Mit dem Stillen will und will es nicht klappen, denn das Baby hat Schwierigkeiten, aus Mamas Brust Milch zu saugen. Das können erste Hinweise auf eine Saugverwirrung sein. Hier erfährst du mehr über Ursache, Anzeichen und Tipps zur Vermeidung.
Stillprobleme zählen zu den Hauptsorgen einer Mutter nach der Geburt. Denn das Zusammenspiel von Mamas Brust und Babys Mündchen klappt nicht immer auf Anhieb. Zwar ist der Saugreflex bei Säuglingen angeboren, dennoch können manche kleinen oder größeren Probleme einem sorgenfreien Stillstart im Wege stehen. Daher stellt sich die Frage, woran es liegt. An Mamas Brüsten? Oder gibt es vielleicht einen ganz anderen Grund, warum das Baby nur kurz an der Brust nuckelt und dann schon wieder aufhört?
Saugverwirrung – was ist das?
Von Saugverwirrung spricht man, wenn das Baby mit dem Saugen und Trinken an Mamas Brustwarzen nicht zurecht kommt und der Mutter dadurch das Stillen ihres Kindes nicht möglich ist. Dass es so etwas tatsächlich gibt, dass ein Kind falsch saugt, beziehungsweise nicht richtig saugen kann, wurde erst 1995 erstmals in den USA wissenschaftlich beschrieben. Seither hat man dieses Phänomen genauer beobachtet und gründlicher untersucht und weiß mittlerweile etwas mehr über die Ursachen und Hintergründe der Saugverwirrung.
Saugverwirrung – denn Saugen ist anstrengend
Das friedliche Bild, das diejenigen Säuglinge abgeben, die kräftig an Mamas Brust trinken, täuscht ganz offensichtlich. Denn in Wahrheit ist das Kleine dann mächtig am arbeiten. Es muss, just in diesem Moment, wahre Schwerstarbeit leisten, um an seine Milch zu kommen. Die Zungen- und Mundstellung muss ebenso stimmen wie das Saugverfahren, Lippen, Kiefer, Zunge und Gaumen müssen synchron zusammenwirken.
Das alles muss ein Baby beim Stillen tun:
- Zuerst muss es den Mund sehr weit aufmachen, um nicht nur die Brustwarze, sondern auch einen Teil des Warzenhofes in den Mund zu bekommen.
- Dann wird die Warze vom Baby kräftig eingesogen, so dass ein Vakuum entsteht.
- Die Brustwarzenspitze muss hinten am Gaumen den Saugreflexpunkt stimulieren.
- Mit den Zahnleisten “kaut“ das Baby dann regelrecht, damit der Milchfluss angeregt wird.
- Schließlich muss es die Milch auch noch schlucken.
- Und darf das Atmen bei alldem nicht vergessen.
Puuuh – wirklich anstrengend! Doch wenn das alles genau so abläuft, dann ist es der Idealfall für Mutter und Kind, und es gibt keine Saugverwirrung.
Saugverwirrung – die Auslöser
Nach ein paar Wochen ist der angeborene Saugreflex nicht mehr nötig, denn durch das täglich mehrfache “Saugtraining“ konnte das Kleine die richtige Technik zwischenzeitlich perfektionieren. Doch genau das ist der Haken an der Geschichte: Wenn sich dieser Saugautomatismus noch nicht verfestigt hat und der Lernprozess in den ersten Lebenswochen gestört oder unterbrochen wird, kann das dazu führen, dass der Saugreflex in Verwirrung gerät: Es kommt zur Saugverwirrung.
Das können die Auslöser sein:
- Es verkümmert der Saugreflex, bevor er sich verfestigen konnte, wenn der Säugling das Trinken an der Brust nicht richtig gelernt hat.
- Paralleles Füttern mit der Flasche ist daher problematisch, denn das Nuckeln am Sauger ist viel weniger anstrengend.
- Das Baby merkt: Aus der Flasche fließt die Milch viel schneller und einfacher.
- Das Gleiche kann passieren, wenn der Säugling schon sehr früh einen Schnuller bekommt.
- Stillhütchen sollen ebenfalls zu einer Saugverwirrung führen können.
- Auch falsches Anlegen kann eine Saugverwirrung hervorrufen.
- Manche Babys haben sich den Saugreflex auch im Mutterleib angewöhnt, wenn sie da schon an ihren Fingerchen oder Daumen genuckelt haben.
Saugverwirrung – die Anzeichen
An seinem Verhalten kannst du erkennen, wenn dein Baby Probleme beim Stillen hat. Dafür kann es eventuell zwar auch andere Gründe geben, doch ist es gut möglich, dass es auf eine Saugverwirrung hinweist.
Eine Saugverwirrung kann der Grund sein, wenn diese Situationen eintreten:
- Dein Kind verweigert die Brust und weint.
- Es fängt an zu saugen, saugt aber nur kurz und hört wieder auf.
- Das Baby ist beim Stillen extrem unruhig.
- Es nuckelt an der Brustwarze, du merkst aber, dass es nicht schluckt, weil es keine Mich heraussaugt.
- Statt Schluckgeräuschen hörst du eher ein Schmatzen.
- Es bekommt Grübchen in die Wangen, als würde es an einem Strohhalm saugen.
- Es verliert die Brustwarze immer wieder.
Auch an dir selber kannst du es möglicherweise spüren, wenn:
- deine Brust sich nicht leer und weich anfühlt
- du ein Spannungsgefühl in der Brust hast, was auf Milchstau oder eine Brustentzündung hindeuten kann
- du wunde Brustwarzen bekommst
Was tun bei Saugverwirrung?
Es ist nicht garantiert, dass sie helfen, du solltest aber nichts unversucht lassen, damit du dein Kind problemfrei stillen kannst. Die wichtigste Empfehlung vorab: Bleibe ruhig, setze dich nicht unter Druck und wappne dich mit Geduld!
Diese Tipps können bei Saugverwirrung helfen:
- Gib deinem Kind möglichst weder Schnuller noch Beruhigungssauger.
- Füttere es nicht mit der Flasche.
- Prüfe ganz genau die richtige Stillposition und das exakte Anlegen.
- Dein Kind muss neben der Brustwarze auch den Warzenhof mit in den Mund nehmen.
- Versuche es mit dem Stillen, wenn dein Kind im Halbschlaf ist, dann ist es weniger abwehrbereit.
- Enger Körperkontakt und ein paar Tropfen Milch haben beruhigende Wirkung.
- Stimuliere deine Brustwarze, dass sie bereits ein wenig Milch abgibt; das erleichtert den Milchfluss - und deinem Baby das Saugen.
- Ob Stillhütchen über den Brustwarzen helfen, weil sie einen Sauger vortäuschen, ist allerdings umstritten.
Eine grundsätzliche Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, die auch viele Hebammen unterstützen, lautet: Während der ersten sechs Lebensmonate sollte eine Mutter ausschließlich stillen, bevor der Säugling eine Flasche oder einen Schnuller bekommt.
Diese Tipps solltet du, wenn möglich, ausprobieren, damit dein Kind nicht in Stillstreik tritt oder im schlechtesten Fall die Brust komplett verweigert und sich nur noch mit dem Fläschchen füttern lässt. Eine andere Sache jedoch solltest du auf keinen Fall tun: Das Verhalten deines Kindes als Ablehnung betrachten. Es hat zwar etwas gegen das Füttern mit der Brust – aber es hat nichts gegen dich! Wie der Name dieses Stillproblems es schon besagt: Es ist “nur“ eine Verwirrung.
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