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Kindheit voll Liebe

Schenkt eurem Kind Urvertrauen: Die 11 wichtigsten Tipps für eine sichere Bindung

Urvertrauen
© Getty Images/ Mladen Zivkovic

Vertrauen in die Welt entsteht in den ersten Lebensmonaten und macht Kinder stark für die Herausforderungen, die das Leben bereithält. Wer Urvertrauen in Mitmenschen und sich selbst entwickeln konnte, hat einen wertvollen Schatz für die weitere Entwicklung mitbekommen. Was dabei für Babys entscheiden ist und was ihr als Elternteil für das Urvertrauen eurer Kinder tun könnt.

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Was ist Urvertrauen?

Das Fundament für eine stabile, selbstbewusste Persönlichkeit wird zu einem großen Teil in den ersten Monaten und Jahren gelegt. Psychologen und Hirnforscher wissen heute:

Wer als Baby und Kind eine sichere, liebevolle Bindung zu seinen Eltern oder einer anderen wichtigen Bezugsperson erlebt hat, also ein Urvertrauen aufbauen konnte, hat es im Leben leichter, anderen und sich selbst zu vertrauen.
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11 Tipps, um Urvertrauen mit und bei eurem Kind aufzubauen

  1. Bonding ab Geburt und im Babyalter
  2. In jedem Alter Geborgenheit geben – mit Worten und kuscheln, schmusen und körperlicher Nähe
  3. Emotionen zulassen & ernst nehmen
  4. Als "sicherer Hafen" für das Kind und seine Bedürfnisse da sein (zuverlässige Fürsorge)
  5. Eine liebevolle Atmosphäre schaffen
  6. Versuchen, das Kind zu verstehen und es ernst nehmen
  7. Einander Wertschätzung und Respekt entgegen bringen
  8. Liebe nicht an Leistung knüpfen & dem Kind zeigen, wie stolz man auf es ist
  9. Zeit & Geduld haben und Entscheidungen erklären
  10. Gemeinsame Rituale und Erinnerungen schaffen
  11. Eigene Grenzen achten

Warum Urvertrauen so wichtig ist

Kinder kommen mit der Fähigkeit, zu vertrauen auf die Welt. Ob sie diese Anlage entfalten können, hängt maßgeblich von ihren ersten Bezugspersonen ab. Reagieren Eltern feinfühlig und verlässlich auf die Bedürfnisse ihres Babys, lernt es: Die Welt ist ein sicherer Ort. Diese Grunderfahrung prägt das ganze Leben.

„Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.“
Dichter Jean Paul

Kinder, die in dem Urvertrauen groß werden „Für mich ist gesorgt, ich bin geliebt und in Sicherheit“, entwickeln sich zu stabilen Persönlichkeiten, die mit Krisen in der Regel gut umgehen können und eine positive Lebenseinstellung haben. Und Hirnforscher haben beobachtet: Wie gut die Nervenzellen im Gehirn verschaltet werden, hängt auch davon ab, wie viel Liebe ein Baby erfährt.

Wie können Kinder Urvertrauen aufbauen?

Direkt nach der Geburt

Schon während der Geburt und in den ersten Stunden danach wird durch Hormone wie Oxytocin die Bindung zwischen Eltern und Kind gefördert. Das sogenannte "Bonding" – also viel Hautkontakt und ungestörtes Kennenlernen – legt den Grundstein für eine sichere Bindung. Auch wenn die Geburt nicht optimal verlaufen ist: Für den Aufbau von Urvertrauen sind vor allem die unzähligen gemeinsamen Momente in den folgenden Monaten entscheidend.

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Babys & Kleinkinder

Verlässliche Tagesabläufe helfen Kindern dabei, sich orientiert und geborgen zu fühlen. Ob ein bestimmtes Einschlafritual, der gemeinsame Start in den Tag oder wiederkehrende Spielzeiten – solche vorhersehbaren Momente vermitteln: Auf Mama und Papa ist Verlass. Auch kurze Trennungen lassen sich so besser einüben und aushalten.

