Heutige Kinder können sich kaum vorstellen, dass es mal eine Zeit gab, in der eine Mauer Deutschland teilte. Über diese Zeit und die Erlebnisse der Menschen in der DDR sowie die Ereignisse, die zur Wende und Wiedervereinigung führten, gibt es viele gute Filme, die unterhaltsam sind, aber auch zum Nachdenken anregen. So kommt ihr mit der jüngeren Generation ins Gespräch oder könnt euch selber an die damalige Zeit erinnern. Die folgenden Filme über die DDR-Zeit und den Mauerfall lohnen sich wirklich.
Zwei zu eins (2024)
In der Gauner-Komödie "Zwei zu eins" von 2024 spielt die großartige Sandra Hüller (Anatomie eines Falles, Tonie Erdmann) Maren, die 1990 zusammen mit ihren beiden Freunden Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) eine Entdeckung macht: In der Kleinstadt Halberstadt finden die drei in einem alten Schacht mehrere Millionen DDR Mark. Was tun, mit Geld, das eigentlich angesichts der frischen Wiedervereinigung total wertlos ist?
Gemeinsam mit Bekannten entwickeln die drei ein System, das wertlose Geld in Waren zu tauschen und die neugierigen Westler*innen übers Ohr zu hauen. Die sommerliche Komödie mit grandiosen Darstellern ist eine Hommage an die aufregende Wendezeit, wo alles möglich schien – eine außergewöhnliche Zeit des Umbruchs. Liebevoll gestaltete Kulissen lassen viele DDR-Erinnerungen wach werden und erzählen humorvoll, wie die ehemaligen DDR-Bürger in dieser anarchischen Zeit mit der Möglichkeit vom schnellen Reichtum umgingen und ihre eigenen Ideale angesichts des realen Kapitalismus infrage stellten.
Wendezeit (2019)
Der Fernsehfilm "Wendezeit" erzählt die Geschichte von Doppelagentin Saskia Starke (gespielt von Petra Schmidt-Schaller): Als Stasi-Undercover-Agentin lebt sie in West-Berlin und arbeitet dort offiziell für die amerikanische Botschaft. Der DDR-Geheimdienst konnte eine inoffizielle Mitarbeiterin erfolgreich beim Klassenfeind unterbringen. Dort lebt sie unbehelligt mit ihrem deutsch-amerikanischen Ehemann und zwei Kindern.
Als sich im Oktober 1989 das Ende der DDR ankündigt, droht ihre gesamte mühevoll arrangierte Existenz aufzufliegen: Ihr bisheriges Leben zwischen den komplett unterschiedlichen Wertesystemen Kapitalimus und Sozialismus bekommt Brüche. Sie ist innerlich zerrissen und setzt ihre gesamte Familie aufs Spiel. Die Lügen der Vergangenheit und die Veränderungen in der realen Welt der Wiedervereinigung holen sie nun ein ... Ein fesselnder Spionagefilm über die Zeit enormer politischer Veränderungen und das Aufeinanderprallen zweier Systeme, die gegensätzlicher nicht sein könnten.
Gundermann (2018)
Der biografische Spielfilm "Gundermann" über einen sozialistischen Liedermacher zeigt die Widersprüche, die das Leben in der DDR für nicht wenige Menschen ausmachte: Im Führerhäuschen seines Schaufelradbaggers bekommt der Braunkohlemitarbeiter Gerhard Gundermann (gespielt von Alexander Scheer) aus Hoyerswerda Inspiration für Liedtexte. Der Film zeigt in Rückblenden, wie er seine Frau Conny (gespielt von Anna Unterberger) kennenlernte, seine tägliche Arbeit im Tagewerk verrichtete und für seine Kollegen über den Alltag als Braunkohlearbeiter sang und dichtete. Er galt damit als Sprachrohr des Lausitzer Braunkohlereviers.
Der Idealist und überzeugte Kommunist eckt an und wird aus der SED ausgeschlossen. Als Spitzel für die Stasi erhofft er sich etwas Gutes: die Verbesserungen im Arbeitsschutz und bei den Arbeitsbedingungen. Doch die Realität sieht anders aus. Gleichzeitig wird der Spitzel aber auch selber bespitzelt und findet nach der Wende in seiner Stasi-Akte heraus, was wirklich passierte... Der zeitgeschichtliche Film erhielt 2019 mehrere Auszeichnungen beim Deutschen Filmpreis und war der erfolgreichste Beitrag im Wettbewerb.
Ballon (2018)
Das von Michael Bully Herbig produzierte Drama "Ballon" thematisiert einen spektakulären Fluchtversuch aus der DDR: Es basiert auf der wahren Geschichte zweier Familien, die 1979 mit einem selbstgebauten Heißluftballon fliehen wollen. Nachts bauen Peter Strelzyk und Günter Wetzel aus alten Regenmantelstoffen einen Ballon, der ihre Familien inklusive Kinder in den Westen bringen soll. Doch der Ballon stürzt knapp vor der Grenze ab ...
Als sie an einem neuen Flugobjekt bauen, kommt die Staatssicherheit ihnen auf die Spur. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt – schaffen sie tatsächlich den Flug in den Westen? Der unterhaltsame Film gewann den Filmpreis für die beste Filmmusik.
In Zeiten des abnehmenden Lichts (2017)
"In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist eine Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Eugen Ruge: Im Frühherbst 1989 feiert Großvater Wilhelm (Bruno Ganz) in Ostberlin 90. Geburtstag. Als Ex-Widerstandskämpfer, Exilheimkehrer und Stalinist kann er auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Zu seinem Ehrentag kommen Nachbarn, Weggefährten und Gratulanten, bringen ihm Blumen und halten Reden als wäre die Welt noch wie bisher. Dabei beginnt draußen die Revolution und Deutschland ist nicht mehr wie vorher.
Einer fehlt in der Runde der Familie, der Enkel Sascha. Niemand ahnt, dass er wenige Tage vorher in den Westen abgehauen ist. Aus der Sicht von Saschas Vater Kurt, einem Gulag-Überlebenden und Historiker, erzählt der Film einen Tag im Leben der Familie kurz vor einer Umwälzung des politischen Systems als Momentaufnahme. Danach wird nichts mehr sein wie vorher.
Zutiefst bewegender Film mit großartigen Schauspielern und Schauspielerinnen über den Zerfall der DDR und eine Phase, die für viele Familien mit zahlreichen Brüchen und Veränderungen verbunden war.
Bornholmer Straße (2014)
Die Tragikomödie "Bornholmer Straße" erzählt vom historischen Tag, als Günther Schabowski am 9. November 1989 durch einen Versprecher die Mauer öffnete: Charly Hübner spielt den damaligen diensthabenden Oberstleutnant Harald Schäfer, der sich mit seinen Kollegen am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin-Mitte auf einen ruhigen Nachtdienst einrichtet. In Fernsehen läuft die Pressekonferenz, auf der Schabowski mitteilt, dass es laut seiner Anweisung am 9. November möglich sei, aus der DDR auszureisen – und zwar sofort. Eigentlich sollte diese Ausreisemöglichkeit für Privatreisen erst für den nachfolgenden Tag gelten.
Ab dieser Nacht ist nichts mehr wie bisher: Schäfer und seine Kollegen sehen sich mit einer historischen Neuerung konfrontiert – immer mehr DDR-Bürger und Bürgerinnen strömen zur Grenze und wollen am Schlagbaum über die Grenze. Schäfer bekommt keine klaren Anweisungen von seinem Vorgesetzten und sieht sich an der Grenze mit einer Ausnahmesituation konfrontiert. Erst nach 22 Uhr erhält er den offiziellen Befehl vom Stasioberst, dass er die Menschen durchlassen darf. Gegen 23 Uhr trifft er die ihm schwerfallende Entscheidung den Schlagbaum zu öffnen ... Die Bilder der Menschen, die jubelnd nach Westberlin strömen, gehen in die Geschichte ein.
Barbara (2012)
Das bewegende Drama "Barbara" (Regie und Drehbuch von Christian Petzold) erzählt die Geschichte der Ostberliner Kinderärztin Barbara, die nach einem Ausreiseantrag 1980 in ein kleines Krankenhaus in der Provinz an die Ostseeküste strafversetzt wird. Sie hält es in der DDR nicht mehr aus und plant mit ihrem westdeutschen Geliebten Jörg ihre Flucht. Die Ostsee ist nun ihre Hoffnung in den Westen zu kommen.
Ihr neuer Chef Andre verwirrt sie zunehmend, obwohl sie nur eines im Kopf hat: weg hier. Ihre neue Wohnung, die Kollegen und der Sommer berühren sie nicht mehr. In der Kinderchirurgie bleibt sie eher distanziert. Die beiden kommen sich näher, aber Barbara weiß nicht, ob er in sie verliebt ist oder sie nur ausspionieren soll ... Als der Tag ihrer Flucht bevorsteht, stellt sie nochmal alles infrage – ihre Zukunft, ihre Entscheidung, ist das alles richtig? Ein berührender Film mit der großartigen Nina Hoss, der mich wirklich nachdenklich zurückließ, wie schwierig das für die Menschen damals war.
Das Leben der Anderen (2006)
Kein Film über die DDR hat seit der Wende international so viel für Aufsehen gesorgt, wie der Politthriller "Das Leben der Anderen" von Florian Henkel von Donnersmarck. Er gewann sogar einen Oscar. Darin spielt der verstorbene Ulrich Mühe den Stasihauptmann Gerd Wiesler, der 1984 den Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) und dessen Lebensgefährtin (Martina Gedeck) bespitzelt. Auf dem Dachboden des Hauses richtet das MFS eine Einsatzzentrale ein und Wiesler nimmt alles auf und dokumentiert genau den Alltag und die Begebenheit in der Wohnung des Paares.
Immer mehr dringt der linientreue IM durch seine Überwachung in das Leben der beiden Künstler ein und wird Zeuge vieler alltäglicher intimer Situationen. Dadurch wird ihm die Trostlosigkeit seines eigenen Alltags immer mehr bewusst und er beginnt sich für Kunst und Literatur zu interessieren. Nach und nach merkt er, wie es seinen Vorgesetzten nicht nur darum geht, Dreymans Loyalität zum sozialistischen Staat zu ermitteln, sondern auch darum, dessen attraktive Freundin zu beobachten, die viele Männer zu interessieren scheint. Dabei stellt er seine Tätigkeit der Bespitzelung infrage und gerät in Konflikt mit seiner Arbeit und den Vorgesetzten ...
Kleinruppin forever (2004)
Die leichte Ost-West-Komödie "Kleinruppin forever" ist eine Art doppeltes Lottchen-Geschichte in DDR und BRD. 1984 verschlägt es den 19-jährigen angehenden Tennisstar Tim auf einem Schulausflug in den Osten nach Kleinruppin. Dort lernt er seinen Zwillingsbruder Ronnie kennen, der ihn prompt niederschlägt. Ronnie ist clever und durch einen Trick fährt er mit der Schulklasse an Tims Stelle nach Bremen, während Tim in Kleinruppin hängt.
Für Tom ist die neue Situation in der DDR alles andere als leicht. Das Leben in der DDR ist aus Westsicht zunächst vollkommen absurd. Als er eine Gelegenheit bekommt, ebenfalls wieder in den Westen zu gehen, muss er eine Entscheidung treffen: Das ist nicht leicht, denn er hat sich in Ronnies Freundin Jana verliebt und beginnt, sich langsam mit den Leuten anzufreunden und dem Alltag etwas abzugewinnen ... Die locker-leichte Verwechslungskomödie ist unterhaltsam und bietet mehr Tiefgang als man durch den Trailer vermutet.
Goodbye, Lenin (2000)
Natürlich darf auch dieser Klassiker der Filme über die DDR nicht fehlen, der Daniel Brühl zum internationalen Durchbruch verhalf: "Goodbye, Lenin" erzählt die skurrile Geschichte vom 22-jährigen Alex und seiner Mutter, Musiklehrerein Christiane (Kathrin Sass), einer glühenden Anhängerin des Sozialismus. Zur 40-Jahr-Feier der DDR glaubt diese ihren Sohn unter den Wende-Demonstranten zu erkennen und erleidet einen Herzinfarkt. Daraufhin fällt sie direkt ins Koma.
Dieser Zustand hält so lange an, dass sie die historischen Umwälzungen von Mauerfall und Wiedervereinigung komplett verpasst. Als sie im Sommer 1990 aus dem Koma erwacht, ist nichts mehr wie vorher, die Gesellschaft eine ganz andere. Die Ärzte warnen Alex vorher vor diesem Schock und er lässt sich etwas einfallen: In der Ost-Berliner Plattenbausiedlung errichtet er seiner Mutter eine Wohnung im DDR-Stil, damit sie nicht merkt, was eigentlich los ist.
Dazu engagiert er Komparsen, die in Pionierkleidung sozialistische Lieder singen und füllt Westgurken in alte Spreewald-Gläser ab ... Als seine Mutter wieder laufen lernt, merkt sie, was eigentlich los ist und Alex erzählt eine Lüge nach der anderen, bis das ganze aufzufliegen droht ...
Die warmherzig-originelle Tragikomödie unter der Regie von Wolfgang Becker war 2001 ein enormer Kinoerfolg beim Publikum und bei der Kritik.
Sonnenallee (1999)
Zu guter Letzt darf natürlich nicht der humorvolle Leander Haußmann-Film "Sonnenallee" fehlen: Die Komödie entführt die Zuschauenende in die DDR der 70er und zeigt, dass es im sozialistischen Staat auch fröhlich zuging und die Leute ein Leben hatten jenseits von Parteibuch und Pionierwesen. Alexander Scheer spielt die Hauptrolle, den 17-jährigen Michael, der kurz vor dem Abitur steht und rebelliert: Er liebt nichts so sehr wie Rock- und Popmusik und trägt gern Jeanshosen, was ihn in der DDR natürlich verdächtig macht.
Michael lebt im Ostteil der Sonnenallee, einer bekannten Straße in Berlin, die direkt am Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin entlanggeht und sich dort teilt. Der Film erzählt die Geschichte seines Teenageralltags, mit den üblichen Problemen der ersten Liebe, Selbstfindung im Sozialismus und Rebellion eines Teenagers, der mehr vom Leben will als die DDR ihm zu bieten scheint. Noch dazu verlockt ihn der Westen durch Besuche seines West-Onkels, der zahlreiche nutzlose Dinge über die Grenze schmuggelt.
Während er überlegt, wie er illegal an Platten kommt und Miriam imponieren möchte, plant seine Mutter (Katharina Thalbach) mit einem gefundenen Westausweis heimlich ihre Flucht. Sehr zu empfehlen ist auch der Soundtrack, der uns musikalisch direkt in die 70er Jahre in Ost und West katapultiert!