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Unpraktisch

9 Gründe, warum mich der Hype um Tragetücher total nervt

Anti Tragetuch warum ich Tragetücher hasse
© privat

Spätestens im Geburtsvorbereitungskurs lernt man es kennen: das Tragetuch fürs Baby. Viele Hebammen propagieren, dass es das Schönste und Beste sei, sein Kind in den Monaten nach der Geburt in einem riesigen Stofftuch nah am Körper zu tragen. Also wollte ich es natürlich auch unbedingt probieren. Aber ganz ehrlich? Für mich war ein Tragetuch überhaupt nicht das Richtige. Das sind die Gründe.

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„Ach, einen Kinderwagen wirst du gar nicht brauchen!“

Ja es gibt sie noch, die Eltern, die ihre Kinder im Wagen umherschieben. Aber die Fraktion Tragetuch scheint in den letzten Jahren stark gewachsen zu sein. Das war nie ein Thema für mich, allerdings fühlte ich mich durch meine Hebamme und andere Mütter schon in der Schwangerschaft ein wenig genötigt, für unser Baby auch eines zu besorgen. Klingt ja alles sinnvoll: Das Kind braucht die ständige Nähe, die Wärme und fühlt sich geborgen, wenn es den Herzschlag der Mutter oder des Vaters spürt. Zudem tragen Frauen ihren Nachwuchs seit Millionen von Jahren nah an der Brust, es ist also etwas vollkommen Ursprüngliches. Und dagegen kann man ja erstmal nichts sagen, oder?

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Eine Bekannte, die bereits Mutter war, empfahl mir sogar, Geld zu sparen und gar nicht erst einen Kinderwagen anzuschaffen. „Du wirst dein Baby sowieso nur die ganze Zeit bei dir haben wollen und ein Tragetuch ist einfach so praktisch!“ Ich finde inzwischen: Ist es nicht. Und ich sage euch auch, warum.

#1 Wie soll ich mir mit Stilldemenz diese Wickeltechnik merken?

Als ich zum ersten Mal sah, mit welcher Technik ein Tragetuch gebunden wird, hatte ich das Gefühl, ich sei in einem Origami-Kurs für Fortgeschrittene. Wie kompliziert ist das denn bitte?! Nach der Geburt seines Babys ist man schon oft genug überfordert. Sich dann noch merken zu müssen, wo welches Ende nun am Rücken mit dem anderen Ende überkreuzt werden muss und wie fest die Schlaufe sein darf, war für mich irgendwie too much und viel zu umständlich. Nach vielen Wiederholungen wäre das Tragetuch-Binden vielleicht zum Automatismus geworden, aber ich war schon direkt abgeschreckt. Dennoch haben mein Freund und ich unseren Sohn einige Male im Tragetuch getragen. At least we tried!

Mir wurde übrigens mal der Tipp gegeben, es mit einer Trageberatung zu probieren. Ich sollte also nochmal mindestens die selbe Summe, die das Tragetuch gekostet hat, für eine Beratungsstunde ausgeben. Komisch, ich habe noch nie gehört, dass es kostenpflichtig beratende Fachpersonen für das Anlegen einer Babytrage oder das Schieben eines Kinderwagens gibt ;)

#2 Wie bekomme ich das Baby alleine da rein?

Also erstmal muss das Baby irgendwo neben sich abgelegt werden, wenn das Tragetuch umgebunden wird. Wenn man dann die Hälfte der gefühlten 20 Steps umfassenden Binde-Anleitung absolviert hat, muss das Neugeborene noch irgendwie in das Tuch manövriert werden, obwohl es noch gar nicht richtig fest und sicher sitzt. Ich hätte mir noch einen Arm mehr gewünscht, um das bei meinen Versuchen irgendwie gut hinzukriegen, mein Freund musste immer helfen.

#3 Das Tragetuch hängt immer im Dreck

Ein durchschnittliches Tragetuch ist mindestens 4 Meter lang. Das bedeutet, dass man sich eine sehr lange Stoffbahn um den Körper wickelt. Habe ich das Tuch umgebunden, als ich draußen war, hing es also mit großer Wahrscheinlichkeit im Dreck, und ich hatte leider nicht wie Cinderella ein paar Vögelchen, die mir beim Anziehen halfen. Herbstlaub, Sand oder Straßendreck wollte ich schon immer gerne nah an meinem Baby haben.

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#4 Die Ungewissheit, ob das Tuch richtig gespannt ist

Hatte ich es tatsächlich geschafft, das Tragetuch samt Baby anzulegen, blieb immer noch die Frage, ob das Tuch fest genug gespannt ist. Denn irgendwie hatte ich ständig das Gefühl, mein Sohn könnte gleich herausfallen. Zu fest durfte es aber auch nicht sein! Da er damals noch ein Neugeborenes war, das seinen Kopf noch nicht selbstständig halten konnte, mussten wir zusätzlich noch aus einer Mullwindel eine Kopfstütze basteln und die irgendwie im Tuch integrieren.

