Wenn der Stillstart beginnt, stellt sich den Müttern schnell die Frage: "Wie oft stillen?" Besonders, wenn die Neugeborenen in den ersten Wochen gefühlt ununterbrochen an die Brust wollen. Oft denken wir dann: "Du kannst doch jetzt nicht schon wieder Hunger haben!" Aber während wir Großen uns nach dem Prinzip Frühstück, Mittag- und Abendessen ernähren (ok, plus Snacks!), gilt für Säuglinge ein anderer "Essensplan".
"Ich habe Hunger! Ich habe Durst!" – bis dein Nachwuchs diese wichtigen Mitteilungen konkret aussprechen kann, dauert es noch eine Weile. Bis dahin wird dir dein Baby sein Bedürfnis nach Muttermilch und Stillen mit Weinen und Schreien äußern. Dabei steckt im Ruf nach der Brust aber nicht nur Magenknurren. Auch Hunger nach Nähe kann ein Grund sein. Generell suchen die Kleinen an Mamas Busen nicht nur Nahrung, sondern auch ganz viel Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit. Doch sollen wir unser Baby wirklich für all diese Bedürfnisse an der Brust nuckeln lassen? Wie oft stillen ist denn normal und gut für das Baby? Wir haben die konkreten Antworten (wobei es eigentlich nur eine Antwort gibt).
Wie oft stillen: Kann man zu viel stillen?
Nein, es gibt da keine "Überfütterung", denn dein Baby ist im Wachstum und braucht stetig mehr Nahrung. Dein Kleines holt sich das, was es braucht. Es gibt nur zu wenig stillen, nicht das Gegenteil.
Unser Perzentilen-Rechner hilft dir bei der Einschätzung der Gewichtsentwicklung deines Kindes:
Angaben zur Berechnung:
- Alter des Kindes: Jahre Monate
- Geschlecht des Kindes:
- Größe des Kindes: cm
- Gewicht des Kindes: kg
Ergebnisse:
Wahrscheinliche Größe des Kindes mit 18: ca. cm.
Größe
Gewicht
Wie oft soll ich täglich mein Baby stillen?
In der Regel melden sich junge Säuglinge alle zwei bis drei Stunden, weil sie Hunger haben. Nachts sind die Abstände (manchmal) etwas größer. Aber es gibt auch Babys, die alle 1 bis 1,5 Stunden nach der Brust verlangen (Tag und Nacht) – auch das ist völlig ok und normal. Dein Baby gibt den Takt und den Ton an, wann und wie oft ihr stillt. Man nennt das "Stillen nach Bedarf". Achte darauf, dass du immer abwechselnd die Brust anbietest, eventuell auch während einer Stillmahlzeit, damit kein Milchstau entsteht.
Falls sich dein Baby seltener als alle vier Stunden meldet, musst du es eventuell aktiv anlegen oder dein Neugeborenes gar wecken, wenn es schläft. Zumindest solltest du in diesem Fall in den ersten Monaten die Gewichtsentwicklung und die Anzahl der nassen Windeln genau im Auge behalten. Ist bei diesen beiden Indikatoren alles gut (sprich, dein Baby nimmt entlang seiner Perzentile zu und hat mindestens 6 bis 8 nasse Windeln pro Tag), musst du dein Kind nicht zum häufigeren Stillen nötigen. Allerdings gilt es zu beobachten, dass deine Milchmenge nicht zurückgeht, weil die Produktion ja nach dem Angebot-Nachfrage-Prinzip gesteuert wird.
Wie lange dauert eine Stillmahlzeit?
Wie oft stillen ist die eine Frage. Aber wie lange dauert so eine Stillsitzung denn in der Regel? Auch hier ist die Antwort höchst individuell. Im Schnitt trinken Babys etwa 15 bis 20 Minuten an jeder Brust. Manche Babys saugen nur an einer Brust, damit der Hunger gestillt ist, andere brauchen beide, um satt zu werden, und trinken dann auch länger. Es hängt auch davon ab, wie oft sich der Wonneproppen über den Tag verteilt meldet. Dazu kommt, dass es "Druckbetanker*innen" gibt, die immer nur kurz, aber effektiv saugen. Während die "Genießer*innen" sich gerne Zeit beim Trinken lassen und lieber langsam und gemächlich nuckeln. Und in den berüchtigten Cluster-Phasen kann eine Stillmahlzeit auch schonmal mehrere Stunden dauern – aber alles normal.
Aua! Stundenlanges Nuckeln an der Brust muss doch weh tun! Nope. Wenn dein Kind richtig angelegt ist und korrekt saugt, bekommst du auch bei sehr langen oder sehr häufigen Stillsitzungen keine wunden oder schmerzenden Brustwarzen. Ist das bei dir anders, empfehlen wir dir, eine Stillberaterin auf euer Stillmanagment schauen zu lassen, am besten eine IBCLC-Laktationsexpertin.
