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Milchhemmer

Abstilltabletten: Aus diesem Grund werden sie kaum noch eingesetzt

Abstilltabletten

Immer wieder hört man davon, dass Abstilltabletten dabei helfen können, die Stillzeit zu beenden. Wir erklären, wie diese Medikamente wirken, wann ihr sie einnehmen könnt, welche Nebenwirkungen sowie Alternativen es gibt und warum sie immer seltener eingesetzt werden.

Was sind Abstilltabletten?

Prolaktinhemmer, so genannte "Abstilltabletten", enthalten entweder den Wirkstoff Cabergolin (in Dostinex) oder den Wirkstoff Bromocriptin (in Pravidel). Sie ahmen die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Dopamin nach. Dies führt zu einer verminderten Ausschüttung des Stillhormons Prolaktin und damit zu einer geringeren Milchbildung.

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Wo bekomme ich Abstilltabletten und wie nehme ich sie ein?

Abstilltabletten sind grundsätzlich durch eine*n Mediziner*in verschreibungspflichtig. In der Regel erhaltet ihr sie, falls medizinisch notwendig, direkt nach der Geburt im Krankenhaus. Die Dosis wird individuell festgelegt. Oft wird anfangs eine höhere Dosis eingenommen und nach und nach gesenkt. Der Zeitraum der Einnahme beträgt meist ein bis zwei Wochen.

Wann können Abstilltabletten eingenommen werden?

In den meisten Fällen rät man davon ab, das Abstillen mit Tabletten vorzunehmen und stattdessen das sogenannte "physiologische Abstillen" über mehrere Tage zu praktizieren. Hier gibt es sehr wirksame und natürliche Methoden, die Milchbildung langsam ausschleichen zu lassen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Entleeren der Brust von Hand, wobei ihr vorbereitend eine Brustmassage machen könnt.

Natürlich gibt es aber trotzdem Situationen, in denen es ganz schnell gehen muss. Dann sollte der medikamentöse Abstillprozess eng durch eine Hebamme oder Stillberater*in begleitet werden. Abstilltabletten könnt ihr einnehmen, wenn ein schnelles Abstillen nötig wird, zum Beispiel in den folgenden Situationen:

7 Situationen, in denen Abstilltabletten sinnvoll sein können

  1. die Mutter muss Medikamente nehmen, die in die Muttermilch übergehen und schädlich für das Baby sein können
  2. die Mutter ist schwer krank und könnte die Krankheit durch die Muttermilch übertragen
  3. Drogen- oder Alkoholsucht der Mutter
  4. die Mutter leidet unter einer anderen Erkrankung, die das Stillen unmöglich macht
  5. das Baby wird gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben
  6. das Baby stirbt während oder kurz nach der Geburt
  7. nach einer Fehlgeburt
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Es ist dennoch wichtig zu wissen, dass auch die meisten dieser Situationen kein medikamentöses Abstillen erzwingen. Oft könnt ihr stattdessen physiologische Methoden anwenden. Die Tabletten sind oftmals das letzte Mittel der Wahl.

3 Situationen, in den Abstilltabletten NICHT sinnvoll sind – obwohl es oft behauptet wird

Kein Grund für Abstilltabletten sind, auch wenn es manchmal anders kommuniziert wird, diese Situationen:

  1. eine Operation steht an: Auch wenn dazu Medikamente verabreicht werden müssen, die nicht in die Milch übergehen dürfen, müsst ihr keine Abstilltabletten nehmen. Es ist in diesem Fall oft gut möglich, abzupumpen und diese Milch zu verwerfen. Nach der OP, wenn die Wirkstoffe nicht mehr im Blutkreislauf der Mama sind, könnt ihr euer Baby wieder stillen.
  2. Akute Brustentzündung (Mastitis): Wie das Europäische Institut für Stillen und Laktation betont, ist das Gegenteil der Fall genau dann solltet ihr unbedingt weiterstillen, um die Brust zu entleeren. Manchmal sind zur Bekämpfung der Entzündung allerdings Antibiotika oder auch Schmerzmittel nötig, um dies für die Mama erträglicher zu machen. Wenn ihr euch nach überstandener Brustentzündung dafür entscheidet, abstillen zu wollen, ist die physiologische Methode auf jeden Fall schonender als ein Abstillen mit Tabletten.
  3. Medikamente: Heutzutage sind viele Medikamente mit dem Stillen vereinbar. Einen Überblick darüber gibt die Seite www.embryotox.de.
Natalie Köhler

Abstilltabletten wegen Abszess

Bei meiner ersten Tochter habe ich so lange unter Schmerzen gestillt, bis ich schließlich mit einem Abszess in der Brust ins Krankenhaus kam. Eine OP stand an und ich musste abstillen, war aber so fertig, dass ich das mit den Abstilltabletten gar nicht so richtig wahrgenommen oder hinterfragt habe. Am nächsten Morgen lag ich dann in einem völlig von Muttermilch durchtränkten Bett. Mit der Milchproduktion war es danach aber ganz schnell vorbei. Leider war ich auf eine solche Situation nicht vorbereitet, aber wahrscheinlich kann man das auch gar nicht.

Natalie Köhler

Primäres Abstillen

Wenn ihr nach der Geburt nicht mit dem Stillen beginnen wollt, könnt oder dürft, wird dies als "primäres Abstillen" bezeichnet. In diesem Fall könnt ihr im Krankenhaus innerhalb weniger Stunden nach der Entbindung eine Abstilltablette bekommen. So sollen der Milcheinschuss und damit das Fließen der Milch von vornherein gestoppt werden. In diesem Fall ist die Medikamenteneinnahme sehr wirksam. Jeder Abstillprozess sollte aber gut durch Hebamme oder Stillberater*in begleitet werden, um zum Beispiel Milchstau-Anzeichen zu erkennen und gut gegensteuern zu können.

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Wichtig: Ihr müsst keine Abstilltabletten einnehmen! Auch wenn ihr nicht stillen wollt oder dürft, könnt ihr euch fast immer auch dafür entscheiden, die Milchproduktion mit physiologischen Methoden langsam zu stoppen. Und auch wenn ihr primär abstillen werdet, besteht meist die Möglichkeit, das Baby nach der Geburt im Kreißsaal trotzdem an die Brust zu legen. So kann es dennoch das besonders wertvolle Kolostrum bekommen.

Sarah Plück

Ausstreichen und Retterspitz

Ich musste aus einem medizinischen Grund vier Tage nach der Geburt des Großen abstillen und wollte damals sogar die Abstilltablette haben. Im Krankenhaus sagte man mir, dass es diese nur direkt nach der Geburt gibt. Meine Alternative war ausstreichen oder auch mal minimal abpumpen bis der Druck weg ist. Ich habe auch Pfefferminztee ohne Ende getrunken, dessen Wirkung allerdings nicht wissenschaftlich belegt ist. Ich schwöre auf Retterspitz!

Sarah Plück

Sekundäres Abstillen

Sekundäres Abstillen bedeutet, dass ihr schon eine Weile gestillt habt und dann damit aufhören müsst oder möchtet. Auch das sekundäre Abstillen kann mit Abstilltabletten unterstützt werden, wenn es sehr schnell gehen soll und ihr noch nicht lange gestillt habt. Die Medikamente führen dann dazu, dass in den Brustdrüsen weniger Milch gebildet wird und die Milchbildung schließlich ganz versiegt. Meistens braucht ihr in diesem Fall aber zusätzlich noch alternative Mittel.

Wenn ihr schon eine Zeit lang gestillt habt, wird dazu kein erhöhter Prolaktinspiegel mehr benötigt. Das heißt, Abstilltabletten sind in den meisten Fällen dann kaum noch sinnvoll. Je länger ihr schon gestillt habt, desto weniger Wirkung zeigen sie.

Die nebenwirkungsfreie Alternative ist es also, die Brust nach und nach immer weniger zu entleeren, so dass weniger Milch gebildet wird und der Milchfluss versiegt. Wenn es die Zeit zulässt, ist ein langsames Abstillen immer die bessere Wahl, da unter dem plötzlichen Beenden der Stillbeziehung oft sowohl das Baby als auch die Mutter leiden können. Und für den weiblichen Körper ist eine allmähliche Umstellung weitaus schonender.

Abstilltabletten: Unterstützung und Alternativen

Es gibt vielfältige, sehr wirkungsvolle Methoden und natürliche Hausmittel, mit denen ihr die milchhemmende Wirkung der Abstilltabletten unterstützen oder sogar komplett ersetzen könnt. Dies sind:

  • Brust kühlen, zum Beispiel mit Quarkwickeln
  • eng anliegenden BH tragen
  • Homöopathie: alle drei Stunden Globuli von Phytolacca D1, D2 oder D4
  • Wickel mit Geraniumöl
  • Baby immer seltener anlegen
  • keine Milchpumpe benutzen, weil die Milchproduktion durch das Pumpen wieder angeregt wird
  • stattdessen: Brustmassage machen um im Anschluss die Brust per Hand zu entleeren. Dabei nur so viel ausstreichen, dass der Druck nachlässt.
  • Salbeitee
  • Pfefferminztee (die Wirkung beider Tees wurde nie durch Studien bestätigt. Allerdings wenden viele Frauen sie dennoch an und berichten über sehr gute Erfolge damit.)
  • viel Petersilie im Essen
DHU Phytolacca D1 Streukügelchen

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Micky Moses

Salbeitee

Auch wenn es wissenschaftlich umstritten ist, bei mir schlägt Salbeitee schon sehr minimal dosiert deutlich an. Bereits beim Milcheinschuss (der mich in der ersten Schwangerschaft verdammt kalt erwischt hat) hat er Wunder bewirkt: Zwei Tassen genügten und aus schmerzenden, harten, heißen Melonen-Brüsten wurden wieder fast normale Körperteile. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich auch beim Abstillen ab und zu einen Salbeitee getrunken. Allerdings muss ich dazu sagen, ich habe (nachts und bei akutem Bedarf) vergleichsweise lange gestillt und die Milchmenge war dann auch nicht mehr sehr groß.

Micky Moses
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Welche Nebenwirkungen können Abstilltabletten haben?

Abstilltabletten können zahlreiche, zum Teil schwere Nebenwirkungen haben. Deswegen werden sie immer seltener eingesetzt. In der Regel vertragen Patientinnen Abstilltabletten umso problemloser, je kürzer die Geburt zurückliegt. Bei mehr als jeder zehnten Frau treten nach der Einnahme Nebenwirkungen auf, darunter Kopfschmerzen, Schwindel, Ohnmacht, Müdigkeit, depressive Verstimmungen und Magen-Darm-Beschwerden (wie Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Krämpfe und Schmerzen). Ebenfalls möglich sind Verwirrtheit, Unruhe, Wahnvorstellungen, Schlaf- und Sehstörungen. Auch Angst, Bewegungsstörungen, verstopfte Nase, Mundtrockenheit, Haarausfall, Muskelkrämpfe, Beschwerden beim Wasserlassen und allergische Reaktionen gehören zu den Nebenwirkungen.

Vor allem die Einnahme von Bromocriptin wird heute aufgrund der zahlreichen und starken Nebenwirkungen kritisch gesehen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte weist darauf hin, dass der Wirkstoff nicht mehr routinemäßig zum Abstillen verwendet werden darf, sondern nur noch, wenn es medizinisch unerlässlich ist. Vor allem bei Frauen mit Bluthochdruck, psychiatrischen Erkrankungen oder Herzproblemen wird vor der Einnahme von Bromocriptin gewarnt. Bei allen Abstiltabletten ist es wichtig, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Außerdem ist die Alkoholverträglichkeit vermindert, wenn ihr Abstilltabletten einnehmt. Auf Alkohol solltet ihr deswegen während dieser Zeit verzichten.

Abstilltabletten und trotzdem Milch?

Auch wenn ihr eure Abstilltabletten über den verschriebenen Zeitraum zuverlässig eingenommen habt, ist es möglich, dass auch nach Tagen oder Wochen doch wieder Milch produziert wird (Rebound-Effekt). Dann könnt ihr die medikamentöse Behandlung wiederholen oder aber auf die physiologischen Methoden setzen.

Abstilltabletten: Weitere Einsatzmöglichkeiten

Die prolaktinhemmenden Wirkstoffe Bromocriptin und Cabergolin haben zusätzlich zum Abstillen noch weitere Einsatzmöglichkeiten:

  • Unerfüllter Kinderwunsch: Manchmal verhindert ein zu hoher Prolaktinspiegel eine Schwangerschaft. Durch Bromocriptin kann das Hormon gesenkt werden und die Frau kann doch noch schwanger werden.
  • Hyperlaktation: Wenn ihr zu viel Milch habt, gibt es laut Still-Lexikon zahlreiche Methoden, um dieses Problem zu lösen, wie zum Beispiel Block-Stillen. Wenn dennoch gar keine Besserung eintritt, könnt Ihr in Absprache mit einem*r Mediziner*in ggf. ein Abstillmedikament einnehmen, um die Milchmenge zu reduzieren.
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Trotz Abstilltabletten wieder stillen?

Auch wenn ihr Abstilltabletten genommen habt, ist es meistens möglich, die Milchbildung wieder in Gang zu bringen und doch noch mit dem Stillen anzufangen. Allerdings benötigt die Relaktation viel Zeit, Geduld und oftmals auch den Beistand von einer*m erfahrenen Stillberater*in, um euch bei einem geeigneten Stillmanagement zu unterstützen.

Wenn noch Milch fließt, die Menge aber erhöht werden soll, könnt ihr zusätzlich zum sehr häufigen Anlegen eures Babys zum Beispiel Bockshornkleekapseln ausprobieren. Diese erhöhen die Milchproduktion.

Falls ihr schon komplett abgestillt habt, könnt ihr nach Rücksprache mit eurem*r Arzt*Ärztin über mehrere Wochen Domperidon einnehmen. Das Medikament, das eigentlich gegen Übelkeit auf dem Markt ist, erhöht den Prolaktinspiegel und wirkt milchbildend. Die Kosten dafür müssen selbst getragen werden.

Quellen: stillen.at, Apotheken Umschau, NetDoktor, Medikamio, Eifel-Stillberatung, Medela, Still-Lexikon

Du möchtest nachts schonend abstillen? Dann ist vielleicht die Gordon-Methode etwas für dich:

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