Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält, passiert richtiges Stillen meist nicht einfach von allein. Besonders, wenn es nicht auf Anhieb reibungslos klappt, zweifeln wir Mamas schnell an uns und setzen uns unnötig unter Druck. Dabei erfordert richtiges Anlegen einfach viel Übung und manchmal Geduld. Mit unseren Stilltipps und unserer C-Griff-Anleitung bist du startklar für die ersten Stillversuche.
- 1.Richtig Stillen: Baby richtig anlegen
- 1.1.#1 Mache es dir mit deinem Baby gemütlich
- 1.2.#2 Bring dein Baby nah an dich heran
- 1.3.#3 Stütze deine Brust mit deiner Hand
- 1.4.#4 Halte deine Brustwarze an Babys Mund
- 1.5.#5 Lege dein Baby an die Brust an
- 1.6.#6 Auf gute Haltung achten
- 1.7.#7 Baby von der Brust lösen
- 2.Baby anlegen mit C-Griff und U-Griff
- 2.1.C-Griff
- 2.2.U-Griff
- 3.Stillberatung bei Stillproblemen finden
- 4.Woran merke ich, dass mein Baby Hunger hat?
- 4.1.Anzeichen, dass dein Baby Hunger hat
- 4.2.Warum trinkt mein Baby langsamer bei Stillen?
- 5.Ist meine Milchmenge ausreichend?
- 6.Wie viel soll mein Baby trinken?
- 7.Richtig stillen: Baby direkt nach der Geburt anlegen
- 8.Stillfreundliche Klinik finden
- 9.Wann ist der richtige Zeitpunkt für Beikost?
Auch, wenn Stillen das Natürlichste der Welt ist, erfordert es für die meisten Mamas einige Übung. Es braucht einfach Zeit, bis ihr ein eingespieltes Team seid. Dennoch gibt es ein paar wertvolle Tipps zum Stillen und Anleitungen zum richtigen Anlegen, die auf den Richtlinien der WHO und La Leche Liga basieren und euch den bestmöglichen Start ermöglichen können.
Richtig Stillen: Baby richtig anlegen
Gerade am Anfang haben Babys manchmal Schwierigkeiten, die Brustwarze richtig zu fassen und effektiv an der Brust zu trinken. Um dein Baby richtig anzulegen, kannst du deine Brust mit deiner freien Hand stützen. So vermeidest du, dass ihr Gewicht beim Stillen auf dem Kinn deines Babys liegt, was ihm das Trinken erschweren kann. Du hast die Möglichkeit, ihm die Brust mit dem sogenannten C-Griff oder U-Griff anzubieten. Probiere einfach aus, welcher sich für dich besser anfühlt. Das kann auch je nach Stillposition verschieden sein.
#1 Mache es dir mit deinem Baby gemütlich
Schaue, dass dein Rücken, deine Arme und dein Baby gut gestützt sind. Hier helfen Kissen, Stillkissen und ggf. Arm- oder Fußstützen.
#2 Bring dein Baby nah an dich heran
Achte auf Hautkontakt und darauf, dass Babys Hüfte geöffnet ist und Mund und Nase parallel zu deiner Brust liegen. Dein Baby kann leichter trinken, wenn es sein Köpfchen nicht erst zu dir drehen muss.
#3 Stütze deine Brust mit deiner Hand
Am besten verwendest du den C-Griff oder U-Griff (sh. unten), sodass deine Brust nicht gegen das Kinn deines Babys drückt.
#4 Halte deine Brustwarze an Babys Mund
Dieser Stilltipp hilft deinem Kind, seinen Mund weit zu öffnen, um die Brustwarze und einen Großteil des Warzenhofes zu erfassen. Dieses korrekte Andocken ist wichtig, damit dein Kind effektiv stillen kann und du keine wunden Brustwarzen bekommst.
#5 Lege dein Baby an die Brust an
Sobald dein Kleines den Mund weit öffnet und seine Zunge am Boden der Mundhöhle liegt, kannst du es mit einer zügigen Bewegung an deine Brust führen.
#6 Auf gute Haltung achten
Versuche, dein Baby zur Brust zu führen und nicht umgekehrt. Eine ungünstige Haltung kann schnell zu fiesen Rückenschmerzen führen, die man in Wochenbett und Stillzeit nur schwer wieder loswird.
#7 Baby von der Brust lösen
Wenn du merkst, dass dein Baby statt zu trinken nur noch nuckelt, kannst du es sanft von deiner Brust lösen. Wenn es für dich fein ist, darf dein Babys aber auch ruhig nuckeln. Das beruhigt es und fördert die Mundmotorik. Du solltest dein Baby aber unbedingt von der Brust lösen, wenn du denkst, dass du es ungünstig angelegt hast. Schiebe hierzu deinen kleinen Finger vorsichtig in den Mundwinkel deines Kindes. So löst du das Vakuum im Mund des Babys auf und kannst es von der Brust nehmen oder neu anlegen.
Klingt kompliziert? Mit der Zeit werdet ihr beiden diese Schritte verinnerlichen, euren ganz eigenen Rhythmus finden und merken, welche Haltung und Positionen am besten klappen.
Baby anlegen mit C-Griff und U-Griff
C-Griff
- Lege deine Finger flach unter die Brust, der Daumen liegt oberhalb der Brustwarze.
- So stützt du deine Brust mit der ganzen Hand, ohne dass deine Finger den Warzenhof berühren.
- Achte darauf, dass du genügend Abstand zwischen deinen Fingern und dem Mund deines Babys hast, sodass du es nicht behinderst.
U-Griff
- Platziere deine Finger flach gegen die Rippen unter deiner Brust, sodass dein Zeigefinger in deiner Brustfalte liegt.
- Lass deinen Ellenbogen fallen, sodass deine Brust nur von deinem Daumen und Zeigefinger gehalten wird.
- Dein Daumen liegt jetzt an der Außenseite, deine restlichen Finger an der Innenseite deiner Brust.
- Wenn du möchtest, kannst du deine Brust auch mit deiner gegenüberliegenden Hand stützen (sh. Abbildung.)
Kontrolliere regelmäßig, ob dein Baby beim Saugen wirklich auch den Warzenhof umschließt. So werden die Milchdrüsen viel besser stimuliert und du vermeidest, dass das Baby mit seinen Kauleisten die Milchkanäle abdrückt.
Das kann passieren, wenn es nur an der Brustwarze saugt und diese zu fest zusammendrückt. Beachtest du diese Tipps, kannst du auch einem Milchstau ziemlich gut vorbeugen. Falls du doch einmal Verhärtungen in der Brust spürst, sie geschwollen ist und schmerzt, haben wir hier ein paar Tipps, wie du einen Milchstau schnell wieder lösen kannst.
Schnelle Hilfe ist wichtig
Etwas Übung zu benötigen ist eine Sache, aber wenn du auch nur kleinste Bedenken oder Fragen hast oder sich Stillprobleme bemerkbar machen, ist es wichtig, dich direkt an eine Stillberatung zu wenden. Bei häufigen anfänglichen Beschwerden wie schmerzhaftem Milcheinschuss, Milchstaus, Vasospasmus, Milchbläschen oder wunden Brustwarzen kann dir deine Wochenbetthebamme super weiterhelfen.
Aber wenn die Symptome weiter bestehen oder bei Problemen beim Anlegen, wenn dein Baby nicht richtig trinkt oder vielleicht eine Brust verweigert, ist es immer besser, dich schnell an eine zertifizierte Stillberaterin zu wenden. In den meisten Fällen ersparst du dir so viel Kummer und ihr könnt eure Stillbeziehung viel besser genießen.
Aber: Stillen ist wertvoll und kann ganz wundervoll für euch beide sein. Aber wenn es dir dabei nicht gut geht oder du aus anderen Gründen abstillen willst/musst, dann ist das nicht nur für dich, sondern auch für dein Baby die beste Entscheidung.
Stillberatung bei Stillproblemen finden
Wenn du direkt nach der Geburt Stillprobleme hast oder euer Stillstart erst später stattfinden kann, ist es wichtig, dass du schnell kompetent betreut wirst, um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten. Du kannst dich hierzu jederzeit in deiner Klinik beraten lassen. Wenn du dich unwohl oder unsicher fühlst, kannst du hier schnell eine qualifizierte Stillberatung finden:
Woran merke ich, dass mein Baby Hunger hat?
Nach und nach wirst du die Signale deines Babys immer besser deuten können und schnell bemerken, wenn es Zeit für die nächste Milchmahlzeit ist.
Anzeichen, dass dein Baby Hunger hat
- Auch im Schlaf wirkt es unruhig
- Arme und Beine zucken
- Die Augenlider flattern
- Dein Baby macht erste Saug- und Schmatzgeräusche
- Dein Baby wird quengelig und sucht nach der Brust
- Der Suchreflex setzt ein: Dein Baby öffnet immer wieder den Mund und steckt seine Zunge heraus
- Es nimmt sein Fäustchen in den Mund und saugt daran.
Bemerkst du ein oder mehrere dieser Anzeichen, ist es der perfekte Moment, dein Baby anzulegen.
Warum trinkt mein Baby langsamer bei Stillen?
Auch wenn dein Baby Hunger hat, ist es ganz normal, dass die Sauggeschwindigkeit immer langsamer wird. Das liegt daran, dass die Muttermilch beim Stillen ihre Zusammensetzung und damit auch Konsistenz ändert: sie wird fetter und damit dickflüssiger. Deshalb fällt deinem Baby dann auch das Saugen etwas schwerer. Du kannst dir die Stillmahlzeit wie ein "3-Gänge-Menü" vorstellen. Nach dem Milchspendereflex gibt es zunächst eine vorwiegend durstlöschende Vorspeise, dann eine nahrhafte Hauptspeise und zum Schluss eine Kombi aus Durstlöscher und Sattmacher.
Ist meine Milchmenge ausreichend?
Fließt in den ersten zwei bis drei Tagen nach der Geburt noch nicht viel Milch? Das ist ganz normal. Lasse dein Baby ruhig lange saugen, denn das gibt deinem Körper das wichtige Signal, mit der Milchbildung zu beginnen. Bei den meisten Mamas schießt die Milch zwischen dem dritten und fünften Tag ein, oft dann, wenn sie gerade aus der Klinik nach Hause kommen.
Die Sorge vieler Mamas, nicht genügend Milch zu produzieren ist meistens völlig unbegründet. Dein Körper wird so viel Muttermilch produzieren, wie das Baby auch tatsächlich braucht. Allerdings ist es gerade an Anfang hilfreich, dein Baby pro Stillmahlzeit an beiden Brüsten anzulegen, um den Milchfluss anzuregen. Später macht es Sinn, dem Baby pro Mahlzeit nur eine Brust zu geben, damit diese auch richtig geleert werden kann. Welche Stillposition du dabei einnimmst, bleibt dir überlassen. Versuche verschiedenen Positionen aus und variiere. Wenn die Brust auf unterschiedliche Weise vom Baby massiert wird, hältst du die Milch auch gut im Fluss.
In diesen Artikeln findest Tipps zum Thema Milchmenge steigern oder die Milchproduktion anregen. Bei konkreten Problem unterstützt dich am besten eine professionelle Stillberaterin.
Wie viel soll mein Baby trinken?
Stille dein Baby am besten nach Bedarf, also so oft und so lange es möchte. Grundsätzlich wird sich dein Stillrhythmus immer wieder etwas verändern. Das liegt zum einen an der besonderen Zusammensetzung der Muttermilch, aber auch an dem Mehrbedarf deines Babys in Wachstumsphasen. So ist die Vormilch, das Kolostrum, die nur in den ersten Tagen nach der Geburt produziert wird, recht dünn aber sehr vitamin- und mineralstoffreich.
Es ist also völlig normal und gut, wenn Neugeborene öfter nach der Brust verlangen. Denn so regen sie die Milchproduktion nach ihren individuellen Bedürfnissen an. Und auch ihr kleiner Magen kann noch gar nicht viel fassen, sodass oft Nachschub nötig ist. Ideal ist, wenn dein Baby am Anfang acht bis zwölf Stillmahlzeiten in 24 Stunden bekommt. Dazwischen sollten – als Faustregel – nicht länger als vier Stunden Abstand liegen.
Richtig stillen: Baby direkt nach der Geburt anlegen
Es kann eure Stillbeziehung sehr unterstützen, wenn du dein Baby innerhalb den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt das erste Mal anlegst. Stillberater*innen sprechen hier auch von der "Golden Hour", denn Babys können in dieser Zeit die Brustwarze in der Regel noch ganz ohne Hilfe finden (Stichwort Breast Crawl) und ihr Suchreflex ist noch besonders ausgeprägt. Du kannst schön beobachten, wie dein Baby sein Köpfchen suchend hin- und her bewegt, wenn es auf deiner Brust liegt. Sobald seine Lippen deine Brustwarze berühren, wird das Suchen noch intensiver und dein Baby sperrt automatisch den Mund weit auf. Diesen Reflex kannst du auch für die weitere Stillzeit nutzen, auch wenn er dann nicht mehr ganz so stark ist.
Wichtig: Auch wenn eine "natürliche" Geburt und das Stillen kurz nach der Geburt euren Stillstart erleichtern können, sind Komplikationen, Eingriffe, ein Notkaiserschnitt oder auch ein Aufenthalt auf der Frühchenstation kein Grund, warum es nicht für euch klappen sollte, wenn du gerne stillen möchtest. Manchmal ist es dann nötig, das Kolostrum oder auch mehrere Mahlzeiten für dein Baby abzupumpen, was alles auf eine stillfreundliche Weise geschehen kann.
Stillfreundliche Klinik finden
Viele Kliniken sind mittlerweile Babyfreundlich, was bedeutet, dass sie eine gesunde Stillbeziehung und Mutter-Kind-Bonding unterstützen und mit allen Mitteln versuchen, zu ermöglichen. Im Vordergrund stehen eure Eltern-Kind-Beziehung, ein enger Hautkontakt und ein guter, natürlicher Stillstart. Klinikroutinen und Untersuchungen laufen hier im Hintergrund ab. So kann dein Baby z. B. auch bei dir bleiben, während du deine Dammnaht bekommst und wird erst später voll untersucht.
Stillfreundliche bzw. "Babyfreundliche" Kliniken werden in einer Zusammenarbeit von WHO und Unicef zertifiziert. Hier kannst du alle Babyfreundlichen Kliniken in eurer Umgebung finden:
Wann ist der richtige Zeitpunkt für Beikost?
Wie lange du grundsätzlich stillen möchtest, das ist komplett deine Entscheidung. Die WHO empfiehlt, Babys mindestens bis zum sechsten Lebensmonat voll zu stillen und erst dann langsam mit der ersten Beikost zu beginnen, wenn dein Kind Beikostreifezeichen zeigt. Auch wenn ihr nur sehr langsam startet, versorgt deine Muttermilch dein Kind sicher mit allen wichtigen Nährstoffen. Du wirst nach und nach merken, wenn dein Baby sich für festes Essen interessiert. Das kann mit sechs Monaten, aber auch erst um seinen ersten Geburtstag der Fall sein, denn jedes Kind hat auch hier seinen ganz eigenen Rhythmus.
Nun seid ihr mit jeder Menge Wissen für euren Stillstart ausgestattet. Wenn ihr dennoch Probleme beim Stillen habt, ist eine zertifizierte Stillberaterin (am besten IBCLC) und deine Frauenärztin sind immer eine gute Anlaufstelle, um etwas dagegen zu tun. Lasst euch nicht einreden, dass anfängliche Stillschwierigkeiten ein Grund zum Abstillen seien (wenn ihr denn wirklich stillen wollt). Solche Ratschläge kommen manchmal von uninformierten Kinderärzten. Schau auch mal bei unseren 20 Still-No-Gos vorbei, mit vielen Tipps von unseren Redakteurinnen. Und falls du jetzt schon wieder vergessen hast, was du als nächstes tun wolltest – klicke ganz schnell auf unseren Stilldemenz-Artikel und finde heraus, was da gerade in deinem Köpfchen los ist! Und zum Schluss noch etwas kurioses Wissen: Die Antwort auf die Frage: Können auch Männer stillen?
Irgendwann kommt für uns Stillmamas der Tag, an dem wir das erste Mal unterwegs stillen. Und auch wenn es das Normalste der Welt ist, kann es anfangs ganz schön verunsichern. We've got you! Hier sind unsere besten Tipps fürs Stillen in der Öffentlichkeit: