In einer Studie untersuchte die WHO, wie es mit der Neugeborenenversorgung auf Geburtsstationen während der Coronapandemie stand. Viele Mütter wurden aufgrund von Coronaverdacht von ihren Frühgeburten getrennt. Doch das sogenannte Känguruhen ist für die Säuglinge überlebenswichtig.
Warum Hautkontakt trotz Coronaverdacht so wichtig ist
Neugeborene brauchen von Anfang an die richtige Pflege und Nähe zur Mutter. Dies gilt vor allem für Babys, die zu früh geboren werden. Hier können der frühe Hautkontakt und die Bindung zur Mutter überlebenswichtig werden. Doch laut WHO wurden aus Vorsicht Mütter mit bestätigter Coronainfektion oder einem Coronaverdacht von ihren Frühgeburten getrennt. Dabei sind Techniken wie das "Känguruhen" besonders wichtig für die Babys: Dabei liegt das nackte Neugeborene auf der Brust der Mutter.
Der Hautkontakt sorgt dafür, dass das Kind besser zunimmt, das Stillen wird erleichtert und Mama fungiert als lebender Brutkasten. Diese menschliche Mutterwärme und das Bonding kann eine Maschine nicht ersetzen. Daher wird diese Technik vor allem auf Geburtsstationen für Frühchen eingesetzt, denn sie würde die Wahrscheinlichkeit für das Überleben der Babys um 60 % steigern können. Doch durch die Coronapandemie kam es des Öfteren zur Trennung von Mutter und Kind, wenn ein Verdacht der Infektion bestand.
"Die Känguru-Methode gehört zu den besten Maßnahmen, um die Überlebenschancen eines Frühgeborenen oder Babys mit niedrigem Geburtsgewicht zu verbessern, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen."
Queen Dube, Gesundheitsminiserum Malawi
Infektionsrisiko für Neugeborene eher gering
Die WHO kam in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass das Risiko, sich mit Corona anzustecken, für ein Neugeborenes eher niedrig sei, wenn die Eltern am Virus erkrankt seien. Bisher hätte es weltweit weniger als 2.000 Todesfälle gegeben. Demgegenüber stünden ca. 125.000 frühgeborene Säuglinge, die ohne die Känguru-Methode vielleicht nicht überleben würden. Daher empfiehlt die Organisation, dass Geburtsstationen den Eltern auch in der Pandemie unbedingt den Kontakt zum Baby ermöglichen sollten.
Die Qualität der Neugeborenenpflege leidet in der Pandemie
In der Untersuchung wurde zudem festgestellt, dass die Pflege der Neugeborenen durch die Coronapandemie stark gelitten hätte. Vor allem in Ländern mit einem niedrigen und mittleren Einkommen gäbe es große Versorgungsprobleme mit Schutzausrüstung und Umsetzung der richtigen Hygienerichtlinien. 13 % der befragten Kliniken gaben sogar an, dass schwangere Frauen nicht auf das Virus getestet werden konnten. Demnach wurden vielleicht auch Frauen von ihren Babys getrennt, obwohl diese gar nicht mit Covid-19 infiziert waren.
Insgesamt litten 85 % des Geburtspersonals unter größerem Stress und Druck, vor allem weil Personal durch Erkrankung fehlte. Es hätte auch Probleme bei der Nachsorge der Babys gegeben, weil die Familien aus Angst vor einer Infektion die Krankenhausbesuche nicht wahrnahmen. Daher mahnt die WHO: "Es besteht die dringende Notwendigkeit, lebensrettende Maßnahmen, wie z.B. KMC (Känguruhen), die durch die Pandemie bedroht sind, zu schützen."
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