Ältere Kinder

Klare, sinnvolle Regeln, positive Zuwendung, Gelassenheit – das brauchen Kinder, um sich angenommen zu fühlen. Theoretisch klingt das ganz einfach. Doch im Alltag verhalten wir uns manchmal nicht so, wie wir es eigentlich möchten und sind launisch, ungerecht und ungeduldig – auch unseren Kindern gegenüber. Doch das bedeutet zum Glück noch lange nicht, dass unsere Kinder sofort das Vertrauen in uns und unsere Liebe verlieren. Denn hat euer Kind als Baby und Kleinkind ein gutes Urvertrauen aufgebaut, so hält eure Beziehung, das normale Auf und Ab einer zwischenmenschlichen Beziehung gut aus.

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10 einfache Tipps, um die Bindung zu eurem Baby zu stärken

  1. Viel Hautkontakt (am liebsten auf dem nackten Oberkörper oder Bauch) – auch mit dem Papa
  2. Intensiver Augenkontakt, am besten mit Lächeln
  3. Auch wenn das Baby noch keine Worte versteht: Sprechen!
  4. Babymassage
  5. Auf das Baby reagieren, vor allem, wenn es weint (Stichwort: Nicht schreien lassen!
  6. Im selben Zimmer schlafen (z.B. mit Beistellbettchen oder im Familienbett)
  7. Vorsingen, Abzählreime etc.
  8. Stillen oder schöne gemeinsame Rituale beim Fläschchen geben
  9. Gemeinsame körperliche Aktivität, z.B. das Baby fliegen lassen oder im Kreis drehen
  10. Kuscheln, kitzeln, tanzen, toben, drücken, schmusen ...
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Bonding und Urvertrauen gelingen, wenn die Eltern ihrem Baby von Anfang an mit viel Wärme und Liebe begegnen und sich ganz auf seine Bedürfnisse einlassen. „Das heißt nicht, dass sie sich völlig aufgeben sollen. Aber Eltern, die besonders in den ersten acht Lebensmonaten auf Schreien und Weinen prompt und angemessen reagieren, werden in der Regel belohnt. Ihr Baby entwickelt sich zu einem zufriedenen Menschen. Denn es hat gelernt: 'Mama und Papa sind da, wenn ich sie brauche'“, beschreibt die Frankfurter Diplom-Pädagogin Ilka-Maria Thurmann diesen wichtigen Abschnitt des Bindungsprozesses.

Hilfe bei unsicheren Kind-Eltern-Bindungen

Hilfe suchen bei Bindungsproblemen

Uns Menschen ist die Fähigkeit zur Bindung angeboren. „Aber Beziehungen sind immer voller Schwierigkeiten – unter Umständen auch die zum eigenen Baby“, sagt die Oberärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie vom UKE in Hamburg Carola Bindt.

Zu einer Bindungsstörung kann es z.B. kommen, wenn die Eltern Trennung, Trauer oder starken Stress durchleben. Und immerhin 10 bis 15 Prozent aller Mütter leiden nach der Geburt an einer Wochenbett-Depression, die es ihnen schwer macht, sich angemessen um ihr Baby zu kümmern und so Urvertrauen beim Baby aufzubauen. Auch wenn die Eltern selbst eine unsichere Kind-Eltern-Bindung haben, kann dies zu Bindungsproblemen mit dem eigenen Kind und zu mangelndem Urvertrauen führen.

Die Expertin für prä- und perinatale Psychologie Ilka-Maria Thurmann rät: „Wer das Gefühl hat, es läuft etwas schief, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen. Oft ist es eine große Erleichterung, wenn schon einige Sitzungen den Knoten zum Platzen bringen.“ Diese Erfahrung macht auch Carola Bindt bei ihrer Arbeit an der Hamburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik: „Es ist überhaupt keine Schande, Schwierigkeiten zu haben. Deshalb ist man noch keine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater, sondern man liebt sein Kind genauso von Herzen wie die allermeisten Eltern.“

Weitere Infos über die verschiedenen Bindungstypen, die durch eine Kind-Eltern-Bindung entstehen, wie z. B. unsicher-vermeidende Kinder oder unsicher-ambivalente Kinder lest ihr hier. Und Redakteurin Andrea Zschocher schreibt, warum eine bindungsorientierte Erziehung so wichtig ist und wie sie funktioniert.

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Hilfe finden bei problematischen Bindungen und Bindungsproblemen

Erste Ansprechpartner*innen bei Problemen sind der Kinderarzt oder Kinderärztin, Frühberatungsstellen oder niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater.

Bei der Nummer gegen Kummer können Eltern kostenlos und anonym unmittelbare Erst-Hilfe finden: Telefon: 0800 – 111 0 550

Die Caritas bietet euch bundesweit eine Online-Beratung und ihr könnt über die Webseite oder mithilfe der Online-Berater*innen nach einer Caritas Hilfseinrichtung in eurer Nähe suchen.

Hinweis: Wenn ihr oder euer Kind gefährdet seid und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112 zu wenden.

Info-Box Urvertrauen

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FAQ

Wann entsteht Urvertrauen?

Bereits bei der Geburt wird das Fundament für das Urvertrauen gelegt, hauptsächlich durch die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin während der Geburt und beim ersten Hautkontakt. Beim sogenannten „Bonding“ lernen Eltern und Baby sich dann kennen. Die Folge: Die Mütter und Väter sind selbstsicherer und fühlen sich kompetent für ihre neue Rolle. Das Baby wird ruhiger und entspannter. Der erste Schritt zum Urvertrauen ist gelegt.

Wie kann ich die Bindung zu meinem Baby stärken?

Durch viel Hautkontakt, intensiven Augenkontakt und das Reagieren auf die Bedürfnisse des Babys, wie z.B. beim Weinen, kann die Bindung gefestigt werden.

Schadet eine problematische Geburt dem Urvertrauen?

Eine problematische Geburt kann das Bonding erschweren, aber es verhindert nicht den Aufbau von Urvertrauen. Die vielen gemeinsamen Stunden nach der Geburt sind entscheidend für die Bindung. Die Frankfurter Diplom-Pädagogin Ilka-Maria Thurmann sagt: „Wichtig ist es, dass Eltern sich in solchen Situationen keine Vorwürfe machen. Auch ein Kind, das unter schwierigen Bedingungen auf die Welt kam, kann Urvertrauen entwickeln.“ Und Dr. Carola Bindt, Oberärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie vom UKE in Hamburg ergänzt: „Für eine gute Eltern-Kind-Bindung sind die unzähligen gemeinsamen Stunden in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten mindestens genauso entscheidend."

Was sind Anzeichen für eine unsichere Bindung?

Unsicher-gebundene Kinder zeigen weniger emotionale Reaktionen oder sind sehr anhänglich, während sie gleichzeitig Schwierigkeiten haben, Trost zu empfinden.

Wie kann ich helfen, wenn mein Kind Anzeichen von Bindungsproblemen zeigt?

Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn man merkt, dass etwas nicht stimmt. Ein Kinderarzt oder eine Frühberatungsstelle kann ein erster Ansprechpartner sein.

Wie viele Kinder haben eine sichere Bindung zu ihren Eltern?

Etwa 60 Prozent der Kinder entwickeln eine sichere Bindung, während etwa 40 Prozent eine unsicher-vermeidende oder unsicher-ambivalente Beziehung erleben.

Was sind die langfristigen Folgen von Urvertrauen?

Kinder, die ein starkes Urvertrauen entwickeln, gehen in der Regel optimistischer und stabiler durchs Leben und können besser mit Krisen umgehen.

Wie kann ich als Elternteil meine eigene Unsicherheit überwinden?

Es ist wichtig, sich selbst Unterstützung zu suchen und zu erkennen, dass Schwierigkeiten in der Elternschaft normal sind. Professionelle Hilfe kann sehr wertvoll sein.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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