Wenn wir auch nur in einem Nebensatz anklingen lassen, dass wir vorhaben abzustillen, hagelt es auch allen Ecken Abstill-Tipps. Habt ihr das auch so erlebt? Wenn wir unser erstes Kind abstillen, ist es gar nicht so einfach zu erkennen, welche der Vorschläge nun wirklich praktikabel und gut sind und welche nicht. Natürlich gestaltet sich das Abstillen bei jeder anders, denn alle Mütter und Kinder sind verschieden, aber wir haben euch hier unsere 12 persönlichen Tipps zum Abstillen aus der Redaktion zusammengetragen.
Die Anwendbarkeit unserer Abstill-Tipps ist natürlich nicht nur von euren persönlichen Überzeugungen und Ritualen abhängig, sondern auch davon, wie alt euer Baby oder Kleinkind ist. Manche lassen sich mit Stillkindern über einem Jahr gut umsetzen, sind aber für kleine Säuglinge ungeeignet.
- 1.Sicher sein
- 2.Mit dem Kind vorher darüber reden
- 3.Von der Brust Abschied nehmen
- 4.Abstillen mit einem neuen besonderen Ritual verknüpfen
- 5.Titti ist krank: Mit Pflaster abkleben
- 6.In mehrere Schichten Oberteile einhüllen
- 7.Mama ist weg: Kalter Entzug
- 8.Bestimmte Codes (Licht) oder Stillorte festlegen
- 9.Bei Säuglingen: Premilch mit Muttermilch mischen
- 10.Unter 6. Monaten: Erst einmal den/die Partner*in übernehmen lassen
- 11.Beim Familienbett: Mit dem oder der Partner*in den Platz tauschen
- 12.Selber Abstillen lassen
Sicher sein
Dies ist der wichtigste Tipp, den ich von meiner Stillberaterin bekommen habe: Wenn du abstillen willst, werde dir erst einmal selbst absolut sicher darüber, dass du das auch willst. So konnte ich meinem Kind gegenüber auch viel bestimmter auftreten und ihm klar machen, wo meine Grenzen sind. In der tollen Stillgruppe Stillecke 2.0 auf Facebook, die von IBCLC-Stillberaterin geleitet wird, hat es eine der Adminas so beschrieben:
Unsere Kinder orientieren sich stark an uns, und wenn wir unsicher sind, dann spüren sie das und das verunsichert sie stark. Was dazu führt, dass das nicht klappt. Darum funktionieren auch Experimente wie „ich versuche mal wie das wäre wenn wir mal abends nicht stillen und schaue ob sie weint“ nicht (übrigens auch die „ich warte im Nebenzimmer und schau, ob der Papa zurecht kommt - für den Fall, dass ich vielleicht irgendwann mal hypothetisch ausgehen mag“-Experimente gehen aus diesem Grund schief ).
Mit dem Kind vorher darüber reden
Auch wenn unser Stillkind selbst noch nicht sprechen kann, versteht es doch schon ziemlich viel von dem was wir sagen. Und wenn sie auch nicht jedes Wort verstehen, so doch Stimmungen und Zusammenhänge und genießen die Aufmerksamkeit und das Gefühl, dass sie und ihr Bedürfnisse bewusst wahrgenommen werden. Deshalb ist es gut und wichtig, mit unserem Kind zu sprechen, wenn wir abstillen wollen.
Mama möchte nicht mehr stillen
Ich habe schon Wochen vor dem Abstillen angefangen meinem Kind zu erzählen, warum ich bald nicht mehr stillen möchte und wann es soweit sein wird. Mein Kind war schon ein Kleinkind und hat sicher den Kern meiner Aussage verstanden und das war mir wichtig. Trotzdem war das finale Abstillen in den ersten beiden Nächten ganz schön aufregend für uns alle. Ich bin dennoch überzeugt, dass die vorbereitenden Gespräche geholfen habe – vielleicht hätten wir ansonsten mehr als zwei schlimme Nächte gehabt, wer weiß?!
Von der Brust Abschied nehmen
Gerade für Kleinkinder ist die Brust fast schon so etwas, wie ein geliebtes Kuscheltier, etwas Eigenständiges. Viele reden mit der Brust, geben ihr Namen, sagen ihr "Gute Nacht" und "Guten Morgen". Das ist süß und ganz normal. Wenn euer Kind so etwas macht, ist es eine schöne Sache, wenn ihr euer Kind mit Worten Abschied von der Brust nehmen lasst. Ihr könnt euch auch ein kleines Ritual überlegen, z. B. in dem ihr gemeinsam einen neuen BH heraussucht, der eben kein Still-BH mehr ist, und so die Brust in einem neuen Gewand verabschiedet. So weiß euer Kind auch, wenn es den neuen BH sieht, dass der nicht zum Stillen ist und daher nicht mehr gestillt wird.