Schon wieder?
Ich habe meinen Kinder beide voll gestillt und meine Stillerfahrungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Mein erstes Kind ist beim Stillen am Anfang ständig eingeschlafen und jede Stillmahlzeit hat ewig gedauert. Dennoch hat es gut zugenommen und kam etwa alle 2 Stunden. Bei meinem zweiten Kind klappt auch alles gut, obwohl ich mich da schon gefragt habe "Wie oft stillen Babys?", denn es kam deutlich häufiger und verlangte öfter nach der Brust als Baby Nr. 1. Und trotz des vielen Stillens gab es Probleme mit der Gewichtszunahme. Ein Besuch bei der IBCLC-Stillexpertin hat dieses Problem aber innerhalb weniger Tage gelöst – die Anlegetechnik war einfach nicht ganz korrekt und hat optimales Saugen verhindert. Einmal korrigiert, war alles paletti. Und auch, wenn es mich manchmal (vor allem nach dem ersten Lebensjahr) genervt hat, wenn meine Kinder schon wieder an die Brust wollten – insbesondere nachts – habe ich nie daran gedacht, deshalb abzustillen, weil ich gespürt habe, wie sehr meine Kinder das Stillen und die Nähe dabei genossen haben.
Woran erkenne ich, dass mein Baby satt ist?
Dafür gibt es verschiedene Anzeichen, außerhalb und innerhalb der Stillmahlzeit selbst. Wenn dein Kind satt ist, wird es aufhören zu trinken und den Kopf wegdrehen. Ist dein Kind schon ein etwas älterer Säugling, hat es sich eventuell schon das non-nutritive Saugen angeeignet. Mit dieser Saugtechnik nuckeln die Kleinen an der Brust, ohne den Milchspendereflex auszulösen. Dieses Brustsaugen stillt dann andere Bedürfnisse als Hunger, wie Nähe, Geborgenheit, Regulation, Liebe, etc.
Wenn du allerdings wissen willst, wie oft stillen nötig ist, damit dein Baby körperlich gut versorgt ist, dann kannst du als einfaches Indiz die Anzahl der nassen Windeln nehmen. Es sollten mindestens 6 bis 8 volle Windeln pro Tag sein. Der Urin eines gesunden Babys ist klar und geruchlos. Oftmals geht der Urin aber auch zusammen mit Stuhl in die Windel, sodass auch volle Kackwindeln als volle Windeln zählen.
Was ist eine volle Windel? Wenn du dir unsicher bist, wie schwer eine volle Windel sein soll, gieße sechs Esslöffel Wasser auf eine Einmalwindel und nehme sie in eine Hand. In die andere Hand nimmst du eine trockene Windel – das Gewicht sollte sich deutlich unterscheiden. Weitere Signale gibt es hier: Bekommt mein Baby genug Milch?
Wie lange soll ich stillen?
Nach der Frage nach dem "wie oft stillen", kommt meist direkt die nach dem "wie lange stillen". Damit kann einerseits eine einzelne Stillmahlzeit gemeint sein oder die Länge der Gesamtstilldauer. Diese Frage ist berechtigt, aber es gibt keine universelle Antwort darauf. Die WHO und die meisten Laktations-Expertinnen geben als optimale Stilldauer mindestens volle 6 Monate (reines Stillen) und darüber hinaus Stillen bis zum Ende des 2. Lebensjahres als optimal an. Das natürliche Abstillalter liegt diesen Expert*innen nach bei 2 bis 7 Jahren. Aber Langzeitstillen ist in Deutschland eher die Ausnahme. Für die meisten Mamas ist die Dauer eine reine Bauchentscheidung, bzw. eine Frage der gesellschaftlichen Normen, denen man sich unterworfen hat oder eben auch nicht. Eins aber vorweg: Es gibt kein zu lang. Oft ist es so, dass sich Mütter am Anfang vornehmen, nicht länger, als ein Jahr zu stillen – in der Theorie. In der Praxis merken sie aber, dass sie noch nicht abstillen möchten. Ihr gutes Recht. Genau so auch, wenn Mamas doch vom Stillen bis zum erstens Lebensjahr abweichen, weil z. B. das Kleine immer wieder in die Brustwarzen beißt oder die Mama ständig Milchstaus oder Schmerzen beim Stillen hat. Total nachvollziehbar! Mehr dazu hier im familie.de-Artikel. Ein Stillstreik muss hingegen nicht unbedingt ein Grund zum Abstillen sein – wenn ihr das nicht wollt.
Wie das mit dem Stillen unterwegs am besten klappt, erfährst du im Video ...
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