Bei vielen Babys sieht man in den ersten Lebenswochen und -monaten Druckstellen oder Verformungen am Köpfchen. Wie diese entstehen, wie sich vorbeugen lässt und welche Behandlungsmöglichkeiten es für einen Plattkopf beim Baby gibt.
- 1.Was führt zu einem Plattkopf beim Baby?
- 2.Mögliche Folgen eines Plattkopfs beim Babys
- 3.Wie kann man einem Plattkopf beim Baby vorbeugen?
- 4.Plattkopf beim Baby: Was tun?
- 4.1.Kissen gegen Plattkopf beim Baby
- 4.2.Helm gegen Plattkopf beim Baby
- 4.2.1.Ab wann kann man einen Helm gegen einen Plattkopf beim Baby einsetzen?
- 4.2.2.Kosten der Helmtherapie gegen einen Plattkopf beim Baby
Was führt zu einem Plattkopf beim Baby?
Von einem Plattkopf, medizinisch einer Brachyzephalie, spricht man, wenn der Hinterkopf eines Babys platt statt rund gewölbt aussieht. Befindet sich die platte Stelle an der Seite des Kopfes, wird dies Plagiozephalie oder Schiefschädel genannt. Jedes ca. 60. Baby unter 6 Monaten ist davon betroffen.
Ein Plattkopf kann unterschiedliche Ursachen haben:
- In der Schwangerschaft: Schon während der Schwangerschaft kann es zu Verformungen und Druckstellen am Schädel des Babys kommen, z. B. wenn das Baby schon früh ins kleine Becken rutscht, wo es sehr eng ist. Auch Mehrlingsschwangerschaften und wenig Fruchtwasser begünstigen Schädelverformungen.
- Während der Geburt: Eine weitere Ursache für Asymmetrien des Köpfchens ist starker Druck während der Geburt, wenn also z. B. Saugglocke oder Zange eingesetzt werden. Meist geben sich diese Verformungen nach ein paar Wochen aber von alleine wieder.
- In den ersten Monaten: Wenn das Baby auf der Welt ist und immer in der gleichen Position schläft, kann dies zu einem Plattkopf führen. Manchmal schaut das Kleine auch wenn es wach ist immer in die gleiche Richtung, z. B. weil von dort das Licht kommt oder Eltern/Geschwister sich auf dieser Seite aufhalten. Ein weiterer Grund für die "Schokoladenseite" kann auch eine Blockade im Nacken- oder Rückenbereich sein.
- Vorzeitige Verknöcherung der Schädelnähte: Eine seltene weitere Ursache für einen Plattkopf ist ein vorzeitiger Schädelnahtverschluss. Dieser muss durch eine Operation behandelt werden, damit das Gehirn Platz zum Wachsen hat.
- Rachitis: Eines der Symptome der durch Vitamin D-Mangel hervorgerufenen Krankheit ist ein flacher Hinterkopf.
Mögliche Folgen eines Plattkopfs beim Babys
Wenn der Schädel im Säuglingsalter stark verformt, ist dies oft für den Rest des Lebens sichtbar. Viele Betroffene leiden dann unter dieser Optik und werden manchmal deswegen auch gehänselt.
Und leider beschränkt sich ein Plattkopf beim Baby nicht nur darauf, sondern er kann auch Folgen für die körperliche Entwicklung nach sich ziehen. Besonders im Bereich der Motorik und Körperhaltung können Babys mit Plattkopf Einschränkungen erleiden. Manche haben z. B. Schwierigkeiten, sich zu drehen. Auch bei anderen Meilensteinen der Entwicklung kommt es manchmal zu Verzögerungen. Einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine gibt unser Video:
Bei Babys mit schweren Kopfverformungen kommt es außerdem manchmal zu schmerzhaften Verspannungen, weswegen sie dann viel weinen, oder im späteren Verlauf zu Kiefer- oder Wirbelsäulenfehlstellungen. Auch Seh- und Hörschwierigkeiten sowie Migräne können ihren Ursprung möglicherweise in einem verformten Schädel haben.
Wie kann man einem Plattkopf beim Baby vorbeugen?
Es wird dazu geraten, Babys in den ersten Lebensmonaten auf dem Rücken schlafen zu lassen. Diese Schlafposition gilt als sicherste, um den Plötzlichen Kindstod zu vermeiden. Allerdings kommt es durch diese immer gleiche Position oft zu einer zumindest leicht platten Stelle, entweder am Hinterkopf oder auf einer der beiden Kopfseiten. Dies liegt daran, dass der Kopf eines Babys noch ganz weich und formbar ist. Um die Verformungen zu vermeiden, könnt ihr euer Baby, wenn ihr tagsüber dabei seid und es wach ist, auch gerne mal auf den Bauch legen oder es mit Hilfe einer Rolle im Rücken abwechselnd seitlich lagern. Bitte das Kleine dann aber nicht unbeaufsichtigt lassen!
Damit das Baby seine Nackenmuskulatur stärken kann, könnt ihr es auch gerne in Bauchlage auf euren Bauch oder eure Brust legen. Es wird versuchen, sein Köpfchen zu heben, um euch zu sehen. Super gegen einen Plattkopf und gleichzeitig förderlich für eure Bindung.
Plattkopf beim Baby: Was tun?
Wenn ihr bemerkt, dass sich der Kopf eures Babys z. B. auf der linken Seite zu verformen beginnt, könnt ihr tagsüber versuchen, euer Kleines dazu zu motivieren, den Kopf auf die rechte Seite zu drehen. Lagert es im Stubenwagen oder auf der Krabbeldecke so, dass es auf diese Seite schauen muss, um euch oder die Geschwisterchen zu sehen und spielt mit ihm von dieser Seite aus. Auch beim Tragen auf dem Arm könnt ihr darauf achten, dem Kleinen viel Abwechslung zu ermöglichen, haltet es z. B. öfter mal im Fliegergriff – am besten wechselt ihr dabei die Arme ab, um einer "Lieblingsseite" gegenzuwirken. Auch super: Tragen im Tuch oder der Babytrage. Denn im Gegensatz zum Kinderwagen nimmt das Baby hier keine liegende Position ein.
Grundsätzlich empfiehlt es sich immer, euren Kinderarzt oder eure Kinderärztin anzusprechen, wenn ihr Verformungen am Kopf eures Babys bemerkt. Im Rahmen der U3 und der U4 wird die Kopfform ohnehin genauer untersucht. Bei Auffälligkeiten wird die Kinderärztin darüber hinaus den Kopf des Babys vermessen und den Asymmetriewert bestimmen. Oft kann ein Besuch in der Orthopädie und/oder in einer osteopathischen Praxis helfen, geeignete Maßnahmen oder Behandlungsmöglichkeiten zu treffen. Bei motorischen Einschränkungen kann auch Krankengymnastik bzw. Physiotherapie sinnvoll sein.
Kissen gegen Plattkopf beim Baby
Es gibt spezielle Kopfformungskissen, die dafür sorgen, dass das Baby so gelagert werden kann, dass kein Druck mehr auf die verformten Stelle kommt. Um euer Baby seitlich zu lagern, könnt ihr ein Seitenlagerungskissen verwenden. Alternativ geht auch ein gerolltes Handtuch oder eine Babydecke, die ihr zur Rolle formt und in den Rücken des Babys legt.
Helm gegen Plattkopf beim Baby
Ein Plattkopf beim Baby muss also nicht von vornherein mit Hilfe eines Helms therapiert werden. Von kinderärztlicher Seite wird oft dazu geraten, es bis zum 4.-6. Lebensmonat erst mit der abwechslungsreichen Lagerung zu versuchen. Bei rund 75 Prozent der Kinder führt das zum Erfolg. Wenn allerdings keine Besserung eintritt, kann – je nach Schwere der Deformierung – eine Helmtherapie in Betracht gezogen werden.
Ziel der Helmtherapie ist es, bis zum 1. Geburtstag des Kindes eine Verbesserung der Schädelform zu erreichen. Dafür wird ein perfekt passender Helm mittels 3D-Verfahren angefertigt. Da der Kopf innerhalb des ersten Lebensjahrs stark wächst, ist es möglich, die Kopfform mit Hilfe des Helms anzupassen. Damit das funktioniert, muss die Helmorthese 23 Stunden täglich getragen und alle 6-8 Wochen ärztlich überprüft werden. Der Helm wird dann immer wieder abgeschliffen, um dem Wachstum des Köpfchens genug Platz zu lassen.
Ab wann kann man einen Helm gegen einen Plattkopf beim Baby einsetzen?
Die Helmtherapie muss innerhalb des 1. Lebensjahrs erfolgen. Schon nach dem 1. Geburtstag ist das Schädelwachstum sehr viel langsamer, sodass eine Helmorthese dann keinen Nutzen mehr haben würde.
Klar, für Eltern ist es erstmal eine fast schwierige Vorstellung, dass ihr kleines Baby immer einen Helm tragen soll – 23 Stunden täglich! Aber: Der Helm drückt den Kopf eures Kindes nicht etwa in die gewünschte Form, sondern lässt genau da Platz zum Wachsen, wo das Köpfchen momentan platt ist. Das ist nicht schmerzhaft für euer Kleines. Und: Die meisten Kids gewöhnen sich sehr schnell an den Helm und haben keine Probleme damit. Außerdem gilt die Helmtherapie als sehr risikoarm und führt in über 90 Prozent der Fälle zum gewünschten Erfolg.
Kosten der Helmtherapie gegen einen Plattkopf beim Baby
Leider übernehmen nicht alle Krankenkassen die Kosten für die Helmtherapie, die sich auf ca. 2.000 Euro belaufen. Ihr könnt aber einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Kinder- und Jugendärzte im Netz, Universitätsklinikum Tübingen