Babybetten gehören zur absoluten Grundausstattung für Babys dazu, oder? Schließlich finden sie sich auf jeder Erstausstattungsliste und auch Broschüren und Ratgeber sind voller glücklich im Bettchen schlafenden Babys. Klar, dass wir uns in der ersten Schwangerschaft gleich ein Babybett zugelegt haben. Warum wir uns das hätten sparen können.
Die Vorzüge vom Babybett – in Theorie
Wo sonst sollte ein Baby denn auch schlafen, als im Babybett?! Schließlich lauten die wichtigsten Empfehlungen für sicheren Babyschlaf (BZgA):
- auf dem Rücken
- im Schlafsack
- mit harter Matratze
- ohne gefährliche Decken, Kissen und Gegenstände
- im Zimmer der Eltern
... und am besten im eigenen Bettchen. Aber es gibt eben auch Babys, die in ihrem eigenen Bettchen nicht schlafen können. So wie bei uns.
Muss es eigentlich das Babybett sein?
Die Hebammen im Geburtsvorbereitungskurs hatten uns vorgewarnt: "Nehmt euer Baby mit zu euch, das spart euch jede Menge Stress und Sorgen." Als die anderen Eltern anfingen, mit den Augen zu rollen, kamen mir die ersten großen Zweifel am Babybett.
Im Zusammenhang mit bedürfnisorientierter Erziehung und im Attachment Parenting hatte ich schon viel vom Familienbett gehört. Den Großteil meiner ersten Schwangerschaft war ich aber zunächst mit Themen wie Vorsorge, Hebammensuche, Feindiagnostik, Kliniksuche und vorzeitigen Wehen beschäftigt. Bis es dann so langsam an die Geburts- und Wochenbett-Planung ging und das Thema Co-Sleeping auch beim Thema Stillen und Einschlafstillen immer wieder aufkam.
Hah! Zu dem Zeitpunkt stand unser Babybett (inklusive teurer Testsieger-Matratze) schon längst aufgebaut an seinem Platz. Klar, das Babyphone mit bis heute unbenutztem Atem- und Herzschlag-Sensor hatten wir auch besorgt. Und ich bekam so langsam das Gefühl, dass wir zumindest am Anfang wenig davon brauchen würden. Aber kann das wirklich gut klappen?
Babyphones sind trotzdem praktisch, wenn Babys mit im Familienbett schlafen, schließlich wollen wir Eltern trotzdem mal das Zimmer verlassen. Im Video stellen wir die beliebtesten von Philips vor:
Wie wir uns gegen das Babybett entschieden haben
Am Ende waren es unsere Babys, die uns die Entscheidung abnahmen. Schon ab der ersten Nacht in der Klinik war bei beiden Kids klar, dass sie bei uns schlafen würden. Die Distanz zum Baby im Beistellbettchen fühlte sich viel zu weit an, schließlich waren sie gerade noch in meinem Bauch, wo ich jede ihrer Bewegungen spüren konnte, als wären sie meine eigene.
Auch unsere Babys kamen ohne festen Körperkontakt einfach nicht zur Ruhe. Das änderte sich auch nicht, als wir zu Hause in unsere Routine fanden. Besonders unser High Need Baby schlief in den ersten Monaten nicht nur bei uns, sondern auf uns. Das heißt Co-Sleeping bedeutete nicht wirklich mehr Schlaf für uns. Aber zumindest kam unser überreiztes Kleines zwischenzeitlich zur Ruhe.
In den ersten Nächten mit unserem Neugeborenen hätte ich mir sehr gewünscht, dass jemand zu mir sagt: "Mach dir keinen Kopf, bei uns war's ganz genauso!" Mit diesem Wissen war beim zweiten Kind alles viel entspannter.
Übrigens hat meine Kollegin Andrea hier mit einer Expertin darüber gesprochen, wie Co-Regulation bei Schreibabys und High Need Kindern genau funktioniert:
Das Spiel mit dem Ablegen
Wer kennt es nicht, das ewige Hin und Her mit dem Baby ins Bettchen legen? So konnten wir ganze Nächte verbringen, haben es aber schnell gelassen.
Denn haben wir es doch mal versucht, unsere Babys im Babybett abzulegen, hat es nie länger als zwei Sekunden gedauert, bevor sie zu weinen anfingen – all unser Wissen rund um den Moro-Reflex, Schlafphasen, White Noise, Schlaftemperatur und Co. hat daran nichts geändert.
Auch tagsüber liebten unsere Kids ihre Nickerchen nur bei uns im Arm, auf der Brust oder im Tragetuch (Kinderwagen und Autositz waren übrigens auch nicht drin). Und warum denn nicht?
Im Rückblick bereue ich nur, dass ich mir zu viel Kopf über Haushalt, Termine & Co. gemacht habe, statt das Kuscheln ganz ohne schlechtes Gewissen und Druck genießen zu können.
Karen McMillan verleiht solchen Gedanken übrigens ganz wundervoll Ausdruck in ihrem Buch 'Mother Truths'. Und wie wir den Mental Load etwas mehr in Check halten können, beschreibt meine Kollegin Charoline hier im Artikel.
Ist Co-Sleeping wirklich eine Option?
Wie alle Eltern haben wir uns viele Gedanken zur Sicherheit und zum plötzlichen Kindstod gemacht. Und dann waren da all die Babys im Bekanntenkreis, die anscheinend Nacht für Nacht zufrieden in ihrem Babybett durchschliefen. Klar ist man dann ein kleines bisschen neidisch, dass das Parenting bei anderen so nebenbei zu laufen scheint. So haben wir beim ersten Kind manchmal noch an unserer Entscheidung gezweifelt (und total übernächtigt darüber diskutiert). Und ich schwöre, das Babybett in der Ecke hat hämisch gekichert, wenn ich mir beim Aufstehen jedes Mal den Fuß oder den Ellenbogen daran stieß!
Vielleicht haben wir unseren Babys das Schlafen bei uns "angewöhnt", vielleicht haben sie es eingefordert oder es war eine Mischung aus beidem. Aber wir haben ihnen so unmissverständlich vermittelt: Wir sind sofort da und geben ihnen alle Nähe, die sie brauchen.
Da ich mich auch beruflich viel mit dem Thema befasse, wusste ich, dass das Familienbett eine sehr sichere und tolle Alternative zum Babybett sein kann – solange man die Risiken und bestimmte Regeln beachtet. Wie die meisten Neugeboreneneltern haben auch wir die viele Nächte damit verbracht, konstant die Atmung unserer Babys zu checken. Das fiel uns umso leichter, weil unsere Kinder eben direkt neben uns lagen.
Nicht alles ist besser im Familienbett – aber vieles schon!
Das Tolle am Familienbett: Sind unsere Babys aufgewacht, waren wir sofort da. Für mich war es auch viel einfacher, nach dem Stillen direkt weiterzuschlafen. Klar waren die Nächte trotzdem unruhig, aber hätten wir auch noch versucht, die Kids in ihrem eigenen Bett abzulegen, hätte die letzten 6 Jahre keine*r ein Auge zu bekommen.
So war vieles entspannter, für die Kinder lief das Schlafen und für uns das Nighttime Parenting total intuitiv ab. Da war es oft auch egal, ob das richtige Schlaflied lief, das Söckchen richtig saß oder aber die Feuerwehr am Fenster vorbeifuhr. Besonders auch intensive Nachtschreck-Phasen und Krankheiten waren so für alle einfacher.
Über entsetzte Kommentare wie: "Wenn sie einmal bei euch schlafen, ziehen sie nie wieder aus eurem Bett aus!" kann ich nur lachen.
Woher wollen die Leute das wissen? Garantiert nicht aus eigener Erfahrung.
Vielleicht haben wir unseren Babys das Schlafen bei uns "angewöhnt", vielleicht haben sie es eingefordert oder es war ein Mix aus beidem. Aber wir haben ihnen so unmissverständlich vermittelt: Wir sind sofort da und geben ihnen alle Nähe, die sie brauchen. Das stellen sie auch heute nicht infrage und ich hoffe, dass das bis ins Erwachsenenalter so bleibt. Der Große ist übrigens längst aus unserem Bett ausgezogen und auch der Kleine macht mittlerweile seinen Mittagsschlaf lieber im Doppelstockbett.
Also ab in den Keller – oder?! Wozu ein Babybett noch praktisch ist
Wer jetzt sagt: "Ich versteh das nicht, Babybetten sind doch so praktisch!" hat natürlich recht. Besonders dann, wenn Babys darin gerne schlafen! Aber auch unseres konnten wir trotzdem für einige Dinge verwenden:
Mal im Ernst: Die wichtigste Funktion, die unser Babybett hatte, war die eines Rausfallschutzes fürs Elternbett. Und dafür war es über Jahre hinweg perfekt. Blöd nur, dass es die für ein Zehntel des Preises zu kaufen gibt und man sich an denen nicht ständig die Zehen stößt.
Fun Fact: Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, erfolglos ein Bild von unserem Babybett zu suchen. Scheinbar haben unsere Babys mehr Zeit beim Geschirrspüler-Ausräumen, bei U-Untersuchungen und beim Ziegenstreicheln (in der Großstadt!) verbracht, als auch nur in der Nähe ihres Babybetts.
Mein Fazit: Abwarten ... oder lieber gar kein Babybett kaufen
Ein Babybett würde ich persönlich nicht noch einmal kaufen. Wir hätten definitiv warten können, bis wir unsere Familiendynamik und Routine mit Baby besser einschätzen konnten. In unserem Fall war das Babybett eine komplette Fehlinvestition, die uns viel Geld, Platz und Nerven gekostet hat. Aber auch jetzt, wo wir schon ein Babybett haben, würde ich es für ein weiteres Kind nicht wieder aufbauen, sondern werde es verschenken.
Co-Sleeping ist einfach ein zu selbstverständlicher Teil unseres Alltags geworden. Und wir wissen die Vorteile zu sehr zu schätzen – trotz oder sogar wegen dem teuren Babybett im Keller. An dem wir uns übrigens immer noch die Füße stoßen, wenn wir nach der Weihnachtsdeko suchen.
Übrigens: Noch eine günstige, nachhaltige Alternative zum Babybett ist ein Bodenbett bzw. eine Matratze auf dem Boden. Besonders ältere Babys und Kleinkinder fühlen sich darauf oft wohler als im Gitterbett. Unsere Montessori-Expertin gibt hier Tipps, wie es mit dem Bodenbett klappt.
Wir alle haben ganz unterschiedliche Erfahrungen! Mehr Berichte lest ihr hier, warum meine Kollegin Katja keine Tragetücher mag und genervt ist, wenn man ihrem Kind Süßigkeiten schenkt. Natalie hat dagegen mehr als genug von Hausbetten, Charoline hat das Neinhorn aus ihrem Haushalt verbannt und Gesine gesteht, was sie am Mamasein stört.