Abstillen mit einem neuen besonderen Ritual verknüpfen
Dieser Tipp zum Abstillen ist ebenfalls eher für etwas ältere Kleinkinder:
Neues Bett statt Brusti
Bei unserem Sohn haben wir das Abstillen – wir haben nur noch abends zum Einschlafen gestillt – mit dem Einzug eines neuen Kinderbettes verknüpft. Er hat sich super über sein Bett für "Große" gefreut und in dem Zug haben wir ihm erklärt, dass er jetzt eben schon so "groß" ist, dass er auch ohne "Brusti" einschlafen kann. Wir haben ihn am ersten Abend in sein neues Bett gelegt, gestreichelt und gesungen und – zack – ist das Kind ganz ohne Brust eingeschlafen. Er hat ab da nie mehr nach dem Einschlafstillen gefragt. Das war wirklich ein wunderbar entspanntes Abstillen.
Titti ist krank: Mit Pflaster abkleben
Diesen Tipp habe ich schon sehr häufig in Stillgruppen auf Facebook gelesen. Viele Mamas empfehlen da, so zu tun als wäre die Brust krank oder verletzt, weshalb nicht mehr gestillt werden kann. Zur Visualisierung kleben einige Mamas die Brustwarzen mit Heftpflaster ab.
Keine Lügen
Auch wenn ich verstehen kann woher dieser Tipp kommt und dass er in einigen Fällen auch gut funktionieren mag, bin ich kein großer Fan von diesem Abstill-Tipp. Ich persönlich halte nichts davon sein Kind anzulügen, auch wenn es noch klein ist und die Lüge nicht erkennt. Wenn ich abstillen möchte, dann erkläre ich meinem Kind, das ICH das möchte und warum. Dabei lernt es, dass jeder Mensch seine persönlichen Grenzen hat und dass es wichtig ist, seine eigenen Grenzen zu wahren.
In mehrere Schichten Oberteile einhüllen
Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sondern auch Stillkinder. Naja, fast. Aber wenn ihr euch entschlossen habt, abzustillen und das auch durchziehen wollt, dann ist dieser Tipp wirklich hilfreich, denn je weniger euer Kind von der Brust sieht und riecht, desto weniger wird es getriggert. Zudem kann es für Mamas eine Stütze sein, wenn das Kind tobt und weint, weil es stillen will und wir merken, wie wir innerlich weich werden, weil es nun mal verdammt anstrengend ist, diese kindlichen Emotionen auszuhalten. Wenn wir dann zwei BHs, drei Unterhemden, zwei T-Shirts und einen Pulli anhaben, kommen wir selbst nicht so einfach an die Brust und diese Barriere hindert uns dann vielleicht daran, einzuknicken. Achtung: Bei so viel Kleidung ist dieser Tipp zum Abstillen aber eher was für den Winter als für den Sommer.
Mama ist weg: Kalter Entzug
Das Objekt der Begierde einfach aus der Gleichung entfernen - diesen Tipp gibt es häufig. Mama soll einfach ein verlängertes Wochenende wegfahren und das Kind beim Partner oder der Partner*in lassen und so klappt es mit dem Abstillen von ganz allein. Klar, kann unser Kind nicht an die Brust, wenn wir nicht da sind und es wird sich in den Tagen ohne Mama schon irgendwie arrangieren. Es ist aber nicht gesagt, dass euer Kind die Brust nicht sofort wieder einfordert, wenn ihr nach den Tagen der Trennung wieder zurück seid. Für manche Mamas scheint diese Abstill-Methode aber zu funktionieren.
Kein Ghosting für mein Kind
Es wird euch sicherlich nicht wundern, dass ich auch kein großer Fan von diesem Abstill-Tipp bin. Mein Kind und ich haben eine Stillbeziehung miteinander, die einer Paarbeziehung nicht unähnlich ist, was Nähe, Vertrauen und Sicherheit angeht. Ich möchte von meinem Lebenspartner auch nicht einfach "geghostet" werden, wenn er sich von mit trennen will. Wir haben die Beziehung gemeinsam begonnen und gemeinsam werden wir sie auch beendet. Und ich finde, dass steht auch meinem Stillkind in unserer Stillbeziehung zu.
Bestimmte Codes (Licht) oder Stillorte festlegen
Nur noch stillen, wenn diese eine Lampe leuchtet (die so steht, dass euer Kind sie nicht selbst anschalten kann) oder nur noch auf dem Sessel im Kinderzimmer – so lässt sich das Stillen auf einen bestimmten Ort oder bestimmte Zeitpunkte begrenzen. Beim Code mit der Lampe können wir diese immer seltener oder in größeren Abständen anmachen, bis wir sie irgendwann dann ganz aus lassen und das Stillen beenden.
Mit dem Sessel geht das natürlich nicht so einfach, weil wir diesen ja vermutlich nicht entsorgen wollen. Aber es kann helfen, das Stillen im Abstillprozess zu reduzieren und so z. B. vom nächtlichen Stillen oder Einschlafstillen wegzukommen.
