Damit es beim Stillen nicht zum Stillstand kommt, ist das hier besonders wichtig: die Milchproduktion anregen. Gerade am Anfang, wenn sich Baby und Mama beim Stillen noch eingrooven und auch dein Körper erst noch lernen muss, wie das mit der Milchproduktion nun so läuft. Hier unsere Tipps, was hilft, die Milchproduktion anzuregen.
Nicht alle Mamas sind damit "gesegnet", dass die selber produzierte Milch für das Baby wie am Fließband kommt. Und wenn das Baby in den ersten Wochen dann Probleme hat, sein Geburtsgewicht wieder zu erreichen, dann machen sich viele Mamas große Sorgen, dass sie nicht genügend Milch haben. Aber das trifft wirklich auf die wenigstens Mamas zu. Mit ein paar Tricks bringst auch du deine Boobies dazu, die Milchproduktion hochzufahren.
Wenn du dir Sorgen um deine Milchmenge machst und ob dein Baby satt wird, dann wende dich lieber früher als später an deine Nachsorgehebamme oder am besten direkt an (IBCLC-)Stillberaterin.
Milchproduktion anregen: Aus weniger wird mehr
#1 Pump it, Baby!
Es klingt zunächst vielleicht komisch, aber dann auch logisch. Damit die Brust voller Muttermilch ist, muss sie zunächst komplett entleert werden. Denn nur durch die Nachfrage steigt das Angebot und der Körper bekommt das Signal, mehr Muttermilch zu produzieren. Und das lässt sich auch mit einer Milchpumpe anregen, z. B. einer elektronischen Doppelpumpe wie die elektrische Milchpumpe Swing Maxi Flex von Medela über Amazon für ca. 190 €. Ein vorübergehendes und beidseitiges Abpumpen nach jeder Stilleinheit hilft dir zu einer höheren Milchentnahme. Auch eine sanfte Brustmassage während des Abpumpens hat eine produktive Wirkung. Absolute Priorität: Sei dabei entspannt und hab Ruhe. Setz dich dafür alleine in einen Raum, höre chillige Musik, trinke und esse eine Kleinigkeit dabei oder mach einfach die Augen zu. Manchen Mamas hilft es, wenn sie eine Seite abpumpen, während sie mit der anderen Brust stillen. Probier einfach aus, was für dich funktioniert.
Wer lieber die Hände frei hat:
Du kannst dir eine elektrische Milchpumpe übrigens auch von der Frauen- oder Kinderärztin verschreiben lassen und in der Apotheke leihen. Die Kosten dafür übernimmt dann deine Krankenkasse. Einzig die Brustpumpaufsätze musst du selbst bezahlen.
Du bist keine Luftpumpe
Bei manchen Mamas kommt auch nach langem Pumpen wenig bis nichts heraus. Viele fühlen sich dann darin bestätigt, dass sie nicht genügend Milch haben. Dabei sagt die Menge, die du abpumpen kannst, absolut nicht darüber aus, wie viel Milch du hast. Bei manchen fließt die Milch beim Abpumpen nur zu, bei anderen kommen nur wenige Tröpfchen. Manchmal liegt es zum Beispiel an einer falschen Größe des Brustaufsatzes.
Wenn du unsicher bist, such die professionelle Hilfe durch eine IBCLC-Stillberaterin. Diese helfen dir beim besser Stillen und eben auch mit dem Pumpen, wenn nötig.
#2 Häufiges Stillen
Hier heißt es: Mehr ist mehr. Am besten ist zwar Stillen nach Bedarf des Babys, aber manche Neugeborene sind noch so geschlaucht von der Geburt, dass sie zu viel Schlafen und so ihren Hunger verpennen. In diesen Fällen, und wenn ihr zudem Probleme mit der Milchmenge und der Gewichtszunahme habt, ist es sinnvoll eurer Kleines mindestens alle zwei Stunden zu wecken und anzulegen. Um die Milchproduktion anzuregen stillt immer beide Brüste für mindestens 15 Minuten. Insgesamt ist es normal 8–12 Mal in 24 stunden stillen - aber es ist auch öfters möglich. Hier solltest du nach Möglichkeit nach dem Bedarf deines Babys gehen (es sei denn es kommt zu selten, dann natürlich öfters als es verlangt anlegen). Warme Kompressen vor dem Stillen können ebenfalls helfen, den Milchfluss anzuregen.
#3 Viel Kuscheln
Stillen ist viel mehr als "nur" Ernährung, es ist wie eine zweite Nabelschnur außerhalb deines Körpers. Es bindet dich und deinen kleinen Wurm und ihr werdet wieder zu einer Einheit. Und um diese Bindung zu stärken, ist das Kuschelhormon Oxytocin besonders wichtig. Es fördert nicht nur das Mutter-Kind-Verhältnis, sondern stimuliert auch die Brustdrüsen dazu, Milch zu produzieren. Deswegen kuschel dich mit deinem kleinen Schatz so oft wie möglich ins Bett. Am besten Haut auf Haut, denn der direkte Hautkontakt ist der beste Booster für die Oxytocinausschüttung.
#4 Anlegetechnik überprüfen
Gerade, wenn es dein erstes Stillbaby ist, aber nicht nur dann, muss man sich die richtige Anlegetechnik erst noch aneignen. Bei manchen Mamas klappt es zwar sofort, aber viele brauchen einige Tage oder vielleicht auch eine kleine Hilfestellung durch eine (IBCLC-)Stillberaterin, um das korrekte Andocken zu lernen. Jede Brust ist anders und deshalb muss auch jede Mama ein bisschen anders anlegen. Das Grundprinzip bleibt aber das gleiche und wird in diesem Video ganz toll erklärt:
Manchmal wirkt es schon wie ein kleines Wunder, wenn du die Stillposition änderst, weil dein Baby dann besser trinken kann oder es für dich viel bequemer ist und das Brust geben weniger in Stress ausartet. Stress ist natürlich kontraproduktiv bei der Milchbildung. In unserer Gallerie findest du viele verschiedene Stillpositionen mit Anleitung.
#5 Mit Kräutern, Pflanzen und Gewürzen die Milchproduktion anregen
Kann man die Milchmenge auch mit bestimmten Lebensmitteln und Gewürzen steigern? Ja und nein! Die meisten Lebensmittel, die angeblich die Milchproduktion anregen, sind leider nur ein (Heb-)Ammenmärchen. Laut Studien funktionieren aber zwei Kräuter durchaus. Welche Lebensmittel die Milchmenge wirklich steigern können, erkärt euch unsere IBCLC-Laktationsexpertin Katrin Bautsch.
Was riecht hier so?
Ähm, das bin ich bzw. die Bockshornkleesamen-Kapseln, die ich seit Tagen schlucke. Ja, am Anfang meiner Stillzeit wollte es auch bei mir nicht so richtig fließen. Meine Stillberaterin gab mit den Tipp mit den Kapseln und auch wenn ich immer eine Duftnote, die an indisches Essen erinnert hat, versprüht habe, und mich das manchmal genervt hat, zählt nur eins: Es hat bei mir tatsächlich geholfen.
#6 Gesunden Appetit
Während der Stillzeit haben Mütter einen erhöhten Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf. Deshalb ist es sinnvoll, darauf zu achten, über den Tag verteilt genügend zu Trinken und zu Essen. Esst am besten bunt und ausgewogen und trinkt Wasser und dünne Saftschorlen. In der Regel bleibt die Milch zwar nicht sofort weg, wenn man sich mal für ein paar Tage "schlecht" ernährt, aber auf Dauer kann es schon die Milchmenge reduzieren.
#7 Stress lass nach
So ein Neugeborenes kann ganz schön fordernd sein, vor allem wenn es viel weint, schlecht schläft oder mit sonstigen Ankommensproblemen zu kämpfen hat. Das setzt Eltern und besonders Mütter natürlich mächtig unter Druck. Dazu kommen vielleicht noch größere oder kleinere Wehwehchen von der Geburt oder dem Kaiserschnitt, Schlafmangel, körperliche Erschöpfung, etc. Und wer noch ältere Kinder hat, der kann sich im Wochenbett oftmals auch nicht einfach nur mit dem Baby einkuscheln. Die Folge: Stress. Wenn dann das Baby dazu auch nicht satt zu werden scheint: noch mehr Stress. Und schon ist man in einer Stress-Spirale, die sich wirklich negativ auf die Milchmenge auswirken kann. Deshalb versucht euch so viel Hilfe wie möglich zu organisieren, um das Stresslevel möglichst unten zu halten. Lagert aus, gebt ab, kommandiert rum ... alles was euch entlastet und Stress nimmt ist erlaubt. Das kann familiäre oder freundschafltiche Hilfe sein, die Leistung eines Putzservice oder auch eine Haushaltshilfe über die Krankenkasse. Es gibt immer Hilfe, fordert sie ein!
#8 Wach bleiben, Baby!
Neigt dein Winzling immer dazu, beim Stillen einzuschlafen? Einerseits verständlich im so engen Kuschelkontakt mit der Mama. Andererseits hinderlich dafür, die Milchproduktion anzuregen. Hebammentipp: Knete beim Stillen die Fußsohlen deines Babys, dann bleibt es wach und aktiv und schläft beim Stillen nicht gleich wieder gemütlich ein. Auch hilft es, dein Kleines beim Brust geben nicht zu warm einzupacken, denn auch Wärme macht müde. Und durch den Körperkontakt mit dir bekommt es sowieso noch zusätzlich "Mamahitze" ab.
Aufwachen Kleines!
Mein Baby wollte in den ersten Wochen gar nicht so richtig wach werden und ist beim Stillen auch gerne mal eingeschlafen. Das war insofern schlecht, weil wir Probleme hatten, dass Geburtsgewicht wieder zu erreichen. Meine IBCLC-Stillberaterin riet mir dann zu folgendem:
- Das Baby vor dem Stillen möglichst bis auf die Windel ausziehen - so ist es nicht zu kuschelig für das Kleine und es schläft nicht so schnell ein. (Ich habe übrigens ein Winterbaby).
- Beim Wechsel von Brust ein zu Brust zwei das Baby mit beiden Händen aufrecht vor mich halten und dann mit sanften Kippbewegungen nach hinten und vorne aufwecken. Das hat tatsächlich recht gut funktioniert.
- Dann das immer noch nackige Baby an der zweiten Brust stillen.
- Danach hab ich das Kleine noch einmal wach gewickelt und wieder angezogen.
- Jetzt gab es nochmal die erste Brust.
- Anschließend erneut durch Kippbewegungen aufwecken.
- Und jetzt abschließend die andere Brust nochmal stillen. Hier durfte das Kleine dann auch endlich ungestört wegschlummern.
#9 Hilfe suchen
Es ist ganz normal, dass man sich in den ersten Tagen noch zusammen eingrooven muss. Und auch der Milcheinschuss kommt bei manchen Mamas erst ein bisschen später. Aber wenn dein Baby nicht zu nimmt und/oder kaum nasse Windeln hat, dann sind das deutliche Zeichen dafür, dass es nicht genug Muttermilch bekommt. Das muss noch nicht an zu wenig Milch liegen, sondern kann auch auch daran liegen, dass dein Baby nicht richtig saugt. Aber wenn das Problem nicht behoben wird, wird die mangelnde Entleerung der Brust auf lange Sicht dann doch zu einer reduzierten Milchproduktion führen. Deshalb: Such dir schnellst möglich professionelle Unterstützung, wenn du das Gefühl hast, dass dein Baby nicht satt wird und du die Milchproduktion anregen musst. Deine Wochenbetthebamme kann zwar ein erster Anlaufpunkt sein, aber wenn es wirklich Probleme gibt, suchst du dir besser eine gut ausgebildete Expertin. Wir empfehlen eine IBCLC-Stillberaterin, diese sind wirklich top auf diesem Gebiet.
#10 Medikamente zur Milchbildung
Wenn du zusammen mit einer (IBCLC-)Laktationsexpertin wirklich alle Register gezogen hast, aber nichts davon deine Milchproduktion anregen konnte, dann kann dir deine Frauenärztin mit einem Rezept weiterhelfen. Es gibt Medikamente, sogenannte Galaktagoga, um den Spiegel für das Hormon Prolaktin, welches für die Milchbildung zuständig ist, zu steigern. Das hat allerdings auch Nebenwirkungen und sollte nur unter Begleitung einer zertifizierten Stillberaterin eingenommen werden. Mehr Infos zu diesen Medikamenten findest du auch in unserem Artikel "Milchmenge mit Lebensmitteln steigern: Geht das wirklich?".
Hast du schon unsere 20 Still-No-Gos gelesen? Vielleicht findest du da noch einen Ansatzpunkt, um das Stillen für dich zu verbessern. Du hast schon wunde Brustwarzen vom vielen Stillen? Das muss nicht sein. Und falls es das Milchproduktion anregen bei dir wirklich nicht funktionieren sollte, dann ist vielleicht Zwiemilch, dass zeitgleiche Stillen und Fläschchen geben, die Lösung für euch. Stillen ist so vielfältig, wie es Mamas und Babys gibt!
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Bildquelle: Getty Images/ golubovy