Eine gute Alternative zu Tragetüchern sind übrigens Babytragen:

#5 Sweat, sweat, sweat

Unser Sohn wurde im Frühling geboren, also nutzten wir das Tragetuch, als es draußen schon angenehm warm war. Wie gesagt, angenehm warm, also irgendwas um die 20 Grad. Aber da Babys kleine Heizungen sind, wärmten sich Brust und Bauch von uns Eltern immer extrem auf beim Tragen, und wir, das Tuch und unser Sohn waren teilweise nass vom Schweiß. Das war auch einer der Gründe, weshalb das Tragetuch für uns im Sommer schon zum No-Go geworden war.

#6 Das Gefühl, ein Packesel zu sein

Wenn es sich nicht nur um einen kleinen Spaziergang mit dem Kind in der Trage handelt, sondern man etwas länger unterwegs sein möchte, ist die Frage: Wohin mit dem ganzen Kram wie Wickeltasche, Spucktuch, Wechselsachen oder auch Flasche? Ich hatte echt keine Lust, mir zusätzlich zum Tragetuch vorne noch einen Rucksack hinten aufzuschnallen und wie ein Packesel herumzulaufen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, auf diese Weise mal einkaufen (Wohin dann mit den Lebensmitteln?) oder auf die Toilette zu gehen. Ein Kinderwagen ist in meinen Augen soo viel praktischer, allein wegen des ganzen Stauraums!

#7 Die ständige Atem-Kontrolle

Die paar Male, die ich meinen Sohn im Tragetuch hatte, war ich jedes Mal unsicher, ob er bequem darin lag und genügend Luft bekam, oder ob ich ihn zu eng eingewickelt hatte. In den ersten Wochen ging es mir wie vielen frischgebackenen Eltern so, dass ich allgemein ständig nach meinem Baby schauen und sichergehen musste, dass es noch atmete, und im Tragetuch stresste mich dieses ständige Atmungs-Checken noch mehr.

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#8 Ich konnte mein Baby gar nicht sehen

Im Tragetuch konnte ich meinen Sohn zwar nah an mir spüren, aber wenn ich an mir herunterschaute, starrte ich eigentlich nur auf ein Stück Mützenstoff. Wenn ich mit Begleitung unterwegs war, stellte ich ihr dann öfter die Frage: „Schläft er? Wie guckt er?“ Das hat mich immer ziemlich gestört. Im Kinderwagen hingegen konnte ich stets Blickkontakt mit meinem Sohn halten und ich habe es geliebt, ihn dabei zu beobachten, wie er seine Umgebung bestaunt.

#9 Ich wollte auch mal Pause vom Körperkontakt

Ich habe in den ersten Lebensmonaten meines Sohnes viel Zeit mit Stillen verbracht. Unter anderem deshalb habe ich es immer genossen, draußen zu sein und ihn eben nicht herumtragen zu müssen. Entweder schob ich oder jemand anderes den Kinderwagen und ich konnte mich frei bewegen, nur mit meinem postnatalen Gewicht.

Katja Gajek

Hört auf, Eltern Tragetücher aufzuquatschen

Viele Mütter und Väter lieben es, ihr Kind im Tragetuch zu haben oder nutzen es als Einschlafhilfe. Es kann sicherlich auch praktisch sein, wenn man zu Hause etwas erledigen will und das Kind sich gerade nicht ablegen lässt (wobei man es dann für die 30 Minuten Trage anlegen doch ablegen muss, :-P ). Für diese Zwecke brauchten wir das Tuch jedoch nicht. Letztendlich hat uns die Auseinandersetzung damit nur Nerven gekostet und wir waren unterwegs immer unsicher, ob wir alles richtig gemacht hatten, ob alles optimal saß, ob es nicht zu warm für unseren Sohn war, etc. Das wäre uns erspart geblieben, wenn nicht von allen Seiten der Druck gewesen wäre, unbedingt das vermeintlich "beste" Transportmittel fürs Baby auszuprobieren.

Ich glaube, hauptsächlich war es gar nicht das am Körper tragen an sich, was mich so gestört hat, sondern einfach die Beschaffenheit und die Bindetechnik von klassischen Tragetüchern. Denn obwohl wir zu Hause für jeden Spaziergang oder Ausflug nur noch den Kinderwagen und später den Buggy nutzten, haben wir uns für den Urlaub eine richtige Babytrage von Ergobaby besorgt. Diese empfanden wir als weitaus unkomplizierter, moderner, sicherer und vor allem Elternfreundlicher, da man nach dem einmaligen Einstellen der Gurte eigentlich nichts mehr falsch machen konnte. Auch das Anlegen war viel unkomplizierter und als unser Sohn älter war, konnten wir ihn auch auf dem Rücken tragen.

Ergobaby Babytrage, 3-Positionen, Ergonomisch

Das Produkt ist nicht mehr verfügbar. Zuletzt geprüft: 22.12.2024 06:41 Uhr

An alle Verfechter*innen von Tragetüchern: Schön, wenn ihr das passende Produkt für euch gefunden habt und glücklich beim Tragen seid. Aber es ist eben nicht für alle Eltern passend und das solltet ihr auch akzeptieren. Wann immer mittlerweile irgendwo das Thema Tragetuch aufkommt oder wieder jemand so tut, als gäbe es nichts Besseres fürs Kind, denke ich mir nur: „Warum muss man es sich denn so kompliziert machen?“ Eine normale Trage tut es schließlich auch. Und ein Kinderwagen erst recht!

Katja Gajek

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