In den ersten Monaten helfen Reflexe dem Baby beim Überleben. Die wichtigsten frühkindlichen Reflexe haben wir hier für Sie zusammengefasst. Außerdem: Warum einige angeborene Reflexe uns ein Leben lang begleiten.
Babys sind bei der Geburt gar nicht so schlecht auf das Leben „da draußen“ vorbereitet, wie man meinen könnte. Sie sind mit einer Reihe von ziemlich raffinierten Reflexen ausgestattet, die ihm letztendlich dabei helfen zu überleben. Das beste Beispiel dafür ist, dass Babys schon direkt nach der Geburt die Brust der Mutter suchen und dann daran saugen. Ärzte sprechen dabei vom Suchreflex und von der Reflexkombination Saug- und Schluckreflex. Es gibt aber noch weitere wichtige frühkindliche Reflexe, die wir in diesem Artikel genauer erklären möchten.
Das interessante ist, dass die meisten dieser Babyreflexe schon innerhalb der ersten Lebensmonate wieder verschwinden und von koordinierten Bewegungen abgelöst werden. Daher spricht man häufig auch von Neugeborenenreflexen. Diese laufen bei allen Babys immer nach dem gleichen Muster ab. Daher wird Ihr Kinderarzt die frühkindlichen Reflexe bei den U-Untersuchungen regelmäßig überprüfen: Laufen sie nach den richtigen Bewegungsmustern ab? Verschwinden sie mit zunehmender Hirnreife wieder? Diese Fragen helfen dem Arzt dabei zu beurteilen, ob Ihr Kind gesund ist beziehungsweise ob es sich gesund entwickelt. Werden diese Reflex nicht richtig oder zu spät abgebaut, kann das zu Entwicklungsstörungen führen. In folgender Tabelle können Sie einsehen, wann welche frühkindlichen Reflexe in etwa wieder verschwinden sollten.
Die frühkindlichen Reflexe im Überblick
➤ Suchreflex: Das Baby ist auf Nahrungsaufnahme programmiert. Es wird direkt nach der Geburt ganz instinktiv die Brust der Mutter suchen. Ein leichtes Streicheln an der Wange genügt als Reiz und das Baby wird sich in diese Richtung drehen, seinen Mund öffnen und beginnen zu saugen. Besonders ausgeprägt ist dieser Reflex kurz nach der Geburt. Daher wird Müttern auch dazu geraten, ihre Neugeborenen direkt auf die Brust zu legen. Sehr schön kann man diesen Reflex auch an dem Phänomen des Breast Crawls beobachten. Mehr dazu gibt es hier: Breast Crawl - faszinierendes Phänomen bei Neugeborenen
➤ Saug- und Schluckreflex: Wenn das Baby die Brust gefunden hat, dann beginnt es sofort daran zu saugen. Hier greift der sogenannte Saug- und Schluckreflex. Sobald dem Baby etwas in den Mund gelegt wird – sei es nun Ihre Brustwarze oder der Nuckel des Fläschchens – beginnt es daran zu saugen und die Nahrung herunterzuschlucken. Damit ist ein ganz wichtiger Punkt des Überlebens gesichert: Essen und Trinken.
➤ Greifreflex: Babys können schon richtig fest zupacken. Grund dafür ist der Greifreflex. Streicheln Sie über die Handinnenfläche Ihres Babys, wird es sofort zupacken. Durch die häufige Wiederholung dieser Bewegungsabfolge trainiert das Baby das Greifen und wird es immer besser gezielt steuern können. Das Gleiche gilt für das gezielte Loslassen. Das können Babys erst viel später bewusst steuern. Übrigens: Einen ähnlichen Reflex gibt es auch an Babys Fuß. Streicheln Sie ihm über die Fußsohle, wird es seine Zehen anziehen.
➤ Schreitreflex: Noch lange bevor Ihr Baby laufen kann, wird es seine ersten Schritte machen. Zumindest fast: Hält man das Baby aufrecht und stellt es auf die Fußsohlen, beziehungsweise berühren diese eine feste Fläche, dann wird es instinktiv Schreitbewegungen machen. Den Schreitreflex kann man aber auch im Liegen beobachten. Ihr Baby kann sich auch schon mit den Beinchen abstoßen. Auch hier möchten wir noch einmal auf das Breast Crawling verweisen. In unseren Videos können Sie beobachten, wie sich die Babys vom Bauch der Mutter abdrücken und Richtung Brust schieben.
➤ Moro-Reflex: Der Moro-Reflex ist ein wichtiger Indikator dafür, ob der Gleichgewichtssinn Ihres Babys richtig funktioniert. Der Reflex wird ausgelöst, wenn das Baby überraschend nach hinten fällt oder geneigt wird. Dann reist das Baby ziemlich heftig seine Arme nach vorne, spreizt seine Finger, öffnet den Mund und wirft den Kopf nach hinten. Diese heftige Reaktion kann unerfahrene Eltern schon etwas verunsichern, vor allem weil der Moro-Reflex auch durch eine Schrecksituation ausgelöst werden kann. Sogar im Schlaf ist dieser frühkindliche Reflex zu beobachten. Oft wachen die Babys durch ihre eigenen Bewegungen dann wieder auf. Um dem vorzubeugen, wird bei Babys mit stark ausgeprägtem Moro-Reflex oft zum Pucken geraten. Mehr dazu lesen Sie hier: Baby pucken - oder lieber nicht?
➤ Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex (ATNR): Auch dieser Reflex ist für den Gleichgewichtssinn des Babys zuständig, beziehungsweise hilft er dabei diesen zu trainieren. Neigt man dem Kopf des Säuglings z.B. nach rechts, so wird es als Reaktion darauf sein rechtes Bein und den rechten Arm ausstrecken, die Extremitäten der linken Seite werden angezogen. Oft wird dieser Reflex auch Fechterstellung genannt. Dieser frühkindliche Reflex sollte mit etwa einem halben Jahr verschwinden. Andernfalls wird Ihr Kind nicht gut krabbeln können und beim laufen Lernen Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht haben.
➤ Atemschutzreflex: Durch den Atemschutzreflex stellt der Körper sicher, dass kein Wasser in die Lunge des Babys gelangt. Sobald Mund und Nase des Säuglings mit Wasser in Berührung kommen, verschließen sich seine Atemwege. Er ist ebenfalls nur für ein paar Monate nach der Geburt aktiv und verschwindet dann. Deshalb ist auch das Babyschwimmen nur in einer relativ kurzen Zeitspanne möglich.
Welche Schutzreflexe uns immer erhalten bleiben
Die frühkindlichen Reflexe sind also ein relativ gutes Schutzpacket für das Baby in den ersten Lebensmonaten. Je intensiver das Baby seine Umgebung wahrnehmen und mit ihr interagieren kann, desto unwichtiger werden einige dieser Reflexe. Das Baby kann seine Bewegungen jetzt gezielter einsetzen und braucht diese Automatismen nicht mehr.
Allerdings gibt es einige angeborene Reflexe, die uns ein Leben lang erhalten bleiben. Das sind vorwiegend wichtige Schutzreflexe: wie Husten, wenn wir uns verschluckt haben oder wir reißen die Arme nach vorne, wenn wir stürzen. Hier ein paar wichtige Schutzreflexe im Überblick:
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