Bei Säuglingen: Premilch mit Muttermilch mischen
Wenn ein Baby unter einem Jahr abstillen wollt, dann benötigt euer Kind unbedingt noch Prenahrung. Manche Stillbabys mögen diese am Anfang aber nicht, denn Premilch schmeckt deutlich anders als Muttermilch. Zum langsam Umgewöhnen und Abstillen könnt ihr zu Beginn die Premilch 1/4 zu 3/4 mit Mumi mischen und das Verhältnis nach und nach immer weiter zu Gunsten der Prenahrung verschieben. So schaffen es viele Eltern, ihr Kind von Brust auf Fläschchen umzustellen.
Unter 6. Monaten: Erst einmal den/die Partner*in übernehmen lassen
Unser Baby riecht uns und unsere Muttermilch. Wenn wir unserem Stillbabys die Flasche statt die Brust geben, ist das ein bisschen so, als würde uns bei Hunger jemand mit einer leckeren Pizza vor der Nase rumwedeln, uns dann aber nur einen Apfel hinhalten. Daher kann es helfen, wenn am Anfang der Umstellung von Stillen auf Flasche, der Partner oder die Partnerin (es kann auch die Oma oder das große Geschwisterkind sein) den Baby die Flasche gibt. Es ist schön, wenn ihr währenddessen in der Nähe bleiben und nach der Fütterung sofort wieder übernehmt, damit euer Baby sich nicht von euch verlassen fühlt.
Beim Familienbett: Mit dem oder der Partner*in den Platz tauschen
Wenn ihr im Familienbett schlaft und nachts abstillen wollt, kann es helfen, wenn ihr euch so bettet, dass ihr nicht mehr neben eurem Baby schlaft, sondern euer*e Partner*in diesen Platz übernimmt. So kann er oder sie direkt übernehmen, wenn euer Kind aufwacht und versuchen es still-unabhängig wieder zum Schlafen zu bringen.
Selber Abstillen lassen
Warten bis sich das Kind von alleine abstillt, ist natürlich immer eine Option und vermutlich auch die, die mit dem wenigsten Stress verbunden ist, wie zwei unserer Redakteurinnen bestätigen können. Allerdings sind nicht alle Mamas Fan vom Langzeitstillen, sodass diese Variante für die meisten Mütter nicht in Frage kommt.
Milch trinken und abwarten
Ich habe jedem Kind die Zeit gelassen die es brauchte und länger als zwei Jahre nach Bedarf gestillt. Mich hat das nicht gestört, und ich glaube in dieser Gewissheit liegt viel Ruhe. Also nicht, dass jetzt jede Mutter, die das nicht mehr will, sich zur Ruhe zwingen muss, für mich (und nur für mich!) war Abstillen einfach nie ein Thema. Und damit hatte ich auch keinen Druck.
Was sich für uns richtig anfühlt
Ich habe meine Kinder selber bestimmen lassen, wann sie mit dem Stillen aufhören möchten und mich einfach von den Kids und ihren Bedürfnissen leiten lassen. Für uns war das die beste und entspannteste Lösung und hat meinen Kindern viel Sicherheit gegeben. Das macht die Nächte nicht leichter. Oder es weniger nachvollziehbar für mich, dass andere Mums schon eher abstillen. Ich glaube wichtig ist, dass wir bei uns und unseren Kindern bleiben und machen, was sich für unsere Familie richtig anfühlt. Nähe können wir auf viele Weisen geben, genauso wie unsere Kids uns aus vielen Gründen den Schlaf rauben können. Das wird mit Stillen nicht zwangsläufig mehr oder weniger.
Wie Abstillen generell funktioniert, lest ihr am besten hier nach. Und falls ihr erst einmal nur Nachts mit dem Stillen Schluss machen wollt, könnt ihr euch in Charolines Abstill-Guide für die Nacht informieren oder euch mit der Methode nach Gordon vertraut machen.
Manchmal sind wir vom Stillen so genervt und gestresst (wir sagen nur Milchstau, Brustentzündung, wunde Brustwarzen, Milchbläschen, Schmerzen beim Stillen, erste Zähne und Schlafentzug ... we feel you), dass wir uns zum Abstillen informieren, obwohl wir es eigentlich doch noch nicht wollen. Vielleicht hilft euch dann einer der oben verlinkten Artikel weiter oder unsere Infos zum Baby stillen von A bis Z, nochmal ein Blick auf die richtige Anlegetechnik zu legen oder nachzulesen, warum Einschlafstillen so praktisch und schön ist. Egal, an welchem Punkt ihr seid, ob Abstillen und Prenahrung geben oder Team Langzeitstillen, irgendwann geht jede Stillbeziehung zu Ende und wir hoffen, wir konnten euch bis dahin mit guten Tipps, Expertinnenwissen und persönlichen Ratschlägen zur Seite stehen.
Warum Abstilltabletten euch vermutlich nicht weiterhelfen werden ..