Frischgebackene Mütter trifft man oft nur mit Baby an der Brust an. Gefühlt wird das Kind jede halbe Stunde irgendwie angelegt, egal in welcher Lebenslage und an welchem Ort. Manchmal wird nur kurz gesnackt, doch es gibt auch Situationen, in denen die Stillmahlzeit einfach nicht enden will. Doch wie viel Zeit verbringen Mütter in den ersten sechs Monaten tatsächlich nur mit Stillen? Auf jeden Fall eine Meeeeenge.
Stillen, stillen, stillen
Wenn ich an die ersten Wochen mit meinem Sohn zurückdenke, sehe ich mich eigentlich fast nur auf der Couch oder im Bett – mit meinem Baby an der Brust. Ich habe damals eine Still-App benutzt, um übersichtlich zu sehen, welche Brust zuletzt und wann dran war (die beste Erfindung bei Stilldemenz und Hormon-Delirium). Laut dieser habe ich im Wochenbett so vier bis fünf Stunden am Tag gestillt, später noch vier und nach ein paar Monaten noch drei Stunden. Pro Woche ergibt sich so fast ein ganzer Tag oder mehr. Auch heute noch denke ich mir, dass das echt eine Menge Zeit war. Doch offensichtlich gehöre ich zu den Müttern, die es „gut“ getroffen hat, denn: Die meisten Frauen stillen ihr Baby noch länger!
Im Wochenbett: bis zu 12 Stunden Stillen am Tag
Neugeborene müssen stetig zunehmen und haben besonders großen Hunger: Acht bis zwölf Stillmahlzeiten am Tag sind bei den meisten Babys an der Tagesordnung. Leider schlafen sie auch schnell an der Brust ein und müssen immer mal wieder geweckt werden, um weiterzutrinken – falls Mama nach einer Stunde nicht schon selbst weggedriftet ist. In dieser Phase kommt man oft locker auf 30 bis 60 Minuten pro Stillsession. Wenn der Bedarf des Babys hoch ist und es alle zwei Stunden eine neue Portion Muttermilch möchte, kann die Hälfte des Tages in manchen Fällen nur aus Stillen bestehen.
Auch bei den stillenden Müttern in unserer Redaktion war es sehr zeitintensiv: Viele gaben ihrem Baby in den Wochen nach der Geburt durchschnittlich sieben Stunden am Tag die Brust, eine sogar zwölf Stunden. Nur wenige Redakteurinnen erinnern sich an einen Zeitaufwand von zwei bis sechs Stunden. Doch auch, wenn die Stilldauer von Mutter zu Mutter recht unterschiedlich war: Auf die Woche hochgerechnet ergeben sich so ein bis dreieinhalb Tage Stillen im Wochenbett. Das kommt teilweise einem Vollzeitjob mit Überstunden gleich!
Nach drei Monaten: die Stillmahlzeiten werden kürzer
Der Milchpumpenhersteller Medela hat zwei Studien zum Stillen ausgewertet. Diesen zufolge dauert eine Stillmahlzeit, wenn das Kind drei bis sechs Monate alt ist, noch durchschnittlich 23 Minuten. Sechs bis sieben Mal wird es dann meist angelegt, was zweieinhalb Stunden pro Tag und gut 17 Stunden Stillen pro Woche bedeutet. Bis das Baby ein halbes Jahr als ist, bleibt das oft so. Denn nun wächst es langsamer und steigert seine Trinkmenge nicht mehr so stark wie in den ersten Monaten. Es trinkt jetzt kräftiger und schneller, die Milchmenge wird jedoch nicht weniger. Manche Frauen hören zu diesem Zeitpunkt mit dem Stillen auf, weil sie denken, dass sie nicht mehr genug Muttermilch produzieren, da das Kind schneller mit dem Trinken aufhört. Doch keine Sorge, das ist ganz normal.
Väter übersehen den Zeitaufwand des Stillens häufig
Interessante Ergebnisse zeigt auch eine Umfrage vom Frauentechnologieunternehmen Elvie: Etwa 1000 Mütter und Väter wurden gefragt, wie die Zeit in den ersten sechs Monaten nach der Geburt des gemeinsamen Kindes aussah. Dabei zeigte sich auch, dass Väter sich beim Füttern des Babys gerne mehr einbringen würden. Im gesamten Zeitraum, also der intensiven Wochenbettphase und den Monaten danach, stillten die Frauen ihre Kleinen durchschnittlich fünf Stunden am Tag oder verbrachten die Zeit mit Milchabpumpen.
Doch den Vätern entging dieser hohe Zeiteinsatz zum Teil! So schätzten die Männer im Durchschnitt, dass ihre Partnerin das Baby nur etwa drei Stunden fütterte. 40 Prozent der Stillzeit blieben also unbemerkt. Eine mögliche Erklärung dafür könnte allerdings sein, dass das nächtliche Stillen des Babys nicht durch den schlafenden Vater registriert werden konnte. Dennoch sollte man ihnen bewusst machen, wie viel seiner Zeit man dafür investiert.
Was sind Milchbläschen?
Stillen ist toll ... meistens zumindest. Unsere 20 Still-No-Gos helfen dir zu einer entspannten Stillbeziehung – auch wenn du gar nicht stillst oder stillen willst! ;-) Und hier noch 15 Ratschläge von Ärzten zum Thema Stillen und Beikost, die ihr besser nicht befolgt. Übrigens können auch Männer stillen. Ein Scherz? Finde es heraus.
An alle stillenden und nicht stillenden Mütter: Ihr seid der Hammer
Ich finde es Wahnsinn, wie viel Zeit das Stillen eines Babys in den ersten Monaten beansprucht. Ich glaube, den meisten Menschen, selbst stillenden Müttern, ist zunächst gar nicht so bewusst, was sie da eigentlich leisten. Dabei kann Stillen allein bereits ein Vollzeitjob sein. Und nicht nur die investierte Zeit ist bemerkenswert: Auch die üblichen Stillprobleme wie höllisch schmerzende Brustwarzen oder Milchstau werden von Frauen ertragen, damit ihr Baby ihre wertvolle Muttermilch erhält. Und auch Frauen, die ihre Milch abpumpen oder ihrem Baby täglich zig Mal Milchnahrung anrühren und zuführen, nehmen sich dafür unglaublich viel Zeit. Mütter sind einfach nur der Hammer!
Probleme beim Stillen: Wir haben eine Stillberaterin um Rat gefragt
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