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Kann "The Hold" funktionieren? Ein Experte antwortet

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In seinem Youtube-Video beruhigt der Kinderarzt Dr. Hamilton ein schreiendes Baby binnen Sekunden - mit nur einem geübten Griff. Er nennt es "The Hold". Was ist dran? Kann das wirklich funktionieren? Ein Experte antwortet.

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Dieser einfache Griff soll schreiende Babys in Sekunden beruhigen können? In dem Video von Dr. Hamilton scheint das auf jeden Fall möglich zu sein. Der Kinderarzt der Pacific Ocean Pediatrics in Santa Monica nennt es „The Hold“ und verspricht, was sich viele Eltern wünschen: Ihr weinendes Baby binnen Sekunden wieder glücklich zu machen. Aber kann das wirklich funktionieren? Wir sind skeptisch und haben bei einem Experten nachgefragt.

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Das sagt der Experte

Prof. Dr. Walter Mihatsch ist Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am HELIOS Klinikum Pforzheim. Auch er kennt den Griff – allerdings aus einem anderen Zusammenhang. In der Klinik werden Neugeborene unter anderem so gehalten, wenn ein Ultraschall von ihrem Rücken gemacht werden muss. In dieser Position, würden die Kleinen besonders ruhig halten. Daher ist Mihatsch der Meinung: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Methode bei vielen Säuglingen funktioniert.“ Allerdings betont er auch, dass es hierzu keinerlei Studien gibt, die bestätigen könnten, wie effektiv „The Hold“ wirklich ist und ob er immer funktioniert. Wenn wir hier also darüber schreiben, dann bewegen wir uns im Bereich des Möglichen, sprechen aber keinerlei Garantien aus.
Sicher ist jedoch, dass es einige Anhaltspunkte gibt, die für die Wirksamkeit des „Wundergriffs“ sprechen. Mihatsch erklärt: Die Arme und das Becken des Babys werden sanft fixiert, dadurch gibt man dem Baby klare Grenzen, was gerade bei Neugeborenen per se sehr beruhigend wirkt. Zudem wird das Köpfchen sicher von vorne gestützt und ein leichtes Wippen hilft dem Baby beim Entspannen. Ganz zentral ist auch, wie selbstsicher und empathisch Dr. Hamilton in dem Video mit den Babys umgeht. Seine Ruhe überträgt sich auch auf das schreiende Baby. Je souveräner Sie sich also in so einer Situation verhalten, desto leichter lässt sich das Baby beruhigen.

Der Fliegergriff

Doch dafür braucht es nicht „The Hold“. Im Prinzip erreichen Sie auch mit anderen Haltegriffen den gleichen Effekt: Zum Beispiel wenn das Neugeborenen auf der Schulter der Mutter liegt oder beim Fliegergriff, wie Mihatsch erklärt. Ruht das Baby auf Ihrer Schulter, werden die Arme durch das eigenen Körpergewicht des Babys fixiert, der Kopf ist leicht nach hinten geneigt. Beim Fliegergriff werden die Arme zwar weniger fixiert, doch dafür das Becken umso mehr. Das Köpfchen liegt stabil auf dem Oberarm und durch den engen Körperkontakt geben Sie ihm auch hier feste äußere Grenzen und damit Sicherheit. Der Vorteil: Das Baby kann mit dem ganzen Arm gestützt werden, während es bei „The Hold“ nur mit einer Hand stabilisiert werden muss. Gar nicht so einfach – vor allem für Frauen mit kleinen Händen.

Ausprobieren oder lassen?

Absoluter Quatsch ist die Technik von Dr. Hamilton sicher nicht. Das hat uns auch Walter Mihatsch bestätigt. Wenn Sie sich sicher genug fühlen – und nur dann - spricht nichts dagegen „The Hold“ selbst auszuprobieren. Allerdings ist es wichtig, folgende Punkte unbedingt zu beachten. Vor allem: "The Hold" darf nur bei Säuglingen bis drei Monate angewendet werden. Danach ist das Baby zu groß und zu schwer für diesen Haltegriff. Ein weiteres "ACHTUNG!" von unserer Seite: Sie halten das Baby NICHT am Hals, sein Gewicht liegt auf Ihren Handflächen. Das heißt, Ihre Finger umschließen in keinem Fall den Hals des Babys, es besteht die Gefahr es zu würgen. Der Spann zwischen Daumen und Zeigefinger dient nur der Stabilisation des Kopfes.
• Das Baby darf nicht älter als drei Monate alt sein (!)
• Den Kopf des Babys auf keinen Fall überstrecken (!).
• Das Kinn ruht sanft auf den Fingern, es wird nicht nach oben/hinten gedrückt.
• Die Finger umschließen nicht den Hals. Vorsicht: Es besteht die Gefahr, das Baby zu würgen.(!)
• Das Baby etwa im 45° Winkel halten (Stabilität).
• Das Gewicht des Babys ruht auf der Handfläche, nicht auf den Fingern (!).
• Reflektieren Sie: Warum weint das Baby?
Wenn Ihr Baby schreit, dann will es Ihnen immer etwas mitteilen. Versuchen Sie also der Ursache auf den Grund zu gehen. Hat ihr Baby Hunger? Hat es Schmerzen oder ist es krank? Dann wird auch kein Wundergriff helfen, um es zu beruhigen. Das Entscheidende ist also zu wissen, warum das Baby schreit. Erst dann kann man entscheiden, wie man es beruhigen möchte.

Unser Fazit:

Ein Wundergriff ist „The Hold“ sicher nicht. Ähnlich wie andere bewährte Haltegriffe – z.B. der angesprochene Fliegergriff – vermittelt Hamiltons Technik den Babys vor allem eines: Sicherheit. Der sanfte aber bestimmte Griff gibt dem Baby klare Grenzen, so dass es sich besser selbst beruhigen kann. Und: Sind Sie ruhig und entspannt, wird sich dieses Gefühl auch auf das Baby übertragen.

Bildquelle: Thinkstock

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