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Schmerzen beim Stillen: Woher sie kommen und was wirklich hilft

Schmerzen beim Stillen: Baby trinkt an der Brust seiner Mutter
© Getty Images/ Monashee Alonso

Wenn das Stillen klappt, ist es für viele Mamas eine super schöne und praktische Sache. Aber in vielen Fällen klappt es eben nicht reibungslos mit dem Anlegen und viele Mütter klagen über Schmerzen beim Stillen. Dann hagelt es oftmals viele laienhafte Tipps und es werden einem Fachbegriffe wie Vasospasmus an den Kopf geworfen. Was die Ursachen für diese Schmerzen sein können und wie ihr es schafft, endlich ohne Schmerzen zu Stillen, haben wir mit der IBCLC-Stillexpertin Katrin Bautsch besprochen.

Welche Ursachen gibt es für Schmerzen beim Stillen?

Tatsächlich gibt es sehr viele verschiedene Ursachen, die beim Stillen zu Schmerzen führen können. Bei machen Stillmamas, die beim Anlegen die Zähne zusammenbeißen müssen, spielen eventuell gleich mehrere Probleme eine Rolle. IBCLC-Still- und Laktationsberaterin Katrin Bautsch weist auch darauf hin, dass sich manche Ursachen addieren können, sodass es wirklich hilfreich ist, dem eigentlichen Ursprungsproblem auf die Spur zu kommen, sonst doktert man nur an den Folgen, nicht jedoch an der wirklichen Ursache der Stillschmerzen herum.

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  1. Milcheinschuss
    Die sogenannte initiale Brustdrüsenschwellung, die viele Mütter als sehr schmerzhaft wahrnehmen, beginnt mit der erhöhten Milchbildung zwei bis sechs Tage nach der Geburt. Der Körper steigt erst einmal mit voller Kraft voraus in die Milchproduktion ein und lernt dann zusammen mit dem Stillkind und seinen individuellen Bedürfnissen, wie viel Milch wirklich gebraucht wird.
  2. Falsche Anlegetechnik
    Gerade wenn es die erste Stillbeziehung ist, kommt es häufig vor, dass die Babys nicht ganz korrekt angelegt werden. Das kann schnell zu wunden Brustwarzen und Schmerzen beim Stillen sorgen.
  3. Falsche Saugtechnik durch Einsatz von Fremdsaugern (Saugverwirrung)
    Kommen bei Stillkindern sogenannte Fremdsauger, z. B. Schnuller oder Fläschchen, zum Einsatz, muss das Baby verschiedene Saugtechniken anwenden. Manche Babys haben damit gar kein Problem, während andere dann an der Brust falsch saugen und der Mama dadurch Schmerzen beim Stillen bescheren.
  4. Milchstau
    Ein Milchstau kann während der gesamten Stillzeit auftreten und kann sehr schmerzhaft sein. Mit der richtigen Technik lässt er sich aber oft schnell selbst beheben.
  5. Mastitis
    Für eine Brustentzündung gibt es zwei mögliche Ursachen: Entweder ist sie die Folge eines nicht behobenen Milchstaus oder sie wird durch Bakterien verursacht, die in die Brust eingedrungen sind.
  6. Milchbläschen
    Ein "echtes" Milchbläschen ist ein Verschluss eines Milchkanals der Brust mit einem dünnen Häutchen. So kann die Milch nicht mehr fließen. Dabei entstehen immer Schmerzen beim Stillen.
  7. Verstopfter Milchkanal
    Milchkanäle können durch kleine Fettpfropfen verstopfen, wodurch sich die Milch dahinter staut und nicht abgetrunken werden kann.
  8. Soor
    Diese Pilzerkrankung kommt bei stillenden Müttern und ihren Babys häufig vor und kann Schmerzen beim Stillen verursachen. Wichtig ist, dass bei einer Soor-Infektionen immer Mutter UND Kind behandelt werden, sonst gibt es möglicherweise ein Ping-Pong-Spiel der gegenseitigen Ansteckung.
  9. Kleine Verletzungen durch falsche Saugtechnik
    Wenn euer Baby falsch saugt, weil z. B. Fremdsauger im Einsatz sind oder es ganz zu Beginn der richtige Saugen noch lernen muss bzw. durch eine falsche Anlegetechnik gar nicht korrekt saugen kann, kommt es häufig zu keinen Verletzungen an der Brustwarze, die beim Stillen sehr weh tuen können. Oft sind sie die Steigerung von wunden Brustwarzen und können wie diese behandelt werden.
  10. Falsche Saugtechnik des Kindes: orale Restriktionen
    Manchmal kann ein Baby aber auch nicht dafür, dass es falsch saugt, weil es z. B. durch ein zu kurzes Zungenband physisch gar nicht dazu in der Lage ist. Wenn der Verdacht dazu im Raum steht, empfiehlt IBCLC-Stillexpertin Katrin Bautsch, sich immer an eine*m Spezialist*in zu wenden, der Mutter und Kind, auch beim Stillen, begutachtet. Viel zu häufig werden, Zungen- und/oder Lippenbändchen durchtrennt, obwohl dies gar nicht nötig wäre. Eine durchaus sehr schmerzhafte Prozedur für das Kind.
  11. Vasospasmus
    Dabei handelt es sich um eine Art Gefäßkrampf der Brustwarze, der beim Stillen zu Schmerzen führen kann. Anzeichen dafür: Bläulich bis weiß verfärbte Brustwarzen und ein stechender Schmerz beim Stillen. Für einen Vasospasmus kann es verschieden Ursachen geben, deshalb sprecht am besten eure Hebamme oder Gyn darauf an oder wendet euch direkt an eine zertifizierte Stillberaterin.
  12. Kleine Verletzungen durch die Zähne des Kindes
    Wenn euer Säugling schon etwas älter ist und bereits die ersten Zähne hat oder gerade bekommt, kann auch das zu Schmerzen beim Stillen führen. Verletzungen durch die kleinen Zähnchen können wie wunde Brustwarzen behandelt werden.
  13. Infektion der Brust
    Wenn ihr Schmerzen beim Stillen habt, liegt eventuell auch eine bakteriell verursachte Infektion der Brust vor. Diese zeigt sich zu Beginn oft durch Stillschmerzen und entwickelt unbehandelt weitere Symptome wie Fieber und Schüttelfrost. Dann hat sich eine Mastitis entwickelt.
Stillen tut nicht weh! Deshalb sollte man immer zeitnah auf Ursachenforschung gehen, wenn beim Stillen Schmerzen auftreten und das zugrunde liegende Problem mit professioneller Hilfe lösen.
Katrin Bautsch, IBCLC-Still- und Laktationsberaterin
Charoline Bauer

Kleine Veränderung, große Wirkung

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Schon kleine Veränderungen können Schmerzen beim Stillen verschwinden lassen. Manchmal geht es wirklich nur um eine leicht abgeänderte Stillposition oder über eine kleine Korrektur, wie wir dem Kind die Brust in den Mund geben. Man sollte sich auf jeden Fall nicht entmutigen lassen, wenn es am Anfang nicht sofort klappt, denn es findet sich wirklich für fast jedes Schmerz-Problem eine Lösung, wenn man das möchte. Ich empfehle, weil es mir so unglaublich viel gebracht hat, immer den Kontakt zu einer wirklich guten Stillberaterin, am besten einer IBCLC-Stillexpertin, zu suchen – das kann wirklich die Rettung für eure Stillbeziehung sein.

Charoline Bauer

Sekundäre Stillschmerzen: Auch davon können Schmerzen beim Stillen entstehen

Manche Frauen verspüren nicht nur an der Brust Schmerzen beim Stillen, sondern auch in anderen Körperbereichen. Hier tut es manchen Frauen beim Stillen weh und daher kann der Schmerz kommen:

  1. Unterleib
    In den ersten Tagen nach der Geburt: Das Stillen regt die Rückbildung der Gebärmutter an, was sich durch schmerzhaftes Unterleibsziehen bemerkbar machen kann.
  2. Rücken
    Viele Mütter achten nicht auf eine bequeme Sitzhaltung für sich selbst beim Stillen und leiden so nach einiger Zeit an Rückenschmerzen.
  3. Nacken
    Hier gilt das gleiche wie bei den durchs Stillen verursachten Rückenschmerzen. Eine falsche Sitzposition beim Stillen kann zu massiven Nackenverspannungen führen.
  4. Gelenkschmerzen
    Oft wird hier von Stillrheuma gesprochen, dass es so aber nicht gibt. Die Schmerzen und Symptome ähneln zwar denen eine rheumatischen Erkrankung, sind aber vermutlich hormonell und nicht durch Entzündungen bedingt.
  5. Kopfschmerzen
    Wer beim oder nach dem Stillen häufig unter Kopfschmerzen leidet, stillt eventuell in einer ungünstigen Stillposition. Auch durch zu wenig Trinken, was man als Mama im Wochenbett schonmal vergessen kann, können Kopfschmerzen in der Stillzeit ausgelöst werden.
Schmerzen gehören nicht zum Stillen!
Stillexpertin Katrin Bautsch
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Was tun bei Schmerzen beim Stillen?

  1. Stillposition überprüfen Wie sitzt oder liegt (oder steht) ihr beim Stillen eures Kindes? Hab ihr schon alle Stillposition ausprobiert? Tatsächlich gibt es mehr unterschiedliche Stillpositionen als man als erstmalige Stillmama denken mag. Gegen Schmerzen beim Stillen hilft es manchmal schon eine andere Stillposition einzunehmen. Langfristig sollte euch das Stillen aber in keiner Position schmerzen. Falls doch, sucht euch am besten professionelle Stillhilfe.
  2. Anlegeposition checken
    Wenn ihr Schmerzen beim Stillen habt, ist es am einfachsten und oftmals auch am effektivsten die naheliegensten Dinge anzugehen. Checkt nochmal eure Anlegeposition, also wie genau liegt euer Kind zur Brust. Dafür gibt es tolle Anleitungen. Wenn ihr unsicher seid, wende euch an eine Stillberaterin.
  3. Auf korrekte Mundhaltung des Kindes achten
    Wie nimmt euer Baby die Brustwarze in den Mund? Vor allem wie viel davon und welche Lippenposition hat es dabei. Die richtige Mundhaltung eueres Kindes kann über Freud und Leid beim Stillen entscheiden.
  4. Bei Milchstau Gegenmaßnahmen ergreifen
    Der Grund eurer Schmerzen ist ein Milchstau, dann versucht diesen schnellstens zu lösen. Dafür gibt es verschiedene Methoden, bei jeder Stillmama funktioniert etwas anderes gut.
  5. Wunde Brustwarzen pflegen
    Wunde Brustwarzen müssen behandelt werden, damit die Schmerzen beim Stillen möglichst schnell verschwinden. Mindestens genauso wichtig, ist es aber auch, die Ursache für die wunden Brustwarzen zu klären. Sonst werdet ihr immer wieder Schmerzen beim Stillen haben.
  6. Soor behandeln
    Stellt sich heraus, dass eure Stillschmerzen durch eine Soor-Infektion kommen, dann muss diese unbedingt behandelt werden – der Brustsoor bei euch und der Mundsoor beim Kind. Lasst euch hier am besten medizinisch beraten. Es gibt übrigens auch noch Windelsoor.
  7. Milchbläschen behandeln
    Schmerzhafte Milchbläschen gehen selten von alleine wieder weg. Deshalb müssen sie unbedingt behandelt werden. Das könnt ihr alleine oder mit Hilfe eurer Hebamme tun.
  8. Expertin für orale Restriktionen draufschauen lassen
    Vermutet ihr oder eure Hebamme ein zu kurzes Zungen- oder Lippenband hinter den Schmerzen beim Stillen, dann lasst diese Möglichkeit unbedingt von einer spezialisierten Zahnärztin oder IBCLC-Stillberaterin überprüfen.
  9. Vasospasmus behandeln
    Sorgt ein Vasospasmus beim Stillen für Schmerzen lasst euch dazu ärztlich beraten, bzw. zieht eine IBCLC-Stillexpertin hinzu. Manchmal kann eine erhöhte Magnesiumeinnahme das Problem schon lösen. Wir empfehlen, dies aber nicht auf eigene Verantwortung zu tun.
  10. Beschwerden mit Begleitsymptomen ärztlich abklären
    Kommen zu euren Schmerzen beim Stillen noch weitere Krankheitssymptome, z. B. Fieber hinzu, wie es bei ein Mastitis oft üblich, solltet ihr unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Hier kann es zwingend notwendig sein, die Ursachen der Schmerzen medikamentös zu behandeln.
  11. Professionelle Hilfe bei anhaltende Schmerzen Schmerzen beim Stillen sind der häufigste Grund, warum Mütter das Stillen frühzeitig aufgeben. Das ist für Mama und Kind schade. Nicht nur, weil Muttermilch, die beste Nahrung für euer Kind ist, sondern auch, weil Schmerzen nicht zum Stillen dazu gehören. Sucht euch stattdessen Hilfe durch eine professionelle Stillberatung, z. B. eine IBCLC-Stillexpertin und geht auf Ursachenforschung.
Lasst euch nicht einreden, dass es normal ist, dass Stillen weh tut. Das ist es nicht. Eine gute und professionelle Stillberatung kann (fast) jedes Stillproblem lösen und zu einer schönen und schmerzfreien Stillbeziehung verhelfen.
IBCLC-Stillexpertin Katrin Bautsch

Wissenschaftlich betrachtet, ist Muttermilch die beste Nahrung, die ihr eurem Kind geben könnt. Wenn dies aus irgendeinem Grund aber nicht möglich ist oder ihr einfach nicht stillen mögt, was natürlich auch völlig ok ist, dann bietet Babymilch für Fläschchen mittlerweile glücklicherweise eine gute Alternative. Wir finden es nur wichtig, dass ihr euch nicht durch einfache Still-No-Gos oder falsche Beratung – die es beim Thema Stillen leider auch von vielen Kinderärzte gibt – von einer schönen Stillbeziehung mit euren Baby abbringen lasst.

Weitere wertvolle Tipps zum Thema Stillprobleme und andere Stillthematiken bekommt ihr auch im tollen Podcast "Stillleben - der Podcast mit einem Schuss Muttermilch" von IBCLC Still- und Laktationsberaterin Katrin Bautsch und Journalistin Mila Weidelhofer.

Ihr möchtet aufhören mit dem Stillen? Eine Methode dafür seht ihr im Video ...

Nachts abstillen: In 10 Tagen mit der Gordon Methode Abonniere uns
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