Seit 28. September schafft die internationale Weltstillwoche ein öffentliches Bewusstsein für das Stillen. Zu diesem Anlass befragte das Unternehmen Elvie gemeinsam mit YouGov mehr als 2000 Deutsche, wie sie zum Stillen in der Öffentlichkeit stehen. Die Ergebnisse zeigen, dass nicht die Mütter selbst das Problem sind, sondern die Blicke der anderen, die für dieses Unwohlsein sorgen. Daran muss sich etwas ändern!
Die Mehrheit der Frauen stillt nicht gern in der Öffentlichkeit
Obwohl mir das Thema sehr normal erscheint, zeigt die Befragung, dass Stillen in der Öffentlichkeit immer noch ein großes Tabu-Thema ist. Ganze 77 % der Frauen fühlen sich nicht wohl, wenn sie öffentlich ihr Baby stillen. Das kann sehr viele individuelle Gründe haben. Doch eine starke Ursache für dieses Unwohlfühlen ist sicherlich, dass fast die Hälfte der Befragten angaben, es sei ihnen unangenehm, wenn eine Mutter vor ihren Augen ihrem Kind die Brust geben würde.
Dass diese Meinung keine Seltenheit ist, zeigen zahlreiche Debatten zu dem Thema, die von prominenten Müttern ausgelöst werden, die sich dazu bekennen, ihr Baby oder Kleinkind überall zu stillen und auch Fotos davon auf Instagram posten. Die Debatte ist bei diesem Thema immer sehr emotional.
Vor allem Frauen schauen ungern anderen Frauen beim Stillen zu
Am unwohlsten fühlen sich stillende Mamas laut der Umfrage in öffentlichen Toiletten, Verkehrsmittel oder Läden. Das überrascht jetzt nicht wirklich: Wer will sein Kind schon auf einem öffentlichen Klo stillen, wo andere ihr Geschäft verrichten? Über 70 % würden am liebsten zu Hause ihrem Baby die Brust geben, wo keiner sie beobachten bzw. verurteilen kann. Dabei könnte man denken, dass vor allem Frauen am ehesten Verständnis dafür haben. Doch das Umfrage-Ergebnis sagt etwas anderes: Die Hälfte der befragten Frauen fühlt sich unwohl, wenn sie andere Mütter beim Stillen sieht. Bei den Männern sind das nur 45 %.
Traurig: Viele Frauen unter 34 sprechen nicht gern über das Thema Stillen
Besonders bemerkenswert ist, dass viele Frauen auch sehr ungern über das Stillen sprechen. 11 % der Frauen sprechen überhaupt nicht gern darüber. Bei den Frauen unter 34 Jahren sind es ganze 18 %, die dieses Thema tabuisieren. Wenn Frauen sich darüber austauschen, dann ist der eigene Partner nur für ein Viertel der Frauen der erste Gesprächspartner.
Die meisten Frauen wenden sich zuerst an weibliches medizinisches Fachpersonal oder eine weibliche Vertrauensperson wie Freundin oder Mutter. Das Thema ist also sogar im Privaten als Gesprächsthema oft schwierig. Die erschütternde Wahrheit: Ca. 10 % der 25-34-jährigen Frauen schweigt sogar völlig, wenn es ums Stillen geht. Warum ist das so?
Neue Offenheit notwendig: Stillen ist etwas natürliches, nichts sexuelles
Zu den Gründen, weshalb sich viele bei diesem Thema so unwohl fühlen, lieferte die Umfrage keine Ergebnisse. Da kommen sicherlich sehr viele Punkte zusammen. Es ist auch von Kulturkreis zu Kulturkreis vollkommen unterschiedlich, wie der Umgang mit diesem Teil des Mutterseins gehandhabt wird. In vielen Kulturen ist es vollkommen alltäglich, wenn Kindern die Brust gegeben wird, sogar wenn sie schon größer sind. Doch durch die Einführung des Milchpulvers gerieten die gesunden und psychologischen Aspekte des Stillens etwas in Vergessenheit.
Erst in den letzten Jahren hat die Bereitschaft zum Stillen und die öffentliche Akzeptanz wieder zugenommen. Doch sich dabei öffentlich zu zeigen, trauen sich scheinbar immer noch sehr wenige Frauen. Weil sich viele Menschen dadurch immer noch provoziert fühlen, wenn ein Baby so gefüttert wird.
Würde man die weibliche Brust und das Stillen als etwas vollkommen asexuelles betrachten, das einfach zum Babyernähren dazu gehört, wäre dies vielleicht kein so großes Problem und würde gar keine so große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dazu scheint ein größeres Umdenken notwendig zu sein.
Elektrische Milchpumpe für diskretes Abpumpen
Eine Form seinem Baby die gesunde Muttermilch zu geben, ohne öffentlich die Brust zeigen zu müssen, wäre Abpumpen. Bei uns in Europa ist jedoch Abpumpen in der Öffentlichkeit weniger üblich und selten sichtbar. Viele Frauen ziehen sich auch dazu lieber ins Private zurück.
Um Frauen beim diskreten Stillen zu unterstützen hat das Unternehmen Elvie, das die Umfrage durchführte, eine tragbare Milchpumpe entwickelt. Diese ist beim Abpumpen nicht sichtbar und fangt ganz lautlos und diskret die Milch auf, so dass man laut Hersteller "unsichtbar und leise" seinen Alltagsdingen nachgehen könne. Eine interessante Lösung für Frauen, die eine alternative Lösung zum Abpumpen suchen.
Doch es gibt auch günstigere gute Pumpen, die man ausprobieren kann, wenn man nicht sicher ist und erst einmal mit einer Pumpe warm werden möchte.
Schmerzen beim Stillen durch Milchbläschen?
Quelle: Elvie Pressemeldung
Miteinander reden
Ich selbst habe gestillt und dies auch in der Öffentlichkeit. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso ich meinen Alltag mit Baby so umstellen sollte, dass ich immer zu Hause im Privaten stille? Dann wäre es nicht möglich gewesen, Freunde und andere Mütter zu besuchen, einen Termin wahrzunehmen oder überhaupt mal die Wohnung zu verlassen mit Säugling. Dass man sich so einschränken muss, um der öffentlichen eventuellen Kritik zu entgehen, sollte sich keine Mutter antun.
Natürlich kann ich verstehen, dass es nicht jeder Frau so angenehm ist, überall ihre Brust zu zeigen. Doch durch Still-Schals, Schürzen und Co. ist es auch diskret möglich, das Baby zu füttern. Dass eine Frau, die vielleicht selbst nicht stillen konnte oder selbst nicht schwanger werden konnte, persönlich betroffen ist, wenn sie andere dabei beobachten muss, ist verständlich. Warum fühlen sich jedoch die anderen Frauen davon so derart provoziert? Wir müssen wirklich mehr über dieses Thema reden, uns austauschen und Vorteile sowie Tabus abbauen.
Jeder darf seine Meinung haben, aber dass es schon schwierig für viele ist, überhaupt darüber zu reden, ist wirklich schade und traurig. Ein offener öffentlicher Austausch könnte vielleicht zahlreiche Vorbehalte abbauen und uns alle ein wenig wohler miteinander fühlen lassen.
Bildquelle: Getty Images/miodrag ignjatovic