Stillen und Zufüttern, also dem Kind Muttermilch und industriell gefertigte Milch aus der Flasche geben, wird Zwiemilch genannt. Diese Kombination kann eine praktische Alternative zum Abstillen sein, wenn Mama ein bisschen mehr Freiheit braucht oder zu wenig Milch hat. Wie es klappt mit der Zwiemilch und was es bei der Kombination von Stillen und Flasche zu beachten gilt.
Zwiemilch: Kann man gleichzeitig Stillen und Flasche geben?
Es muss nicht zwangsläufig der Abschied von der Brust sein, wenn Mama oder Papa das Baby zeitweise auch mit dem Fläschchen füttern. Viele Babys kommen mit einer Mischung aus Stillen und Zufüttern gut zurecht. Die Zwiemilch oder auch 2-Milch-Ernährung kann daher eine Alternative zum ausschließlichen Stillen oder zum Abstillen sein,
- Wenn das Baby nicht ausreichend zunimmt
- Wenn die Mutter nicht genug Milch bildet
- Wenn die Mutter schnell wieder in den Beruf einsteigt
- Wenn die Mutter nicht in der Öffentlichkeit stillen will
- Wenn der Vater beim Füttern mehr eingebunden sein soll
- Wenn die Mutter flexible sein möchte
- Wenn die Mutter kurzzeitig große Schmerzen beim Stillen hat, z. B. offene Wunden
Wenn du über Zwiemilch nachdenkst, sprich zuerst aber unbedingt mit deiner Hebamme oder Stillberaterin darüber. Die Expertinnen können dich beim Stillen und Zufüttern unterstützen und haben im besten Fall individuelle Tipps für dich und dein Baby parat.
Stillfreundlich zufüttern: Diese Tipps solltest du beachten
- Starte nicht zu früh mit der Kombination aus Stillen und Zufüttern, um dein Baby nicht zu verwirren. Nach ungefähr acht Wochen ist aber meist der richtige Zeitpunkt, weil dein Kind und du schon ein eingespieltes Team seid beim Stillen. Dann könnt ihr langsam etwas Neues wagen.
- Lege dein Baby immer zuerst an der Brust an. Das Fläschchen bekommt das Baby am Anfang erst, wenn die Brustmahlzeit beendet ist.
- Die Sauger für das Fläschchen sollten der Brust möglichst ähnlich sein und einen breiten Saugansatz haben, bei dem das Baby keinen "Spitzmund" formen muss. So kommt es am wenigsten zur Saugverwirrung.
- Das Loch im Sauger sollte möglichst klein sein, damit sich das Baby auch bei der Flasche richtig anstrengen muss. Wenn die Milch aus der Flasche nämlich leicht herauskommt, verweigert das Baby möglicherweise die mühsamere Brustmahlzeit. Geeignet sind sogenannte Tee-Sauger (Größe S), die eigentlich für die Gabe von Tee gedacht sind.
- Füttere nicht zu viel Babymilch zu. Sonst besteht die Gefahr, dass dein Körper die Milchproduktion so stark verringert, dass dein Baby an deiner Brust nicht mehr satt wird.
- Wenn dein Baby das Fläschchen mit Milchpulver ablehnt, keine Panik. Vielleicht klappt es ja mit abgepumpter Muttermilch besser. Dann ist nur das Fläschchen neu, die Milch schmeckt dafür wie immer. Es kann außerdem hilfreich sein, wenn dein Partner das Füttern mit dem Fläschchen übernimmt. Denn Papa riecht nicht nach Muttermilch.
Zum Pulver greifen ist keine Schande!
Mir war es super wichtig zu stillen, denn auch wenn es toll ist, dass es Ersatznahrung gibt, ist Muttermilch nun mal die beste Wahl. Zumindest, wenn eine besteht. Bei mir lief es nämlich leider nicht so wie ich mir das gewünscht hätte. Ich kam zwar anfangs durch regelmäßiges Pumpen und Muttermilch zufüttern um Pre-Milch herum. Aber als unser Mini älter wurde und mehr brauchte, ging es nicht mehr ohne. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich nicht schon früher ab und zu zum Pulver gegriffen habe. Saugverwirrung war bei uns ja kein Thema. Und ich würde mir sehr viel früher Tipps von einer Stillberaterin holen, um den für uns besten Weg schneller zu finden.
Zwiemilch: Kann ich Muttermilch und Pre-Nahrung geben?
Babys, die von Geburt an nicht gestillt werden, bekommen üblicherweise Pre-Nahrung. Und auch für die Zwiemilch ist dieses Milchpulver die richtige Wahl: Die Pre-Säuglingsmilch ist der Muttermilch sehr ähnlich und kann ebenfalls ganz nach Bedarf mit der Flasche gefüttert werden. Das Milchpulver gibt es im Handel von verschiedenen Herstellern und ist auch als HA-Pre-Nahrung erhältlich. Diese Produkte sind eigentlich für Kinder mit Allergierisiko gedacht. Viele Babys vertragen die HA-Pre-Milch aber besser und leiden weniger unter Blähungen, Bauchschmerzen oder Koliken. Diese Vorteile kannst du natürlich auch bei der Zwiemilch nutzen.
Stillen und Zufüttern: Wird mein Baby satt?
Wenn du Angst hast, dass dein Baby nicht satt wird, sprich mit deiner Hebamme oder dem Kinderarzt darüber. Vielleicht ist Stillen und Zufüttern also Zwiemilch bei euch gar nicht notwendig. In den meisten Fällen hat die Mutter nur kurzfristig zu wenig Milch, etwa bei großem Stress oder einem Wachstumsschub des Babys. Deshalb sollte das Kleine immer erst so oft wie möglich angelegt werden, damit sich die Milchmenge dem höheren Bedarf anpassen kann. Und das braucht seine Zeit. Wenn das Baby nicht satt wird, zeigt es das meist deutlich: Wenn es 20 Minuten kräftig gesaugt hat und danach immer noch die Händchen in den Mund steckt, hat es eindeutig Hunger.
Bleib dir treu!
Egal ob Stillen, Zwiemilch oder Fläschchen geben: Jede Frau muss die Ernährung für ihr Baby wählen, die am besten zu ihrer Persönlichkeit, ihrem Körper und ihren Lebensumständen passt. Natürlich ist Muttermilch das Beste für das Kind. Doch wer nicht ausschließlich Stillen will oder kann, für den ist Stillen und Zufüttern sicher ein guter Mittelweg. Ich konnte meine Kinder leider fast gar nicht stillen, habe aber mit HA-Pre-Nahrung sehr positive Erfahrungen gemacht.
Schau doch auch mal, mit welchen Mitteln sich deine Milchmenge laut IBCLC-Beraterin noch steigern lässt und was du alles sonst noch tun kannst, um die Milchproduktion anzuregen. Mit einer guten Unterstützung durch eine professionelle Stillberaterin, am besten eine IBCLC-Laktationsexpertin, kann fast jede Mama stillen, wenn sie das denn will. Und diese 20 Still-No-Gos solltest du übrigens vermeiden!
Wenn ihr wissen wollt, was Muttermilch alles kann, schaut euch unser Video an: