Hydrocephalus lautet der medizinische Begriff, wenn der Kopf des Kindes übermäßig vergrößert ist. Hier ein kurzer Überblick über Auftreten und Symptome, Forschung und Behandlung eines Hydrocephalus.
Ein Mal bei etwa 2000 Geburten tritt es auf, dass ein Neugeborenes mit einem Wasserkopf zur Welt kommt, so besagen es die Zahlen des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg, der größten biomedizinischen Forschungseinrichtung in Deutschland. In so einem Fall hat sich zu viel Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit in den Ventrikeln, also den Hohlräumen im Gehirn angesammelt und die Hirnflüssigkeit, Liquor genannt, kann nicht abfließen. Dadurch kommt es zu einem Liquorstau, die Ventrikel erweitern sich und der Kopf schwillt übermäßig an – das Kind bekommt einen Wasserkopf.
Wasserkopf beim Baby – was sind die Symptome?
Die Symptome eines Hydrocephalus sind schon leicht mit bloßem Auge zu erkennen. Bei Föten und Säuglingen wird der Schädel wegen der weichen, noch verformbaren Schädelknochen ballonartig von innen aufgetrieben. Der Kopfumfang ist extrem vergrößert, auch kann die Fontanelle dann stark vorgewölbt sein. Weitere Symptome sind:
- Teilnahmslosigkeit
- Reizbarkeit
- schlechte Nahrungsaufnahme
- Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Bewegungsstörungen
- Krampfanfälle
- geistige Behinderungen
Zur Bestätigung kann eine Sonografie, Computertomografie oder MRT den Nachweis für die Erweiterung der Hirnwasserkammern bringen und die letztendliche Diagnose Hydrocephalus stellen. Mittlerweile wird es häufig bereits während der Schwangerschaft im Rahmen der pränatalen Diagnostik festgestellt, dass es beim Fötus erweiterte Ventrikel gibt.
Wie entsteht ein Wasserkopf beim Baby?
Ein Hydrocephalus kann angeboren oder erworben sein. Er kann sowohl vor der Geburt durch Fehlbildungen oder Hirnblutungen entstehen, als auch in jedem Lebensalter z. B. durch Infektionen, Unfälle oder Tumore. Die Folgen eines Wasserkopfes sind dabei sehr unterschiedlich, sie gehen von kleinen Beeinträchtigungen über Leistungsschwächen bis hin zu schweren neurologischen Ausfällen oder Epilepsie.
Neue Forschungsergebnisse beim genetisch bedingten Wasserkopf
In einigen Fällen ist der Wasserkopf auch genetisch verursacht. Ein Forschungsteam um Andreas Fischer am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg hat nicht nur entdeckt, dass ein Defekt in einem Gen namens Mpdz bei Mäusen einen Wasserkopf verursacht, sondern auch den Mechanismus hinter diesem Gendefekt. Die Wissenschaftler haben beobachtet, dass bei neugeborenen Mäusen mit defektem Mpdz-Gen das Ependym, das ist die trennende Zellschicht zwischen Hirnnervengewebe und Hirnflüssigkeit, stark geschädigt ist. Um diese lebensnotwendige Grenze aufrecht zu erhalten, wandern andere Zellen ein. Sie sorgen zwar für Stabilität in dem trennenden Gewebe, aber auch für eine Vernarbung. Dadurch verschließt sich die enge Verbindung zwischen zwei Hirnventrikeln und die Hirnflüssigkeit kann nicht mehr abfließen. "Damit haben wir einen entscheidenden Mechanismus aufgeklärt, wie ein genetisch bedingter Hydrocephalus entsteht", so Andreas Fischer beim Vorstellen seiner Studie.
Wie ist die Prognose bei einem Wasserkopf?
Insgesamt gesehen sind die Folgen eines Hydrocephalus von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Es gibt viele Kinder mit Wasserkopf, die sich völlig normal entwickeln, andere haben Hirnschädigungen und dadurch Behinderungen. Entscheidend ist in jedem Fall der frühzeitige Beginn der Therapie. Wenn der Hydrocephalus rechtzeitig behandelt wird, kann sich ein Säugling mit Wasserkopf normal weiterentwickeln. Ein Wasserkopf bei Erwachsenen sagt außerdem nicht unbedingt etwas über die kognitiven Fähigkeiten aus, wie eine Studie aus Schweden zeigt.
Welche Behandlungsmethoden beim Wasserkopf gibt es?
Auch wenn ein Hydrocephalus nicht heilbar ist, gibt es doch Möglichkeiten, die Symptome zu lindern. Oberstes Behandlungsziel ist es zunächst, den erhöhten Hirndruck zu vermeiden. Der Abfluss des Hirnwassers kann reguliert werden, indem eine Ableitung, ein so genannter Shunt aus Silikon und Kunststoff als Drainage, implantiert wird. Möglicherweise wird es weitere Operationen geben müssen, weil der Shunt mehrmals erneuert werden muss. Ein Schwerpunktzentrum, in dem Kinder aus ganz Deutschland und dem Ausland behandelt werden, ist die Kinderneurochirurgie Leipzig. Die Spezialklinik hat mehr als 100 Jahre Erfahrung in der Behandlung des Hydrocephalus. Bereits 1908 wurde dort die erste erfolgreiche Operationen zur Behandlung des Hydrocephalus durchgeführt.
Die Hydrocephalustherapie ist einer der wichtigsten Bereiche der pädiatrisch-neurochirurgischen Behandlung in Leipzig. Man bemüht sich hier vor allem um die minimal-invasive endoskopische Neurochirurgie (MIEN). Daher wird für jedes Kind individuell geprüft, ob eine erfolgreiche Wiederherstellung der Hirnwasserkreislaufs möglich ist. So kann eine Behandlung mit dem Implantieren eines Shunt vermieden werden.
Quellen:
Universitätsklinik Leipzig Kinderneurochirurgie
Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
Arbeitsgemeinschaft Spina Bifida und Hydrocephalus e. V.
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