Klar, Stillen ist gesund für Mutter und Kind. Aber das Thema hat eine enorme Tragweite. Die "Weltallianz für Stillaktion" (WABA) ruft wieder zur Weltstillwoche vom 28.9. bis 4.10.2015 auf und beleuchtet das wichtige Thema von verschiedenen Seiten. Auch Deutschland kann noch lernen.
Neues altes Motto für die Weltstillwoche 2015
Das neue Motte der Weltstillwoche 2015 ist eigentlich schon ein altes. Bereits 1993 stand die Weltstillwoche unter dem Motto „Stillen und Beruf – gemeinsam geht’s!“. Zwei Jahrzehnte später ist das Thema aktueller denn je. Viele Mütter gehen nach der Geburt wieder arbeiten, wollen arbeiten gehen, auch um sich selbst zu verwirklichen, als Frau und Mutter. Doch neben dem großen Brocken „Vereinbarkeit“ liegen Müttern auch noch andere Steine im Weg. Ein großes Thema ist dabei das Stillen. Weil das immer noch nicht in unsere Gesellschaft als Selbstverständlichkeit angekommen ist, gibt es für arbeitenden Mütter deshalb auch im Berufsleben noch (unnötige) Probleme. So ist nicht selten die Toilette das einzige stille Örtchen, in dem Frauen in aller Ruhe ihr Baby stillen oder Milch abpumpen können.
Dieses Bild, das ganz unabhängig von der Weltstillwoche 2015 entstanden ist, bringt dieses Problem und damit das Motto der Weltstillwoche perfekt auf den Punkt. Hier stehen zehn amerikanische Soldatinnen in voller Uniform und stillen ihre Babys. Alleine das ist für amerikanische Verhältnisse ein kleiner Skandal. Doch die Geschichte ist noch viel wichtiger. Tara Ruby hat dieses Foto geschossen und auf Facebook gepostet. Sie selbst war in den 90ern bei der US Air Force. In dieser Zeit kam ihr erstes Kind zur Welt. In einer Zeit, in der Unterstützung von stillenden Müttern nicht einmal einen Überlegung wert war, schreibt Ruby. Damals musste sie sich also in leere Büros und in Toiletten schleichen, für ein paar ruhige Minuten, in denen sie ihre Milch abpumpen konnte. Die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert.
Umdenken ist möglich
Denn Anlass für das Fotoshooting war ein neu eingerichteter Stillraum im Stützpunkt Fort Bliss in Texas. Und Rubys Foto? Das hängt genau dort an der Wand. Ein Foto, das so eine große Botschaft trägt. Es zeigt nicht nur, dass es möglich ist, Soldatin und Mutter zu sein. Es zeigt auch, dass es möglich ist, umzudenken und Frauen die Freiheiten einzuräumen, die ihnen als Mütter zustehen sollten: ein eigener Rückzugsraum mit angenehmer Atmosphäre, in dem das Stillen nicht mehr heimlich passieren muss.
Wenn es selbst die US Army mit ihren strengen, immer noch überwiegenden patriarchischen Strukturen es schafft umzudenken, dann sollte das überall möglich sein. Aber eben nur, wenn man die Veränderungen auch einfordert. Und deswegen ruft die "Weltallianz für Stillaktion" (WABA) vom 28.09 bis 04.10 wieder zur internationalen Weltstillwoche auf. Ziel soll es sein, für die aktuelle Lage berufstätiger Mütter, die Stillen möchten, zu sensibilisieren und langfristig die Hauspolitik der Unternehmen zu ändern. Zwar sind Müttern laut Arbeitsrecht feste Stillzeiten pro Tag zugesichert, nicht aber Stillräume. Diese müssen zum Beispiel vom Betriebsrat selbst erkämpft werden. In ihrer Stellungnahme zur Weltstillwoche 2015 schreiben unicef und die WHO: „Unsere Herausforderung ist es nun, dass Stillen am Arbeitsplatz besser funktioniert.“ Dafür müssten auch die einzelnen Regierungen stärker zur Verantwortung gezogen werden und dem Thema Stillen mehr Bedeutung für ihre globalen Entwicklungspläne einräumen.
Aktionen in Deutschland
Ein großes Ziel. Aber es ist schließlich nicht verkehrt, groß zu denken – nur so kann sich langfristig etwas ändern. Wer klein anfangen möchte, der kann sich auch in Deutschland an verschiedenen Informations- und Beratungsveranstaltungen beteiligen. Über den Deutschen Hebammen Verband finden Sie einen Überblick der Veranstaltungen. Die Stillwoche endet am 4. Oktober.
Bildquelle: waba