikspielzeug für Kinder und vielen Montessori-Spielzeugen üben. Auch Basteln, Malen und Lego helfen im Kita-und Grundschulalter noch, die Feinmotorik spielerisch zu stärken. Das ist wichtig, wenn es mit der Stifthaltung nicht so klappen will. Auch Ergotherapie kann hier sehr hilfreich sein, um euer Kind in seiner motorischen Entwicklung zu unterstützen.
Im Video haben wir hier einen Hack parat, wenn ihr gerade keine Schreibhilfe zur Hand habt:
Hilfe, mein Baby kann den Pinzettengriff noch nicht!
Nicht jedes Kind hält sich so ganz genau an die Entwicklungsschritte und Kinderentwicklung ist kein Wettrennen. Lass dich nicht von deinem Umfeld verunsichern. Manchmal kann es bis zum 13. Monat dauern. Wenn dir die Entwicklung jedoch völlig falsch vorkommt, sprich euren Kinderarzt oder eure Kinderärztin darauf an. Um den ersten Geburtstag herum steht sowieso die U6 an. Hier wird der Arzt oder die Ärztin auch einen Blick auf die motorische Entwicklung werfen. Eine gute Gelegenheit, individuelle Fragen zu klären.
Das wird schon ...
Mein Sohn begann schon früh, alles mit spitzen Fingerchen zu greifen und genau zu betrachten. Auch beim Essen nahm er ganz appetitlich Erbsen, Blaubeeren oder Brotstückchen mit Daumen und Zeigefinger und aß so sauber, dass man weder Lätzchen noch Lappen brauchte.
Meine Tochter isst hingegen auch mit anderthalb noch am liebsten mit der ganzen Hand. Grund zur Sorge? Keineswegs. Ab und zu sehe ich sie auch Dinge im Pinzettengriff halten. Sie kann es also, sieht nur meist den Sinn darin nicht. Macht nix, denn "jeder Jeck is anners".
Quellen: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen, Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit