Ein Baby, das stundenlang schreit, bringt Eltern an ihre Grenzen. Wenn weder Stillen noch Schaukeln oder Tragen helfen, fühlen sich viele hilflos und erschöpft. Eine Schreiambulanz bietet in dieser belastenden Situation professionelle Unterstützung und zeigt Wege aus der Krise.
Wie finde ich eine Schreiambulanz?
Die Schreiambulanzen gibt es in allen größeren Städten, meist sind sie an die Krankenhäuser angebunden. Ihr benötigt für den Besuch des Sozialpädiatrischen Zentrums, kurz SPZ, eine Überweisung von der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.
Was kostet der Besuch in einer Schreiambulanz?
Der Besuch in einer Schreiambulanz ist in der Regel kostenfrei, da sie oft an Krankenhäuser oder Sozialpädiatrische Zentren angebunden sind. Durch die Überweisung von der Kinderärztin oder dem Kinderarzt, werden die Kosten für den Besuch von den Krankenkassen in aller Regel übernommen.
Was ist eine Schreiambulanz?
Eine Schreiambulanz ist eine spezialisierte Anlaufstelle für Eltern von Babys, die übermäßig viel schreien. Dort arbeiten Kinderärzte, Psychologinnen und Familientherapeut*innen Hand in Hand. Sie analysieren die individuelle Situation, beraten die Eltern und entwickeln gemeinsam Strategien zur Beruhigung des Babys.
Welche Hilfen bietet die Schreiambulanz?
Das Angebot von Schreiambulanzen ist vielfältig und individuell auf die Bedürfnisse der Familie zugeschnitten. Die wichtigsten Aspekte dabei sind:
- 1. Individuelle Beratung: In einem ersten Gespräch wird die Situation ausführlich besprochen. Die Fachkräfte hören euch Eltern zu, nehmen eure Sorgen ernst und fragen gezielt nach, um die Hintergründe des Schreiens besser zu verstehen. Oft geht es auch darum, die Familiensituation als Ganzes zu betrachten: Wie ist der Alltag organisiert? Gibt es Stressfaktoren, die das Baby vielleicht unbewusst wahrnimmt?
- 2. Praktische Unterstützung: Ihr bekommt konkrete Tipps und Strategien an die Hand, die ihr im Alltag anwenden könnt. Das können Beruhigungstechniken sein, Hinweise zum Babyschlaf oder auch Anregungen, wie man das Baby in seiner Selbstregulation unterstützen kann. Oft geht es dabei nicht um ein "Patentrezept", sondern darum, auszuprobieren, was für die jeweilige Familie funktioniert.
- 3. Emotionale Entlastung: Der Druck, den ein Schreibaby auf Eltern ausübt, ist enorm. Viele fühlen sich überfordert oder schämen sich, weil sie glauben, etwas falsch zu machen. In der Schreiambulanz findet ihr Eltern einen geschützten Raum, in dem ihr eure Gefühle ausdrücken dürft, ohne verurteilt zu werden. Allein das Gefühl, nicht allein zu sein, kann eine große Erleichterung sein.
- 4. Stärkung der Eltern-Kind-Bindung: Die Beziehung zwischen euch Eltern und eurem Baby steht oft im Mittelpunkt der Arbeit. Denn das Schreien kann dazu führen, dass Eltern sich emotional distanzieren oder sogar das Gefühl haben, keine Verbindung zu ihrem Baby aufbauen zu können. Die Fachkräfte der Schreiambulanz helfen, diese Bindung zu stärken und das Verständnis für die Bedürfnisse des Babys zu vertiefen.
- 5. Vernetzung mit anderen Angeboten: Manchmal braucht es mehr als Beratung. In solchen Fällen können die Fachkräfte der Schreiambulanz den Kontakt zu weiteren Unterstützungsangeboten herstellen, etwa zu Physiotherapeutinnen, Osteopathen oder Selbsthilfegruppen für Eltern von Schreibabys.
Ich fühle mit
Meine drei Kinder waren alle Schreibabys. Ich kann also total verstehen, wie sehr Eltern auf dem Zahnfleisch gehen, wenn das Dauerschreien einen an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt. Das ist menschlich und verständlich. Damit ihr als Familie aber gut zusammenfinden könnt, ist es wichtig, Hilfe anzunehmen.
Ich selbst bin erst aufgrund der Recherche für mein Buch "Wie du dein Schreibaby beruhigst" in eine Schreiambulanz gegangen. Mit meinen Kindern erschien mir das nicht stimmig, beim ersten Kind hatte ich keine Ahnung, dass solche Hilfe existiert, bei den anderen Beiden war mir der Orgaaufwand in der angespannten Situation zu groß. Aber die Eltern, die ich während meiner Recherche hier kennengelernt habe, waren alle froh über die Unterstützung und die Möglichkeit auch mal vermeintlich schlechte Gedanken loswerden zu können.
Überforderung macht uns nicht zu schlechten Eltern, besonders dann nicht, wenn wir uns Hilfe suchen. Das Gegenteil ist der Fall, es ist mutig und gut, um Unterstützung zu bitten.
FAQ
Wie lange dauert ein Beratungsgespräch in der Schreiambulanz?
Sind Schreiambulanzen auch für Eltern von Kleinkindern geeignet?
Gibt es spezielle Voraussetzungen für den Zugang zur Schreiambulanz?
Wie finde ich die nächste Schreiambulanz?
Was kann ich tun, wenn ich in einer ländlichen Gegend lebe und die nächste Schreiambulanz weit weg ist?
Wann gehen Eltern zur Schreiambulanz?
Der Schritt in die Schreiambulanz fällt vielen Eltern schwer. Manche denken, ihr Baby schreie nicht "genug", um Hilfe in Anspruch zu nehmen, andere haben das Gefühl, sie müssten die Situation allein bewältigen. Doch es gibt keine Schrei-Grenze, ab der man berechtigt ist, Unterstützung zu suchen. Wenn das Schreien des Babys belastend wird und der Alltag darunter leidet, ist es immer sinnvoll, sich Hilfe zu holen.
So kann eine Schreiambulanz euren Alltag entlasten
Die Schreiambulanz ist kein Ort der Vorwürfe, sondern ein Ort der Unterstützung. Sie steht Eltern zur Seite, wenn die Herausforderungen des Alltags über den Kopf zu wachsen drohen. Wer sich traut, diesen Schritt zu gehen, wird feststellen: Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Denn nur, wenn es euch Eltern gut geht, könnt ihr auch gut für euer (Schrei) Baby sorgen.
Niemals schütteln
Vielleicht kennt ihr diesen Moment totaler Erschöpfung, bei dem ihr euch einfach nur noch nach Ruhe sehnt. Wir alle lesen und hören immer wieder, dass man ein Baby nicht schütteln darf und denken so für uns: Ich werde das niemals tun.
Bis... ja bis man dann so ausgelaugt vom permanenten Geschrei ist, dass man sich nur noch Ruhe wünscht. Solltet ihr so einen Moment haben und merke, ich werde mein Baby gleich schütteln: Legt es ab, gebt es einer anderen Person und verlasst die Situation. Ein allein auf dem Boden liegendes Baby, das schreit, ist sicher nicht ideal, aber ein Baby, das zu Tode geschüttelt wurde, ist keine Option, zu der es jemals kommen sollte.
Schreiambulanzen und weitere Hilfen für Eltern von Schreibabys:
- Eine Suche nach Schreiambulanzen bundesweit, teilweise auch telefonische Beratung, gibt es unter www.elternsein.info
- Das Krisentelefon für Eltern mit einem schreienden Säugling des kbo-Kinderzentrums erreicht ihr unter der kostenfreien Rufnummer 0800/7100900. Es ist jeden Freitag, Samstag und Sonntag zwischen 19 und 22 Uhr besetzt.
- Das Elterntelefon - die "Nummer gegen Kummer" - ist unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800/111 0 550 montags, mittwochs und freitags von 9 bis 17 Uhr und dienstags und donnerstags 9 bis 19 Uhr für euch da. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind auf die Beratung von Eltern mit Kinder von 0 bis 3 Jahren spezialisiert.
- Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke-Elternberatung) bietet professionelle Erziehungsberatung und Austausch mit anderen Eltern in Form von offenen Sprechstunden, Mailberatung, Einzelchats und Gruppenchats nach Registrierung. Und das alles anonym, kostenfrei und datensicher.
- Schnellen Rat bei Baby-Stress bekommt ihr ebenfalls über Hilfsangebote wie www.wellcome-online.de und www.fruehehilfen.de.